Die bisherigen Überlegungen zeigen, daß unternehmerisches Literaturengagement auf unterschiedlichen Motivationen beruht, für deren Umsetzung den Betrieben eine große Zahl von Gestaltungsformen zur Verfügung steht. In diesem Hauptkapitel werden die Möglichkeiten des betrieblichen Literaturengagements in bezug auf die Belegschaft und deren Umfeld erörtert. Nach einer Untersuchung der allgemeinen Voraussetzungen innerbetrieblichen Literaturengagements in Deutschland und England stehen in den folgenden Abschnitten die Wirkung von Literatur auf die Persönlichkeitsbildung der Mitarbeiter sowie ihre Wirkung auf die soziale Harmonie im Betrieb und im mitarbeiterbezogenen Umfeld im Vordergrund.
Betriebswirtschaftliche Untersuchungen berücksichtigen unternehmensinternes Engagement für Kulturförderung vorwiegend mit Blick auf Motive, die unternehmensexterne Ziele in den Vordergrund stellen. (1) Zu beantworten bleibt die Frage, ob sich Literaturförderung im Hinblick auf die Mitarbeiter als eigenständige betriebswirtschaftliche Aufgabe eines Unternehmens (2) überhaupt rechtfertigen läßt.
Voraussetzung für eine positive Einstellung zum innerbetrieblichen Literaturengagement ist die Einsicht, daß Literatur als Teil der Kunst dem Menschen die Möglichkeit verschafft, sich nicht an Arbeit, Erfolg und die Welt der Zwecke zu verlieren sowie die Einseitigkeit seines entfremdeten Daseins zu überwinden. In der Diskussion der gesellschaftspolitischen Fragen während der Nachkriegszeit wurde teilweise behauptet, daß eine Scheinaufhebung von Entfremdung diese in der Realität nur verfestige: Die fördernden Unternehmen würden durch ihr Literaturangebot die historisch-kulturell bedingten Zustände der kapitalistischen Gesellschaft sowie ihrer Werte psychologisieren beziehungsweise personalisieren und sie dadurch entpolitisieren. Infolgedessen würden sie als unveränderlich erfahren werden. "Auf diese Weise wird den Unterprivilegierten und Unterdrückten nahegelegt, sich mit ihrer Situation als Schicksal abzufinden." (3) Die für die Literaturförderung zeichnende Unternehmensabteilung "formt somit Bezugssysteme, die wiederum selektiv wirken, wodurch ein 'Teufelskreis' entsteht, der für Systemerhaltung sorgt." (4)
Konsequenterweise müßten die Unternehmen bei den eigenen Mitarbeitern weiterhin ein Lesebedürfnis erzeugen, das sie mit einem durch Literatur vermittelten Wunschweltbild scheinbefriedigen und wachhalten könnten, um so die Mitarbeiter im Sinne der ökonomischen Betriebsinteressen zu beeinflussen. In diesem Sinne wäre Literaturengagement nichts anderes als gezielte Manipulation von Arbeitskräften, um sie auch in Zukunft zu willenlosen Rädern im betrieblichen Leistungsprozeß zu degradieren. Um das zu erreichen, würden Unternehmen eine allgemeine und unausweichliche Disposition der Gesellschaft über den einzelnen als keinesfalls weiter erörterbare Tatsache hinstellen. (5)
Gleichzeitig stammt aus dieser Denkschule der Vorwurf, Bildungseliten betrachteten Literatur als ein exklusives und autoritäres Medium: die bürgerliche Hochschätzung bewahre dem Buch künstlich einen monologischen Charakter, der nur den einzelnen Menschen anspreche und ihn in seiner Umwelt isoliere. Hieraus folge eine besonders hohe Bewertung von Literatur durch diejenigen Sozialschichten, die zur Selbständigkeit ermuntern. (6) Das weise auf schichtenspezifische Sozialisationsmuster und -ziele hin, die deutlich machten, warum welche Medien in welchen sozialen Gruppen besondere Chancen hätten.
Beide bis heute in der Arena der gesellschaftlichen Diskussion aufgegriffenen Vorwürfe sind von Unternehmen ernst zu nehmen, wenngleich in solche Behauptungen voreingenommene Bewertungen von Literatur und ihrer Förderung eingehen, die im geschichtlichen Kontext zu betrachten sind. Es kann heute keineswegs im Interesse eines Unternehmens liegen, unmündige Mitarbeiter zu beschäftigen. Das zeigen die folgenden Überlegungen dieses vierten Hauptkapitels. Erkennen Betriebe in steigendem Maße den Wert allgemeiner oder höherer Bildung an, so wächst für den Mitarbeiter als Individuum die Möglichkeit, Literatur als Teil eines Bildungsprozesses zu verwenden. (7) Innerbetriebliches Literaturengagement ist folglich für Betriebsangehörige auf die Möglichkeit zu zentrieren, Literatur persönlichkeitsbildend zu benutzen: außer den Motivierten auch den Nichtmotivierten, die in Wirklichkeit ja nur für etwas anderes und nicht an Bildungsliteratur interessiert sind, eine Lektüre anzubieten, die ihnen gemäß ist und ihre Bedürfnisse artikuliert. Motivierte und zunächst Nichtmotivierte könnten Kritikfähigkeit sowie einen Umgang mit Literatur lernen, der Genuß bietet, diesen jedoch durch prüfende Beurteilung ergänzt.(8)
Vor einer Präzisierung der Überlegungen hinsichtlich eines solchen innerbetrieblichen Literaturengagements ist zu überprüfen, ob dafür in Deutschland und England unterschiedliche Voraussetzungen vorliegen.
Im länderübergreifenden Vergleich des innerbetrieblichen Literaturengagements in Deutschland und England fällt als charakteristisch auf: "Outside ... Germany it is still comparatively rare for employees to be the primary target audience for a (Förder-) project." (9) Diese Aussage ist zweifellos zu pauschal und trifft beispielsweise für das unten erörterte Secondment (10) keineswegs zu. Trotzdem kommen Mitarbeiter deutscher Unternehmen im allgemeinen häufiger in den Genuß innerbetrieblicher Literaturförderung. Als Erklärung für die Zurückhaltung englischer Unternehmen können vor allem betriebswirtschaftliche, semantisch-kulturelle und landespolitische Gründe vermutet werden.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wichtig erscheint hier die Tatsache, daß Großunternehmen in beiden Ländern zumeist in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt werden. Das hat Auswirkungen auf die Unternehmenspublizität. Das englische Aktienrecht fordert die vierteljährliche Offenlegung des Unternehmensgewinnes, das deutsche dagegen nur die jährliche. In England ist folglich das Streben nach ständigem und daher kurzfristigem Gewinn ausgeprägt. (11) Erschwerend kommt in Großbritannien für die Unternehmen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft die Gefahr feindlicher Übernahmen (12) hinzu. Ihnen begegnet das Unternehmen am einfachsten durch Hinarbeiten auf hohe Kurse der eigenen Aktien. Kurssteigerungen werden durch eine lukrative Dividende aufgrund großer Unternehmensgewinne erzielt. (13) Auch das führt bei Entscheidungsabwägungen zu einem kurzfristigen Denken. Literaturengagement für Mitarbeiter ist dagegen eine langfristige und in ihren Wirkungen schwer abzuschätzende Maßnahme. Deshalb kommt die innerbetriebliche Literaturförderung in England zu kurz. In Deutschland haben die Banken "quite considerable potential influence on the business world as a result of their participations, supervisory board functions, and proxy voting rights". (14) Banken und Versicherungen als Aktionäre von Unternehmen ziehen langfristiges Wohlergehen der Betriebe kurzfristigen Gewinnen vor, unter anderem deshalb, weil diese Unternehmen häufig gleichzeitig ihre Kunden sind. (15) Somit erscheint langfristig wirkendes innerbetriebliches Literaturengagement in Deutschland leichter durchsetzbar.
Aus semantisch-kultureller Betrachtungsweise erschweren das bereits festgestellte Fehlen eines Wortes für Mäzenatentum im Englischen sowie der in der gesellschaftlichen Diskussion negativ besetzte Terminus patronage die Begründung von Ausgaben für innerbetriebliches Literaturengagement in englischen Unternehmen. (16) Das gilt insbesondere, weil viele Vorhaben des innerbetrieblichen Literaturengagements eher dem Mäzenatentum als dem Sponsoring zuzuordnen sind. (17)
Aus landespolitischer Perspektive ist ein unterschiedliches Verständnis der Gewerkschaften von ihrer Arbeit zu nennen. Englische Arbeitnehmer sind berufsbezogen organisiert. Ein britischer Betrieb sieht sich daher trotz klarer Branchenzugehörigkeit gezwungen, mit verschiedenen Einzelgewerkschaften Tarifverträge für seine Mitarbeiter auszuhandeln. (18) Diese Einzelgewerkschaften stehen wiederum untereinander im Wettbewerb. Deshalb streben englische Gewerkschaften hauptsächlich die eindimensionale Vergleichbarkeit bei Tarifabschlüssen in Form hoher Lohnzuwächse an.(19)
In Deutschland garantiert die Zugehörigkeit des Betriebes zu einer Branche, daß deren Gewerkschaft einziger Tarifpartner für alle Betriebsangehörigen ist, unabhängig davon, welchen Beruf sie im Betrieb ausüben. Die verhandelnde Gewerkschaft kann sich eher dem langfristigen Wohlergehen ihrer Mitglieder widmen, weil die ausgehandelten Tarifverträge sich am zukunftsbezogenen Wirtschaften des Betriebes orientieren, was diesem auch Planungsspielraum für Sozialleistungen ermöglicht. Außerdem kann in den Tarifforderungen über eindimensionale monetäre Ziele hinaus der Wunsch nach kulturellen Aktivitäten für die Mitarbeiter formuliert werden.
Die enge Verflechtung der britischen Gewerkschaften mit der Labour Party führt leicht zu einer Politisierung von Tarifverhandlungen und zu einer gesellschaftlichen Polarisierung zwischen den beiden größten Parteien des Landes. (20) In Deutschland findet gewerkschaftliche Arbeit in stärkerem Maße als in England überparteilich statt. In diesem Rahmen ist es einfacher, Literatur als ein sozial anerkanntes Gut innerbetrieblich zu fördern.
Wenngleich in Einzelfällen auch englische Betriebe trotz der genannten Hürden Literaturengagement für Mitarbeiter betreiben, haben sie oft Schwierigkeiten mit dessen Begründung, wie die beiden folgenden Beispiele zeigen. Bei der Firma Johnson Wax setzt der "UK Director of Trade and Public Affairs" das Ziel, die gesellschaftliche Umgebung des Unternehmens zu fördern. An erster Stelle der 'gesellschaftlichen Umgebung' werden die Mitarbeiter genannt. (21) Für die Begründung der Förderungsphilosophie ordnet das Unternehmen die Mitarbeiter also zunächst der gesellschaftlichen Umgebung zu und leitet erst auf diesem Umweg eine betriebsinterne Förderung ein. - Für die National Westminster Bank ist die Möglichkeit zur Einbeziehung von Mitarbeitern in Fördervorhaben zwar ein ausdrücklich gefordertes Entscheidungskriterium. (22) Der Merkmalkatalog enthält jedoch vor allem absatzwirtschaftliche Ziele, und seine konsequente Anwendung erschwert eine auf die Mitarbeiter ausgerichtete Literaturförderung.
Deutsche Unternehmen können deswegen im Wettbewerb mit englischen Betrieben durch beharrliche Umsetzung ihres Erfahrungsschatzes hinsichtlich innerbetrieblicher Literaturförderung Vorteile verbuchen: Dies betrifft vor allem Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen in England, die durch ihren mitgebrachten Erfahrungsvorsprung betriebliche Vorteile erzielen können.
Komplexe Arbeitsprozesse und weltweite Absatzgebiete führen bei Unternehmen zu einem wachsenden Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeitern. Gleichzeitig sind diese wegen gestiegener Mobilität vom Betrieb schwerer zu halten. Hinzu kommt in Zeiten konjunkturell bedingten Aufschwungs ein Wettbewerb um Hochschulabsolventen. (23) Die Entscheidung eines Menschen, in einem Unternehmen zu arbeiten, wird von vielschichtigen Einflüssen bestimmt. Sie hängt davon ab, wie ein Kandidat die von dem Betrieb gebotenen Anreize bewertet. Je günstiger die Lage sich für ihn darstellt, desto größer wird seine Bereitschaft sein, den Arbeitsplatz zu übernehmen.(24) Literaturengagement trägt diesem Bestreben der Unternehmen Rechnung.(25)
Um Mitarbeiter mittels Literaturengagement an ein Unternehmen zu binden und geeignete neue Kräfte anzuwerben, sollten Betriebe vor allem drei Gesichtspunkte berücksichtigen.
Erstens muß die Literaturförderung kontinuierlich über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Eine solche Strategie sowie die Art und Weise ihrer Durchführung schaffen dem Unternehmen einen Ruf, der sich bei literaturinteressierten Arbeitnehmern auch außerhalb des Unternehmens verbreitet. (26) Dadurch erwachsen dem Unternehmen möglicherweise Bewerber um Arbeitsplätze, weil es durch sein Engagement den Arbeitssuchenden auffiel und sie in diesem Unternehmen als Literaturinteressierte sich eine höhere Lebensqualität erhoffen. Manchen im Unternehmen Tätigen vermag bereits die Tatsache zu befriedigen, an Literaturförderung teilhaben zu können, auch wenn sie sich nie oder nur selten mit Wortkunst beschäftigen. (27) Diese von Mitarbeitern als Nutzen empfundene Möglichkeit kann der Bindung an das Unternehmen zugutekommen. (28)
Zweitens sollten Unternehmen an denjenigen Schulen und Hochschulen, die als Reservoir für zukünftige Mitarbeiter angesehen werden, schwerpunktmäßig Literaturengagement betreiben. Sie können dadurch Kontakte zu potentiellen Nachwuchskräften knüpfen. (29) Diese Möglichkeit schöpfte die Lloyd Bank aus. Unter dem Titel Lloyd Bank Theatre Challenge veranstaltete sie einen Wettbewerb. Es bewarben sich Schülergruppen von 375 Schulen, von denen 13 ihre selbst geschriebenen Stücke am 'National Theatre' in London aufführen durften. Über 30 Prozent der Teilnehmer bekamen anschließend eine veränderte, wohlwollende Einstellung gegenüber der engagierten Bank. (30)
Drittens bedeutet das kulturelle Angebot einer Region für Fachkräfte eine höhere Lebensqualität - unter anderem wegen des abnehmenden Grenznutzens (31) hoher Einkommen. (32) Ballungsgebiete weisen gegenüber ländlichen Regionen ein überproportionales kulturelles Angebot auf. Daher sollten außerhalb der urbanen Zentren angesiedelte Unternehmen strukturelle Kulturdefizite auszugleichen versuchen. (33) In kleineren Orten können Unternehmen ihre dominierende wirtschaftliche Stellung auf kulturelles Gebiet übertragen und zu "Lokalfürsten" (34) im positiven Sinne werden. So führt die Firma Würth in Künzelsau im Rahmen ihres Kunst-Programmes in der Würth-Akademie Lesungen durch, zu denen die Mitarbeiter vergünstigte Eintritts-
karten erhalten. Unternehmen, die in diesem Sinne engagiert sind, fällt es leichter, Mitarbeiter zu gewinnen und an den Betrieb zu binden.
Bei der Gewinnung von Fachkräften für Unternehmen sind die Überlegungen im besonderen auf die Einstellung von literaturwissenschaftlich ausgebildeten Akademikern zu lenken. Betriebe in Deutschland beschäftigen seit einiger Zeit tatsächlich auch Literaturwissenschaftler. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften ist in Zeiten konjunkturell bedingten Aufschwungs keine ausreichende Anzahl von qualifizierten Mitarbeitern auf dem Arbeitsmarkt verfügbar; umgekehrt besteht ein ständiger Überhang an ausgebildeten Literaturwissenschaftlern. Das drückt bei einer Anstellung als Führungskraft mit akademischem Niveau und Wirkungsvermögen deren Gehälter und senkt folglich die Personalkosten für das Unternehmen. (35) Andererseits erfordert die heutige Informationsgesellschaft geradezu Literaturwissenschaftler, die durch das Studium in ihrer Ausdrucksfähigkeit für betriebliche Kommunikationsaufgaben besonders prädestiniert sind, auch für die Darstellung von Unternehmen in der Öffentlichkeit.
Ferner verengt die Einstellung von Hochschulabsolventen weniger Fachrichtungen, zum Beispiel von Wirtschaftswissenschaftlern und Ingenieuren, den Blickwinkel von Unternehmen. Literaturwissenschaftler als Querdenker können zur Unternehmenspolitik neue, unkonventionelle Ideen beisteuern, welche die Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen erhöhen. Inwieweit Querdenken von Vorgesetzten und Mitarbeitern tatsächlich und nicht nur als Aushängeschild für ein offenes Unternehmen geschätzt wird, muß sich in der betrieblichen Praxis stets aufs neue erweisen.
Außerdem findet der Aspekt einer Generalausbildung, zu der auch Literatur gehört, in den Personalabteilungen von Unternehmen allmählich Anklang. (36) Tyll Necker fordert den Mitarbeiter mit weitem Horizont: "Der humanistische Geist ist gefragt. Europa verlangt neue Bildungsschwerpunkte. Gefragt ist in Zukunft verstärkt der Mensch mit möglichst breitem Bildungsansatz, der eine flexible Haltung zum beruflichen Einstieg hat. Das Anhäufen von Detailwissen verliert an Bedeutung, da es immer rascher veraltet." (37) Ein so ausgebildeter Mitarbeiter benötigt allerdings eine wesentlich längere Einarbeitungsphase.
Vor allem aber erfordert die zunehmende Globalisierung der Unternehmen sprach- und landeskundliches Wissen zum Aufspüren von Absatzmärkten in aller Welt. Sprach- und Literaturwissenschaftler können ihre Kenntnisse der Länder, mit denen wirtschaftliche Beziehungen bestehen oder angeknüpft werden sollen, in ihren Betrieb einbringen.
In englischen Unternehmen ist es Usus, Literaturwissenschaftler auch für betriebswirtschaftliche Aufgaben einzustellen. Einer solchen Tradition liegt eine andere betriebswirtschaftliche Ausbildung in England zugrunde. Ein geisteswissenschaftliches Studium und anschließende betriebliche Tätigkeiten werden durch eine kaufmännische Ausbildung im Betrieb ergänzt. Diesem üblichen Ausbildungsgang entsprechend stellen Unternehmen Literaturwissenschaftler ein und setzen sich mit deren Denkgewohnheiten auseinander. Andererseits erwägen Literaturwissenschaftler von Beginn des Studiums an, nach dessen Abschluß eine Tätigkeit in kaufmännischen Bereichen bei Unternehmen anzustreben. Dies erhöht die Gesprächsbereitschaft beider Seiten. Das ist in Deutschland aber nicht Tradition.
Sowohl in Deutschland als auch in England werden an Literatur interessierte Laien sowie Literaturwissenschaftler darauf Wert legen, daß ihr Arbeitgeber ihre Interessen unterstützt und fördert. Sie fungieren gleichzeitig als Anwälte von Literaturengagement gegenüber ihren Kollegen. Deshalb ist die Beschäftigung solcher Mitarbeiter durch Unternehmen als Anstoß für Literaturengagement von grundlegender Bedeutung.
Die ständige und fast ausschließliche Beschäftigung eines Arbeitnehmers mit seinen beruflichen Aufgaben kann dazu führen, daß er zum Sklaven seiner eigenen Gedankenwelt wird. Vermag die Beschäftigung mit Literatur ihn aus dieser Lage zu befreien, ihn in seiner Lebensführung zu unterstützen? (38)
Möglicherweise können Unternehmen ihren Mitarbeitern mittels Literaturengagement Lebenshilfe anbieten. Lebenshilfe meint "unmittelbare Lebensorientierung, verbindliche ethische Normen setzend, eindeutige Verhaltenskonzepte vermittelnd. Eine weite Begriffsauffassung meint Vertiefung des Lebensverständnisses und Erweiterung durch Selbst- und Wirklichkeitserfahrung." (39)
Diese Definition von Lebenshilfe ist unmittelbar den Aussagen der klassischen Konzeption von Bildung und Ästhetik zuzuordnen. Die enge Begriffsauffassung geht im übrigen von der Voraussetzung aus, daß der Einfluß bildungswirksamer Literatur bis in alltägliche Verhaltensweisen und ihre Normierungen hineinreicht. Danach läßt sich aus Literatur ableiten, was gut, was schlecht, was gesellschaftlich positiv und negativ ist. Solche Einsichten wären dann unmittelbar in die eigene Lebenspraxis zu übertragen. (40)
Für Unternehmen würden sich aus der Annahme einer solchen Wirkung mögliche Auswahlkriterien für Literatur ergeben. Literatur müßte also ethisch eindeutig sein, Vor- und Warnbilder enthalten und aufzeigen, daß Bewährung und Durchsetzung des Guten bei entsprechender Absicht auch gegen Widerstände möglich ist. Tatsächlich würde aber eine so geartete Förderung der Lebenshilfe auf einer Leerformel beruhen:(41) Es wird für eine Leitbild- und Anpassungspädagogik geworben, die der Bildung, verstanden als Befähigung zu autonomen Entscheidungen, zu Selbständigkeit und Urteilsfähigkeit genau entgegenwirkt. Hier soll der Mitarbeiter keineswegs zur Veränderung befähigt werden, hier werden Tugenden als unpolitische Verhaltensmuster zur Übernahme angepriesen. Ein solches Konzept ist zum Scheitern verurteilt: Gute literarische Figuren erzeugen keineswegs zwangsläufig auch gute Leser. Es wird der Anschein erweckt, als bedürfe es bloß eines Willensaktes, um sich in einer bestimmten Weise zu verhalten. Daraus wird deutlich, daß diese Sicht die tatsächlichen Bedingungen des Verhaltens und die unterschiedlichen Sozialisationsweisen in der Gesellschaft beziehungsweise im Unternehmen außer acht läßt.
Es ist festzuhalten, daß für die Mitarbeiter Lebenshilfe im engen Sinne mittels Literaturförderung durch ihr Unternehmen nicht realisiert werden kann. Dafür müßte der Begriff Lebenshilfe bedeuten, daß Literatur stärker mit dem Leben verbunden ist als es von der klassischen Konzeption von Bildung und Ästhetik her möglich ist. Wird dagegen Lebenshilfe im weiten Sinne des Begriffsinhaltes ausgelöst, wenn ein Betrieb Literatur fördert?
Da Literatur verschiedenartige Wirklichkeiten gestaltet, verlangt sie persönliche Stellungnahme. (42) Als Folge führt das zu der Erkenntnis, daß sie Wege zur Lösung von Problemen zeigt. Im Umgang mit der Literatur erfährt der Mitarbeiter, daß es verschiedene Lebensentwürfe gibt mit jeweils eigenen Problemen, Chancen und Grenzen. Er entdeckt literarische Gestalten, mit denen er sich kritisch auseinandersetzt. (43)
Durch die Untersuchung von seelischen Qualitäten, die sich als Verbindungsprinzipien für die Einheit von Leser und Literatur erweisen, lassen sich verschiedene Entwicklungsformen des Umgangs mit Lektüre, verschiedene Formen des Lesens kennzeichnen. Sie sind in der Lage, die unterschiedlichen Interessen des Lebens mitzuvertreten. (44) Wilhelm und Linde Salber nennen sechs gleichwertige Versionen des Lesens:
- Aufgehen charakterisiert das Gefesseltsein des Lesers. Er möchte ungestört bleiben und wird mitgerissen von der Färbung, dem Sinn, der Bedrücktheit oder Steigerung der Handlung des Lesestoffes.
- Beim Angehen bringt Lesen seelische Prozesse in Gang. Mit Gefühlen der Überraschung, des Bangens oder Hoffens, mit Siegen oder Verlieren verbinden sich Abläufe, zu denen der Leser Stellung nimmt, zustimmt, abwehrt, Befriedigung erlangt oder Versagung ertragen lernt.
- Bei der Durchformung ordnet, organisiert, modifiziert der Leser Leitlinien. Er beginnt anhand solcher Unterscheidungen von Selbst und Welt zu verspüren, was der Durchbruch zur Persönlichkeit bedeutet.
- Das Eröffnen führt zu Entwicklungspositionen durch Loslösen von bestehenden Übereinkünften, durch Probieren und Riskieren.
- Mit Übersteigerung wird Lesen als ein Sich-Berauschen durch Zugehen auf Alles beschrieben.
- Die Ausbauformen des Lesens setzen bei der Lektüre die Ausbildung eines spezifischen Kennens voraus. Der Ausbau wird als Arbeit, Anstrengung, aber auch als Verarbeitung, Lösung, Bewältigung erfahren. (45)
Werden diese Arten des Lesens im Kreis angeordnet, können Beziehungen zwischen ihnen geknüpft werden. Verknüpfungen verstärken über die einzelne Version hinaus den Wunsch zum Weiterlesen. Andererseits stellt sich als Folge der Kreisanordnung die Frage, wie seelisches Geschehen sich in Literatur weiterleben läßt. Dafür sind aktualisierbare Verbindungsprinzipien notwendig. Verschiedene Ausprägungsmöglichkeiten des Vertauschens und Familiär-Werdens halten Entwicklungen beim Umgang mit Literatur zusammen. (46) Der Vertausch zeigt sich dadurch, daß beim Lesen alles aufeinander bezogen werden kann; Seelisches wandelt sich in Welt. Das geht darauf zurück, daß Lesen dem Seelischen anhand bestimmter Anhaltspunkte, die chiffriert sind und dechiffriert werden können, Möglichkeiten des Verwandelns, Kombinierens und Versetzens eröffnet. Das Familiär-Werden ist durch heftige Auseinandersetzungen mit dem Lesen und Besitzen von Büchern gekennzeichnet. Sie erscheinen als selbstgewählte Partner und werden als Kapital empfunden. Im Umgang mit Literatur wird Leben veranschaulicht, auseinandergesetzt und festgehalten. Die Einheit von Vertausch und Familiär-Werden macht verständlich, warum sich der Umgang mit Büchern von dem mit anderen Medien abhebt, nämlich durch die Spielbreite der jederzeit verfügbaren Auswahl, die Aufgreifbarkeit und Parzellierung, die leichte Transportierbarkeit, die Kombinierbarkeit der Inhalte verschiedener Bücher, das Bestimmen des eigenen Lesetempos, die eigenen Formen des Auf- und Umarbeitens, Deutens und Teilens, sowie das Aufgreifen von Lebenswelten und Weltbildern.
Wegen der verschiedenen Versionen des Lesens sowie der beiden Verbindungsprinzipien Vertausch und Familiär-Werden beim Umgang mit Literatur stellt sich die Frage nach seinen Wirkungen beziehungsweise nach Lernprozessen beim Lesen.
Lernen und Wirkungen sind zu verstehen als Eigenschaften, Produktionsprozesse und Umbildungen der umfassenden Wirkungseinheiten (47) seelischen Geschehens. Aus deren Konstruktionsaufgaben und -formen lassen sich Lernen und Wirkungen ableiten: sie sind Hinweise auf Kombinationsmöglichkeiten, Sinnwandlungen, Umstrukturierungen der seelischen Konstruktion. Die Ergebnisse der Konstruktionsprozesse (48) sind, allgemein gesprochen, Grundlagen für Ansätze, (49) an andere Situationen heranzugehen, neue Aufgaben zu bewältigen, Gegebenheiten auseinanderzunehmen und neu zu ordnen. (50) Daraus lassen sich für die betriebliche Praxis als Ziel mitarbeiterbezogener persönlichkeitsbildender Lebenshilfe im einzelnen vor allem das Streben nach drei Arten von Veränderungen durch Umgang mit Wortkunst gleichwertig herausstellen: Kognitive Veränderungen, konkret handlungsbezogene Veränderungen und Verhaltensänderungen. (51)
Kognitive Veränderungen entwickeln den Informationsstand der Betriebsangehörigen weiter und sind mit Möglichkeiten für geistiges und sprachliches Wachstum verbunden: Erstens ist die Fähigkeit zu lernen eng gekoppelt an die Fähigkeit zu lesen. Das trifft für den allgemeinen Motivationsbereich zu wie für die Möglichkeit, im Gegensatz zur unüberschaubaren Umwelt in sich geschlossenen kognitiven Inhalten gegenübergestellt zu werden. Der Leseinhalt verschafft somit den Mitarbeitern die Gelegenheit, betriebliche und private Erfahrungen leichter zu ordnen. Zweitens hat Lesen eine Lehrfunktion im kognitiven wie im nichtkognitiven Bereich, indem es Sozialisierung ergänzt, unabhängig vom Vorhandensein von personalen Lehrern, und damit die Möglichkeit eines selbständigen lebenslangen Lernens in den unterschiedlichsten Bereichen gibt. Drittens zwingt Lektüre zu einem dauernden In-Sich-Hineinhören und leitet erst dadurch auf eine überprüfbare Auseinandersetzung mit dem anderen hin, dem Autor. Dabei kann Gelesenes immer wieder nachgelesen und über das Gelesene in Muße, Stille und Konzentration meditiert werden. Die Beschäftigung mit Literatur führt also zu einem bedeutenden Maß an Innengeleitetheit. (52) Viertens, und das ist unmittelbar mit dem täglichen Arbeitsleben verbunden, erhöht Lesen die Kommunikationsfähigkeit des Lesers, unter anderem durch die Relativierung seiner eigenen Sprache. Es führt damit, und das ist wichtig, auch zu einer Sensibilisierung für andere Sprachmöglichkeiten, fördert das Sprachvermögen und erweitert das verfügbare Vokabular.
Durch die zweite Art von Veränderungen, die konkret handlungsbezogenen, sollen Mitarbeiter als Folge des Lesens zu einem spezifischen Verhalten bewegt werden. So erfordert Lektüre Beharrlichkeit und übt sie gleichzeitig ein. Lesen korreliert also mit innerer Motivation, Leistungsbereitschaft und aktivem Verhalten. Außerdem verbessert Lektüre die Ausdrucksbildung, deren das Seelische bedarf, wenn Lesen wirken und Konsequenzen haben soll. Auch das sogenannte Unbewußte kann nur existieren, wenn es sich in anderem zum Ausdruck bringen kann. Lesen übt durch die Verschiedenheit der in der Lektüre vorgestellten Verhaltensmuster und Orientierungen die Fähigkeit zu Distanz und Relativierung, zu Kritik und Kreativität, zu Offenheit gegenüber Neuem. Als Folge der Beschäftigung mit Literatur eröffnen sich für Leser Möglichkeiten, Konflikte angemessen auszutragen. (53) Der bewußte Umgang mit Literatur festigt Betriebsangehörige in ihrer Persönlichkeit und bringt bei zunehmendem internationalen Wettbewerb deutliche Vorteile für die Marktstellung eines Unternehmens. (54)
Ein Literaturengagement, das kognitive Veränderungen bei den Mitarbeitern unterstützt, führt zum Anstoß von fruchtbaren Konstruktionsprozessen. In welcher Weise jedoch können Unternehmen ihren Beschäftigten im weiten Sinne einer Lebenshilfe zum Lesen anregen?
Als erschwerender Umstand muß bedacht werden, daß literarischer Genuß sich erst bei intensiver Lektüre einstellt. Vorher kann der Leser nicht entscheiden, welche Bereicherung ihm seine Beschäftigung bringen wird. Dies gilt im besonderen für das Lesen qualitativ hochwertiger oder schwieriger und ungewohnter Literatur. Mangel an Voraussicht hinsichtlich eines für die eigene Persönlichkeitsbildung später anfallenden Gewinnes aus solchem Tun hält viele potentielle Leser ab, literarische Kunstwerke für sich auszuwählen: (55) Der tatsächliche Buchleser trifft aus vielen Angeboten seine Wahl für ein bestimmtes Buch, von dem er hofft, daß es seinem Lesebedürfnis entsprechen wird. (56)
Mögliches Wachstum eigener Charakterstärke vermögen diejenigen, welche die beschriebenen Lernprozesse bereits durchlaufen haben, besser abzuschätzen. Vom Unternehmen darin unterstützt, können literaturinteressierte Betriebsangehörige ihre Arbeitskollegen zu deren eigenem Wohl zur Lektüre veranlassen, um ihnen so neue und vielleicht ergiebige Quellen der Persönlichkeitsentwicklung zu erschließen. (57) Dabei gibt es allerdings vor allem zwei Schwierigkeiten zu überwinden. Zum einen ist es ein psychologisches Grundbedürfnis von Menschen, sich kognitive Konsistenz zu wünschen. Deshalb wird Unpassendes verdrängt in Form selektiver Wahrnehmung oder mit den bestehenden Haltungen in Übereinstimmung gebracht. Das wird als Beseitigung kognitiver Dissonanzen bezeichnet. (58) Literatur ist in besonderem Maße solchen Verdrängungs- und Konsistierungsvorgängen ausgesetzt. Dem steht entgegen, daß viele Autoren es gerade zum Ziel ihres künstlerischen Appells machen, die Leserschaft zu irritieren, sie aus Gewohnheiten aufzurütteln und gängige Verhaltensweisen anzuzweifeln: Sie wollen Dissonanzen erzeugen. Im Unterschied dazu soll im ökonomischen Bereich Werbung durch Information und Überzeugungskraft zum Kauf eines Gutes bewegen. Was an anderer Stelle als Motivation zum Literaturengagement und als deren Mittel erörtert wird, (59) ist im Hinblick auf persönlichkeitsbildende Lebenshilfe kritisch zu sehen: Einseitige Empfehlung leicht verkäuflicher, gewinnträchtiger literarischer Erzeugnisse verfälscht die charakterformenden Literatureinflüsse zu Lasten schwieriger Lektüre.
Über das Engagement literaturbegeisterter Mitarbeiter hinaus erscheint es sinnvoll, wenn Unternehmen für sie Anreize zum Lesen setzen. (60) Dies sind vor allem Maßnahmen, welche erstens die Schranken zur Lektüre, etwa den geldlichen Einsatz, senken, zweitens den kulturellen Zugang durch mitarbeiternahe Literaturvermittlung erleichtern, und drittens die durch Werbung für kommerzialisierte literarische Produkte entstandenen Informationsüberhänge bei Betriebsangehörigen beseitigen, denn Präferenzdrehungen sind eine Dauererscheinung, und ihre Korrektur ist daher ebenfalls eine Daueraufgabe.
Daß sich Präferenzverschiebungen auch nachteilig auswirken können, zeigt das Beispiel der Trivialliteratur, die den größten Teil des literarischen Angebots ausmacht und nur mit Vorbehalt förderungswürdig ist. Zwar löst auch sie Konstruktionsprozesse aus. (61) Aber in dem Maße, in welchem sich Texte nicht an vernunftmäßiger Analyse sozialer Wirklichkeit, sondern an den Bedürfnissen von Freunden bequemer Bücher orientieren, führt ihre Lektüre dazu, daß sich Leser in der Gesellschaft ohne Änderung ihrer sozialen Realität wohlfühlen, da ihnen das Erleben von Widersprüchlichkeit erspart bleibt. Sie lernen vor allem, ruhig zu bleiben und nichts zu tun - im Vertrauen auf das sich von selbst einstellende gute Ende. (62) Eine solche Auswirkung deckt sich jedoch nur auf den ersten Blick mit den Wunschvorstellungen von Unternehmen: (63) tatsächlich ist, wie bereits betont, bei internationaler Arbeitsteilung und immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen der geistig und seelisch freie, kreative (64) Mitarbeiter, welcher seine Lebenslage in das Weltgeschehen einordnet und Verantwortung übernimmt, im Wettbewerb notwendig. Dennoch bietet Trivialliteratur eine Möglichkeit, ungeschulten Nichtlesern den Einstieg in die Beschäftigung mit Literatur schmackhaft zu machen und eine persönliche Entwicklung anzuregen.
Selbst wenn Literatur ideologieverdächtig ist, erweitert sie den Horizont für die Einordnung von Lebenssituationen, zum Beispiel beruflicher Art, in größere Zusammenhänge: sie gibt bei kritischer Lektüre Hintergrundinformationen. Diese sind gerade im Hinblick auf die Wirkung akustischer und optischer Medien eine conditio sine qua non, um Manipulationen abzuwehren. Herausfordernde kulturell-literarische Anstöße verbessern die kognitiven Fähigkeiten des Mitarbeiters und erlauben ihm damit eine wirklichkeitsentsprechendere Wahrnehmung der Umwelt und seiner selbst. (65) Der individuelle Umgang mit Literatur führt den Leser zu einer "neuen Bewußtheit seiner latenten Kräfte und Fähigkeiten ..., (die) sein Selbstvertrauen stärken, sein Selbstbewußtsein entwickeln." (66) Folglich ist es für Unternehmen wichtig, im Sinne persönlichkeitsbildender Lebenshilfe Mitarbeitern über die Frage hinaus Was lese ich? auch Techniken zu vermitteln, wie man Bücher liest und sie für den Wissenserwerb und die eigene Urteilsbildung ausschöpft. (67) Eine Technik unter anderen ist das systematische Vorgehen beim Lesen eines Werkes in der Reihenfolge: Kenntnisnahme der in ihm behandelten Probleme, dann eine innere Auseinandersetzung und Einordnung, das heißt Interpretation, und schließlich eine persönliche Bewertung. Diese Denkstruktur entspricht dem Erkennen von kaufmännischen Problemen und ihrer Bewältigung durch Planung, Durchführung und Kontrolle. Im Gespräch mit anderen erfolgt eine Überprüfung der Stichhaltigkeit eigener Auffassung. (68) Solche gezielte Auseinandersetzung mit Literatur in geeignetem Rahmen kann als Schulung für betriebliches Handeln angewandt werden. Deren Bedeutung für die betriebliche Praxis als Teil einer Leitidee der persönlichkeitsbildenden Lebenshilfe mittels Literaturengagement wurde von der Firma Bayer erkannt und in einem Projekt umgesetzt. Sie führt in ihrem Vorhaben Aktives Lesen Jugendliche in Arbeitskreisen zusammen, in denen Bücher vorgestellt und deren Aussagen gemeinsam erarbeitet werden: "Lesen ohne Nachdenken macht stumpf, und Nachdenken ohne Lesen geht in die Irre." (69)
Über den einzelnen Mitarbeiter hinaus kann betriebliches Literaturengagement auch unmittelbar das soziale Umfeld der Beschäftigten innerhalb eines Unternehmens tangieren. Das Betriebsklima wird dabei ebenso beeinflußt wie die Schaffung von persönlichen Verbindungen der Mitarbeiter untereinander und eine tiefere Identifikation der Arbeitskräfte mit ihrem Unternehmen.
Das Betriebsklima umfaßt die "Art und Weise der Zusammenarbeit der Kollegen untereinander und zwischen ihnen und ihren Vorgesetzten." (70) Demnach bestimmen die sozialen Strukturen und interpersonalen Beziehungen in Unternehmen das Betriebsklima. (71) Mitarbeiter nehmen wertend zu ihm Stellung, was dann ihr Verhalten beeinflußt: eine hohe Arbeitszufriedenheit führt zu geringerem Absentismus (72) sowie niedrigerer Fluktuation (73) und hat einen positiven Einfluß auf die qualitative und quantitative Steigerung der Mitarbeiterleistung. (74)
Die menschliche Harmonie innerhalb eines Unternehmens und die persönliche Entfaltung der Arbeitnehmer sollten von einer vorgegebenen Struktur unabhängig sein. Es kommt vielmehr darauf an, ein innerbetriebliches Zusammenleben zu schaffen, das mit den stets sich verändernden Bedürfnissen der Individuen vor Ort übereinstimmt, dem Gemeinwohl gewidmet ist und in das sich jeder für seinen Teil einbringen kann. (75) In diesem Zusammenhang kann der Umgang mit Literatur bei den Mitarbeitern dazu führen, daß sie an den im Schrifttum enthaltenen oben besprochenen Erfahrungen der Menschlichkeit teilnehmen und in ihrer Persönlichkeit wachsen. (76) Dabei ist bei der betrieblichen Umsetzung aber "der doppelten Gefahr zu begegnen, einerseits die Anliegen von Mitmenschlichkeit ... nicht auf die Betriebsinteressen zu verengen, weil ganzheitliche Selbstverwirklichung nicht nur ökonomisch bedingt ist; andererseits dürfen die zentralen Unternehmensziele nicht humanitär überdehnt werden." (77)
Für ein gutes Betriebsklima spielt die Gestaltung der Arbeitsplätze eine wichtige Rolle, weil der Mitarbeiter die seine Persönlichkeit betreffenden Wünsche, Bedürfnisse und Ansprüche in die Organisation eines Unternehmens einbringt und sie dort in ganz spezifischer Weise auslebt. (78) Daß Unternehmen dazu und zum Umgang mit Kunst beziehungsweise Literatur Möglichkeiten eröffnen, kann die Lebensqualität der Mitarbeiter verbessern: es wird ein Gefühl von Wohlbefinden und Stolz geschaffen. (79) Deshalb läßt sich der Gedanke von Walter Gropius über Architektur uneingeschränkt auf Literatur übertragen: "Sobald ein ... Fabrikherr die Vorteile erkannt hat, die ihm die Leistung des Künstlers bei richtiger Verwertung bringen kann, wird er folgerichtig diese Erfahrung für das gesamte Gebiet seiner beruflichen Tätigkeit beherzigen und ... auch auf die Arbeitsstätte übertragen wollen." (80)
Wenn die Arbeitsplatzgestaltung künstlerische beziehungsweise literarische Bezüge einschließt, empfindet der Mitarbeiter im allgemeinen eine mit Kunst ausgeformte Umgebung gegenüber einer rein funktional gestalteten als humaner. Als Folge erwächst einem Unternehmen durch künstlerische Gestaltung der Arbeitsumfelder die notwendige Zuwendung seiner Arbeitnehmer, ohne die Bewußtseinsbildung und Erkenntnisförderung schwer möglich sind: (81) "Ohne das Recht auf Mitgestaltung am Arbeitsplatz ... - also nicht nur die Mitbestimmung über eine Verteilung des materiellen Ertrages - wird man ... die Neuorientierung im Arbeitsleben nicht erreichen können." (82) Voraussetzung für eine erfolgreiche Synthese von Arbeitsplätzen und Literatur, welche die Funktion eines psychologischen Gebrauchsgegenstandes erfüllt, ist das Einverständnis der dort Beschäftigten zu unternehmerischer Initiative in dieser Richtung. Wünschenswert ist die aktive Mitwirkung der Betriebsangehörigen, sollen solche Maßnahmen angenommen werden. (83) Arbeitsplätze können durch Zitate, zum Beispiel Monats- oder Poesiesprüche, auf dem Schreibtisch oder in Bild- und Plakatform an der Wand literarisch gestaltet werden. Am Arbeitsplatz gehörte Lesungen (84) nach der Arbeit führen dazu, daß die Belegschaft situativ Wirkungen von Literatur erlebt. Der Effekt wird verstärkt, wenn für die Lesung aus der betrieblichen Arbeit heraus bekannte Techniken eingesetzt werden, wie etwa die betriebsinterne Lautsprecheranlage. Dabei ist aber darauf Rücksicht zu nehmen, daß die Mitarbeiter nicht qualitativ und quantitativ überfordert werden. (85)
Dennoch: im Vergleich zu anderen Formen der Kunst, wie Architektur oder Malerei, sind die Grenzen für Literatur als Mittel zur Arbeitsplatzgestaltung eng gezogen. Wird sie aktiv betrieben, ist es für Mitarbeiter ein Zeichen, daß der Betrieb sich um ihr persönliches Wohlbefinden bemüht. (86)
Die Kommunikation mit Arbeitskollegen vermittelt dem einzelnen einen Überblick über den Betrieb als Ganzes und den Stellenwert der eigenen Tätigkeit. Kommunikationsteilnahme und der Grad der Informiertheit innerhalb des Betriebes sind bedeutende Statussymbole. Mangelnde Kommunikation wirkt sich negativ auf die Zufriedenheit des Betriebsangehörigen aus; (87) dabei ist sie oft durch die von Unternehmen geforderte moderne Arbeitsteilung mitverursacht. Befriedigt die formale Kommunikation (88) nicht alle Bedürfnisse der Mitarbeiter, werden sie mit Hilfe informaler und privater Kommunikationsbeziehungen eine soziale Isolation, ein Alleinsein zu vermeiden suchen. Mißlingt ihnen auch das, nimmt ihr Aktivitäts- und Interessenniveau signifikant ab: betriebliches Desinteresse korreliert häufig mit dem Ignorieren von Literatur. (89) Zwar ist Lesen von Literatur an sich kein Substitut für menschliche Verbindungen und soziale Integration. Es führt jedoch, verstanden als Entfaltung von Aktivität und Kreativität - zunächst als Dialog zwischen Leser und Text und danach zwischen Lesern untereinander - zur Überwindung von Passivität und damit zu menschlichen Kontakten. (90)
Um das Entstehen solcher menschlichen Kontakte zu fördern, werden aus betriebswirtschaftlicher Sicht drei Förderschwerpunkte vorgeschlagen. Ihnen gemeinsam ist die Bildung von Literaturgruppen, das heißt von Personenkreisen, die sich in bestimmten Zeitabständen zum Gedankenaustausch über Literatur treffen. Dabei sollte die Teilnehmerzahl so begrenzt sein, daß jede oder jeder mit allen anderen Gruppenmitgliedern persönlich in Verbindung treten kann. (91)
Es ist erstens auf der horizontalen Ebene anzustreben, daß neben der kollegialen Zusammenarbeit im Betrieb auch freundschaftliche Bande zwischen den Arbeitskollegen geknüpft werden. Dies läßt sich bei gleichen literarischen Interessen durch Begegnungen in einer ungezwungenen Atmosphäre am besten erreichen. Die entstehenden Diskussionen lösen - vielfach auf dem Weg über die Stimulierung zwischenmenschlicher Spannungen - Wortbeiträge aus, welche die Funktion der Spannungsverminderung erfüllen. Die Diskussionshäufigkeit hängt dabei hauptsächlich von der Bedeutung und weniger von der Aktualität und Schwierigkeit des Textes ab. Die so entdeckten Gemeinsamkeiten wirken sich in aller Regel positiv auf das Arbeitsleben im Betrieb aus. Allerdings ist bei weitverzweigten Unternehmen das Kennenlernen der Mitarbeiter untereinander, insbesondere solcher mit gleichen Interessen, oft nur bei betrieblich getragenen kulturellen Veranstaltungen möglich. (92)
Zweitens wird die Autorität der Vorgesetzten gegenüber den Mitarbeitern des Unternehmens oft in subtiler Weise verstärkt. Was einerseits für das Funktionieren des Betriebsablaufes notwendig zu sein scheint, ist andererseits dem Gesprächsfluß zwischen den vertikalen Hierarchieebenen abträglich. Dieser zähe Gesprächsfluß, der sich häufig durch unterschiedliche Alters- oder Ausbildungsebenen verstärkt, sollte flüssiger werden, ohne die Autorität Vorgesetzter einzuschränken: ein Unternehmen lebt nachhaltig von der Umsetzung der Ideen und Vorschläge seiner Mitarbeiter, aber auch von deren konsequenter Verwirklichung durch die Unternehmensleitung. (93) Einer solchen unbefangenen Gesprächsbereitschaft dienen in besonderem Maße Kontakte außerhalb des eigentlichen Arbeitsgebietes. Literaturzirkel, an denen Mitarbeiter aus verschiedenen Hierarchieebenen gleichberechtigt teilnehmen, ermöglichen ein gegenseitiges Kennenlernen. (94) Die Hierarchiestruktur wird dadurch keineswegs durchbrochen, sondern es werden Vertrauen und Verständnis geschaffen. Die so begründete persönliche Kommunikationsbasis erleichtert ein Gespräch über betriebliche Fragestellungen; über mehrere Stufen der Hierarchie hinweg ist sie oft Voraussetzung für freimütigen Gedankenaustausch schlechthin. (95)
Drittens wird Betriebsblindheit überwunden, wenn Mitarbeiter aus ganz verschiedenen Arbeitsgebieten und Betriebsumwelten einander kennenlernen. Als Mittel dazu bietet sich unter anderem die Begegnung auf literarischem Terrain an. Aus den neu entstandenen Kommunikationswegen zieht das Unternehmen Nutzen, zum Beispiel dadurch, daß durch Gespräche zwischen Mitarbeitern verschiedener Abteilungen Erfahrungen aus einem Betriebsbereich in einen anderen übertragen werden. Darüber hinaus ermöglicht das gemeinsame Einbringen von Ideen kooperative Neuentwicklungen ohne initiierende Lenkung seitens der Unternehmensleitung.
Bei diesen drei Fördervarianten, die vom Aufbau informeller Gruppen ausgehen, müssen die Leseziele keine Betriebsinteressen berücksichtigen, weshalb die Mitgliedschaft freiwillig sein sollte. (96) Das bringt auf allen Hierarchieebenen Vorteile: freiwillige Leser sind, anders als zur Lektüre gezwungene, durch ihre Neigung im allgemeinen interessierter und weniger konformistisch. Sie entwickeln ein größeres Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und lesen Literatur zur Statuserhöhung, um immer mit den neuesten literarischen Werken vertraut zu sein und vielleicht als Meinungsführer (97) zu fungieren. Freiwilliges Lesen korreliert darüber hinaus mit Feinfühligkeit und Reaktionsbereitschaft sowie mit Einstellungswandel auf subtile Reize, also mit Haltungen, die mit der oben postulierten Grundhaltung der Persönlichkeitsstärkung übereinstimmt, welche letztlich dem Unternehmen zugute kommt. (98)
Gruppendiskussionen über Texte erhöhen die Motivation der Leser, sei es infolge des Charakters einzelner, mutiger zu sein als der Arbeitskollege, oder weil sich in der Gruppe die Verantwortung für die Textinterpretation teilt. Solche Diskussionen vermögen daher die Disposition der Gruppe wirksamer zu ändern als Einzelgespräche; dies gilt besonders für langfristige Wirkungen auf Einstellungen, Denkprozesse und Verhaltensweisen. Themenbezogene Gesprächsgruppen steigern den Zuwachs an Risikofreudigkeit. Bei Gruppenmitgliedern, die den Text gemeinsam lesen, zeigt sich stärkere Anteilnahme als bei Einzellesern. Wer sich seine Meinung über ein durch Lektüre aufgeworfenes Problem in einer Gruppensituation gebildet hat, ist meinungsstabiler und neigt dazu, seine Meinung entschiedener zu vertreten.(99)
Die Gruppe ist nicht nur Objekt, sondern auch Instrument des Persönlichkeitswandels durch Beschäftigung mit Literatur: Gruppendiskussion kann die Wirkung eines Textes auf den einzelnen Teilnehmer entscheidend verstärken oder abschwächen. Das ist auf soziale Erwartungen oder die meist erschwerte Verdrängung von Inkonsistenz zurückzuführen. Gleichzeitige Steigerung der Ichbeteiligung vermindert zwar tendenziell die Beeinflußbarkeit, doch wird dieser Effekt stark durch Gruppenprozesse wie Sanktionen, Einfluß der Meinungsführer und Änderungen der Gruppennormen neutralisiert. (100) Dieser Einfluß ist unabhängig von etwaiger Anonymität des Gruppenmitglieds, der Anwesenheit anderer Mitglieder oder davon, ob der betreffende Themenbereich Bezug zur Gruppe hat. So kann ein Gruppenmitglied durch andere zu einer gegen die bisherigen Gruppennormen gerichteten Einstellungsänderung veranlaßt werden, besonders durch Mitglieder mit hohem Status, etwa durch solche höherer Hierarchieebenen. Verhaltensänderungen erfolgen besonders, nachdem sich der einzelne der Einstellungen seiner Bezugspersonen vergewissert hat. (101) Verhaltensänderungen und persönliche Kontakte können deshalb vom Betrieb besonders dadurch gefördert werden, daß dessen leitende Angestellte Literaturgruppen mit breitem Teilnehmerkreis angehören und daß Unternehmen Gruppen den Zugang zu verhaltenswichtigen sozialen Mechanismen erleichtern, zum Beispiel durch Übertragung eigener Verantwortung und Entscheidungsbefugnis im betrieblichen Alltag. (102)
Ob sowohl monetäre als auch nichtmonetäre Unternehmensziele erreicht werden, (103) hängt in zunehmendem Maße von außerökonomischen Größen ab: etwa von der inneren Zustimmung der Mitarbeiter zur Unternehmensstrategie und -politik. Diese Zustimmung wird erleichtert, wenn das Unternehmen ethische Werte repräsentiert, die zum Beispiel durch Literaturengagement über eine rein ökonomische Aufgabensicht hinausweisen. (104)
Hintergrund solcher Erwägungen ist die Schwierigkeit für einige Unternehmen, mit ihren vielschichtigen Strukturen solche ethischen Werte glaubhaft zu verdeutlichen. Gleichzeitig besteht seitens mancher Arbeitnehmer ein Bedürfnis, Wegweisungen für den sozialen Umgang im Betriebsumfeld zu erhalten. (105) Dabei ist zu beachten, daß der persönliche Kontakt mit anderen Menschen wie den Kollegen für das Verständnis eines Textes, für die Wirkung von Literatur von Bedeutung ist. Deshalb sollte das Unternehmen besonders literarische Initiativen derjenigen Betriebsangehörigen tragen helfen, die unter Kollegen anerkannte Meinungsführer auf literarischem Gebiet sind. Deren Selbstwertgefühl bedingt eine klare Einstellung zu sprachlichen Kunstwerken und Aktivitäten im Vergleich zu derjenigen der Meinungssuchenden. Meinungsführer interpretieren Fakten und zeichnen sich aus durch die Tendenz zu feiner kognitiver Differenzierung, das heißt Unterscheidung zwischen Aspekten eines Textes, zu stärkerem Streben nach logischer Konsistenz, der Verknüpfung von Elementen eines Textes und zur Zukunftsorientierung. (106) Identifizieren sich solche Meinungsführer und lesende Betriebsangehörige stärker mit ihrem Unternehmen wegen dessen Literaturengagements, trägt das zu einer positiven Entwicklung im Sinne des Betriebes nach innen und außen auf unterschiedliche Weise bei. Grundsätzlich ermöglicht Engagement als bindendes Element ein Wir-Gefühl. Es verbessert das Miteinander im Betrieb und vermittelt jedem Betriebsangehörigen den Eindruck, Glied eines sinnvollen Ganzen zu sein. (107) Damit verknüpft ist, daß es den Führungsstil des Hauses mitprägt, der dann in partizipierender Richtung tendiert. Die Mitarbeiter akzeptieren leichter Vorgaben, wenn diese der Selbst- und keiner Fremdkontrolle unterliegen. Das kommt besonders bei kreativen Tätigkeiten zum Tragen.(108) Mit zugestandener Eigenverantwortung ist eine stärkere Bindung an den Betrieb verknüpft.
Eine weitere Folge einer Identifikation der Beschäftigten mit ihrem Betrieb besteht darin, daß innerbetriebliche Literaturförderung Rückwirkungen auf die Außendarstellung eines Unternehmens hat. Betriebsangehörige als interne Öffentlichkeit sind aufgrund ihres Wissens über das Unternehmen sensible Meinungsbildner innerhalb und außerhalb ihres Unternehmens. Sie leisten deshalb bei positiver Einstellung zu ihrem Betrieb oft unbewußt einen Beitrag zu dessen Öffentlichkeitsarbeit. (109)
Als Beispiel für den Versuch, Mitarbeiter zur stärkeren Identifikation mit ihrem Unternehmen zu veranlassen, sei der folgende Vorgang aus dem Betriebsleben geschildert: Die Firma Visual Training in Mannheim produziert Theaterstücke für Unternehmen, sogenanntes Business-Theater, welches den Mitarbeitern neue Unternehmensziele vermitteln soll. (110) Dieses Angebot griff die Firma Mercedes-Benz auf, da sie bei Betriebsangehörigen in den neuen Bundesländern mangelndes Interesse am Kunden als Käufer feststellte. Die Schwierigkeiten einer Abhilfe vor Augen, beauftragte sie Visual Training, ein Kundenverständnis erweckendes Drehbuch zu schreiben, das aber gleichzeitig den Zuschauern einen gemeinsamen vergnüglichen Abend bieten sollte. Das Unternehmen bestellte für 400.000 DM sieben Vorstellungen, wobei der Auftraggeber für das Story-Board, also für Inhalt und Aussage der Geschichte, sorgte. Von dem Theaterstück wurde ein Videofilm gedreht; Poster mit Spielszenen sollen in den Autohäusern aufgehängt werden, um den Erfolg der Aktion zu verstärken. (111)
Über die bisherigen Gedanken hinaus ergibt sich für den einzelnen Mitarbeiter durch den Zugang zu ausländischer Literatur eine geistige Verbindung mit anderen Staaten und deren Kulturvielfalt. Das ist für international tätige Unternehmen wichtig, weil durch ausländische Literatur das Interesse von Betriebsangehörigen für Einsätze in fremden Ländern geweckt und durch das Gefühl persönlicher Verbundenheit mit ihrem Unternehmen erleichtert wird. (112)
Schließlich kann Literaturengagement für Mitarbeiter als eine Entlohnung nichtmonetären Charakters durch das Unternehmen eingeführt werden. Dieses hofft, damit die Beschäftigten an sich zu binden. Grundsätzlich möchte der Arbeitnehmer gerecht am Ertrag des Unternehmens teilhaben. Gleichzeitig ist für ihn das Entgelt ein wichtiger Indikator, um die Wertschätzung seiner Arbeit durch das Unternehmen einzuordnen und sich mit ihm zu identifizieren. (113) Stellt er fest, daß ein anderes Unternehmen Kultur- respektive Literaturförderung betreibt, seines jedoch nicht, fühlt er sich benachteiligt. Dies gilt in weit stärkerem Maße für den Fall, daß andere Mitarbeiter in seinem Unternehmen und insbesondere Kollegen derselben Hierarchieebene anders als er in den Genuß von Literaturförderung kommen. (114) Deshalb sollte die betriebliche Sozialleistung Literaturengagement für Mitarbeiter einer breiten Gruppe von Betriebsangehörigen zugute kommen: "It is somewhat unfortunate that in many instances this objective of improving staff relations is pursued solely with the interests of senior management in mind." (115) Dabei muß keineswegs nach dem Gießkannenprinzip vorgegangen werden: Verdiente Arbeitnehmer können nach objektiven und für alle ihre Kollegen gültigen Kriterien bevorzugt werden, und zwar im Interesse des Unternehmens als soziales System, indem es ihnen zum Beispiel schwer erhältliche Karten für Literaturveranstaltungen zukommen läßt. (116)
Eine besondere Form der Verbundenheit der Mitarbeiter mit dem Unternehmen drückt sich in ihrer Identifikation mit seinen Produkten aus. Hier ist das nur für Unternehmen relevant, die sich mit dem Verlegen oder dem Vertrieb von Literatur betätigen. Literaturengagement kann dann vom Gedanken her einen unmittelbaren Bezug zwischen Förderung und Arbeitsprodukt, dem fertigen Buch, herstellen: Schreibt zum Beispiel ein Verlag einen Literaturpreis aus, bestimmt eine unabhängige Jury und gewinnt den von ihm ausgelobten Preis selbst, so wird dies bei seinen Betriebsangehörigen über das prämierte Werk hinaus zu einer stärkeren Identifikation mit dem Verlag führen.
Innerbetriebliches Literaturengagement kann auch zur Harmonisierung menschlicher Beziehungen im mitarbeiterbestimmten betrieblichen Umfeld beitragen. Das betrifft vor allem die Freizeitgestaltung der Arbeitnehmer und ihrer Familien. Hierzu gehört jedoch auch und gerade der Einsatz von Mitarbeitern als Entwicklungshelfern eines Unternehmens im Literaturbetrieb, von Secondees.
Ökonomisch läßt sich Freizeit als diejenige Zeit definieren, die ohne Berufsarbeit verbracht wird. Diese Charakterisierung spiegelt aber nicht einfach den Zeitanteil wider, der Menschen tatsächlich als freie Zeit zur Verfügung steht. Geeigneter erscheint eine Zweiteilung. (117) Während Unternehmen auf die Freizeit als Konsumzeit in einer Überflußgesellschaft durch Literaturförderung direkt einwirken, vermögen sie auf Freizeit als Zeit zur Muße indirekt über die Dauer der Arbeitszeit Einfluß zu nehmen: die dadurch befriedigender gestaltbaren Einkommens- und Arbeitsverhältnisse können zusätzliche Freiräume zur Muße eröffnen. (118)
Unternehmen müssen für ihre Literaturengagements beachten, daß es in der heutigen Konsumgesellschaft Konkurrenten um die knappen Güter Freizeit und Geld gibt: um Geld sowohl direkt in Form von Kosten für Lesestoff und literarische Veranstaltungen als auch indirekt um eine - wenngleich begrenzte - Kompatibilität von Freizeit und Arbeit. (119) Die Beschäftigung mit Literatur steht darüber hinaus mit anderen Freizeitbetätigungen in Konkurrenz: unmittelbar mit dem Lesen von Zeitungen und Zeitschriften, aber auch mit dem Hören von Musik, sportlichen Aktivitäten, der Teilnahme am Familien- und Gesellschaftsleben und so weiter. (120) Darum kommt es darauf an, daß Unternehmen ihre für die Ausfüllung der Freizeit bestimmte Literaturförderung als Schwerpunktaufgabe für die Betreuung ihrer Arbeitnehmer anerkennen und durchführen. Maßnahmen in dieser Richtung können sowohl durch die Unternehmensführung eingeleitet werden als auch von denjenigen Mitarbeitern, die sich an die Unternehmensleitung um Unterstützung wenden. Wenn Unternehmen selbst zum Umgang mit Literatur als Freizeitaktivität animieren, bedeutet das keine Weckung eines neuen Bedürfnisses, vielmehr soll unter den vorhandenen eines betont und weiterentwickelt werden. (121)
Dabei ist zunächst - wie bereits besprochen - zu bedenken, daß der Leser die der Literatur innewohnenden geistigen und seelischen Kräfte möglicherweise auf sein Seelenleben übertragen kann, worauf als Folge eine regenerative Wirkung eintritt. (122) Darüber hinaus ist es denkbar, daß Literatur den Blick für einen neuen Sinngehalt des Lebens öffnet. Aus der Sicht des Unternehmens ist es deshalb konsequent, daß Freizeit in das Betriebsleben hineinverlagert und "offen oder insgeheim durch die 'Funktion': Wiederherstellen der vollen Arbeitskraft gerechtfertigt (wird). An die Stelle der Muße ist die 'Freizeit' getreten, die schon in ihrem Namen ihren Bezug auf die 'erfüllte' Arbeitszeit andeutet." (123) Hans Schwarz von der Firma Ford fokussiert diesen Gedanken auf sein Haus: "Wir sind daran interessiert, daß unsere Mitarbeiter nach Feierabend etwas Vernünftiges tun, damit sie am nächsten Tag auch vernünftige Arbeit leisten." (124)
Weiter ist zu berücksichtigen, daß Literaturengagement zivilisationsbedingte Erfahrungsverluste ausgleichen hilft: Einerseits hält das Gefühl, über zu wenig freie Zeit zu verfügen, bestimmte Berufsgruppen, etwa die leitenden Angestellten, vom Lesen ab. (125) Außerdem ist zu bedenken, daß durch die zivilisatorische Entwicklung der Gesellschaft zwar die Sicherheit in allen Lebensbereichen zugenommen hat; gleichzeitig mangelt es den Menschen aber an natürlicher Stimulation. Sie verschaffen sich Anpassungs- und Nervenkitzel aus oft gesellschaftspolitisch unerwünschten künstlichen Quellen. Literaturengagement verhilft in diesem Zusammenhang zu einem geeigneten Ausgleich. Ferner können in einzelnen Fällen Betriebe durch Literaturförderung das Problem angehen, daß in der Berufspyramide keineswegs jeder im Betrieb Tätige die hohe Position erreichen kann, die er oft anstrebt. Davon betroffene Mitarbeiter sind möglicherweise zu bewegen, sich in ihrer Freizeit durch Lesen zu
Experten auf den Gebieten der Literaturkenntnis und des Literaturverständnisses fortzubilden und sich so vom Karrieredruck zu entlasten.
Darüber hinaus gibt es aus betrieblicher Sicht Gründe für Literaturengagement, ohne daß dessen Wirkungen für den ökonomischen Ertrag eine Rolle spielen: Jeder Mensch möchte als soziales Wesen sich selbst (weiter-) entwickeln. Auf geistigem Gebiet sind die Beschäftigung mit Literatur oder gar die Produktion eines Wortkunstwerkes und auch die Präsentation eigener Gedankengänge ein Weg dazu, um eine Rezeption zu erfahren, welche wiederum als Grundlage für neue Kreativität dient. (126)
Hiermit vereinbar ist der Wunsch nach Selbstverwirklichung und solidarischem und mitmenschlichem Verhalten auch im Betriebsalltag. Zur Weiterentwicklung und Vertiefung der Persönlichkeit ist diese Selbstverwirklichung auf Dialog, Förderung und Kritik durch andere Menschen angewiesen. Großgruppen, wie die Wirtschaftsgesellschaft oder größere Unternehmen als Ganzes mit einer Vielzahl von Arbeitskräften, sind kaum in der Lage, die Selbstfindung des einzelnen Mitarbeiters voranzutreiben. Das gelingt vor allem in der Freizeit in kleinen Kreisen von Vertrauten und ähnlich Gesinnten, wie etwa vom Unternehmen geförderten Literaturgruppen. Für Unternehmen läßt sich aus diesen Überlegungen folgern, daß sie indirekt, aber wirksam, Nutzen ziehen aus der bereits oben erörterten Tätigkeit selbstbewußter, durch Literatur gereifter Mitarbeiter und deren Aktivität und Kreativität, auch und gerade wenn diese Eigenschaften in der Freizeit erworben worden sind. Nicht zuletzt mit diesem Hintergrund führt die Firma Siemens jährlich einen Literaturwettbewerb in den Gattungen Erzählung, Gedicht und Reportage/Essay durch. Die Mehrzahl der Teilnehmer sind unbekannte Hobbyautoren oder "sogar Menschen, die zum erstenmal einen literarischen Text (verfassen)." Für die einzelnen Teilnehmer ist es reizvoll, "sich kreativ zu betätigen, und es (ist) ein Stück Literaturförderung, weil (der Wettbewerb) zur Beschäftigung mit Literatur (anregt): wer sich selbst einmal am Schreiben eines Textes versucht hat, wird mit anderen Augen lesen, wird in literarischen Werken Aspekte entdecken, die er vorher übersehen hat, und er wird damit das Kunstwerk, das ein literarischer Text darstellt, intensiver wahrnehmen." (127) Durch Fragen von Betriebsangehörigen nach Möglichkeiten zur weiteren Beschäftigung mit Literatur in der Freizeit sah sich das Unternehmen in seinem Anliegen
bestätigt, den schriftstellerischen Ambitionen seiner Mitarbeiter Rechnung zu tragen.(128)
Mit zunehmender Freizeit verbunden ist die Tatsache, daß der soziale und familiäre Bereich für die Lebensgestaltung arbeitender Menschen an Gewicht gewinnt. (129) Dem steht die räumliche Trennung von Arbeitsstätte und Zuhause entgegen: Unternehmen müssen im Rahmen ihrer Unternehmensstrategie auf dieses mögliche Spannungsfeld reagieren. Um zu erreichen, daß die Arbeit die Betriebsangehörigen mit Zufriedenheit erfüllt und die Familien ihrer beruflichen Tätigkeit zustimmen, sollte ein Unternehmen sich bemühen, das Privatleben der Beschäftigten betriebsnah anzusiedeln. Deren Lebenspartnern und den Kindern der Familien sollten die Unternehmen besondere Aufmerksamkeit schenken, sind sie doch in die Lebensentwürfe der Arbeitnehmer eingebunden. Innerbetriebliche Literaturförderung läßt sich auf die Familien der Betriebsangehörigen ausdehnen.
So können beispielsweise neben der Ausleihe von Büchern für Kinder der Betriebsangehörigen altersstufengerechte Aufsatzwettbewerbe angeboten werden, die eventuell auch die Eltern in den Gestaltungsprozeß einbeziehen. (130)
Die Bedeutung von außerfamiliären Beziehungen der einzelnen Arbeitskräfte ist für Unternehmen nur schwer abschätzbar. Folglich bewerten sie Literaturengagement vor allem danach, ob es das soziale Ansehen der Mitarbeiter bei deren Bekannten erhöhen kann. Eine Möglichkeit für alle Betriebsangehörigen bestünde darin, daß sie ihren Freunden und Bekannten Eintritt zu literarischen Firmenveranstaltungen verschaffen. Eine solche Förderform ist allerdings problembeladen: es könnten zwischen den Arbeitnehmern und den von ihnen Eingeladenen ungewollte Abhängigkeiten entstehen, ein Sich-verpflichtet-fühlen. Das läßt sich vermeiden, wenn das Unternehmen den Zugang zu seinem literarischen Engagement für jedermann öffnet und den Teilnehmerkreis durch die Mund-zu-Mund Propaganda auf natürliche Weise beschränkt.
Literatur-Volunteerism ist eine besondere Form der Verbindung von betrieblichem Literaturengagement und Freizeitaktivitäten der Mitarbeiter. Sie werden unterstützt in ihrem außerbetrieblichen persönlichen Engagement für gemeinnützige Einrichtungen, etwa Literaturvereine, welche nicht dem Unternehmen angegliedert sind. Die Mitgliedschaft bei solchen Einrichtungen genügt keineswegs, vielmehr müssen die Beschäftigten dem fördernden Betrieb ein herausragendes Freizeitengagement für den Verein nachweisen. (131) Durch diese Voraussetzung erreichen Unternehmen, daß die Kunde von finanzieller Unterstützung gepaart mit persönlichem Freizeitengagement von Betriebsangehörigen überzeugend nach außen getragen wird und so für ihr Unternehmen wirbt.
Secondment bezeichnet die zweckgebundene Freistellung eines Mitarbeiters, des Secondees, durch seinen Arbeitgeber. Der Secondee soll eine zwischen seinem Unternehmen und einer gemeinnützigen Organisation, etwa einem Literaturbüro, vereinbarte Aufgabe im sozialen Bereich für einen bestimmten Zeitraum außerhalb des Betriebes übernehmen. (132) Während dieser Zeit bezieht er sein Gehalt von seinem Arbeitgeber weiter und darf die organisatorisch-technischen Möglichkeiten seiner Firma in Anspruch nehmen. (133) Diese Hilfe zur Selbsthilfe im Literaturbereich durch Unternehmen ist oft wesentlich nutzbringender als geldliche Unterstützung: an vielen Stellen im Literaturbetrieb besteht neben einem Mangel an finanziellen Mitteln auch ein solcher an Wissen und Erfahrung. (134)
Als Voraussetzungen für ein erfolgreiches Literatur-Secondment durch ein Unternehmen sind zu nennen erstens, daß der Betrieb für das vereinbarte Literaturprojekt über ausreichende Ressourcen verfügen sollte, etwa technischer oder finanzieller Art; zweitens muß ein geeigneter Mitarbeiter mit den notwendigen Fachkenntnissen, die Wissen über Literatur einschließen, zur Verfügung stehen; drittens sollte der für das Projekt vorgesehene Secondee die Aufgabe freiwillig übernehmen und Freude an Literatur haben. (135)
Werden diese Vorbedingungen erfüllt, lassen sich für ein Secondment im Literaturbereich mehrere Vorteile für das Unternehmen herausstellen. Es liegt nahe, daß der erweiterte Horizont und die Erfahrungen des Secondees seinem Betrieb zugute kommen: ein Secondee, besonders ein jüngerer, aufstrebender, kann als Teil seiner Managementausbildung betriebswirtschaftliche Denkweisen üben und in der Literatur-Umgebung testen. Er erhält Gelegenheit, bisher schlummernde Fähigkeiten zu entwickeln und sie nach Ablauf seiner außerbetrieblichen Tätigkeit in das Unternehmen einzubringen. Ferner lernt er, sich mit unterschiedlichen Konzepten, Idealen, Werten und Lebensformen auseinanderzusetzen und so seine Führungsqualitäten zu verbessern. (136) Weiter können Personalüberhänge ausgeglichen werden. Mitarbeiter in mittleren Positionen, die auf Beförderung warten, oder kurz vor der Pensionierung stehende und eingeschränkt leistungsfähige Betriebsangehörige erhalten sinnvolle Aufgaben. Schließlich, und das ist besonders wichtig, entwickelt der Secondee durch die Arbeit im Literaturbetrieb während einer begrenzten Zeitdauer und im Umgang mit Literatur ein seismographisches Gespür für gesellschaftliche Probleme, deren Kenntnis und frühzeitige Überwindung im Interesse seines Unternehmens liegen. (137) Der Secondee bringt sein Wissen über die betriebliche Umwelt in den Betrieb ein und unterstützt so dessen ständige Überprüfung unternehmerischer Ziele und Werte.(138) Für ihre Aktualisierung gibt er nötigenfalls Anregungen.
Secondment bietet außerdem aus absatzwirtschaftlicher Sicht, der die Ausführungen des folgenden Hauptkapitels gewidmet sind, für Unternehmen Vorteile: (139) In konjunkturell bedingten Abschwüngen der Wirtschaft stehen einem Betrieb geringe finanzielle Mittel für externe Zwecke zur Verfügung; gleichzeitig entsteht aber ein Personalüberhang, der nicht abgebaut werden kann oder soll. Einem solchen Unternehmen ist es dann durch Übernahme von Literatur-Secondment möglich, ohne zusätzliche Kosten kommunikative Wirkungen zu erzielen. Ferner bedeutet Secondment einen Nachweis für die Beteiligung an gesellschaftlicher Verantwortung sowohl eines Unternehmens als auch einzelner seiner Mitarbeiter, der Secondees. (140)
In England hat Secondment die Schwelle der firmeninternen und gesellschaftlichen Etablierung überschritten. (141) Allein das Action Resource Centre, dessen "unique role is to improve people from the private and public sectors in developing community organizations concerned with social and economic regeneration", (142) vermittelte 480 Secondments im Wert von 1,66 Millionen Pfund, auch für den Literaturbereich. (143) In Deutschland dagegen steht systematisches, von Personalabteilungen geplantes Secondment im frühen Entwicklungsstadium; Secondment betreibende Firmen sind fast immer Tochtergesellschaften anglo-amerikanischer Unternehmen. (144) Deutsche Unternehmen sollten erwägen, diese Lücke auszufüllen und sich mittels Secondment im Literaturbereich zu engagieren.