Bald darauf erschien bei dem Heidelberger Hofbuchdrucker ein 300 Seiten starkes Buch, das mit 25 Kupfertafeln geschmückt war. Darin war das Geschehen der Brautfahrt, Verlobung, Hochzeit und Heimführung ausführlich beschrieben. Der anonyme Chronist schildert die Begebenheiten mit der innigen Anteilnahme eines loyalen Untertanen und stellt zu den hochpolitischen Vorgängen fromme und treuherzige Betrachtungen an. Seiner didaktischen Absicht gemäß gibt er den vorkommenden lateinischen, englischen und französischen Zitaten eine deutsche Übersetzung bei und erklärt dem Leser den Sinn der zeremoniellen Handlungen.
Der Verfasser dieser offiziellen Festchronik ist Tobias Hübner (1578-1636) aus Halle. Er hatte in Heidelberg Jura studiert und verstand sich als Hofmeister des Erbprinzen von Anhalt auf höfische Sitten, fremde Sprachen und die Kunst des Turnierreitens. Vielleicht hat er die allegorischen Umzüge und die Reiterspiele selbst inszeniert. Der begabte Literat, von dem auch ein Großteil der 320 deutschen Verse des Werks stammen dürfte, trat noch 1613 ein Hofamt in Dessau an und wurde später zum führenden Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, einer Sprachakademie. Die Kupferstiche stammen aus der damals bedeutendsten Werkstatt Deutschlands, der Frankfurter Druckerei der Brüder de Bry.
Die abgebildeten Triumphtore und allegorischen Darstellungen, das Feuerwerk und die Turniere bildeten den großartigen Auftakt zu dem verfeinerten, prächtigen Hofleben, das sich in den sechs Jahren bis zu Friedrichs böhmischem Abenteuer auf dem Heidelberger Schloß entfalten sollte.
Heinz Kredel,
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Mannheim, 26. März 1996