MATEO - Mannheimer Texte Online
Kurzfassung
Wahrheit als Quantität zu spezifizieren wird verlangt von der quantitativen chemischen Analyse. Diese, eher kommerziell betrieben, soll philosophisch ergiebig sein ?
Sie ist es, wird sie doch von der Wahrheitsfrage beherrscht, mehr als manche philosophische Hervorbringung, indem der Analytiker Bürge der Wahrheit seiner Zahlen für Mengen, Konzentrationen, Atomgewichte ... zu sein hat.
Doch wo der messende Analytiker Wahrheit wollte, muß er sich
mit Wahrscheinlichkeit bescheiden. Seine Zahlen fallen an mit
Streuungen , wobei der Zufallsgenerator sich nicht offenbart,
außer in der radiometrischen Analyse. Diese Lücke in der
Semantik überspielte Gauß pragmatisch; Hilbert:
"Mogeln".
Raffe ich mich dazu auf, erkennen zu wollen, dann folge ich, auch unabsichtlich schon, der kantischen Trias: Noumenon Ding an sich Transzendentales Objekt. Noumenon meint ein Bündel von Vor-Urteilen, worunter etwa "Es gibt Atomgewichte". Ding an sich heißt ein Bündel von Phainomena; keinesfalls zu verstehen als alt-ontologisches Ding wie fälschlich seit Jacobi bis heute sondern als den Phainomena "hinzuerfunden", wie Nietzsche treffend sagt. Das Transzendentale Objekt erbringt den Begriff, in ihm enthalten den Befund der Analyse.
Wahr ist die Antwort, sobald die drei gegeneinander beruhigt
sind, in jener adaequatio rei et intellectus, welche jetzt keine
hohle Vokabel bleibt, sondern zwar mit der "Amplitude"
vibriert, doch solide auf der Trias gründet. Ewiglich verbürgt
ist die Ruhe nicht; durch Neuheiten wie Analysenwaage,...
Massenspektrograph..., werden Phainomena problematisiert und
damit die ganze Trias.
Eine Ruhe in der Trias teilt sich dem Analytiker als Mensch
mit, vor allem, wenn seine Zahlen mit denen anderer Laboratorien
innerhalb übereinstimmen. Die durch die Zahl
präzisierte
adaequatio wird ihm nicht streitig gemacht durch die vertrauten,
wiewohl mangelhaften Wahrheitskriterien der Kohärenz und des
Konsens, wohl aber durch die "semantische"
Wahrheitstheorie von Tarski. Laut Tarski und Nachfolgern soll Wahrheit nämlich nicht mehr sein als ein Scheinproblem. Das
wird nicht nur, nach Strawson, widerlegt, sondern kritische
Semantik verweist überdies das Prädikat "wahr" an den
Menschen, an die in seinem Geiste vorhandene Trias.
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