10 May 2005 Ruediger Niehl
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I. N. I. De VITIIS ET ERRORIBUS MODERATORUM IUVENTUTIS SCHOLASTICAE.

CAPUT I. Negligentior cultura pietatis.

I.

PRaeceptorum in scholis officum cumprimis in eo consistit, iuxta eruditionem Adolescentum animos ad pietatem traducere. Christlicher Schulen vornehmester Zweck soll seyn Kinder GOttes, Glieder und Nachfolger Christi, Tempel des heiligen Geistes, mit einem Worte, gute Hertzens-und That-Christen, das Neben-Ziel aber geschickte Leute, zu Schulen-Kirchen-und Regiments-Diensten, auch dem Haußwesen aufzuerziehen, wohin denn nun, nicht aber, gestalt doch offt geschiehet, auf blosse Wissenschafft und Erudition, die auch wohl bey gottlosen Leuten seyn kan, ihr Absehen alle richten sollen, welche bey


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Christlichen Schulen etwas zudirigiren oder zu laboriten haben. Sunt verba D. Lenzii, Cancellarii quondam Schwarzburgici, quae adduximus im kurtzen ohnvorgreifflichen Bedencken, wei etwan die Praeceptores in denen Particular-Schulen die liebe Jugend zur wahren Pietät mit mehrern Nachdruck anführen könten? pag. 8. Add. Hoffmann. Jugendund Tugend-Lehre, part. gener al. Sect. 1. c. 1. §. 9 ubi ait: Ein ieder gewissenhaffter und ehrlicher Vorsteher der Iugend, welche ihm sowohl als die erwachsene Zuhörer Lehrern und Predigern zubeodachten von Christo anbefohlen, ist vermöge seines schweren und savern Amt, von GOtt und Rechtswegen verhunden, in deren zarten Gempthem die liebe Gottesfurcht nach müglikeit einzuplfanzen, damit, so viel thunlich ist, aus der Zucht-Schule solche Leute mit der Zeit hervor gehen, welche in allen ihrem Thun, Handel und Wandel, del, GOtt in ihrem Hertzen und vor Augen haben, und also des Höchstrn Ehre in der Kriche und Schul, im gemeinen Regiment und im häußlichen Stande befördern mögen. Nos qui in scholis laboramus, (inquit Matthias Bergius, Brunsvicensium olim Rector,) potissimum illud videre oportet, seduloquve curare, ut à vitiositate morum communium ad pietatem animi traducantur, atque ist huc adsuescant à teneris, ut doctrinam pietatis et officiorum sanctorum, Deo


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placentium probar studeant. die Furht GOttes solte der Weißheit Anfang seyn, das Haupt oder Haupt-Zweck,das Fac totum, sie solte vor den studiis vorher gehen, als Hertzogin und Führerin, sie solte dieselbe beglieiten, reguliren, und endlich das Ziel und Zweck seyn; so wird dieselbe aus der Acht gelassen, und denen sonst guten ingeniis die Kunst, als ein scharff Messer in die Hand gegeben, damit sie gleich den unvorsichtigen Kindern, sich und andere verwunden. Camilli didactrum oder Lehr-Geld verdienen solche Lehrer, die die arme Jugend verrathen, und dem Welt-Geist übergeben, sunt D. Danhaveri Lact. Catech. part. 8. p. 212.

II.

Si quis vero dixerit curam pietatis praecipuam incumbere Ecclesiae Ministris, non Praeceptribus, qui in docendid literis satis occupati. ille audiat, quae non ita pridem optimus quidam Theologus Dn. Scriverius in literis superiori anno ad me datis, de hac re monuit. Ich weiß wohl (inquit) was bey den meisten wird eingewendet werden, es werden die Stunden zur Schul-Arbeit genau ausgetheile, und in einer jedweden gewisse Lectiones verordnet, würde man also keine Zeit haben, doctrinam pietatis zutrieben, zufördert, weil dieselbe in die Kirche gehörete N. Allein es ist die Sache von solcher Wichtigkeit, daß wenn sonst keine Zeit könte gefunden


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werden, man lieber noch eine Stunde des Tages länger arbeiten, als dieselbe liegen lassen solte. Und wenn beydenen sämtlichen Herren Praeceptoren sich ein rechtschaffenes Wesen in Christo, und gebührender gottseeliger Eyfer fünde, so würde sich auch die Zeit zu solcher heiligen Arbeit wohl finden. Die Erfahrung lehret, daß mache au Falheit und Nachläßigkeit die bestimten Stunden vershmäern, kommen späte zur Lection, und schließen sie stracks, wenn es gesclagen, die Gottliehenden hergegen solten billich etwas früher hinein kommen, und wo es sich nur immer schicken wolte, die Jugend etwas länger auffhalten, damit sie Zeit haben möchten, fürgeschlagener massen sie zur Gottseligkeit anzuweisen. Diese Arbeit solte billig Zeit haben, wenn auch alle andere etwas entbehren müsten. Man könte auch mit Einstelklung des offt unnöthigen und viefältigen dictirens und recitirens eingge Zeit gewinnen, were auch höchstrühmlich, wenn an denen Tagen, wenn die jugend alten Herkommen nach, ferias hat, und selbige offt übel gnug anwendet, dei Praeceptores Collegia pietatis anstelleten N. Daß aber Doctrina pietatis nicht in die Schule gehöre, ist traum ein unchristlicher Einwurff, welchen man doch zuweilen von eingen hat vernehmen müssen. Der Apostel spricht: die Gottseligkeit seyzu allen Dingen nüße; So wird sie auch in die Schulen gehören, und der studieenden Iugend bey ihrer Arbeit


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heilsam seyn. Die Chrisstliche Schul=Arbeit muß ia hierauff fürnemlich und über alles zielen, daß sie GOtt zu Ehren und der Kirchen zu Dienkst, nußliche und tüchtige Leute erziehen, und soviel an ihr ist, Gefässe der Barmhertzigkeit, und Werckzeuge der Gnaden GOttes zurüsten will, wie kan sie aber diesen Zweck, ohne Unterweisung der Gottseligkeit erreichen? Was hilfftes, wenn sie zwar gelehrte, aber nicht heilige und fromme Leute erzeihet? Bey Christlichen Schul-Lehrern muß ia seyn der Glaube, der durch die Liebe thätig ist, die dringende Liebe Christi, und ein heiliges Verlangen, auch andere zur seligen Gemeinschafft IEsusu, deren sie theihafftig worden sind, zu bringen, wen~ nun dieses nicht bey ihnen ist, wie dürffen sie sich Christen rühmen? Ists aber bey ihnen, so werden sie nicht lange fragen, ob die Unterweiseung zur Gottseeligkeit in die Schulen gehöre? die Gottselgkeit ist so hoc nöthig, daß alle Stände ausser Zweifel verbunden sind, dieselbe zu befördern, die Prediger nicht allein, sondern auch die Obrigkeit, und Hauß-Uäter müssen das ihrige nach allen Kräfften darbey thun, wie wollen sich denn Christliche Schul-Lehrer derselben entziehen können? Wie sollen sie allein an dem heiligeu Tempel-Bau des HErren nicht Theil haben wollen? Sie wollen ia mit eingeschlossen seyn in das vierte Gebot, und nebst Eltern, Predigern und Obern den schuldeigen Gehorsam von der liegen Iugend haben, wie


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solten sie denn nicht nebst jenen, was zu deren zeitlichen und ewigen Wohlfart höstnöthig und dienlich ist, helffen treiben und beobachten? N.

CAPUT II. A vero studiorum scopo ad carnales fines abductio.

STudiorum scopus primarius ac ptincipalis non alius est ac esse debet, quam Gloria DEI, ad quam docentes atque discentes in scholis unicè atque unicè respiciant necesse est. Vid. lib. nostr. de vitiis Scholar. cap. 1. et. 2. Ab hoc autem scopo nonnulii Praeceptores aberrant, qui disicipulos suos ad industriam in literis adhibenam, magnam laudem, honores ac divitias eis promittendo excitant. Optimè beatus Lenzius noster, Cancell. Schwarzb. quem laudavimus im furßen Bedencken, wie die Pietät in Schulen N. Es sollen (inquit ille) die Praeceptoresihren discipulis pro captu treulich zeigen den rechten findem studiorum, nemlich die Heiligung ligung und Ehre des Nahmens, Such-und Förderung des Reichs, und dann nechst denfelben gnugsame Erforschung und frölich Bolibringung des Willens GOttes, mit nichten aber eigene falsche Liebe, grossen Nuhm und Ehre, Gemerbe und zeitliches Neichtumg. Und


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nachdem zu gedachten schädlichen Gutdünckel viel Anlasses giebet, wenn die Jugend zum Lernen durch fleischliche fines angereitzet wird, alsdenn sind: Sonderliches Lob ihrer Geschickligkeit, oder auch, Vorbildung, wie vornehme, gelehrte, reiche etc. Leute durch ihr Lernen und Studieren ins kjünfftige bey Kirchen oder Regimenten die Knaben werden könten: so sollen die Praeceptores sich dessen eusern. Add. D. Danhaver. Lact. Catech. Part. 8. pag. 76. ubi ita scribit: Man ist heutiges Tages von dem rechten Zweck der Christlichen Schulen weit abgesprungen. Eigen-Ehre herrschet in unsern Schulen für Christi Ehre. Wie die Heiden nichts anders gelehret, getrieben und gesucht, als eigene Ehre, daß sie in der Welt möchten grosse Leute werden, einen unsterblichen Nahmen noch dem Tode zu haben, sich bewürben, massen Augustinus in seinem ersten Beicht-Buche cap. 9. hierüber eine erbärmliche Klage führet: Mihi puero proponebatur obtemperare monentibus, ut in hoc saeculo florerem et excellerem lingvosis artibus ad honorem hominum. Idem Danhaverus d. tr. pag. 212. prro scribit: Es sind heutiges Tages viel Magistri vanitatis mundialis, non veritatis caelestis, die die Jugend zu allerhand Vanitäten und weltlichen Eitelkeiten anziehen, von him~lischer Weißheit aber entweder Mäusestill schweigen, oder doch dieselbe mit gebührender dexterität nicht können oder wollen


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vortragen. Die liber Praesenten, Gaben und ubermachte Lehr-Gelder von ihren Discipuln aufheben, als daß sie dieselbige selbst als GOttes Gaben und theure Beylagen, sonderlich die Armen, halten und ansehen solten.

CAPUT III. Gentilium librorum incauta lectio.

IN lectione Auctorum Gentilium, ut sunt Terentius, Plautus, Ovidius, Horatius, Martialis, Apuleius, Petronius, et huius farinae alii, in quibus multa impura et scan dalosa reperiuntur, Praeceptores summo studio cavere debere, ne scholastica iuventus, eâ in pietate et Christianismo offendiculum patiatur, antehac monuimus in kurtzen Bedencken, wie etwan die Praeceptores in denen Particular-Schulen die Jugend zur Pietät anführen könten §. 15. Quamvis nonnulli Theologi svadeant, gentiles Auctores è scholish Christianorum vel planè exterminari, vel eorum scripta in locis suspectis castrari debere: quod tamen aliis displicet. Magna sanè circumspectione Praeceptorum in hac re opus esse, nemo negaverit. Audiemus D. Mengeringium, qui in Scrutinio Consc. c. 10. quaest. 96. ita scribit: Praeceptores prüfen sich, ob sie solche Bücher und Heidnische Auctores ihren Discipeln vorgele get, gelesen,


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erkläret, sind commendiret, daraus sie allerhand Zunder und Reitzung zur Unzucht haben und nehmen können? Als wenn sie Ovidium de arte amandi, und die unreinen Hurensüchtigen Poeten, Tibullum, Catullum etc. profitiren, citiren, commendiren, denn hie heissets auch: Wehe dem, der Argernüß giebt. Et D. Scriverium, pientissimum Theologum, Seelen-Schatz Part. 1. Serm. 6. §. 32. Es werden (ait ille) alle Christliche Praeceptores in Schulen gehalten seyn, so lieb ihnen ihre eigene, und der ihnen anvertrauten Iugend Seeligkeit ist, daß sie, wenn ärgerliche Dinge iu solchen Schrissten vor kommen, die Iugend ernstlich und treulich warnen, und so verwahren, daß sie nicht dadurch geärgert werden: daß sie ihnen das Elend und die Blindheit der Heiden, nach Veranlassung ders 1. Cap. der Epist. an die Römer, wie auch der getaufften Christen Glückseeligkeit und schuldige Pflicht getreulich und ernstlich fürstellen, zumahln der Heiden, welche in grosser Unwissenheit und Blindheit gesündiget habem, Straffe erträglicher seyn wird, als derer, die den Willen GOttes aus seinem heiligen Worte gewust, und doch dempselben nicht nachgelebet haben. So sie diß nicht thun, werden sie Schuld h aben an aller Sünde, welche bey der Iugend aus solchen bösen Saamen erwächset. Die Historien bezeugen, daß in Franckreich ein vornehmer Cardinal hingerichtet sey mit einer vergiffteten


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Fackel, die man ihme bey Abend-Zeit fürgetragen. Dergleichen thun alle Lehrer in hohen und niedrigen Schulen, welche der Jugend solche Dinge fürtragen, die ihnen können ärgerlich und an ihren Seelen schädlich seyn, und also auch die, welche sie zu heidnischen gottlosen Büchern anführen, die Sprachen daraus zufassen, und sie nicht mit gnugsamen ernstlichen Unterricht verwahren. Haec ille. Vid. iterum Mengering. d. tract. c. 12. qu. 86. ubi ait: daß etlich Aristarchi es verargen, daß man Terentios Christianos und Senecas Christianos und der gleichen schreibe, da doch zuwündschen, daß man die Jugend in solchen Christlichen Biblischen Materien und Historien, Sententien und Dramatibus unterrichtem und üben liesse, damit also ihnen neben der Sprache die fundamenta fidei et vitae Christianae von Kindes-Beinenn an wohl eingeflösset, und sie zu Kiebe und Lust die heilige göttliche. Schrifft zulesen und studieren auffgemuntert und angeführet werden möchten.

CAPUT IV. Negligens capitum pietatis tractatio.

QUod pietatis studium et exercitium in scholis attinet, non sufficit, si Praeceptores, ut saepè fit, saltim curent, ut lectiones memoriter à discipulis recitentur, sed eis


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etiam, ratione aetatis et iudicii, eorum, quae didicêre, sensus et usus aperiendus. Vid. Proiect einer neuen Kirchen-Ordnung c. 17. §. 10. (in iure Ecclesiast. part. 3.) ubi monentur Praeceptores, daß sie vor allen Dingen ihre Discipul in Catechismo, und anbefohlenen Compendio Theologico also unterrichten und exerciren, daß man nicht das blosse auswendig lernen treibe, sondern auch den richtigen Verstand fordere, und dahin alles Vermögens sinne und trachte, damit die Schüler nach eines jedweden captu an innwendigen neuen Menschen wachsen und starck werden, und solches euserlich mit dem Leben und der That bezeugen. Add. Kurtzes Bedencken, wie die Pietät in Schulen mit Nachdruck zu treiben etc. Gravissimis verbis in eiusmodi Praeceptores, qui hoc negligunt, invehitur saepe laudatus Mengeringius Scrutin. Consc. cap. 5. qu. 104. quae non possumus non in gratiam lectoris huc adferre, quae haec sunt: Es fragen sich die Praeceptores, od sie ihren untergebenen Schul Knaben und discipuln nach eines iden Class, Gesetz und Ordnung, die Haupt-Stücke Christlicher Lehre, aus dem Catechismo, und andern libris symbolicis, fleißig, richtig, rein, getreulich und wohl eingebildet, erkläret, fürgetragen und eingeflösset, glso daß es nicht im blossen Gethön, auswendig lernen und recitiren bewendet und geblieben, sondern sie auch des rechten Verstandes fleißig und sorgfältig berichtet, den seeligen


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Gebrauch, und wie alles zu Gottesfurcht und wahren Christenthum fruchtbarlich und heilsam anzuwenden und zurischten gezeiget und gewiesen? Das seynd Praeceptores bey allen und jeden classibus, auff ihr Gewissen, mit allem Ernst und höchsten Fleiß zuthun schuldig und verpflichtet, und sollen köhnlich und einwahl wissen, daß sie damit nicht ihrem Amte genug gethan, noch sie vor GOtt im Gewissen befriediget und befreiet seyn, wenn sie allein gewisse periodos, pensa und lectiones aus dem Catechismo, Huttero, Dieterico und andern Glaubens-Büchern, ihren Discipuln zu lernen und zufassen auffgeben, zu gewisser und gesetzter Zeit und Stunde, von ihnen fordern, recitiren, und sagen, es nach der Grammatic exponiren und resolviren lassen: sondern sie sollen und müssen bey Vermeidung GOttes Ungnade und Verletzung ihres Gewissens, sonderlich und vor allen Dingen hierunter auch darauff sehen und gehen, ob auch die Knaben solches recht verstehen, (verstehe in gewissen gradibus et intervallis classium, aetatum et quaestionum, ein iedes nach seiner Art und Zeit,) Rede und Antwort hiervon bescheiden und vernünfftig geben, auch hierinnen ihnen mit Fleiß zeigen, wie solches alles nicht in blossen Wissen und Buch staben bestehen und bleiben, sondern zur Ubung der Gottseligkeit, zu Stärckung des Glaubens, zu Tröstung des Gewissens, zu


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Besserung des Lebens müsse angewendet, practiciret und getrieben werden. etc.

CAPUT V. Negligentia.

I.

PRaeceptorum officium, utut vulgo vile videatur, reverâ tamen magnum et eximium, et maximis in Republ. officiis comparandum. Es ist nicht ein schlecht Amt, (ait Robertus Harris, Anglus, Gewissens-Spiegel p. 81.) den Leib, die Seele und den Verstand zuversehen haben: Kein geringes, auff den edelsten Theil der Seelen zuwürcken; Kein schlecht Privilegium, keine geringe Ehre, welche euch Praeceptoren in den Schulen der HERR gegeben, daß ihr nicht allein solt seyn Studenten und Schüler unter einem Cratippo, sondern Lehrer und Meister zu Athen in Israel. Was könte doch der grosse GOTT des Hummels euch grössers thun, als zu solchen Amt beruffen und darinnen bestätigen? Was können die Menschen euch mehr thun, als daß sie euch ihre theuerste Liebes-Pfänder anvertrauen und in eure Hände liefern, ihrer Kinder edle Seelen?

II.

Quàm grave autem et magnum Praeceptorum in scholis est officium, tam periculosa et publicè perniciosa res est, si officio


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illo Praeceptores debitè noin fungantur, si deiides ac negligentes fuerint. De his D. Mengeringius, quondam Superintentendens et Scholarcha Hallensis. Scrutin. Consc. cap. 11. qu. 72. ita scribit: Das ist wohl eher gehöret und erfahren worden, daß in stadt-Schulen, und da Wech sels-weise die Stunden den Praeceptoribus zur institution zukommen, manche dafür was anders fürnehmen, spatziren mit einander vor den auditoriis und Stuben herumb, lassen immer ein Viertel. Stündlein nach dem andern vorbey gehen, und wegschleichen, unterdeß haben sie des Gewäsch und Thedings so viel, daß sie ihrer Class und Knaben gar vergessen, die sitzen unterdessen müßig, werden versäumet, treiben Fürwitz und Muthwill, und gehen so klug aus der Schulen, als sie nein kommen. Sage mir nun, seind nicht solche Praeceptores fures temporis, rechte Diebe und Räuber der edlen Zeit, die sie auff die Knaben und ihre schuldige Amts-Verrichtung wenden solten? polutele/staton a)ua/lwma xro/nos: Sumptuosissima est iactura temporis. Decet igitur servire tempori, wie Cicero saget, et non amittere temus. Das solten solche Praeceptores neben dem maledictus. ierem. 49. wohl bedencken. Idem cit. loc. pergit: Ihr Herren Praeceptores fraget euchg, ob ihr eure Discipul mit weitläufstigen unnützen und vergeblichen Gewäsch, vielen Plaudern und dicenz gufgehalten, die Zeit und Stunde also


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zugebracht, und dafür nöthigere Sachen, information und Ubung der Lectionen unterlassen? Es seynd bißweilen die Praeceptores in Stadt-und privat Schulen geschickt, wenn die guten Socii nicht viel auf die Lectiones zuvor eingehauen und zugeschnitten haben, so stellen sie einen Discurs und Predigt an, schwatzen etwan den Discipuln lustige Historien oder Schnackem vor die lange Weile her, oder schärffen ihnen das Gesetz, predigen von ihrem Un-Fleiß, Ungehorsam, von dem maledictus und Straffe GOttes; Da ist ihnen nicht genug, solches kurtz und artig zufassen, und den Discipuln vorzuhalten, sondern es muß 1. 2. Stunden damit zugebracht seyn, mit der Weise verläufft die Zeit, es schlägt der Seiger, und sie kommen mit Ehren und vor dasmahl loß und davon, bedencken und fragen unterdeß nicht darnach, daß bey isolchen dicents die Schüler nichts gelernet, sondern an ihrer Lection und proiect vielmehr gehindert und versäumet worden. Solte nicht das auch ein Diebes-Stück und Belials-Tück seyn? ein Zeichen und Merck-Mahl der Untreu, daß man es nicht treulich und auffrichtig mit den Knaben meinet, seiner Haut schonet, und die Zeit vergeblich hingehen und verlauffen lässet? Hactenus Theologus ille Hallensis.

III.

Quicumque igitur Praeceptores hactenus desidiosi, conscientiae et animae suae


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consulere volunt, illi audiant, quomodo laudatus Anglus allegato loco gravissimis verbis porrò scribit: Soferne (ait ille) ihr Praeceptores an eurem Amt und Pflicht werdet etwas mangeln lassen, so wirds euch unerträglich seyn. Was werdet ihr antworten, und womit wolt ihr euch entschuldigen, wenn eure Mutter (die Schule) wird sagen: Meine eigene Söhne haben mich der Studenten und Schüler beraubet? Wenn eure arme Waysen sagen werden: Unsere Vormünder, Lehrer und Professores sind uns im studieren hinderlich gewesen, sie haben uns nicht treulich unterwiesen; Wenn die Eltern sagen werden: Denen wir das beste anvertrauet, die wir am besten belohnet h aben, die haben uns am meisten betrogen. Wenn die Kirche und das gemeine Beste sagen werden: Wir sind von denen verwundet und darnieder geworssen, welche unsere Schäden und Brüchen heien solten. Wie werdet ihr das Geld ansehen, welches ihr für eure Collegia privata angenommen, und doch die halbe Zeit umb liederlicher Uhrsachen willen solche nicht gehalten und es nicht verdienet? Was fur Trost könnet ihr schöpffen von dem/ das ihr eingeerndet? Was hilffts Iudam, das er Geld hat, wenns Blut-Geld ist? Was hilffts einen andern, wenns Faullentzen-Geld ist, oder der Preiß für Ungelehrsamkeit, Eitekeit und Verzärtelung? Was kans einem untzen, daß er von Studenten und


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Schülern reich worden, die doch bey ihme versäumet worden? die ihre Zeit, ihre Stärcke, ihre Kräfte, ja sich selbst verlohren haben? Was für Trost zusagen, ich nehme alle Viertel-Jahr so viel von einem Collegio, von einer privat-Stunde, und dafür betrüge ich ihn?

CAPUT VI. Methodi docendi à Scholarchis praescriptae, et mandatorum observandorum neglectio.

QUemadmodum in Republica et Ecclesia habentur Inspectores, Ephoriatque Censores, ita in scholis tales constitui solent, quos Scholarchas appellitant. Eorum officium cumprimis in eo consistit, ut curent, pios atque idoneos Praeceptores iuventuti scholasticae praefici, schloas visitent, docentes atque discentes ad debitam diligentiam adhortentur, defectus emendent, salarii solutionem promoveant, et quae alia sunt, quae salus publica in hac re postulat, expediant Experientia antem docet, nonnullos Praeceptores refractarios esse, qui vel praescriptam docendi methodum negligere, ac pro libitu lectiones mutare audeot, vel alias Scholarcharum mandatis parere detrectant. Cum verò res mali sit exempli, ac publicè perniciosa, quippe quae


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confusionem inducit, ac tandem ad scholae ruinam vergere potest, ideoque sedulo cavendum, ne vel minimum quid sine consilio, praescitu et iussu Scholarch arum, Praeceptores innovare audeant, sed decenti cum modestia moneant, quae monere necessitas exigit, ea verò quae semel salubriter coustituta, absque censura impigrè exsequantur. Vid. Menger. Scrut. Consc. cap. 12. qu. 85. ubi ait: Praeceptores fragen sich, ob sie ihres Gehirns und Eigensinnes Lehr-Art und Didacticam erwehlet, aus gedacht, und mit ihren Discipuln vorgenommen, und practiciren wollen, deren Grund und Ursach sie nicht beweisen mögen? Hierdurch geschiehet manchen feinen ingenio mercklich unrecht. So gehören auch hieher unziemliche Veränderungen der Lectionen und Auctorum in Schulen, als wenn eine mutation vorfället, und das Rectorat sol anderweit ersetzet werden, daß da die Successores es ihren Antecessoribus wollen zuvor thun, aus übriger Klugheitund vermentien Verbesserung die gewöhnlichen Auctores probatos et methodicos verändern, und andere einführen.

CAPUT VII. Memoriae discentium perniciosa lectionum multiplicatio.

NOnnulli Praeceptores ingenia discipulorum vel multitudine lectionum, vel


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obscuritate et difficultate textuum ediscendorum, et aliis memoriam discentium obruere solent Quod inutile ac perniciosum, adeoque minime probandum. Reprehendit hoc Praeceptorum vitium Mengeringius Scrutin. Consc. cap. 10. qu. 125. Ita autem ille: Praeceptores prüfen ihr Gewissen, ob sie mit allzustrengen Zwang des auswendiglernens mit mancherley Lectionen, allzugrossen pensis und schweren Materien, ohne nothwendige Frist und dilation, jäch und geschwinde ihrer Knaben und Schüler ingenia und memoriam corrumpiret und verderbet, maceriret und zermartert, daß es ihnen an ihrer Gesundheit des leibes oder Gemüths, an ihrem Gedächtnüs und Verstande mercklicher Schade und Unheil daraus erwachsen? Solches haben die Praeceptores zuverantworten. Ingenia sanè puerorum non sunt aequalia, quaedam tardiora, quaedam capabiliora; non ergo ab omnibus aequalia postulari possunt. Praetera multa in futuram oblivionem discuntur, quae tamen violentiâ quadam memoriae discipulorum, ctiam per plagas, imprimuntur. Es ist an dem, (inquit D. Danhaver Lact. Catechet. part. 8. pag. 576.) daß manchmahl in den Schulen mit unnützen Sachen die Jugend geqvälet wird, die lateinische Eloquenz und überpolirtes Latein obtrudiret, denen die nicht recht zierlich Teutsch reden oder schreiben können, die Poesi auffgetrungen,


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denen die weder poetische Sinn noch Adern haben, und mit gezwungenen Hunden gejafget, die meiste Zeit mit Vernunffts-Künsten zugebracht, die zehenmahl besser zur Erbauung im Glauben und Christenthum hätte sollen angeleget werden.

CAPUT VIII. Alieni laboris pro suo venditatio.

INter peccata octavi praecepti refert saepius laudatus Mengeringius, quando Praeceptor aliorum meditationes pro suis venditare non veretur. Audiamus ipsius verba, quae in Scrutin. Consc. cap. 12. qu. 87. haec sunt: Praeceptores (inquit ille) fragensich, ob sie ihren discipuln und auditoribus gelesen und vor dictiret anderer Scribenten und Auctorum comment- und Schrifften, und solche für ihre eigene meditationes und Arbeit venditiret und ausgegeben? Gleichwie solches auch eine Art eines falschen Zeugnüsses ist, wenn man sich mit fremder leute Arbeit und Schrifften also behengen und behelffen thut, also gereichts auch nicht zu geringen Schaden der studierenden Jugend. Denn solche Praeceptores viel besser, rühmlicher und ihrem eigenen Gewissen verantwortlicher thaten, so sie solche Auctores ihren Zuhörern und Discipulis nenneten, commendirten, und zulesen übergeben, selbige


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nützlich zu lesen, Mittel und Wege zeigeten, die difficilia et dubia loca methodicè ventilirten, und erklärten, und also mit gantzen völligen Ernst derselben profectus und perfection suchten und begehrten, so würde viel Zeit, daß auff solch weitläufftig unnütz dictiren und schmieren aus fremder Leute Büchern gehet, ersparet und besser angewendet werden. Adducit is ibidem D. Saveri verba, ubi vide; Add. Proiect neuer Kirchen-Ordnung cap. von Schulen §. 24. ubi dicitur: Mit vielen dictiren sollen die discipuli nicht beschweret, sondern nur gedruckte gute Auctores gebraucht, und daraus fleißige repetitiones und nützliche Exercitia angestellet werden.

CAPUT IX. Tardiorum et simpliciorum discipulorum irrisio et contemptus.

REperiuntur in scholis Praeceptores, qui discipulos vel moribus simplices, vel ingenio tardiores publicè irridere, subsannare, et condiscipulorum ludibrio et contemptui exponere solent. Novimus in celebri quadam schola Praeceptorem, qui cum esset satyricum ingenium, delectabatur, tales discipulos virulentis sarcasmis perstringere, ita ut saepe totam discentium turbam ad cachinnos moveret. Hoc autem minime


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probandum. Ingenia namque tarda hoc modo non excitantur, sed potius, teste experientia, ad deserenda studia permoventur; qui verò moribus simplices non esse publicae irrisioni et ludibrio exponendi, sed excusandi, instituendi, corrigendi. Cogitandum, quod Deus dona sua non aequali mensura omnibus distribuere, sed huic talentum, alteri dimidium talenti vel minus concedere soleat. Eiusmodi Praeceptorum sarcasticae exagitationes tacitè causam et occasionem discipulis praebere possunt, ut alter alterum ob simplicitatem superciliose despiciat, et inde rixae, irae et odia inter eos nascantur.

II.

Praetereà reprehensionem merentur Praeceptores illi, qui, nescio ob quam causam privatam, discipulos directè non concernentem, nonnunquvam eos vel torvo vultu adspicere, vel immerentes verbis aut verberibus durius tractare, vel manifesto odio prosequi non erubescunt. Officium sanè Praeceptorum utpote Parentum, minimè patitur eiusmodi adfectuum carnalium insolentias.


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CAPUT X. Negligentior pauperum discipulorum cura et informatio.

OFficio boni et fidelis Praeceptoris convenit, omnium ac singulorum discipulorum, qui istius fidei commissi, sine discrimine status, conditionis ac sortis, curam habere, eosque sideliter instituere. Imò nonnumquam paupertinae sortis pueri maiore cura amplectendi, quam alii, quibus ad studia plura suppetunt adminicula. Saepe namque optima ac pulcherrima ingenia sub sordidis palliolis latent, quae minime negligenda, ut nonnumquam ob illis Praeceptoribus fieri solet, qui divitum patronorum, honorationrum amicorum filios in informationis opera aliis praeferunt. Es bezeuget die Erfahrung, daß manches armes Kind, welches in seiner Jugend in zerlapten schlechten Kleidern daher gehet, bey einem Bißlein Brot und Saltz, und Trüncklein Schwach-Bier oder Wasser küm~erlich erzogen wird, hernach durch GOttes Schickung zu grossen Ehren und Gütern offtmahls gelanget, daß die Welt sich verwundert, daß unter solchen Lumpen und schlechten Ansehen ein so vortresslicher Mann, Königlicher oder Fürstlicher Rath, Cantzler, Doctor, Magister, Prosessor, Prediger,


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Bürgermeister, Kauffmann etc. verborgen gewesen, sunt verba optimi, Theologi Dn. Scriverii, Seelen Schatz part. 2. pag. 735. Videant igitur moderatores iuventutis, ne pauperculos, aut vilioris sortis discipulos despiciant, negligentius quam divitum filios instituant, aut durius tractent, sed ita in omnibus sese gerant, ut palam sicse non hominibus, sed DEO servire, ac non esse mercenarios, sed fideles Rei publ. atque Ecclesiae ministos.

CAPUT XI. Nimia disciplinae lenitas.

VErissimum est, quod ait Poëta:

Praesens aetas peior avis,
mox datura prolem vitiorem.

Tanta enim hodie proh dolor! iuventutis est malitia, impudentia, pervicacia, impietas, quanta nullo saeculo visa et audita fuit. Ferè nalla vel admodum exigua erga parentes, praeceptores ac seniores est verecundia. Inter huius autem mali causas praecipua est bonae educationis neglectio, et di sciplinae sclolasticae laxitas. In quibusdam enim scholisconniventiâ nimiâ, Praeceptorum Ienitate, mores scholarium, cumprimis qui divitum vel nobiliorum filii, corrumpuntur. Lenem Eli ad flios admonitionem, quia nimis mollis erat, pro nulla reputavit Deus. Tàm enim intempestiva


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lenitas et facilitas prava DEO displicet, quàm non necessaria asperitas. Menger. Scruv. consc. cap. 8. 58. et cap. 11. qu. 74. ubi ait: Praeceptores prüfen sich, ob sie etlichen ihren Discipuln wegen Geschencks und guteu profits, zu ihrem Muthwillen und Nachläßigkeit zuviel verhenget, zugesehen und dissimuliret, und mit Straffe und disciplin inne gehalten, damit sie ihrer Eltern favor und Gunst verliehren möchten. Sanè, sicut Praelatus, quatenus paterspiritualis est, rationem vivendi subditorum ad paternè corrigen dum inquirere tenetur; ita etiam praeceptores in scholis erga scholarium mores cognoscendos, et paternè corrigendos obstricti sunt, quippe de quibus, tamquam fidei et curae ipsorum commissae oviculis, rationem aliquando Deo reddere debent. Vid. Proiect einer neuen Kiechen-Ordnung, cap. 17. §. 14. (in parte III. Iur. Eccles. p. 255.) ubi dicitur: Es ist in Schulen von scholasticis und praeceptoribus, nichts wenigers die Schul-disciplin als die Erudition in acht zu nehmen, und dieser Gestalt keinem Schüler einige Ungebühr zu verstatten.

II.

Cumprimis autem Praeceptores iuventutum scholasticam paternè moneant ut omnem luxum in vestitu fugiant, nec stultis ac impiis huius saeculi moribus in eo se conformes gerant, sed modestiae, simplici???ati, ac humilitati studeant. Es müssen


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Praeceptores und Lehrmeister ihren Schul-Kindern, reichen und armen, alle Uppigkeiten und böse Kleidung ernstlich untersagen: Es kan leider! mit blutigen Thränen nicht gnugsam beweinet werden, daß die Jugend nicht allein daheim bey den Eltern, sondern auch in den Schulen so übel discipliniret wird, das Bürschlein gehet nicht anders als auff gut Reuterisch herein, in leichtsinnigen, und den Schulen nicht zuständigen Geberden und Kleidern. Die Honestät, Zucht, und Erbarkeit exuliret bey vielen, Licents, Muthwillen vnd eigensinniges Wesen nimmt überhand, daß es fürwahr fast übel aussiehet. Gut were es, daß die Leges scholasticae, so hin und wieder bey Christlichen Schulem gestifftet seyn, in vigore und Schwange giengen. Sunt verba D. Hartmanni im Alamode Teuffel- part. 3. cap. 3. Huic addimus D. Mengering. qui in Scrut. Consc. c. 10. qu. 85. ita scribit: Es fragen sich die Praeceptores in Schulen, ob sie an ihrer untergebenen Schul-Jugend und Discipuln alle witternde Leichtfertigkeit, Pracht, und Weltstoltz in Habit und Kleidung gestrafft, gewehret, verdothen, und sie hergegen zu Demuth, Einfalt, und schlechten Schüler-Habit, Tracht und Kleidung angemachnet, und mit Ernst, und bey Straffe gehalten? Adducit is ex Heshusii Theatro Diabolorum, pag. 52 sequentia verba: Es müssen die Praeceptores hier das ihre thun, wenn ihnen die Kinder und Iugend von


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den Eltern in die Schule geschicket werden, daß also ein Stand dem andern die Hand reiche. Sollen derowegen die Magistri scholarum samt ihren Collegis (als die es besser, denn die gemeinen Hauß-Väter können, oder ja können sollen,) die edle Tugend der Demuth und Mässigkeit, mit ihren Nutz und Früchten, und dargegen daß der Hoffart und Unmaß mit ihren Schaden der Jugend wohl und weidlich für- und einbilden, zur Tugend reitzen und locken, von Laster abhalten und schrecken, damit sie also in guten Tugenden erzogen, wachsen und zunehmen, und rechte gute Sitten, (die jetzund fast seltzam) lernen, ihnen selbst und den Praeceptoribus zu Ehren. O disciplina, disciplina, wo bist du jetzund? Der Ehrwürdige Hr. Sarcerius hätte dich gern wieder ins Land beruffen, die Bestallung und Unterhalt gemacht, aber seiner Fernde waren gar zu viel, wie auch noch. Wer von dir sagt, ist schon auff, die grossen Herren wollen dich weder höhren noch sehen. Die alamodische Welt will auch alamodische Rectores und Schulmeister heute zu Tage haben, die ziehen auch fein alamodische Discipul, und wird auch der alamodische Geist ihnen allen einmahl lohnen, wo sie nicht Busse thun etc. Add. Hoffmann. Tugend-und Jugend-Lehr, Part. Special. Sect. 2. c. 1. §. 3. et seq. Beati illi Praeceptores, qui summo studio laborant, ut discipuli tàm in pietate ac bonis moribus, quàm in literis proficiant!


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CAPUT XII. Nimius rigor disciplinae scholasticae.

*m*h/ e)raqi/zete ta\ te/kna h(mw=n; nolite ad indignationem provocare filios vestros. Sunt verba Apostoli, Coloss. 3. v. 21. Quibus verbis monemptur parentes, ne filios suos nimis acerbè et asperè tractent, et minis factisque asperioribus eos pertinaciores reddant. Dedecet enim parentes in propria viscera nimis saevire, atque impetuosis affectibus a)panqrw/pws2 servire. In hac re nonnullos praeceptores graviter peccare videmus, qui omnem castigationis ac discilinae modum excedunt. Optimè monet D. Balduinus in Comment. ad locum Apostoli: Hoc praeceptum Apostolicum non tantum parentibus, sed etiam Praeceptoribus observandum esse; quemadmodum enim iuventus saepe nimia lenitate corrumptiru, ita fieri id etiam potest asperitate et duritie immoderatâ. Multa namque sunt ingenia liberalia, quae plus reguntur verbis, quam plagis, facilius commoventur benevolentiâ, quam iracundiâ. Audiamus de hac rè Mengeringium Scrut. Cas. Consc. cap. 9. qu. 174. Praceptores fragen sich, ob sie mit ihren Schülern und Lehr-Knaben zu hart, grausam und unfreundlich umbgangen, mehr und eher dieselbe mit raven


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Worten angefahren, mit scheußlichen Gesichte und Gebehrden sie erschrecket, stutzig und furchtsam gemacht, sie auch unbarmhertzig und übel geschlagen, gestrichen, gestossen und zerplaut, eher und mehr, alß daß sie dieselben in aller Freundligkeit, Glimpff, Langmuth und Bescheidenheit unterwiesen, und der Jugend Unverstand, Thorheit und Gebrechen übersehen und vertragen wollen? Viel sind solche plagosi Orbilii, die nichts können, denn daß sie schreyen wie Zahnbrecher, poltern und strampeln, schwermen und schnurren umb die arme, blöde Jugend mit Ruten und Knütteln herum, wie die Bötticher und Faß-Binder, und ist des Tobens weder Maß noch Auffhörens, schlagen die Knaben blutrünstig, die Backe über die Köpffe entzwey, geben ihnen Maul-Taschen daß sie zur Erden sincken, und lassen sich darbey mit grausamen, unchristlichen Worten vernehmen: Harre, ich will dir den Teuffel geben: sagte einer vor zu ihnen, wie ich zur Schulen gieng, für welchen Worten ich mich immer entsatzte, als für dem leibhafftigen Teuffel selbst, vom heiligen Geiste solten solche Gesellen eher reden, als von dem Teuffel etc. und damit versündigen sich nun solche Unholden durch nicht wenig am fünfften Gebot, denn die arme, einfältige, zarte Jugend auch Menschen und GOttes liebe Kinder und Creaturen seyn, quibus etiam sua debetur reverentia et pietus, und beschreibet solche Praeceptores


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Hieronymus gar fein, und nennet sie unsinnige Leute, wenn er saget: Nihil foedius est Praeceptore furioso, qui cum debeat esse mansuetus et humilis ad omnes, ex diverso torvo vultu trementibus labiis, est effrenatis convitiis, clamore perstrepitat, errantes non tam à bono retrahit, quàm ad malum suâ saevitiâ praecipitat. Nimius sanè rigor parit odium, animumque reddit segnem et desperatum, ac ad officia tandem planè ineptum, quia extinquitur ardor discendi, cum animus nullum diligentiae praemium, sed eius loco tantum reprehensiones aut plagas sibi polliceri posit. Crauser, Observ. Theolog. n. 705. Sit ergò in correctionibus modus, ut mutuus inter Praeceptorem et discipulum amor conserventur. Praeceptorum nimia saevitia adsignatur culpae, ait ICtus Paulus in l. 6. ff. ad L. Aquil. Levis enim tantum castigatio docentibus concessa est. l. 5. §. ult. d. t. Tenenturque eiusmodi criminum puerilium plagosi persecutores actione L. Aquiliae et iniuriarum, nisi simul habuerint animum corrigendi et emendandi, l. 15. §. 38. de iniuriis, Vid. Proiect neuer Kirchen-Ordnung, cap. von Schulen §. 16. ubi ita cavetur: Bey denen castigationen ist mit ziemender Bescheidenheit die Ruthe zugebrauchen, kein Kind aber mit Fäusten an die Köpffe, oder mit Stecken und Knütteln zuschlagen, zustossen, zuwerffen, bey den Ohren zu ziehen, etc. An


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autem flagellis sive virgis caedere licitum sit, quaerit Herm Hoffmann, in Lycurgo, Germanorum moribus informato. cap. 31. §. 14. ubi ait: Mos est inveteratus Germaniae, sed sat impudicus, cùm pueris cùm puellis posteriora pudenda (quae natura sibi tecta vult) nudata virgis caedere, videtur, quod de iure Romano non sit licitum. Nam fit contra bonos mores castigatio, ideoque est illicita. l. 15. §. 38. de iniur. et ex pudico fit impudicus, saepius frequentata illa castigatione. Iam autem in iuriarum tenetur, qui attentavit impudicos facere. l. 9. §. fin. l. 10. de iniur. Et Lex Porcia virgas ab omnium civium Romanorum corpore amovet: Germanos autem Romano Imperio adiectos, Romanos esse cives, nemo ambigit. l. 33. ad municip. iunct. l. 17. de statu hom. Hinc gravis fuit poena, quando DEUS olim percussit inimicos suos in posteriora, iisdemque opprobrium de dit sempiternum. Psal. 78 v. 66. Haec Auctor ille. In Persarum scholis pueri non virgis nudati caeduntur, sed in pedibus certum plagarum numerum accipiunt.

CAPUT XIII. Nimiae aut falsae laudationes discipulorum.

SOlent nonnulli parentes ex caeco amore liberos suos nimius laudare, et alienos


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deprimere. Quod improbat Alstedius Theol. Catcch. pag. 93. et post eum Mengering. Scrutin. Consc. c. 12. qu. 113. ubi ait: Es sieckt offtmachls eine solche unbesonnene Affen-Liebe in Eltern, daß sie ihre Kinder nicht genugsam preisen und erheben können, da haben sie so gute ingenia, so ein sein Köpfgen und gelehriges Gehirn. Mein Sohn, sagen sie, wird ein Mann werden, ein Doctor, ein Superintendens, ein Cantzler etc. andere müssen mit Küster-und Cantzley Schreiber-Diensten in der Ziegel-Scheune in ihrem Sinn und concept vorlieb nehmen etc. Solent nonnumquam in gratiam parentum, nobiliorum vel peritiorum, Praeceptores discipulos suos magnis laudibus, ob industriam, et egregios in literis profectus, evehere, cùm tamen sciant, tantis laudibus eos in dignos esse. Hoc ipso decipiuntur tam parentes, quam discipuli: illi dum sibi falsò persvadent, filos suos eiusmodi laudes prae aliis condisciipulis moteri: hi vero dum maiores in studiis prosectus, quam fecêre, sibi adscribunt, suosque commilitones despicere audent. Verùm abstineant Praeceptores à nimiis laudationibus discipulorum suorum, teneantque in hac re modum, ne, si in examinibus discipuli paululum spem non impleant, ipsi cum illis rubore suffundantur.


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CAPUT XIV. Mutua Praeceptrum discordia.

PRaeceptores Collegae invicem ut fratres vivere, ac iunctis studiis, curis, consiliis, ac precibus iuventutis scholasticae, ipsorum fidei concreditae, commoda quaerere debent. Quod vero vulgo dicitur:

Et fratrum concordia rara:

Id in quibusnam literarum Gymnasiis de Praeceptoribus dicipotest, qui vel per occultam invidiam, vel per inanem praesumptionem, vel per simultates, contemptum, odia, affectuum pravitatem, criminationes distrahuntur, non sine gravi discipulorum scandalo, iuventutis scholasticae damno, et totius nonnun quàm scholae ruinâ; quemadmodum superioribus annis in celebri quodam Gymnasio triste exemplum vidimus. Ita in omnibus rebus obtinet illud unglatum: Quod concordia parvae res crescant, discordia magnae dilabantur. Certè si parentes quoad educationem liberorum discordes fuerint, ex educatione ita vix emolumentum sperare licet: Si Praeceptores in scholis sibi adversi, semperque contrarii, ex eiusmodi institutione parum proficient discipuli. Unanimes igitur sint Praeceptores Collegae invicem, ut Fratres, et erga iuventutem


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scholasticam, ut fideles patres sese gerant, omnes contentiones, rixas, simultates, obtrectationes, insectationes simmo studio fugientes. Semper memores sint illus Apostolici, Iac. 3. v. 14 seqq. Si Zelum amarum habetis, et contentiones sint in cordibus vestris: nolite gloriari, et mendaces esse adversus veritatem: non est enim isla sapientia desursum descendens à patre luminum, sed terrena, animalis, diabolica. Ubi enim Zelus et contentio, ibi inconstantia, et omne opus pravum. Vid. Proiect neuer Kirchen-Ordnung cap. 17. §. 8. (in iure Eccles. P. 3.) ubi dicitur: Die Praeceptores in Schulen sollen in Hertzen GOTT fürchten, und daß aber mit Christtichen Geberden, Worten und Wercken euserlich bezeugen, also niemand irgends Aergernüß geben, sonderlich aber mit ihren anvertrauten Discipulis mit üppigen Welt-wandel, zumahl Fluchen, Gezäncke, unter sich selbsten, oder mit den ihrigen, Schlägereyen, Zech-und Säuffereyen, Verachten, Schimpffieren, oder dergleichen, und dadurch die Mühl-Steinschwere Straffe an ihren Hals hengen.

Ante omnia (monet weberus Tract. de iure Consistor. cap. 27. sect. 11. qui habetur Parte 1. Iur. Eccles. tract 5. 5.) à Magistris et Moderatoribus scholarum exulent simultates et mutua iurgia. Nam ibi solum iucunditas et bonitas, ibi duntaxat benedictio et vita sunt, ubi Fratres habitant in unum. Psal. 1331. 1. et 3. atque Collegae secum colligant. Luc.


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11. 13. ac animis colligantur. Probè proinde ponderent, et perponderent horrisonum illud Vae, quod Dominus Christus ipse super cos, qui scandalizant parvulos (inprimis curae educationi et institutioni suae optimâ fide commissos) exclamat, inquiens: Qui sc andalizanverit unum de pusillis istis, qui in me credunt, expedit ei, ut suspendatur mu/los a)niko\s2, mola asinaria de collo eius, et demergatur in profundum maris. Matth. 18, 6. 7. Fomes est, facilè concipiens pueritia. Et oculus peccans teneros agnos repentè fascinat.

CAPUT XV. Accidentalium novorum introductio, et consuetorum extensio.

PRaeceptoribus eiusmodi salaria sunt constituenda, quae sufficiant ad vitam honestè degendam; cùm verò multis in locis Magistratus hoc negligat, inter alia incommoda etiam hoc indè enascitur, quod Praeceptores causam et occasionem arripiunt, novis accidentalibus discipulos suos onerare. Reperiuntur tamen, qui licet sufficienti salario dotati sint, attamen eo minimè contenti, ex vitio pleoneci/as2, vel nova accidentia introducere, vel vetera augere non dubitant. In hosce graviter invehitur D.


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Mengeringius. Scrutin. Consc. cap. 11. quaest. 76. cuius verba haec sunt: praeceptores fragen sich, ob sie in ihren Schulen auf ihre Knaben und Discipul ungewöhnliche collecten und Geld-Stener geleget, und ihnen unter diesem oder jenem Schein ein oder die andere Geldsammlung angemuthet? Als da etliche Besem-Geld wöchentlich den Knaben abfordern, da ein jeder Knabe muß die Woche 3. Pfennige bringen, auch neue current-Schülerlein, so gar will das contribution-Wesen heut zu Tage gemein werden, daß auch die Herren Scholares solcherley Besem-und Backel Contribution dörffen anstellen: (ô propudium!) oder, da die Primani müssen in einer Schüssel Geld legen, den Herrn Rector anzubinden, und auff seinen Nahmens-Tag zuverehren und zubeschencken. Item, wer ein gut Hospitium suchet und begehret, der muß erst dem Rectori einen Reichs-Thaler auf dem Daumen binden, das will ein Lex und Statutum bey mancher Schulen in der Welt werden, da es doch ein freywilliges Werck seyn solte. Christliche hertzen unter den Schülern wissen sich wohl zubescheiden, daß sie Danckbarkeit ihren Praeceptoren mit Hand und Mund schuldig sind. Aber man muß darümb nicht einen Contribution-methodum auch in Schulen erdencken, und auff solche und andere Art ihme seine Accidentia verbessern wollen, denn damit verrathen sich sonst solche heißhungrige Nummophili,


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daß fie rechte Miethlinge und Nießlinge seyn, die nur guten profit an der Schul-Institution suchen, da sie sich doch solten an ihren ordinarstipen diis und accidentien vergnügen lassen, sintenahl das siebende Gebot GOTT solchen Dominis auch gegeben. Haec Theologus ille. Nos saepè optavimus, ut accidentalia ad evitandum varia incommoda penitus tollantur, et eorum loco honesia stipendia Praeceptoribus aliisque Officialibus praebeantur, quemadmodum de hac re in Tract. de iure Accident alium pluribus egimus.

Der Christliche Schul-Lehrer.

EInes Christlichen Schul-Lehrers Haupt-Zweck, dahin dessen Amts-Arbeit principaliter gerichtet, ist zu förderst aus denen Ihme anvertraueten Schülern, Kinder GOttes, glieder und Nachfolger Christi, Tempel des heiligen Geistes, und mit einem Worte, gute Hertzens-und That-Christen zuerziehen; Das Neben-Ziel aber aus ihnen geschickte Leute zu Kirchen, Schulen und Regiments-Diensten, auch Hanßwesen, zu machen; Zu dessen Behuff weiset Er seine Schüler nicht auff fleischliche fines, als da seind eigene falsche Liebe, grosser Ruhnm und Ehre vor der Welt, zeitliche Gewalt und Reichthum, hohe Gunst und Ansehen bey


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vornehmen Leuten, und dergleichen, sondern zeiget ihnen den rechten scopum studiorum treulich, daß nemlich alles Studieren und Lernen aus dem Glauben an Christum, und reiner Liebe GOttes und des Nechsten geschlehen müsse, und hierdurch vor allen Dingen auff die Heiligung und Ehre dessen Nahmens, Such-und Förderung dessen Reichs, und dann uechst, desselben gnungsamen Erforschung, und frölicher dessen Willens Vollbringung eigentlich gezielet werden müste.

Hiernechst befleißiget Er sich in seiner Schüler Hertzen eine wagare Lust und Liebe zur himmlischen Weißheit einzupflantzen, und hütet sich, daß die selbe durch irrdische eitele Welt-Klugheit, die vor GOTT eine pur lautere Narrheit ist, nicht etwan beflecket werde. Er inculciret der Jugend mit höchsten Fleiß den güldnen Spruch des Apostels, daß Christum lieb habem besser sey denn alles wissen. Er lehret zuförderst derselben dasjenige was zum besten der Christlichen Religion gehörig, und solche Stücke, daran das ewige Leben hanget, und so fähret er ordentlich fort: Wie ein Punct vor dem andern nützlich und nöthig ist so erkläret er denselben.

Fleischliche Wissenschafften, so in die höchsten Geheimnüsse GOttes gucken, und das ienige mit Menschlicher Vernunfft erreichen wollen, welches GOTT nicht offenbahret, noch zu dessen Ehre und Beförderung des


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Christenthums diensam, hasset er, und begehres nicht höher zusteigen als die Leiter ist. Er findet nebst seinen Schülern gnug zuthun, dasjenige zulehren und zuerlernen, was GOTT in seinem Wort ihnen befohlen, und habe derowegen nicht zeit, darumb sich zubemühen, was GOtt vor ihnen verborgen hat. Er forschet im Wort des HErrn mit Furcht und Ehrerbietigkeit, hält sich selbst undüchtig in Ansehung, seines grossen Uuverstandes und Blindheit, ist aber unterdessen willig und bereit, sich von dem Lichte in seinem gantzen Leben leiten und führen zulassen.

Sein Christenthum ist exemplarisch, damit leuchtet er der Jugend vor, und hütet sich mit allem Fleiß, daß durch üppigen Weltwandel, oder Ketzerischen Irrthum er nicht etwandieselbe ärgere und verführe, und hierdurch die Centnerschwere Straffe auff seinen Hals lade. Sein von GOtt ihm gnädig verliehenes talentum an Weißheit, Kunst, Geschickligkcit und Erfahrung, vergräbt er nicht aus Träg-und Faulheit, oder neidischen Hertzen, sondern ist willigst iedermann damit erbaulich zudienen, und da es möglich wäre, ist er geneigt, auch auf einmahl seine Weißheit und Kunst, auch ohne Absehen sonderbahrer Wiedervergeltung, und Welt-Dancks seinen Schülern, sowohl armen als reichen, mitzutheilen: massen er dieselben gleich liebet, und in seiner Unterrichtung so wohl auff geringer als vornehmer Leute Kinder


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siehet, und vor derselben Gutes besorgetist. Er ziehet unter denen Schülern, guten Exempels halber, diejenigen allenthalben vor, welche zugleich in der wahren Gottseeligkeit vor andern wohl zugendmmen haben.

Wein auch das wissen auffblöhet, so ist er bemühet, der Jugend das nothdürfftige Erkäntnüß, der Menschen natürlicher und sündlicher Schwachheiten, Elendes und Nichtigkeit gründlich bryzubringen, und Sie hierdurch vor den schädlichen Hoffarts-Gifft, und hohen Einbildungs auffs beste zuverwahrem. Die hochnöthige Schul-Disciplin hält er stets in guten vigor, verstattet der sonst Zaumlosen, und zu allen Bösen nur allzusehr geneigten Jugend, keine Ungebühr, fleischliche Freyheit oder ander sündliches Unrecht, wissende, daß durch allzugrosse connivenz gute Sitten verderbet, und einsten deßwegen von ihme scharffe Rechenschafft gefordert werde. Den guten Fortgang seiner information und den Wahcsthum seiner Schüler in Tugend und Wissenschaften, schreibt er nicht ihnme selbst, oder seinen Fleiß, Arbeit und Weißheit, sondern dem von ihm ohnabläßig erbethenen Segen GOTTES zu, als von welchem alle Weißheit alleine kömmt.

In seinem Fleiß fähret er immer getrost fort, versäumet vorsetzlich keine Zeit und Stunde; Der Welt Undanck mag ihm in seiner Beruffs-Arbeit nicht träge, schläfferig oder


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verdrossen machen, denn er allein auff GOTT, nicht auff menschen sieht, welcher die Treue und Liebe nicht ohnvergolten lässet. Darumb er auch mit der verordneten Besoldung zufrieden, und aus Ungedult nicht murret, weniger es in Unterweisung der armen, unschuldigen Jugend entgelten lässet, sich tröstend, daß diejenigen, so viele zur Gerechtigkeit geführet, dermaleinsten in der ewigen Herrligkeit, wie diè Sterne am Firmament leuchten werden.

FINIS.

DEO SOLI GLORIA ET GRATIA!