Überblick über die THESAURUS-Editionen

Clüver, Johannes: Historiarum Totius Mundi Epitome: A prima rerum Origine usque ad annum Christi MDCXXX, ... ; Accessit per ipsum Authorem continuatio Historiae ad annum MDCXXXIII ; nunc aucta usque ad conclusionem pacis inter Anglos & Batavos initae, anno MDCLXVII. - Editio septima multo correctior & emendatior, cum uberrimo indice. - Amsterdam: Ravesteyn, 1668. [4] Bl., 900 S., [16] Bl. 4° WLB Sign. Allg. G. qt89


Inhalt

Einführung:

Johann Clüver wurde am 16.2.1593 als Sohn eines Handwerkers in Krempe (unweit Glückstadt, Unterelbe) geboren. Von seiner Mutter im Lesen und Schreiben unterrichtet und von dem Lateinschulrektor seines Heimatorts als hochbegabt erkannt und gefördert, konnte er von 1607 bis 1610 die Hamburger Gelehrtenschule und ab 1611 die Universität Rostock besuchen. Hier erwarb er, nachdem er auf einer mehrmonatigen peregrinatio academica protestantische und katholische Universitäten Deutschlands kennengelernt hatte, im Oktober 1613 den philosophischen Magistergrad.

Seine Laufbahn als Theologe begann er 1614 als Diakon (Prediger) in Meldorf in Dithmarschen. Im selben Jahr heiratete er eine Pfarrerstochter. Seine erste Pfarrstelle erhielt er 1621 in Marne (Dithmarschen). Von dort berief ihn Ende 1623 sein Landesherr, der dänische König Christian IV., als Professor an die neu gegründete Ritterakademie in Sorø auf Seeland. Den theologischen Doktorgrad erwarb Clüver 1623 in Rostock und 1626 noch einmal in Kopenhagen. Von Sorø kehrte er 1630 nach Meldorf zurück, um dort das Amt des Superintendenten zu übernehmen. Der Ärger in diesem Amt, die schwere Krankheit seiner Frau (gest. 1632), mit der er 9 Kinder hatte, und die angestrengte gelehrte Arbeit untergruben seine Gesundheit. Er starb am 25.12.1633.

Im Vorwort seines Auszugs der Weltgeschichte betont Clüver, daß er, entgegen der üblich gewordenen parteiischen Verzerrung, nur der Wahrheit, nämlich der frühesten und glaubwürdigsten Überlieferung, folge. Offenbar wollte er für die protestantische Welt ein Gegenstück zu dem stilistisch hervorragenden universalgeschichtlichen Abriß des Jesuiten Orazio Torsellino schaffen, der, zuerst 1597 in Rom erschienen, seit 1599 allein in Deutschland (Mainz, Köln) mindestens 10 Auflagen erlebte, später von anderen fortgeführt und auch ins Italienische und Französische übersetzt wurde.

Clüver spricht in seinem Vorwort nicht von seinem eigenen stilistischen Anspruch, doch ist die Sorgfalt seiner an den römischen Geschichtsschreibern geschulten Formulierung unverkennbar. Freilich ist erals Epitomator, Verfertiger eines Auszugs aus vorliegenden Geschichtswerken - mehr als 600 Autoren will er benutzt haben -, in Darstellungsweise und Stil von diesen abhängig und zudem zur Kürze verpflichtet, nicht anders übrigens als sein Rivale Tursellinus. Clüver betont sein Bemühen um eine konsistente Chronologie, eine einleuchtende Periodisierung und eine große Nähe zu den jeweils besten Quellen. Daß er dabei den Angaben der Heiligen Schrift - bis hin zur Apokalypse Johannis - höchste Geltung einräumt, kennzeichnet seine wissenschaftsgeschichtliche Position - etwa auf halbem Weg zwischen den unkritisch kompilierten Weltchroniken des frühen Humanismus und dem überlieferungskritischen Räsonnement eines Voltaire. Der historischen Chronologie und der Apokalypse hatte Clüver zuvor schon eingehende Studien gewidmet.

Seine Weltgeschichte beginnt mit dem biblischen Schöpfungsbericht und folgt dem Alten Testament weiter mit der Geschichte der Patriarchen und der Könige Israels. Seine Quellen gibt Clüver jeweils in Marginalien oder auch im fortlaufenden Text genau an. Es folgt die profane Geschichte des Altertums. In der Mitte des Werks wird mit Justinian das Ende dieser Epoche erreicht. Das dritte Viertel - wir beziehen uns auf die Erstveröffentlichung - ist dem Zeitraum von etwa 565 bis 1325 gewidmet. Vom Auftreten Luthers und dem Regierungsantritt Kaiser Karls V. an verbreitert sich die Darstellung merklich. In den späteren Ausgaben stellt eine Reihe von Supplementen, deren erstes - fast 40 Seiten für die Jahre 1630 bis 1633 - noch von Clüver selbst stammt, eine relativ ausführliche Zeitgeschichte der Mitte des 17. Jahrhunderts dar. Neben der Geschichte der Staaten und der Religion berücksichtigt Clüver auch knapp die Gelehrtengeschichte.

Die 1631 in Leiden erschienene erste Auflage verkaufte sich schnell. Mindestens ein Dutzend weitere Ausgaben folgten bis 1678 - in Leiden und Amsterdam, Hildesheim und Breslau. D.G. Morhof (Polyhistor, 1688-1692 u.ö.) gab Clüvers Werk den Vorzug vor allen anderen Werken dieser Art. Ähnlich urteilte Johann Moller (Cimbria litterata, 1744).



Frontispiz   Titel   Conspectus operis

Maschinenlesbarer Text:    Praeliminaria; p. 1 - 342         p. 343 - 710          p. 711 - 900     

Caveat lector: Einen zitierfähigen Text bietet nur das Abbild des Originaldruckes.

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