Überblick über die THESAURUS-Editionen

Vossius, Gerardus Joannes (1577-1649): De Arte Grammatica Libri Septem. - Amsterdami: Apud Guilielmum Blaeu, 1635. - [26], 313, [43], 403, [75], 248, [36], 274, [30] S. ; 4° - Satzspiegel 17 x 13 cm - Signatur: Sch 102/131

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Inhalt

Alphabetisches Register


Einführung:

Die lateinische Schulgrammatik, die Vossius (Porträt) 1626 im Auftrag der holländischen Generalstaaten veröffentlichte, konnte naturgemäß weder sein immenses philologisches Detailwissen noch seine Stellungnahmen zu Streitfragen der lateinischen Sprachwissenschaft aufnehmen. Als gründlicher Polyhistor hatte er seit seiner Jugend eine Fülle von Beobachtungen zur Sprachnorm der antiken Latinität notiert, sich mit den alten Grammatikern und den neueren Philologen auseinandergesetzt, die Textüberlieferung emendiert, Mißverständnisse ausgeräumt und Annahmen widerlegt. Auf Verlangen von Schulrektoren, Universitätslehrern und für das Erziehungswesen zuständigen Beamten ordnete und ergänzte er diese Notizen, so daß ein umfangreiches Werk systematischen Gepräges entstand: "De Arte Grammatica Libri Septem" (1635). Im Vorwort betont er, daß er es vermieden habe, allseits Bekanntes zu wiederholen; vielmehr habe er Neues sagen oder auch auf zu wenig beachtete Erkenntnisse früherer Autoren hinweisen wollen. Somit handelt es sich bei dem vorliegenden Werk weniger um eine gleichmäßige und lückenlose Darstellung als um eine Mischform, die zwischen dem systematischen Handbuch und der Sammlung einzelner Beobachtungen (observationes variae) steht.

Eine ähnliche Verteilung seines wissenschaftlichen Materials auf mehrere Publikationen hatte Vossius bereits im Falle der Rhetorik praktiziert. Daß er nun aber auch zu grammatischen Fragen ein dickes Buch publizierte, schien ihm einer Apologie zu bedürfen. In seinem Vorwort begegnet er gleich mehrfach dem Verdacht des Pedantismus, der offenbar in der Luft lag. So betont er, sich der Kürze befleißigt zu haben - bei einem Buch von ca. 1500 Quartseiten Umfang läßt das auf eine große Material- und Gedankenfülle schließen. Außerdem wiederholt er den humanistischen Leitsatz, daß ohne eine genaue Kenntnis der Grammatik, der freilich nur propädeutische Funktion zukomme, die Disziplinen, die zur Erkenntnis und Klugheit führen, nicht gründlich betrieben werden könnten: "Quamobrem, qui sapientiae & literarum divortium faciunt, nunquam ad solidam sapientiam pertingent. Qui verò alios etiam à literarum linguarúmque studio absterrent, non antiquae sapientiae, sed novae stultitiae, doctores sunt habendi." (Praefatio 4. Seite: Daher werden diejenigen, die Weisheit und Sprachkompetenz voneinander scheiden, niemals zu fest begründeter Weisheit gelangen. Wer aber andere sogar vom Studium der Sprachen und der schriftlichen Überlieferung abschreckt, kann nicht als Lehrer althergebrachter Weisheit, sondern muß als Lehrer neuartiger Dummheit gelten.)

Den Mangel an kritischen Bearbeitungen der grammatischen Materie erklärt Vossius damit, daß die großen Gelehrten des Humanismus es zumeist verschmäht hätten, derart elementare, handwerkliche Fragen umfassend zu behandeln. Eine Ausnahme stelle Julius Caesar Scaliger (1484-1558) dar, dessen Werk "De causis linguae latinae libri tredecim" (1540 u.ö.) die Grammatik sogar philosophisch behandle, sich allerdings auf das Einzelwort beschränke und anderen noch viel zu tun übrig lasse. - Den biographischen Hintergrund seiner verstärkten Hinwendung zur Philologie deutet Vossius nur vorsichtig an, wenn er erklärt, daß er die "studia meliora" der Philosophie und Theologie nicht ohne Bedauern zeitweilig zugunsten der Grammatik zurückgestellt habe. Tatsächlich war ihm die Publikation theologischer Werke untersagt worden, nachdem 1619 auf der Synode zu Dordrecht der strenge Calvinismus des Theologen Gomarus über die konziliantere Richtung des Arminius gesiegt hatte. Zu letzterer wurde Vossius gerechnet, da er sich theologischer Polemik zu enthalten pflegte und mit Hugo Grotius, dem von 1618 bis 1621 eingekerkerten politischen Exponenten der Arminianer, befreundet war. (Dieser steuerte zu "De arte grammatica" ein Glückwunschgedicht bei.)

Die Gliederung des umfangreichen Werks "De arte grammatica" entspricht weithin der heute noch üblichen Einteilung lateinischer Grammatiken. Der erste Teil handelt nach einer einführenden Bestimmung der "ars grammatica" von den einzelnen Buchstaben und Lauten (Liber I), dann von den Silben und der Prosodie (Liber II, darin S. 310-312 über prosodische Fehler neulateinischer Dichter!). Die folgenden vier Bücher sind der Morphologie, also Flexion und Wortbildung, gewidmet. Nach der Unterscheidung der acht Wortarten wird das Nomen im allgemeinen abgehandelt: Einzahl und Mehrzahl, grammatisches Geschlecht, Substantiv und Adjektiv (Liber III). Im nächsten Buch wird die Formenlehre der fünf Deklinationen, nach Fällen (Genetiv, Dativ, Akkusativ, Ablativ) geordnet, erörtert. Die Abwandlung nach dem Geschlecht (motio), die Steigerung (comparatio), die Ableitung (derivatio) vom Nomen (denominativa) und Verb (verbalia) sind weitere Themen von Liber IV. Liber V stellt das Verb dar, seine vier Genera (activum [= transitiv], neutrum [= intransitiv], passivum, deponens ), seine drei Modi (indicativus, imperativus, subjunctivus), auch Infinitiv, Gerundium, Gerundivum und Supinum, die Formenlehre der vier Konjugationsklassen und die Wortbildung (compositio verborum, auch "figura" genannt). Danach werden die übrigen sechs Wortarten in der Reihenfolge "pronomen, participium, adverbium, praepositio, conjunctio, interjectio" behandelt (Liber VI). Der dritte und letzte Teil (Liber VII) enthält die Syntax (constructio, syntaxis). Die Darstellung ist nach den Wortarten (in der schon im zweiten Teil beobachteten Reihenfolge) geordnet. Den meisten Raum nehmen die Themen Kongruenz (convenientia) und Rektion (regimen, behandelt in der Reihenfolge Genetiv, Dativ, Akkusativ, Ablativ) ein. Ein Vergleich der lateinischen mit der griechischen Syntax und die Erörterung von Gräzismen (hellenismi) in der Sprache der Römer sind eingeschoben.

Vossius nimmt neben dem Griechischen auch das Hebräische, gelegentlich das Arabische und andere Sprachen in den Blick. Die Fülle an Einzelbeobachtungen und Argumenten trägt er mit Rücksicht auf den lernenden Leser knapp und sachlich vor, wobei er jedoch unterhaltsame Elemente einstreut: Variation des Ausdrucks, bildkräftige Sprache, Bezugnahme auf allgemeine Vorurteile, aber auch auf den gesunden Menschenverstand, Aufbau von Spannung; durch solche Mittel wird der Leser in den Gang der Erörterung einbezogen und immer wieder angenehm überrascht. Wohlbedacht ist auch die Dokumentation der Darstellung: Jede Aussage ist mit dem Nachweis der benutzten Quellen versehen. Drei umfangreiche Sachregister erschließen die drei Teile des Werks im Detail. Addenda und Corrigenda zeugen von dem unablässigen Bemühen des Verfassers - nicht um eine abschließende Perfektion, denn er sieht sein Werk nur als Etappe auf dem langen Weg der Grammatik als Wissenschaft, vielmehr um die Schaffung einer brauchbaren Basis für künftige Forschungen. Er selbst ließ 10 Jahre später ein Werk folgen, das eigens den Abweichungen von der in "De arte grammatica" dargestellten Sprachnorm gewidmet ist: De vitiis sermonis, et glossematis Latino-Barbaris,libri quatuor. Amstelodami : apud Ludovicum Elzevirium, 1645. 824 S., [41] Bl. 4°. Aus seinem Nachlaß wurde eine zweite, vermehrte Ausgabe der Ars grammatica herausgegeben: Aristarchus, sive de arte grammatica libri septem : Quibus censura in Grammaticos præcipuè veteres exercetur, caussæ Linguæ Latinæ eruuntur, Scriptores Romani illustrantur, vel emendantur. Ed. 2., pluribus locis aucta. Amsterdam : Blaeu, 1662. [12] Bl., 878, 630 S., ferner noch ein gewichtiges Werk zur lateinischen Sprachwissenschaft: Etymologicon linguæ Latinæ : Præfigitur De literarum permutatione tractatus. Amstelodami, Apud Ludovicum & Danielem Elzevirios, 1662. [34] Bl., 606 S. 4°.


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[Praeliminaria]; Liber I, qui universe de artis huius natura, & particulatim de literis tractat, cap. 1-7 (= bis S. 30)

Liber I, cap. 8-25 (S. 31-95)
Liber I, cap. 26-44 (S. 96-156)

Liber II, qui est de syllabis, cap. 1-16 (S. 157-215)
Liber II, cap. 17-33 (S. 216-286)
Liber II, cap. 34-41; Addenda; Index; Corrigenda (S. 287-[356])

Liber III (= De vocum analogia et anomalia liber I), qui universè de vocibus,
particulatim autem de nominum divisione, genere, numero, et casu, tractat, cap. 1-14
(S. 1-58)
Liber III, cap. 15-31 (S. 59-121)
Liber III, cap. 32-40 (S. 122-183)
Liber III, cap. 41-48 (S. 183-240)

Liber IV (= De vocum analogia et anomalia liber II),
qui est de nominum declinatione in casus, numeros, genera, gradus, derivata, et composita, cap. 1-16
(= S. 241-328)
Liber IV, cap. 17-32 (S. 329-403)
Addenda; Index; Corrigenda (S. [404-478])

Liber V (= De vocum analogia et anomalia liber III), [qui est de verbis,] cap. 1-19 (S. 1-77)
Liber V, cap. 20-47 (S. 78-160)

Liber VI (= De vocum analogia et anomalia liber IV), qui est de sex reliquis vocum classibus, cap. 1-28 (S. 161-248)
Addenda; Index; Corrigenda (S. [249-284])

Liber VII: De constructione liber, cap. 1-19 (S. 1-79)
Liber VII, cap. 20-42 (S. 80-152)
Liber VII, cap. 43-60 (S. 153-230)
Liber VII, cap. 61-69; Addenda; Index; Corrigenda (S. 231-[304])


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Praeliminaria    ######### #########    LIB. I.  ######### #########    LIB. II.  ######### #########    LIB. III.  ######### #########

LIB. IV.  ######### #########    LIB. V.  ######### #########    LIB. VI.  ######### #########    LIB. VII.  ######### #########

Caveat lector: Einen zitierfähigen Text bietet nur das Abbild des Originaldruckes.


Gesamtindex (Kumulation der vier von Vossius gebotenen Indizes):  ######### #########



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