Annotationes in primum librum Institutionum

M[agistri] Ulrici Sitzinge[ri] incepit feliciter anno 1549

3. Julii Sebaldus Mu[e]nsterer. - 1549. - 292 S., (12) Bl.; 31 x 20 cm (Handschrift)


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Eine juristische Einführungsvorlesung, die 1549/50 in Wittenberg gehalten wurde, ist in dieser gut 300 Seiten umfassenden Nachschrift sorgfältig dokumentiert. Der Dozent Ulrich Sitzinger (geb. 1525 in Worms, gest. 1574 in der Oberpfalz) hatte seit 1544 in Wittenberg studiert und 1548 eine Nichte Melanchthons, die Tochter des 1539 verstorbenen Wittenberger Jura-Professors Sebald Münsterer, geheiratet. Die Vorlesungsnachschrift wurde von seinem Schwager Sebald Münsterer d.J. angefertigt. 1551 erwarb Sitzinger den Grad eines Doctor iuris. 1552 wurde er von Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken in das Hofamt des Kanzlers berufen. Sebald Münsterer d.J. folgte ihm nach Zweibrücken.

Sitzinger blieb zeitlebens einer der engsten Berater seines Herzogs, der als Statthalter des pfälzischen Kurfürsten in der Oberpfalz und (ab 1558) als Regent von Pfalz-Neuburg tief in die konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen der Zeit verwickelt war. Zwar zog sich der eng mit Melanchthon verbundene Sitzinger 1561, nachdem er bei dem lutherischen Herzog als heimlicher Kalvinist angeschwärzt worden war, vom Hof zurück und lebte fortan als Landrichter und Amtmann im oberpfälzischen Sulzbach, doch wurde er von Wolfgang nach wie vor für wichtige diplomatische Missionen gebraucht. Die Handschrift seines Schützlings Sebald Münsterer d.J., der nicht weiter bekannt geworden ist, dürfte als Bestandteil der Hausbibliothek der Linie Pfalz-Sulzbach zu Karl Theodors Zeiten in die Mannheimer Hofbibliothek gelangt sein.

Der Student hat die Vorlesungsnachschrift wie ein gedrucktes Lehrbuch gestaltet. Eine saubere Schrift, die erst zum Ende hin flüchtiger wird, Hervorhebungen durch rote Farbe und Großbuchstaben, auf den Seitenrand notierte Stichwörter zur schnelleren Übersicht und ein detailliertes Register erhöhen die Brauchbarkeit des Textes. Der aus einer liturgischen Handschrift gewonnene Pergamenteinband, die zum Eifer im Studium auffordernden Motti und die Titelgestaltung, die sich typographischer Formen bedient, bezeugen ebenfalls, daß das Buch zum dauernden Besitz und Gebrauch bestimmt war. Andererseits trägt es die Spuren individuellen Lebens: Am Rand des Textes sind die Termine der Vorlesungen vermerkt; sie reichen ohne Unterbrechung - auch im Sommer und am 24. Dezember wurde gelesen - vom 3. Juli 1549 bis zum 18. Januar 1550. Nachträgliche Ergänzungen, Streichungen und vereinzelte Randzeichnungen (so auf S. 77 das Rutenbündel zur Züchtigung der Ehefrau) bezeugen die intensive Durcharbeitung des Textes. Der lateinische Sprachduktus ist, soweit es die Materie gestattet, einfach und gefällig - gewiß eingängiger als das zeitgenössische Deutsch.


Inhalt

  1. Einbandspiegel
  2. Titelseite
  3. Blatt 1r
  4. Blatt 1v
  5. Seite 76
  6. Seite 77
  7. Seite 78
  8. Seite 79
  9. Seite 80
  10. Seite 81
  11. Seite 82
  12. Seite 292


Mail an MATEO

Heinz Kredel, E-mail: kredel@rz.uni-mannheim.de

Wolfgang Schibel, E-mail: Schibel@bib.uni-mannheim.de

Emir Zuljevic, E-mail: zuljevic@rummelplatz.uni-mannheim.de

Mannheim, 29. März 1996