Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen in Deutschland und England engagieren sich in vielfältiger Art und Weise für Literatur. Betriebe beziehungsweise Unternehmer setzen Literaturförderung vor allem mit ihren Kommunikationsbestrebungen in Beziehung. Als Voraussetzung für Erfolg bei der Förderung sollten von Unternehmensseite sowohl betriebswirtschaftliche als auch literarisch-künstlerische Gesichtspunkte bedacht werden. Sie aus Sicht der Unternehmen zu durchforschen, um für zukünftige Vorhaben eine Grundlage zu erarbeiten, war Ziel dieser Untersuchung.
Im einzelnen wird vorgeschlagen: Der Betrieb klärt den für ein Engagement maßgeblichen Beweggrund, der stets zwischen den beiden Denkhaltungen des Mäzenatentums und des Sponsorings liegen wird (Hauptkapitel 2). Darauf aufbauend muß unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Mittel die Gestaltungsform des Vorhabens eingegrenzt werden. Die Bandbreite der Möglichkeiten umfaßt Förderungen der Literaturproduzierenden und der Literaturproduktion (Hauptkapitel 3).
Nach dem Abschluß dieser Vorüberlegungen kann mit der Umsetzung des Literaturengagements im Betrieb begonnen werden. Dabei sollten Förderungen zunächst betriebsintern bei den Mitarbeitern beginnen, denn Literatur als eine Form der Kunst entwickelt auf unterschiedliche Weise die Persönlichkeit der Mitarbeiter und verbessert ihre Lebensqualität (Hauptkapitel 4). Hat Literatur im eigenen Hause Wurzeln geschlagen, ist es für ein Unternehmen glaubwürdig möglich, Literaturengagement im Zusammenhang mit dem Absatz des betrieblichen Leistungsprogrammes nach außen zu tragen, indem es Literaturförderung in die auf Marketing beruhenden Kommunikationsinstrumente einbaut (Hauptkapitel 5). In einem weiteren Schritt ist das Engagement auch auf gesellschaftspolitische Ziele des Betriebes ausrichtbar (Hauptkapitel 6). Abgeschlossen werden sollte jedes Engagement durch eine Kontrolle (Hauptkapitel 7).
Diese Entwicklungsschritte machen deutlich: Literaturengagement bedarf der Beständigkeit, der Langfristigkeit. Es muß nach den betriebswirtschaftlichen Interessen von Unternehmen aktiv gestaltet werden, will der einzelne Betrieb gegenüber den Mitarbeitern, den Kunden und der Gesellschaft insgesamt als glaubhaft erscheinen. Das verlangt von Unternehmen, die Gründe für ihre Fördermaßnahmen und die damit verfolgten Ziele eindeutig und verständlich darzustellen.
Den Akteuren des Literaturbetriebes ermöglicht ein Verständnis für betriebliche Literaturförderung, Unsicherheiten bei einer Zusammenarbeit mit Unternehmen zu überwinden. Sie können dann ein Literaturengagement wirksam und partnerschaftlich mitgestalten und sich emanzipiert den wirtschaftlichen Gegebenheiten des zeitgenössischen gesellschaftlichen Zusammenlebens in vollem Umfang stellen. Eine Durchleuchtung unternehmerischen Literaturengagements aus Sicht des Literaturbetriebes muß allerdings zukünftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben.
Für den Rezipienten von Literatur wirkt sich positiv aus, daß Berührungsängste zwischen Literaturbetrieb und Unternehmen geringer und ihre Gespräche miteinander sachlicher werden. Diese Entwicklung wird verstärkt durch die überwiegend günstigen Erfahrungen bei der Zusammenarbeit zwischen den Partnern Literaturbetrieb und Unternehmen. Das unterstreichen die Beispiele in dieser Untersuchung von durchgeführtem betrieblichen Literaturengagement. Dem Leser kommt die auf eine breitere Basis gestellte Literaturproduktion zugute. Für eine ökonomische Betrachtung der Konsumenteninteressen an unternehmerischem Literaturengagement muß jedoch ebenfalls auf zukünftige Untersuchungen verwiesen werden.
Vertretern der Öffentlichen Hand zeigen die Überlegungen, daß die Möglichkeiten des Unternehmensengagements für Literatur oft überschätzt und sogar mit dem Luftschloß einer ausschließlich privat geförderten Literatur verbunden werden. Tatsächlich wird sich aber betriebliches Literaturengagement nur ergänzend auswirken können und keine Entlassung des Staates aus seiner Verantwortung für Literatur zur Folge haben. Der Staat trägt die Verantwortung für die Rahmenbedingungen. Für Überlegungen bezüglich einer wirtschaftlichen Optimierung von staatlicher Hilfe für Literatur unter Einbeziehung betrieblichen Literaturengagements muß erneut auf zukünftige Untersuchungen verwiesen werden.
Im Hinblick auf die Unternehmen, den Literaturbetrieb, die Literaturkonsumenten und den Staat ist allen Überlegungen gemeinsam, daß die sich ständig verändernde Gesellschaft sowie die sich wandelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen endgültige Aussagen für die Zukunft über Stellenwert und Bedeutung von Literaturengagement durch Unternehmen ausschließen. Die hier vorgelegten Gedankengänge sind vielmehr davon geprägt, das ständige Ringen um eine zeitgemäße Formung von betrieblichem Literaturengagement aufzuzeigen. Das gilt auch im Hinblick darauf, daß jede Gesellschaft, auch die deutsche und englische, eine Wesenseinheit bildet. Daher sind landesspezifische Entwicklungen auf andere Länder nur bedingt übertragbar, wenngleich die Arbeit zeigt, daß ein internationales Zusammenwirken befruchtend sein kann und soll.
Zur Erleichterung dieses Ringens um betriebliches Literaturengagement wird die Gründung eines von Unternehmen zu initiierenden Fachgesprächskreises vorgeschlagen, dem überdies beteiligungswillige Vertreter der Autoren, des Leserpublikums und der Gebietskörperschaften angehören. Durch das Zusammenwirken der verschiedenen Interessengruppen wird dieser Gesprächskreis eine Wissensbasis entwickeln können über Literaturvorhaben, die förderwilligen Betrieben bereits im Vorfeld eines Engagements eine breite Entscheidungsplattform anbietet. Um eine sinnvolle Arbeitsgröße zu erreichen, erscheint für einen solchen Gesprächskreis die nationale Ordnung aufgrund des eng umgrenzten Sachgebietes geboten: Er sollte einerseits von einer einheitlichen kulturellen Umgebung gekennzeichnet sein, andererseits als eine unabhängige Vermittlungseinrichtung wirken, die Unternehmen Informationen über Literaturförderung bereitstellt sowie Erfahrungsaustausch ermöglicht und damit eine Grundlage für ein verstärktes Literaturengagement durch Unternehmen schafft.
Hauptaufgabe dieser Vermittlungseinrichtung ist es, für ein Engagement diejenigen Unternehmen zu gewinnen, die bisher kaum Erfahrungen als Literaturförderer sammeln konnten. Damit diese Projekte auf eine fruchtbare und langfristige Basis gestellt werden, sollten interessierte Unternehmen schrittweise an das Denken und die Arbeitsweise der Schriftsteller herangeführt werden. Den bereits engagierten Unternehmen wird die Einrichtung Hinweise für Kontaktaufnahmen mit Autoren geben können. Sie sollte für Zuwendungen durch Unternehmen aufgeschlossene Autoren finden. Andererseits könnten auf diese Weise förderwillige Unternehmen vor einer Vielzahl von Hilfsgesuchen bewahrt werden. Eine weitere Aufgabe bestünde darin, Autoren, Schriftstellergruppen und literarische Einrichtungen über Möglichkeiten der Förderung durch Unternehmen zu beraten. Dazu zählte auch die Hilfestellung beim Entwurf literarischer Vorhaben, die das Interesse von Betrieben finden sollen. Weiter sollte die Vermittlungseinrichtung Grundregeln eines Ehrenkodexes für fördernde Unternehmen, für Berater im Zusammenhang mit Literaturengagements und für die an Zusammenarbeit mit Betrieben interessierten Autoren aufstellen. Im Anschluß an durchgeführte Förderungen ist deren Dokumentation wichtig, etwa durch die Herausgabe von Jahrbüchern der Vermittlungseinrichtung, welche die Unternehmensengagements für Literatur aufzeigen und auch die damit verbundenen Unternehmerpersönlichkeiten sowie Institutionen aus dem Literaturbetrieb und mit Literaturengagement verbundene Autoren würdigen.
Durch die Arbeit einer solchen Einrichtung, vor allem aber mittels eines durchdachten und mutigen Engagements der Unternehmen, könnte unternehmerisches Literaturengagement zunehmend als Teil einer Betriebswirtschaft Verbreitung finden.