Der Wiederaufbau der jungen Stadt nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs kam einer Neugründung gleich. 1652 sagte Kurfürst Karl Ludwig in den erneuerten Stadtprivilegien allen Religionsgemeinschaften seinen Schutz zu. Den Siedlern gewährte er neben vollkommener Gewerbe- und Zollfreiheit auch weitgehende Befreiung von Abgaben und Diensten. Als die Friedrichsburg ab 1662 zur Nebenresidenz des Kurfürsten ausgebaut wurde, suchte Karl Ludwig Handwerker und Wirtsleute in die nächste Umgebung des neuen Schlosses zu ziehen. Daher verkündete er 1663 Privilegien auch für das von der Stadt gesonderte, vom Hofe selbst verwaltete Gebiet der Zitadelle. Zu mancher auch für die Stadt Mannheim geltenden Befreiung trat hier die Förderung ansehnlicher Bauten durch einen großzügigen Steuernachlaß: Die Umgebung des Schlosses sollte ein würdiges Gepräge erhalten. Die auf Kupfertafeln beigegebenen Modelle verdeutlichen die architektonischen Vorstellungen des Kurfürsten.
In der Friedrichsburg richtete sich Karl Ludwig nach dem Scheitern seiner Ehe mit Charlotte von Hessen-Kassel mit seiner zweiten, morganatischen Gemahlin Luise von Degenfeld und den zahlreichen gemeinsamen Kindern wohnlich ein. So konnte er das Wiederaufblühen der Stadt, der seine besondere Sorge galt, aus nächster Nähe beobachten.
Das Motto, das auf dem Titelblatt über einem Füllhorn zu sehen ist, stammt aus Vergils Aeneis (1,18): Die Göttin Juno wollte, als Feindin der Trojaner und des von ihnen ausgehenden Römischen Reichs, Karthago zur Herrin der Welt machen. Dieser Plan scheiterte bekanntlich - kein gutes Omen für die reformierte, antirömische Hochburg Mannheim!
Heinz Kredel,
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Mannheim, 28. März 1996