Execution Oder Todt Marien Stuart Königinnen aus Schottlandt...

Erfurt: 1587. [8] Bl.; 20x15 cm


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Als Maria Stuart 1587 hingerichtet wurde, stand für die Verbreitung dieser Nachricht noch keine periodische Presse (Zeitung) zur Verfügung. Von herausragenden Ereignissen, wie Kriegshandlungen, fürstlichen Festen, Kometenerscheinungen, Mißgeburten und dergleichen, berichteten einzelne Flugschriften, die auf den Wegen des Handelsverkehrs rasche Verbreitung fanden und durch Vorlesen und Ausrufen auch die große Menge der Analphabeten errreichten. Ihre Verfasser und Verleger blieben oft anonym, und ihr Inhalt war nicht selten geeignet, die Bevölkerung zu beunruhigen. Deshalb versuchte die Obrigkeit, diese "wilde" Presse durch eine kontrollierte zu verdrängen. In den sachkundigen, nüchternen Berichten, die von diplomatischen Vertretern und Agenten großer Handelshäuser ihren Auftraggebern regelmäßig durch die kaiserliche Reichspost übermittelt wurden, fand sich eine stetig fließende Quelle von Nachrichten, die periodische Presseorgane speisen konnte. 1609 brachten Verleger in Straßburg und Wolfenbüttel die ersten Wochenzeitungen heraus. Sie trugen, wie die meisten Zeitungen bis zum Ende des Alten Reichs, offiziösen Charakter und vermieden alles Anstößige. Für die heftigen konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen der Zeit des Dreißigjährigen Krieges blieben daher die Flugschriften (englisch und niederländisch "Pamphlete" genannt) weiterhin unverzichtbar.

In ihrer beinahe zwei Jahrzehnte währenden Auseinandersetzung mit Maria Stuart war Königin Elisabeth von England darauf bedacht, das Odium, das ihr von einer Mißhandlung oder gar Hinrichtung ihrer Rivalin drohte, von sich abzuwenden. Die anhaltende katholische Opposition in England verfügte mit Maria, der verwitweten Königin von Frankreich und entmachteten Königin von Schottland, einer Urenkelin Heinrichs VII., die legitime Ansprüche auf den englischen Thron hatte, über eine Leitfigur, die selbst aus der relativen Isolation ihrer Haft heraus der Königin von England gefährlich wurde. Immer wieder nutzten Verschwörer gegen die protestantische Herrscherin das Gefühl Marias, von dieser zu Unrecht in unwürdiger Haft gehalten zu werden, aus und bezogen sie als Nachfolgerin Elisabeths in ihre Umsturzpläne ein. 18 Jahre, nachdem Maria aus dem aufständischen Schottland geflohen war und sich Elisabeths Schutz unterstellt hatte, erreichte die Bedrohung der englischen Königin durch eine katholische Verschwörung und die Gefahr einer spanischen Invasion einen dramatischen Höhepunkt. Vom Parlament und ihren Räten gedrängt, willigte Elisabeth am 2.12.1586 in die Veröffentlichung des Todesurteils ein, das eine königliche Kommission bereits am 25.10. 1586 gefällt hatte. Nachdem im Januar eine neuerliche Verschwörung aufgedeckt worden war, unterzeichnete die Königin den Vollstreckungsbefehl, der ohne ihr Wissen sofort nach Fotheringhay überbracht wurde. Dort schob man die Hinrichtung Marias nicht auf. Von der Nachricht der Exekution zeigte Elisabeth sich überrascht und betroffen. Sie bestrafte ihren voreiligen Sekretär und legte Trauerkleidung an. Während das Parlament und die Londoner Bevölkerung jubilierten, waren die meisten Höfe Europas von dem "raren Exemplum" der Hinrichtung eines gekrönten Hauptes befremdet. In den katholischen Ländern betrachtete die Öffentlichkeit Maria bald als Märtyrerin ihres Glaubens.

Die vorliegende Flugschrift, die einen vier Wochen nach der Hinrichtung aus England übermittelten Bericht enthält, gibt den Standpunkt der englischen Politik wieder, ohne die vorbildlich gefaßte Haltung Marias in ihren letzten Stunden zu schmälern. Das beigefügte lateinische Gedicht stellt, in der Form einer Inschrift auf dem Grabmal Marias, ihr Schicksal als warnendes Beispiel vor Augen. Der drastische Titelholzschnitt betont, anders als der Wortlaut der Flugschrift, wohl im Hinblick auf ein sensationsgieriges Publikum, den grausamen Charakter des Geschehens.



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Mannheim, 16. Mai 1996