Morata, Olympia Fulvia:

Orationes, Dialogi, Epistolae, Carmina, tam Latina quam Graeca : cum eruditoru[m] de ea testimoniis & laudibus. Hippolytae Taurellae elegia elegantißima

/ [Baldassare Castiglione] / [Hrsg.: Caelivs Secvndvs Cvrio]. - Basileae: Perna, 1562. - 8 Bl., 278 S., 1 Bl. : Ill. ; 8o; Signatur: Sch 071/204 Notation: L 532 D 123



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Von den zu ihrer Zeit berühmten Humanistinnen der Renaissance- und Barockzeit ist heute allein Olympia Fulvia Morata (1526-1555) einem größeren Leserkreis bekannt. Ihre erhaltenen Briefe sowie einige Gedichte und gelehrte Reden und ein Dialog sind 1991 in deutscher Übersetzung bei Reclam in Leipzig erschienen (herausgegeben von R. Kößling). Die Originaltexte jedoch liegen nur in Ausgaben des 16. Jahrhunderts und in einer in Ferrara 1940-1954 erschienenen Edition (herausgegeben von L. Caretti) vor, sind also schwer zugänglich. Wir haben als Vorlage für die elektronische Reproduktion die Basler Ausgabe von 1562 gewählt. Sie zeichnet sich vor den anderen frühen Ausgaben (Basel 1558, 1570 und 1580) durch die gut lesbare Typographie und einen korrekten Satz aus.

Olympia Fulvia Morata wurde 1526 als Tochter des Humanisten Fulvio Pellegrino Morato (um 1483 - 1548) in Ferrara geboren. Vom Vater, der die Söhne des Hauses Este unterrichtete, früh in der lateinischen Sprache und Literatur unterwiesen, wurde sie 1540 zur Studiengefährtin der fünf Jahre jüngeren Prinzessin Anna d'Este bestimmt. Mit ihr genoß sie den Unterricht von Dr. med. Johann Sinapius ("Senf") und seinem Bruder Dr. iur. Kilian Sinapius aus Schweinfurt. Bald war sie im Griechischen ebenso zu Hause wie im Lateinischen. Am Hof der Este schloß sie Freundschaft mit der Hofdame Lavinia della Rovere Orsini. Hier lernte sie auch berühmte Literaten wie Lilio Gregorio Giraldi und Pietro Bembo kennen. Mit ihrem Vater wandte Olympia sich der Reformation zu. Sein Tod im Jahre 1548 und der zunehmende Einfluß der gegenreformatorischen Inquisition in Ferrara nötigten sie zum Abschied vom Hof. Im Winter 1549/50 heiratete sie den in Ferrara zum Doktor der Medizin promovierten Andreas Grundler (auch: Gruendler, um 1506 - 1555) aus Schweinfurt, der ebenfalls der Reformation anhing. Mit ihm und ihrem erst 8 Jahre alten Bruder Emilio zog sie im Frühsommer 1550 nach Deutschland. Ende 1550 wurde Grundler zum Stadtarzt seiner Heimatstadt ernannt.

Die Besetzung Schweinfurts durch Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach im April 1553, die folgende Belagerung durch die Truppen seiner Gegner, schließlich die Eroberung und Plünderung der Stadt im Juni 1554 versetzten die Bevölkerung in große Not und Schrecken. Grundler, Olympia und Emilio retteten nur das nackte Leben; mit ihrem Hab und Gut gingen auch Olympias Manuskripte verloren. Im Juli 1554 konnte Grundler eine medizinische Professur in Heidelberg antreten, und Olympia wurde von dem Heidelberger Gräzisten Jacobus Micyllus eingeladen, griechischen Privatunterricht zu erteilen. Ihre zerrüttete Gesundheit aber ließ die junge Gelehrte der sicheren Bleibe in Heidelberg nicht mehr froh werden. Sie starb am 26. Oktober 1555, noch nicht 29 Jahre alt, an Tuberkulose. Wenige Wochen später wurden Grundler und Emilio von der Pest dahingerafft.

Daß trotz dieser Katastrophen mehr als 50 Briefe und einige kleine Schriften der Humanistin postum im Druck erscheinen konnten, ist einem väterlichen Freund Olympias, dem reformierten Gelehrten Celio Secondo Curione (1503-1569) zu verdanken. Auch er war vor der Inquisition aus Italien gewichen. Von 1546 bis zu seinem Tode lehrte er als Professor der Rhetorik in Basel.

War die erste Ausgabe von 1558 einer reformierten adligen Dame gewidmet, so stellte Curione die folgende von 1562 unter den Schutz der englischen Königin Elisabeth, der er in seinem Widmungsbrief als weithin leuchtendem Beispiel weiblicher Gelehrsamkeit, Tugend und Tatkraft huldigt. Die nach Curiones Tod ebenfalls bei Petrus Perna in Basel erschienenen Ausgaben von 1570 und 1580 sprechen für das große Interesse der Zeitgenossen an der gelehrten Autorin. Sie bringen zusätzlich einige nach 1562 aufgefundene Briefe Olympias und sind darüber hinaus durch Fabeln des Marcus Antonius Paganutius und andere Beigaben auf den doppelten Umfang vermehrt.

Das folgende detaillierte Inhaltsverzeichnis der Ausgabe von 1562 gibt in der Regel nicht einzelne Seiten, sondern die beim Einscannen in eine Bilddatei umgesetzten Seitenpaare des aufgeschlagenen Buches an. Die benannten Texte enden öfters nicht auf den Seiten, die bei der betreffenden Inhaltsangabe aufgeführt sind, sondern erst auf dem folgenden Seitenpaar. Die in die deutsche Auswahl (Hrsg.: R. Kößling; Leipzig, 1991) aufgenommenen Texte sind mit der Briefnummer (z.B. Kö. 21) bzw. Seitenangabe (z.B. Kö. S.21) der Übersetzung bezeichnet, um die parallele Benutzung beider Ausgaben zu erleichtern.

Inhalt:

Titel
(fol. *1r)

Widmungsschreiben des Herausgebers an Königin Elisabeth von England
(fol. *2r, *2v/*3r, *3v/*4r, *4v/*5r ,*5v/*6r, *6v/*7r)

Übersetzung griechischer Zitate
(fol. *7v/*8r)

Epitaph Olympias als Frontispiz
(fol. *8v/S.1)

Drei Vorreden zu den Vorlesungen über Ciceros philosophische Schrift Paradoxa Stoicorum (= Kö. S.159)
fol. *8v/S.1, S.2f., S.4f., S.6f.

Lobrede auf Q. Mucius Scaevola (griech.) (= Kö. S.9)
S.8f., S.10f., S.12f.

Lobrede auf Q. Mucius Scaevola (lat.) (vgl. Kö. S.9)
S.14f., S.16f., S.18f.

Lat. Übersetzung der Novelle "Pamphilus" aus Boccaccios Decamerone (Dec. 1,1)
S.20f., S.22f., S.24f., S.26f., S.28f., S.30f., S.32f., S.34f., S.36f., S.38f.

Lat. Übersetzung der Novelle "Neiphile" aus Boccaccios Decamerone (Dec. 1,2)
S.40f., S.42f., S.44f.

Dialog: Lavinia della Rovere Orsini und Olympia Morata
S.46f., S.48f., S.50f., S.52f., S.54f., S.56f.

2. Dialog: Theophila und Philotima (= Kö. S.177)
S.58f., S.60f., S.62f., S.64f., S.66f., S.68f., S.70f.

Briefe, Buch 1.
Olympia Morata an Kilian Sinapius (= Kö. 2)
S.72f.

Fulvio Pellegrino Morato an Olympia Morata (= Kö. 1)
S.74f., S.76f., S.78f., S.80f.

Olympia Morata an Kilian Sinapius (griech.) (= Kö. 3)
S.82f.

Derselbe Brief (lat.) (vgl. Kö. 3)
S.84f.

Olympia Morata an Johann Sinapius (= Kö. 7)
S.86f.

Olympia Morata an Johann Sinapius (= Kö. 8)
S.88f.

Celio Calcagnini an Olympia Morata (= Kö. 4)
S.88f., S.90f.

Celio Calcagnini an Olympia Morata (= Kö. 5)
S.92f.

Olympia Morata an Andreas Grundler (= Kö. 12)
S.94f.

Olympia Morata an Johann Sinapius (= Kö. 11)
S.96f.

Olympia Morata an Johann Sinapius (= Kö. 10)
S.96f.

Olympia Morata an Johann Sinapius (= Kö. 14)
S.98f.

Olympia Morata an Johann Sinapius (= Kö. 13)
S.98f.

Olympia Morata an Johann Sinapius (= Kö. 17)
S.98f.

Lavinia della Rovere Orsini an Olympia Morata (= Kö. 15)
S.100f.

Olympia Morata an Lavinia della Rovere Orsini (= Kö. 18)
S.100f., S.102f.

Olympia Morata an Magdalena Orsini (= Kö. 19)
S.104f.

Olympia Morata an Lilio Gregorio Giraldi (= Kö. 16)
S.104f.

Olympia Morata an Celio Secondo Curione (= Kö. 20)
S.104f., S.106f.

Celio Secondo Curione an Sixtus Birck (= Kö. S.28)
S. 108f.

Celio Secondo Curione an Olympia Morata (= Kö. 26)
S.110f., S.112f.

Olympia Morata an Celio Secondo Curione (= Kö. 27)
S.114f., S.116f.

Olympia Morata an Lavinia della Rovere Orsini (= Kö. 28)
S.118f.

Olympia Morata an Lavinia della Rovere Orsini (= Kö. 25)
S.120f.

Olympia Morata an Anton Hörmann (= Kö. 33)
S.122f.

Olympia Morata an Lorenz Schleenried (= Kö. 34)
S.122f.

Olympia Morata an Anton Hörmann (= Kö. 29)
S.124f.

Olympia Morata an Valentin Carchesius (= Kö. 36)
S.124f.

Olympia Morata an Georg Hörmann (= Kö. 21)
S.126f.

Olympia Morata an Thomas Lucius (= Kö. 24)
S.128f.

Olympia Morata an Valentin Carchesius (= Kö. 37)
S.128f.

Olympia Morata an Anton Hörmann (= Kö. 30)
S.130f.

Olympia Morata an Georg Hörmann (= Kö. 31)
S.132f.

Olympia Morata an Michael Weber (= Kö. 32)
S.132f.

Olympia Morata an Johann Sinapius (= Kö. 35)
S.134f.

Olympia Morata an Lavinia della Rovere Orsini (= Kö. 40)
S.136f.

Olympia Morata an Matthias Flacius Illyricus (= Kö. 38)
S.138f.

Olympia Morata an einen deutschen Prediger (= Kö. 39)
S.140f., S.142f., S.144f.

Briefe, Buch 2.
Olympia Morata an Anna d'Este (= Kö. 63)
S.146f., S.148f.

Olympia Morata an Andreas Grundler (= Kö. 22)
S.150f.

Olympia Morata an Andreas Grundler (= Kö. 23)
S.152f.

Johann Sinapius an Olympia Morata (= Kö. 43)
S.152f.

Johann Sinapius an Andreas Grundler (= Kö. 48)
S.154f., S.156f., S.158f.

Olympia Morata an Kilian Sinapius (= Kö. 58)
S.160f.

Olympia Morata an Johann Sinapius(= Kö. 49)
S.160f.

Olympia Morata an Andreas Glock (Campanus) (= Kö. 53)
S.162f.

Olympia Morata an Andreas Glock (Campanus) (= Kö. 57)
S.164f.

Andreas Glock (Campanus) an Olympia Morata (= Kö. 59)
S.166f.

Wolfgang Ruprecht an Olympia Morata (= Kö. 65)
S.166f., S.168f.

Olympia Morata an Andreas Glock (Campanus) (= Kö. 60)
S.170f.

Andreas Rosa an Olympia Morata (= Kö. 51)
S.170f.

Charles du Moulin an Olympia Morata (= Kö. 67)
S.172f.

Olympia Morata an Pietro Paolo Vergerio (= Kö. 62)
S.174f.

Olympia Morata an Johannes Infantius (= Kö. 68)
S.176f.

Olympia Morata an Celio Secondo Curione (= Kö. 41)
S.176f., S.178f.

Olympia Morata an Celio Secondo Curione (= Kö. 42)
S.180f.

Celio Secondo Curione an Olympia Morata (= Kö. 52)
S.180f., S.182f.

Olympia Morata an Celio Secondo Curione (= Kö. 54)
S.184f.

Olympia Morata an Celio Secondo Curione (= Kö. 66)
S.184f.

Celio Secondo Curione an Olympia Morata (= Kö. 69)
S.186f.

Hieronymus Angenosius an Olympia Morata (griech. u. lat.) (= Kö. 64)
S.188f., S.190f.

Olympia Morata an Lavinia della Rovere Orsini (= Kö. 44)
S.192f.

Olympia Morata an Vittoria Morata (= Kö. 45)
S.194f., S.196f., S.198f., S.200f.

Andreas Grundler an Celio Secondo Curione (= Kö. 73)
S.202f., S.204f., S.206f.

Olympia Morata an Celio Secondo Curione (= Kö. 71)
S.208f.

Celio Secondo Curione an Andreas Grundler (= Kö. 76)
S.210f.

Celio Secondo Curione an Lucrezia Morata (= Kö. 75)
S.212f., S.214f., S.216f.

Andreas Glock (Campanus) an Andreas Grundler (= Kö. 74)
S.218f.

Kilian Sinapius an Celio Secondo Curione (datiert Speyer, 28. Juli 1560)
S.218f.

Celio Secondo Curione an Kilian Sinapius (datiert Basel, 1. Sept. 1560 )
S.220f. 

Celio Secondo Curione an Johann Sinapius (datiert Basel, 1. Sept. 1560)
S.222f.

Kilian Sinapius an Celio Secondo Curione (datiert Speyer, 15. Juli 1562)
S.224f., S.226f.

Gedichte, Buch 1:
Gedichte Olympia Moratas. 1. Psalm (griech. mit lat. Übersetzung von Karl von Utenhove)
S.228f.

2. Psalm (griech./lat. wie oben)
S.230f.

23. Psalm (griech./lat. wie oben) (= Kö. S.172)
S.232f.

34. Psalm (griech./lat. wie oben) (= Kö. S.173)
S.232f., S.234f.

46. Psalm (griech. mit lat.Übersetzung von Sixtus Birck) (= Kö. S.173)
S.236f., S.238f.

70. Psalm (griech. mit lat.Übersetzung von Karl von Utenhove) (= Kö. S.173)
S.240f.

75. Psalm (griech./lat. wie oben)
S.242f.

150. Psalm (griech./lat. wie oben) (= Kö. S.172)
S.242f.

Griech. Epigramme Olympia Moratas (mit lat.Übersetzung von Karl von Utenhove)
S.244f., S.246f.

Lat. Epigramme Olympia Moratas (z.T. = Kö. S.176)
S.248f.

Gedichte, Buch 2:
Gedichte gelehrter Männer an oder auf Olympia Morata: Jacobus Micyllus, Pietro Cortona, Gilbert Cousin (Gilbertus Cognatus Nucillanus)
S.250f.

Theodor Zwinger, Philipp von Marnix
S.252f.

Hieronymus Angenosius, Celio Secondo Curione (mit griech. Übersetzung von Karl von Utenhove)
S.254f., S.256f., S.258f.

Jacobus Micyllus
S.260f.

Ofemianus, Kilian Sinapius
S.262f.

Kaspar Stiblin
S.264f., S.266f., S.268f.

Guillaume Rascalon
S.270f.

Vorbemerkung des Herausgebers zur folgenden Briefelegie
S.272f.

Brief der Hippolyta Taurella an ihren Gatten Baldassare Castiglione
S.274f., S.276f.

Errata Seite
S.278f.


Mail an MATEO

Heinz Kredel, E-mail: kredel@rz.uni-mannheim.de

Wolfgang Schibel, E-mail: Schibel@bib.uni-mannheim.de

Emir Zuljevic, E-mail: zuljevic@rummelplatz.uni-mannheim.de

Mannheim, 28. August 1997