10 May 2005 Ruediger Niehl
typed text - structural tagging complete - no semantic tagging - no spell-check


image: s001

I. N. I. AHASVERI FRITSCHI TUTOR PECCANS, Sive TRACTATUS De TUTORUM et CURATORUM PECCATIS. NORIMBERGAE, Apud WOLFGANGUM MAURITIUM ENDTERUM. Anno M DC LXXXV.


[Gap desc: toc]


page 9, image: s009

I. N. I. TRACTATUS De PECCATIS TUTORUM.

CONCLUSIO I. Peccat is, qui absque legitimâ causâ Orphanorum tutelam in se suscipere recusat.

TUtela et cura pupillorum munus civile est, atque publicum. §. 1. Instit. de excus. tut. l. 6. §. 15. eod. â quo nemo Civium sese excusare potest, nisi qui iustam ac legitimam excusationis causam habet. Pr. Inst. de excus. Est


page 10, image: s010

etiam Pietatis ac Caritatis Christianae officium, orphanorum ac pupillorum curam atque tutelam suscipere. Qui igitur absque iustâ causâ tutelae onus subire recusat, ac orphano velut personae miserabili hoc pietatis officium denegat, is graviter peccat. Deus enim in verbo suo vult orphanorum atque viduarum curam maximè haberi. Et sanè talis homo hâc impietate indignum se reddit patrocinio ac tutelâ propriorum liberorum, quos post mortem orphanos relinquit. Et vindicat non solùm Magistratus civili poneâ, verùm et Deus ipse iniustam tutelae recusationem. Add. Menger. Theologus quondam Hallensis, qui in Scrut. Consc. c. 4. q. 88. ita scribit: Es frage sich einer und der andere, ob sie verwaisete Kinder in Pflege, Sorge, und Vormundschafft zu nehmen fich geweigert, widersetzet, und solches Vatterlichen Amts ohne erhebliche Ursache übergeben und entschlossen seyn wollen? So seynd manche


page 11, image: s011

gesinnet, die fliehen vor Vormundschafft, wie vor der Pestilentz, wollen mit keinen armen Wittwen und Waisen zu thun haben, sonderlich da nicht viel zum besten, zu reicher Leute Kinder Erbe, und Verlassenschafft lassen sich etliche noch eher behandeln, wo im Rohr gute Pfeissen zu schneiden. Aber wo ein geringer und armer Hauffe verwaiseter Kinder ist, da es viel Mühe, Sorge, Fleiß und Arbeit erfordert, da ist niemand daheim. Mancher kan für Eigennutz, und seiner Nahrung nicht dazu kommen, daß er auch für fremde Kinder sorgen, gehen, sollicitiren und vigiliren solte, es möchte ihm zu viel abgehen in seiner Haushaltung, er würde seines eigenen Nutzes nicht sowol abwarten können, solte er um seiner Mündlein willen so manchen langen Weg ümsonst gehen, Register halten, und nichts davon haben, das will er wollassen, darum siehet er immer, wie er sich von Vormundschafften loß mag ausdrehen. Wenn nun alle Leute also


page 12, image: s012

gesinnet wären, Lieber sage mir, wo wolten denn verwaisete Kinder Pflege, Schutz und Unterhalt bekommen? Solte ein solcher Mann nicht seine eigene Noth und Sterblichkeit ansehen, und bedencken? Solte er nicht auf seine eigene Kinder hierunter ein Auge haben? Wolte er auch gerne, daß andere gegen seine eigne Kinder einmal gleich gesinnet, und resolvirt wären, daß sie aller Pflege und Vormundschafft sich eussern und entschuldigen solten? Was er nun nicht wolte, daß seinen Kindern begegnen und wiederfahren möchte, soll er auch andern Nachbarn und Freundes Kindern nicht thun und beweisen, darum sich hier mancher zu prüfen und sein Gewissen zu befragen hat. Sanè laudandus ille, qui etiamsi legitimam sese ab oneere tutelae excusandi causam habet, nihilominus pro caritate pupilli tutelam suscipit.


page 13, image: s013

CONCLUSIO II. Peccat cognatus, qui cognato pupillo tutorem non petit.

PIo Magistratui incumbit, fideles pupillis tutores constituere, ne indefensi maneant, iacturamqueve bonorum patiantur. Si verò hoc officium, ut nonnumquam fit, neglexerint, non leviter peccant, Et quamvis de iure Romano cognati et affines, ut et familiares et amici parentum, non teneantur pupillo tutorem petere l. 2. pr. qui petant tutores. Peccant tamen Cognati, si hoc pietatis debitum negligant. Cognationis enim et sanguinis iure obstringuntur, quaerere cognatorum suorum commodum; licet succedendi spes nulla sit. Sufficit, quod Orphani sint miserabiles personae, et curâ ac defensione aliorum egeant. Natura ipsa inter nos cognationem quandam constituit. L. ut vim. 3. de I. et I. Et


page 14, image: s014

interest hominis, hominem beneficio affici. L. 7. de servo export. Longè latiùs sese extendit officium pietatis, quod Christianus Christiano debet, quàm obligatio legis Civilis. Vid. Tract. nostr. de regimine Caritatis in variis causis et negot. civil.

CONCLUSIO III. Peccat Tutor, quipiam pupilli educationem negligit.

TUtor pupillos sibi commissos, perinde ac proprios liberos, adfectu paterno curare debet. Plato lib. 11. de legib. Quemadmodum igitur Pater tàm divino quàm naturali iure obligatur, filios suos piè educare, en paidi/a| kai\ nousqes1i/a| kuri/ou: in doctrina et admonitione Domini. Ephes. 6. Ita etiam Tutor patris loco est, ex paterno adfectu, bonae et Christianae educationis pupilli curam habere tenetur, Si verò is in hac re


page 15, image: s015

negligens fuerit, pupillum in Christianismo et capitibus pietatis non curet institui; cùm peccantem viderit, eumque non corrigat; aut malis moribus et exemplis ad peccandum ipse illiciat, hâc suâ negligentiâ eum gravissimè peccare, nemo negaverit. Vae illi, qui facit officium Domini negligenter! Vae illis, qui parvulis scandalum praebet! Persuadent sibi nonnulli tutores, se satisfecisse suo officio, si pupillorum bona integra servent. Sed maius est, animam pupilli servare, quàm corpus et bona: Animae salus potior corporali salute. Sanè Magistratus à tutoribus non solùm rationem administrationis bonorum, verum etiam educationis pupilli exigere deberent. Vid. D. Menger. Scrut. Consc. cap. 8. q. 87. ubi ait: Vormünde, Curatores und Pfleger der Waisen fragen sich: Ob sie auch ihre Pflege-Tòchter und Mündlein zuförderist, und vor allen Dingen zur Gottesfurcht gehalten, in wahren


page 16, image: s016

Christenthum, Catechismus-Lehre und guten Wercken auferziehen, und sie mit allem Fleiß und Ernst versehen und versorgen wollen, daß sie zu ihrer Seelen Heil und Seligkeit in Glauben und Erkänntniß Christi wol unterrichtet, und gelehret werden möchten? Wer dencket fast unter Vormündern heutiges Tages daran? Und doch gleichwol sind sie hierzu verpflichtet und verbunden auf ihr Gewissen, denn weil sie an Eltern Statt von G Ott und der Obrigkeit den Unmündigen vorgesetzet und verordnet seyn, so sollen und müssen sie auch mit allem Fleiß ihrer Pfleg-Kinder Heil und Wolfarth, geistlich un~ leiblich suchen und befördern helffen. Vid. etiam Ordinatio Saxo-Gothana von Vormundschafften §. 4. ubi dicitur: Es sollen die Vormündere nach Müglichkeit selbst und durch andere ihre Pfleg-Vertravete zu Hause zu wahrer Gottesfurcht anführen, und sonsten gute Haus-Zucht gegen sie Pflegen, und pflegen lassen, sie zu rechter Zeit zum


page 17, image: s017

heiligen Abendmahl schicken, auch stetig mit aufsehen, damit sie nicht die Kirchen-Versamlungen, sonderlich, nach dem sie der Schulen erlassen, liederlich und muthwillig verabsaumen, oder auch, was sie vorhero in der Schule erlernet, wiederum vergessen. Et §. 8. Sollen ein Aufmercke haben, damit die heranwachsende Unmündige, nicht zu Müssiggang, Fressen und Sauffen, oder andern üppigen Wesen gerathen, oder zu böser ärgerlicher Gesellschafft sich halten, und dadurch verführet werden. Add. Churf. Sächs. Schul-Ordnung p. 3. Tit. Von der Disciplin und Zucht. Es sollen die verordnete Vormündere fleissiges und ernstlich Auffsicht halten, daß ihre Pfleg-Kinder dieweil sie noch zart, und zu biegen sind, zu aller Erbarkeit und guten Sitten gezogen werden, und in der Schule, Kirchen, auf der Gassen, in ihren Häusern, und an allen Orten guten Wandel führen, wo aber dieselbe aus Unverstand und Nachlässigkeit ihrer


page 18, image: s018

Mündlinge nicht achten, dieselben mit der Zucht versaumen, und nicht wie sie vor G Ott schuldig, ob ihnen halten würden, die sollen dem Magistrat angezeiget werden, damit derselbe dargegen sein Amt gebrauchen, und verrichten möge.

CONCLUSIO IV. Peccat Tutor, qui iur amentum tutelae temerè violat.

TUtor de Iure Romano, l. ult. §. 4 C. de admin. tut. Nov. 72. cap. ult. et iuxta Ordinationem Politicam de Anno 1577. Tit. 32. iurare debet, quòd velit tutoris officio benè fungi. Formula iuramenti tutorii in Ordinatione Camerali, de Anno 1538. haec legitur: Ich N. schwere und gelobe, daß ich N. nachgelassenen Kindern mit Namen N. N. auch allen ihren beweglichen, und unbeweglichen Haabe und Gütern, nichts


page 19, image: s019

ausgesondert ausgeschlossen, getreulich underbarlich vorstehen, handeln und bewahren, die ligende Gründe und Güter nicht verändern, sondern in guten Wesen erhalten will, und meine Mündlein und ihre Güter, inn-und ausserhalb deß Gerichts biß an die hohe Obrigkeit, als ihnen von G Ott verordnete Ober-Vormunden, zu verantworten, zu vertretten und zu verthätigen, wie und wo dessen nöthig, und sie, und das ihre nicht unbeschirmet, noch was ihnen nütze und gut, unterwegen lassen, auch der Kinder Haab und Güter mit Zuziehung unverdächtiger Notarien und Zeugen, öffentlich, getreulich, und eigentlich zu beschreiben, nichts davon aussen zu lassen, inventarium darüber zu machen, zu desselben glaubwürdige Abschrifft bey der Obrigkeit zu hinterlegen, und gebührlicher Zeit aufrichtige und ehrliche Rechnung, Rede und Antwort von solchem Inventario, und meiner Mündlein Haab und Güter, darum zu geben und zu thun, auch meiner Mündlein


page 20, image: s020

jährliches Einkommen, und Gefälle, es sey wenn es wolle, in meinen noch der Meinigen Nutz nicht wenden, vielweniger mich der andern ihre Güter in meinen oder der Meinigen Brauch zu ziehen, unterstehen, sondern mich davon gäntzlich zu äussern, und bey dem allen getreulich und erbarlich ohne Gefährde zu handeln, alles bey verpfändung und Verpflichtung aller meiner Erben Haab und Güter, der Jetzigen und der Zukünfftigen, so wahr als mir G Ott und sein heiliges Wort hier und dort helffen soll, Amen.

Alia Iuramenti Formula legitur in Ordinatione provinciali Saxo-Gothana de An. 1652. §. 12. quae huius est tenoris: Ihr sollt gelobem und schwren, daß ihr N. dem ihr zum Vormund itzo verordnet werdet, Person, Haab, Gut und Vermögen getreulich und erbarlich vorseyn, auf seine Person und deren Erziehung zu Seel und Leib fleissig sehem, dessen Güter in eurem unziemlichen Nutzen nicht kehren, noch


page 21, image: s021

wenden, darüber ein richtiges inventarium förderlich aufrichten lassen, und gerechtlich einlieffern, ihn ausser-und innerhalb Rechtens treulich beschirmen, und vertretten, was ihm nützlich ist, bestes möglichen Fleisses vollbringen, und dargegen was ihm schädlich und unnützlich, unterlassen, seine liegende Güter und ander Angehörung, welche bey dem gemeinen Lauss und Wandel nicht pflegen veräussert und loß geschlagen zu werden, ohne Obrigkeitliches Vorwissen und Erkänntniß nicht verkauffen, verschwenden oder beschweren, in allen und jeden Stücken, die euch und eure Verwaltung betreffen, denen dißfalls auf Landesfürstliche gnädige Verordnung publiciren, und euch ietzo vorgelesenen Puncten, euch gemäß verhalten, darwider wissentlich und vorsetzlich nichts handeln noch fürnehmen, um ever Thun und Lassen gebührliche Rede und Antwort geben, sonderlich die Rechnung nach Anweisung gemeldeter Puncten führen und erstatten, und


page 22, image: s022

euch allerdings also bezeigen werdet, als einem getreuen Vormund eignet und gebühret, alles bey Verpfändung euer Haabe und Güter.

Quincumque igitur Tutor hanc suam iuratam fidei promissionem temerè violat, contra conscientiam peccat, ac si non Magistratûs civilis, divinae tamen vindictae ac poenae se obnoxium reddit. Quamvis autem hodiè multis in locis promissio fidei à Tutore absque iuramento, ut et sine Satisdatione fieri soleat. Sande lib. 2. decis. Frisci. tit. 9. def. 9. quod tamen non adeò probamus; nihilominus tamen Tutor peccat, si id non praestat, quod munus tutelare ab eo exigit.


page 23, image: s023

CONCLUSIO V. Peccat Tutor, qui bona pupilli malè, et negligenter administrat.

TUtor quantum ad providentiam pupillarem, habetur loco Domini, l. 22. de administr. tut. liberam igitur habet bonorum pupulli administrationem. Tenetur autem Tutor in administratione tantam curam, ac diligentiam adhibere, quantam bonus Paterfamiliâs suis rebus impendit l. 33. pr. l. 13. §. 1. l. 10. d. t. nihilqueve negligere; nam etiam de neglectis Tutor tenetur l. 2. C. Situtor l. Cui non gess. l. 7. C. arbitr. tut. omnequeve damnum, ex latâ vellevi culpa datum, pupillo praestare. Non enim leviter peccat Tutor, qui malâ ac negligenti administratione suâ, pupilli matrimonium non tàm servat, et auget, quàm imminuit, ut hodiè saepius fieri solet, et pupilli


page 24, image: s024

Maiorennes facti cum gravissimo damno experiuntur. Nullum sanè officium nobis grave esse deberet, quod Orphanis praestamus, cùm Deus curam istam largiter compensare promiserit. Ecclesiasticus ait: Esto pupillis misericors, ut pater, et eris tu velut filius altissimi oboediens, et miserebitur tui magis, quàm mater. Qui bonus atque fidelis tutor est, ille mavult, detrimentum aliquod in re familiari propriâ pati, quàm ullo modo negligentiâ suâ pupillo nocere. Utinam omnes tutores ita sentirent, tot miserabilium Orphanorum querelas non audiremus!

CONCLUSIO VI. Peccat Tutor, qui pecunias pupillares in proprios ususu convertit, aut bona ad se rapit.

TUtores debent esse patres, custodes ac tutores bonorum


page 25, image: s025

pupilli, sed saepè non tàm tutores, quàm tollitores esse solent, sind Vermündere. Et hodiè plurimis in locis audiuntur querelae de tutorum rapacitate et infidelitate, daß die Vormündere, die armen unmündigen Kinder um das ihrige gebracht, und unter sich gebrockt. Gravissimum profectò est peccatum, quô tales tutores divinum maledictum in se ac liberos suos transferunt. Unicus obulus, quem ex bonis pupillaribus fraudulenter in usus proprios tutor convertit, omnia ipsius bona saepè perdit, frisset all ihr Haab und Gut. Id testantur exempla ipsa. Plato gentilis dixit: Tutorum negligentiae, rapacitatis, aut avaritiae in administranda pupillorum sibi commissorum tutela Deum vindicem esse futurum, ac proinde Magistratum vitiorum tutoris iudicem et vindicem debere esse acerrimum. Sanè Magistratus, vel Praefectitutelares, qui hanc rem non curant, nec suspectos


page 26, image: s026

tutores à tutelâ tempestivè removent, maximè peccant; quemadmodum etiam de Romano iure conveniri poterant. t. t. de Magistr. Conven. Sed, proh dolor! hodiè hanc actionis speciem in praxi rarò, vel numquam videmus. Vindicabit autem ipse Deus, tàm Magistratuum supinam negligentiam, quàm ipsorum tutorum fraudem et rapacitatem. Add. D. Meng. Scrut. Consc. c. 11. q. 118. Ubi ait: Vormünderre fragen sich, ob sie ihrer Mündlein und verwaiseten Pfleg-Kinder Gut, Erbtheil, und Verlassenschafft der Eltern an sich gezogen, sich davon bereichert.

CONCLUSIO VII. Peccat Tutor, qui in rationes tutelares, plus infert, quàm verè expendit.

NEminem cum alterius damno, et iniuriâ se locupletiorem


page 27, image: s027

reddere debere, ipsum naturae ius dictitat. Graviùs autem ac turpiùs est, si id faciat is, qui alterius pater, defensor, tutor et curator esse debet; dupliciter enim talis homo peccat. Reperiuntur tutores, avari, qui non dubitant, in rationes pupillares expensarum nomine maiorem summam inferre, quàm verè expen derunt: aut si vestes et alimenta eis dederint, iniquè aestimare, pupillarem autem supellectilem pro vili pretio emere. Pflegen der unmündigen Kinder Sachen in geringen liederlichen Werth zu kauffen, und an sich zu nehmen: dagegen ihnen Kleider und Schuhe, Speis und Tranck, und was auf sie gewendet werden müssen, mit doppelter Kreide anzuschreiben und zu berechnen. Quae impietas horrenda est, et à Magistratu gravissimè puniri deberet. Cùm vix inter Turcas et Barbaros eiusmodi crudelitatis exempla reperire liceat. Tales sanè impii tutores hac sua rapacitate


page 28, image: s028

proprias domus evertunt, iram et vindictam divinam contra se suosqueve provocant.

CONCLUSIO VIII. Peccat Tutor, qui Contutorem malè administr antem non coërcet, et ut suspectum accusat.

TUtoris officio incum bit, Contutorem vel Collegam suum, quem malè et negligenter tutelam administrare videt, monere, eumqueve ut suspectum postulare. Si id omiserit, et indè pupillo damnum nascatur, peccat, et ad damni restitutionem in subsidium tenetur. l. 1. §. 15. de tut. et rat. distrah. potuisset enim ac debuisset periculum hoc à pupillo avertere, minimequeve cum pubilli damno, famae, ac existimationiamici ac Collegae parcere. Sunt Orphani, ut personae miserabiles, et quae


page 29, image: s029

se ipsos defendere nequeunt apud omnes gentes favore et misericordiâ dignissimi, quorum favore etiam multa singularia Romano iure sunt recepta. Cedat igitur affectus erga amicum Contutorem amori et favori, qui pupillo debetur. Si verò quis tutor hon orarius fuerit absque administratione, ob neglectam inspectionem peccat, et in subsidium proptereà obligatur. l. 2. §. 2. de admin. tut.

CONCLUSIO IX. Peccat Tutor, qui propriâ auctoritate, sine urgentinecessitate et absque decreto Magistratûs domum vel praedium pupilli, cum ipsius damno alienat.

ROmani voluêre pubillorum utilitati legibus prudenter latis,


page 30, image: s030

plenissimè consulere, eisque in omnes casus optimè prospicere; Undè prohibuerunt, bona pubillaria, absque verâ et urgente necessit ate, et sine sollenni Magistratûs Decreto alienare. tot. tit. de rebus eorum, qui sub tutela; ne aliquando Maiorennes facti nimis serò doleant, tutorum negligentiâ vel malitiâ amisisse v.g. domum, in quâ nati, et educati, praedium ex cuius reditibus victum habere potuissent. Malè igitur facit tutor, et contra officium suum peccat, si proprio ausu, absque praescitu et consensu Magistratûs, nullaqueve urgente necessitate bona pupilli vendat, aut alio modo alienet. Adeò temerarii sunt nonnulli tutores, ut si pecunia, quâ in administratione tutelae opus habent, non statim in promptu sit, eam non quaerant medio aliquo, pupillo minùs damnoso, sed praecipitanter v. g. ad venditionem domûs vel agelli pubillaris properent, nec consilio et cognitione


page 31, image: s031

Magistratûs praeviâ, nec satis probatâ necessitatis alienandi causâ. Is sanè tutor, qui ad evitandam bonorum pupilli alienationem, de proprio aliquid expendit, maximam laudem bonitatis meretur. Contrà verò, qui ne obulum quidem pro pupillo expendere vult, cùm tamen sine magno incommodo facere possit, culpandus. Licet enim de iure romano non tenetur, de propriis bonis pubilli commoditatibus servire, tenetur tamen lege charitatis, quae fortior latiusqueve se extendit. Quivis tutor cogitet, se parentis loco esse, Deumqueve ipsius fidei et dilectioni miserabiles Orphanos commisisse, pro quibus ipsi aliquando ratio reddenda erit.


page 32, image: s032

CONCLUSIO X. Peccat Tutor, quirationes tutelares iuxta legem vel statutum quotannis reddere moratur.

OMnes rei alienae administratores tenentur administrationis suae rationem reddere; Cùm igitur tutoribus bonorum pupillarium libera administratio, cuius intuitu pro Dominis habentur, con cessa sit, iidem ad reddendas rationes omni iure adstringuntur. Interest autem pupillorum, tutorem quotannis rationem acceptorum, et expen sarum fideliter reddere, ut illis eò magis cautum sit. Quò enim maius periculum, eò magis cavendum. Testatur experientia, cum gravi detrimento pupillorum rationum redditionem à tutoribus differri. Undè ordinatione Politicâ Imperii


page 33, image: s033

cavetur, singulis annis tutores rationes reddere debere. Idem in ordinatione Politieâ Saxo-Electorali. Tit. Iustitien-Sachen §. 6. dispositum legitur. Verba haec sunt: Es ist klagende fürbracht, daß sich bey etilichen Vormunden der Eigennutz mächtig ereignen thäte, mit unterthänigster Bitte, zu besserer Vorkommung der Unmündigen Schaden, ob vorigen Constitutionen mit Ernst zu halten. Dieweil wir denn solches vor hoch nothwendig erachtet, als wollen wir vorige Verordnungen hiermit erneuert, und allen und jeden Gerichts-Herren ernstlich befohlen haben, daß sie jährlich, ohn Unterscheid, von allen tutor en die Rechnung absordern, difelben den nechsten Freunden übergeben, und darauf von ihnen gebührund iustificir en lassen, auch es dahin richten sollen, damit der Mündlein Substantz ohne Gefahr ohn einiger dilapidation verbleiben, und denenselben zu Nutz angewendet werden möchte, mit dieser


page 34, image: s034

ausdrücklichen Verwarnung, da einer oder der ander sich hierinnen nachlässig und säumig erweisen würde, daß er dem Mändlein vor allen Schaden, der ihme daraus zuwachsen möchte, selbst hafftem, auch unser unablässigen Straffe gewärtig seyn solle. Saluberrima quidem est haec Constitutio, sed dolendum, quod hodiè malè servetur. Vid. etiam Ordinat. Saxo-Gothanam. in Appendice. Peccat igitur Tutor, qui neglectâ hac Constitutione rationes tutelares reddere cunctatur; non tantùm enim sese malae administrationis suspectum reddit; verùm etiam sibi suisqueve pessimè consulit; Si enim morte praeventus rationes non reddiderit, cum difficultate et periculo à liberis et heredibus utoris posteà reduntur.


page 35, image: s035

CONCLUSIO XI. Peccat Tutor cognatus, qui in rebus pupilli velut Dominus agit.

IUra Romana optimè praesumuntde Cognatis pupilli proximis, undè in tutelâ regulariter dativis tutoribus praeferuntur. t. t. de legit. agnat. tut. Maior enim affectio erga pupillum in consanguineo, quàm in extraneo praesumitur. Sed non rarò experientia docet, extraneos pupillorum tutores longè fideliores esse, quàm cognatos ipsos. Hi quandoque in rebus pupilli, velut Domini proprietarii agunt, maiorem sibi libertatem, tamquam proximi pupilli heredes in administratione tutelae attribuentes, quàm leges permittunt. Nec desunt exempla Cognatorum, qui impio captandae mortis voto inducti in bonis pupillorum


page 36, image: s036

grassantur, aut insidias ipsorum vitae struere non verentur. Quorum tutorum impietas ob cognationem eò magis detestanda est. Et experientia, hodiè testatur, Testamentarios et dativos tutores saepè maiori fide pupillorum commoda quaerere, quàm legitimos.

CONCLUSIO XII. Peccat Tutor cognatus, qui pupillam, honestum matrimonium inire prohibet.

FEminae, quae adhuc sunt sub tutelâ, vel curâ, non quidem necessariò tenentur consensum Curatorum, vel agnatorum ad matrimonium adhibere; Ordinationibus tamen multorum locorum introductum est, ne absque ipsorum consilio nuptias contrahant. Sunt autem tutores, qui vel ob spem successionis in bonis pupillae, vel ne teneantur rationes reddere, vel etiam, ut diutiùs


page 37, image: s037

substantia pupillari frui possint, matrimonia pupillarum, licet honesta sint, non tàm promovent, quàm impediunt. Haec iniuria verò minimè ferenda est, sed quando Magistratus eam animadverterit, dissensu et contradictione tutoris non attentâ, pupillae matrimonium permittere, illumqueve ad rationes reddendas eò magis adstringere debet. De tali enim tutore non benè praesumitur, sed in dolo versari creditur.

CONCLUSIO XIII. Poccat Tutoris heres, qui praestare recusat, quod defunctus in rationibus pupillaribus debet.

ORphani verè miserabiles sunt personae, omniumque iniuriis ac rapacitatibus expositi, nec satis magistratus contra sraudes tutorum, et coratorum eis prospicere potest.


page 38, image: s038

Tutores saepè redditionem rationum pupillarium de die in diem protrahunt, donec moriantur: Undè miseri pupilli valdè periclitantur, ob rationes à Tutore nondum redditas, cumprimis, cùm defunctus obaeratus fuerit. Indè nascuntur sumptuosae lites cum heredibus tutoris, quarum litium occasione pupilli patrimonio, quod fortè adhuc superest. privantur. Peccant sanè tutoris heredes, si pupillis non praestant, quod in administratione tutelae desunctus debuit. Sciant non benedictionem, sed maledictum cum tutoris defuncti bonis ad ipsos transferri, si ea pupillaribus fervata, vel aucta fuerint. Ad minimum igitur usque obolum heredes ex bonis tutoris satisfaciant pupillis, ne horum gemitus, et lacrimae maledictum eis adferant.


page 39, image: s039

CONCLUSIO XIV. Peccat Tutor, quipupillum nimis duriter et iniquè tractat.

NOn rarò accidit, pupillos à tutoribus suis admodùm duriter et velut mancipia tractari, eosqueve à filiis, servis ac domesticis verbis contumesliosis, et verberibus indignè adfligi, werden manchesmal von ihrem Vormunde als Hunde tractiret, und müssen aller anderer im Hause Fußhader seyn. Sed hoc grave peccatum est. Sunt enim aliàs orphani miserabiles personae; adflictis igstur non addenda est afflictio. Quod patribus naturalibus inculcat D. Osiand. in Prov. 18. id ad tutores applicare licet. Meminerint tutores se esse tutores (qui pupillos ab iniuria aliorum tueri debent,) et non carnifices, Itaque moderatè tractent pupillos suos, ne ipsorum saevitiâ et duritie exasperati ea faciant ex quadam


page 40, image: s040

desperatione, et animi furore, quae alias numquam in animum suum induxissent. Praefecti tutelares, qui in quibusdam Civitatibus constituuntur, vulgò dicti Vormundschaffts-Herren; Waisen-Richter, curent, tutores erga pupillos ipsorum fidei et curae paternae commissos, ita se gerere, ut pii parentes erga liberos. minimè etiam patiatur Tutor pupillum à filiis vel famulis domesticis vexari, et opprimi.

CONCLUSIO XV. Peccat Tutor, qui pupillo, ut servogratis utitur.

TUtor, quoad personam pupilli patris loco est, non Domini; pupillus igitur ut filius, non ut servus serviliter tractaris et operis servilibus onerari debet. Si verò talis pupilli conditio sit, ut propter paupertatem servire debeat, gratuitam tutori operam praestare non tenetur.


page 41, image: s041

Accidit, tutorem pro alimentis ex pupilli bonis certam pecuniae summam quotannis in rationes inferre, verschreibet jährlich ein gewisses Kost-Geld in der Rechnung, et tamen pupilli, velut domestici servi operâ, gratis uti vult. Hoc certè est iniquum, et minimè ferendum. Der Unmündige ist nicht deß Vormunds Knecht, sondern Pflege-Sohn. Peccat iogitur tutor, si pupilli operâ gratuitò utatur, et iuxta aequitatem operas cum alimentis compen sare nolit. Longè graviùs peccat tutor, quando propter famulitium, et operas, quas pupillo iniungit, is à cultu divino, vel ab arte aliqua discenda prohibetur.

CONCLUSIO XVI. Peccat Tutor, qui pupillum à studiis liber alibus, arcet.

SI pupillus ingenio polleat, et ad excolenda studia idoneus sit,


page 42, image: s042

tantum etiam in facultatibus habeat, ex quo sumptus ad studia sumi possint, eum tutor non abstrahere, sed potiùs exhortari debet. Quod pater filio, id Tutor pupillo praestet. Quemadmodum autem pater peccat, qui filium bonae indolis in literis erudiri non curat. Vid. Meng. Scrut. Consc. c. 8. q. 29. Tr. noster de peccat parentum; ita et tutor. Optima saepè ingenia, quod dolendum, negliguntur, quaeprae multis aliis ditiorum filiis in Republica vel Ecclesita, Deo ac patriae utiliter servire possent. Sed si tutor plebeiae conditionis, sutor vel sartor fuerit, ingenii pupillaris exiguam plerumqueve curam habere solet. ideoque prudens Magistratus scrutinio ingeniorum Civium instituto, huic rei providere deberet.


page 43, image: s043

CONCLUSIO XVII. Peccat Tutor, qui pupillum nullam artem honestam discere curat.

INterest Rei publicae, quemvis Civium artem aliquam discere, ex qua victum quottidianum honestè sibi quaerere possit. Quantum enim detrimenti Civitas ex otiosis hominibus, qui nullum certum vitae genus sibi eligêre, oriri soleat, experientia docet. Tenetur igitur tutor curam habere, ut pupillus aliquam honestam artem discat, ex qua sese sustentare possit. Et licet fortè tantum in facultatibus habeat, ex quo vivere possit, id tamen non excusat; bona enim pereunt, sed ars manet; Undè vulgò Germani dicunt: Ein Handwerch hat einen güldenen Boden. Peccatum sanè non leve est, si tutor hoc negligat, et pupillum in otio vivere permittat. Cùm enim ille otio ac


page 44, image: s044

desidiae adsueverit, ist deß Faullentzens und Müssiggehens gewohnet, tan dem aut in egestatem, aut in flagitia incidit, uti tristis experientia hodiè testatur, non paucos pupillorum malè educatos, per otium periisse.

CONCLUSIO XVIII. Peccat Tutor, qui necessaria alimenta pupillo denegat.

TUtoris est, pupillo denecessariis alimentis prospicere, non quidem de propriis, sed pupilli bonis, habitâ ratione qualitatis personae, eiusqueve patrimonii. Nonnumquam verò tutores officii sui immemores sunt, et pupillis de victu et amictu necessario minimè prospiciunt, lassen die Mündlein Hunger leiden, nacket und bloß, als Bettel-Kinder einhergehen, cùm tamen illi tantum in bonis habeant, quod ad alimentationem sufficeret. Peccat igitur tutor, qui vel per avaritiam vel


page 45, image: s045

per negligentiam non praestat, quod officium postulat. Vid. Ordinatio Saxo-Gothana von Vormundschafften de Anno 165. 1. §. 2. ubi cavetur: Es sollen die Vormündere sich ihrer Mündlinnen angelehnern Fleisses annehmen, daß solche nothdürfftig mit Kost, Reinigung und Wäsche versorget, an Orten und Enden, da ihnen dieses mit treuem wiederfahren nichts untergebracht, und wenn sich hiezu nicht Mittel ohne Entgeld ereignen, um ein billiges vcerdinget, auch mit Leinwad, Kleid-und anderer Bedeckung deß Leibes, bevorab die Winterzeit, nothdürfftig versehen, und ihnen die unentbehrliche und geziemende Leibes-Versorgung ins gemein nach Müglichkeit werden möge.


page 46, image: s046

CONCLUSIO XIX. Peccat Tutor, qui supervacaneam litem cum damno pupilli instituit.

TUtor quovis modo cavere debet, ne pupillus aliquod in bonis suis damunum patiatur. Si igitur is pupilli nomine calumniosam aliquam litem instituerit, ex qua propter sumptus litis pupillo damnum nacitur, id tutori rectè imputatur, et is proprio nomine in expensas condemnatur. Debuisset enim bonam fidem agnoscere. Vid. l. quotiens. §. 6. ibi: Si mala causa pupillaris est, denuntiare sibi verum debet. Denique Imperator Antonius cum patre etiam honoraria (Advocatorum salaria) pupillo imputare prohibuit, si supervacaneam litem instituisset, cùm convenirentur à vero Crditore; nec enim prohibentur tutores bonam fidem agnoscere. Wesemb.


page 47, image: s047

Cons. 64. n. 14. Vasq. l. 1. Controv. c. 9. n. 10. Klock. vol. 1. Consil. 11. n. 169. Optimè faciet tutor, si pupilli nomine vel Actoris, vel Rei partes sustinere debet, ut consilio Magistratûs, et cognatorum utatur, ne nimis serò eum paeniteat, pupillum temerè processuum difficultatibus admnosis implicuisse.

CONCLUSIO XX. Peccat Tutor, qui propter administr ationem tutelae sibi ipsi Salarium constituit.

IUre Romano Tutoribus atque Curatoribus salarium vel honorarium nullum debetur, sed gratis munere delato fungi tenentur. l. 38. de. N. G. ubi dicitur, quòd Tutor gratuitam, integram, et ab omni lucro abstinentem fidem praestare debeat. Vid. Simon Pistor. Cons. 7. q. 1. per tot. nec immeritò. Favor eaim pupillorum,


page 48, image: s048

ut miserabilium personarum, tantus est, ut turpe sit, pro ipsorum cura at que tutela mercedem vel hon orarium petere. Peccat igitur tutor, qui propriâ auctoritate sibi salarium constituit, vel aliquid ex pecuniis et facultatibus pupilli, loco honorarii sibi attribuit, et in rationes insert. Aliud dicendum, si Magistratus pro qualitate personae et patrimonii pupillaris ei honorarium aliquod addixerit. Viatica tamen modica, leidliche Zehrung, meritò tutor in rationes in fert. Uti enim is ex tutela lucrum facere non debet. l. qui negotiationem 58. pr. de admin. tut. ita nec officium ipsi damnosum eveniat. L. sed etsi quemadm. Testam. aper.

FINIS.


[Gap desc: toc]