Abel, Michael (1542? - nicht vor 1609)

Biographischer Abriß:

- geb. 1542 in Frankfurt/O.
- Sohn eines Seidenkrämers aus Stendal
- seit 1553 Studium in Frankfurt/O. (Rhetorik, Theologie, Jura)
- 1562-1566/67 Schullehrer in Lauban/Oberlausitz
- 1567-ca. 1578 Stellungen in Gröditz, Dresden, Leipzig u.a.
- ab ca. 1578 als Hofdichter bei Kaiser Rudolph II. in Wien
- in Wien vor 1582 zum Dichter gekrönt
- 1583-1585 Rektor der evang. Lateinschule in Iglau/Mähren
- Anfang 1585 Kerkerhaft in Iglau nach Liebesaffäre
- Ende 1587 auf Veranlassung des Kaisers Freilassung
- Aufenthalt bei Friedrich II. von Dänemark
- 1587 Rückkehr nach Frankfurt/O.
- 1587-1594 Rektor des städtischen Lyzeums in Frankfurt
- 1594 Flucht (wegen Iglauer Affäre)
- wurde 1595 offiziell für tot erklärt (wohl zu seinem Schutz); wie aus Gedichten zu erschließen, hat er aber noch 1608 in der Neumark gelebt
- gest. nach 1608


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, VD 16

- sein Hauptwerk, Carminum [...] libri III. Elegiarum libri II (s. l. 1590), enthält über 250 polymetrische Gedichte und 26 Elegien
- thematisch: meditative Ich- und Erlebnislyrik, Freundschaftsdichtung, Satiren und christliche Dichtung (v.a. Bibelparaphrase), auch wenige erotische Stücke
- formal an der Antike orientiert; zahlreiche Zitate und Anspielungen aus Vergils Eklogen, aus Horaz und Martial


Sekundärliteratur: Killy Bd.1, S.29f (Rädle), - Neue Deutsche Biographie Bd.1, S.12f (Grimm)



Acidalius, Valens (eigentl. Valtin Havekenthal) (1567-1595)

Biographischer Abriß:

- geb. 1567 in Wittstock/Ostpriegnitz
- ab 1585 Studium der Philologie und Medizin in Rostock, ab 1587 in Greifswald, dann 1589-1590 in Helmstadt (trifft Giordano Bruno)
- 1590-1593 Aufenthalt in Italien (Padua, Bologna, Rom)
- ab 1593 bis zu seinem Tod in Breslau und Neisse, im Umkreis des Fürstbischofs Andreas von Jerin
- Ablehnung der Rufe auf zwei Lehrstühle (Bologna und Pisa)
- gest. 1595 in Neisse/Schlesien

Schriftstellerische Tätigkeit:
- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.1, S.1, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- verfaßte bereits in Jugendjahren lat. Elegien und Epigramme (Cunae natalitiae, Greifswald 1588; Epigrammata, Helmstedt 1589), darunter Übersetzungen aus der Anthologia Graeca
- kritische Ausgaben des Historikers Velleius Paterculus (Padua 1590)
- Studien zur Alexandergeschichte des Q.Curtius (Ffm.1594), zu Tacitus (Hanau 1607) und Plautus (Ffm.1607)
- 1603 Veröffentlichung seiner Poemata in Liegnitz gemeinsam mit den Gedichten von Janus Lernutius und Janus Guilelmus
- 1606 Edition seiner ausgewählten Briefe (Epistolarum Centuria) durch Bruder Christian in Hanau
- nach der Publikation der nicht von ihm stammenden Frauensatire Disputatio nova contra mulieres qua probatur eas homines non esse (o.O. 1595) in Mißkredit in theologischen Kreisen

Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.1, S.31-33 (Halm), - Ersch/Gruber R.I, Bd.1, S.324f. , - Killy Bd.1, S.40ff (IJsewijn), - Neue Deutsche Biographie Bd.1, S.34 (Dihle)



Adam, Melchior (gest.1622)

Biographischer Abriß:

- geb. in Grottkau/Schlesien
- Besuch des Gymnasium illustre in Brieg (Förderung durch Joachim von Berg)
- Studium an verschiedenen Hochschulen
- 1600 Magister artium in Heidelberg
- ab 1601 Magister am Paedagogium in Heidelberg, ab 1606 Konrektor, dann 1613 Rektor
- als Reformierter eine hervorstechende Figur im pfälzischen Calvinismus
- in den letzten Lebensjahren immer wieder von Krankheit befallen
- gest. 1622 in Heidelberg


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- Hauptwerk: Biographien (überwiegend) deutscher Dichter und Gelehrter (1420-1620), diese ersten lexikographischen Werke von Bedeutung in Deutschland erfuhren zahlreiche Ausgaben: Vitae Germanorum iureconsultorum et politicorum, Heidelberg 1611; Vitae [...] philosophorum, Heidelberg 1615; Decades duae continentes vitas theologorum exterorum principium, Ffm.1618; Vitae [...] medicorum, Heidelberg 1620; Vitae [...] theologorum, Heidelberg 1620


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.1, S.45-46 (Kelchner), - Deutsches Biographisches Archiv I 4,421-429, II 7, 354-357, - Ersch/Gruber R.I, Bd.1, S.364 (Molter), - Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexikon, 4 Bde., Hildesheim 1960-1961, hier: Bd.1, Sp.84, - Killy Bd.1, S.42f (Behnen), - Neue Deutsche Biographie Bd.1, S.53 (Schubert)



Aulaeus, Christoph (bezeugt 1532-1551)

in Vorbereitung



Avancini, Nicolaus SJ (1611-1686)

Biographischer Abriß:

- geb. 1611 in Brenz bei Trient
- Sohn einer wohlhabenden Familie aus Südtirol
- Besuch des Gymnasiums in Graz
- 1627 Eintritt in den Jesuitenorden
- 1630-1633 Ausbildung bei den Jesuiten in Graz
- lehrte 1633 Grammatik in Triest, 1635 in Agram und ab 1636 Rhetorik in Laibach, später in Wien
- 1537-1640 Studium der Theologie in Wien
- lehrt in Wien Theologie und Philosophie
- 1664 Rektor in Passau, Wien und Graz, Visitator für Böhmen
- 1676-1680 Provinzial für Österreich
- 1682 österreichischer Abgeordneter des Jesuitenordens bei der Generalkongregation; Ernennung zum Assistens Germaniae
- gest. 1686 in Rom


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- bedeutender Jesuitendramatiker
- Ausbau des Ordenstheaters in Wien zum Hoftheater; die dort aufgeführten Ludi Caesarei waren eine in der Aufführung besonders aufwendige und prunkvolle Form des Jesuitendramas
- Dramatisierung historischer und biblischer Stoffe
- bedeutendstes Stück: das Konstantin-Drama Pietas victrix (1659): der rechtmäßig regierende, christliche Kaiser Konstantin besiegt den Tyrannen Maxentius; Avancini versucht immer wieder, in seinen Stücken einen Bezug zur aktuellen politischen Situation herzustellen


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.1, S.698 (Ruland), - de Backer/Sommervogel Bd.1, Sp.668-680 und Nachtrag Bd.1, S.IX (s.v. Avancin), - Neue Deutsche Biographie Bd.1, S.464f (Flemming), - Neue Deutsche Biographie Bd.19, S.532 in Artikel Omeis, Magnus Daniel, - Killy Bd.1, S.260ff (Sieveke)



Balde, Jacob SJ (1604-1668)

Leben: Geboren am 4.1.1604 in Ensisheim (Elsaß); trat nach begonnenem Jurastudium 1624 in Ingolstadt in den Jesuitenorden ein; Priesterweihe ebenda 1633; 1637-1650 in München, zuerst als Lehrer der Rhetorik, dann als Hofprediger und Hofhistoriograph (1648 von dieser Aufgabe entbunden); nach Zwischenstationen in Landshut und Amberg ab 1654 Seelsorger am Hof des Pfalzgrafen zu Neuburg/Donau; gestorben am 9.8.1668 ebenda.

Werke (in Auswahl): Poema de vanitate mundi, 1636.- Batrachomyomachia, 1637.- Lyricorum libri IV Epodon liber unus, 1643 (erweitert 1646).- Sylvarum libri VII, 1643 (erweitert 1646 unter dem Titel Sylvae lyricae).- Jephtias, 1654. (Weitere Titel s.u.)
s. auch Karlsruher Virtueller Katalog

Literatur (in Auswahl): Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, S.1-3 (Westermeyer), - de Backer/Sommervogel Bd.1, Sp.816-827, - Neue Deutsche Biographie Bd.1 S.549 (Wentzloff-Eggebert), - www.klassphil.uni-muenchen.de/%7stroh/balde-bib.htm. - G. Westermayer, Jacobus Balde (1604 - 1668), sein Leben und seine Werke. Nachdruck der Ausg. München 1868, hg. v. H. Pörnbacher u. W. Stroh, 1998 (mit Nachwort und reichhaltiger Bibliographie).- Balde, Jacob: Opera poetica omnia. Neudruck der Ausgabe München 1729, hg. u. eingel. v. W. Kühlmann u. H. Wiegand, 1990, 8 Bde. (mit reichhaltiger Bibliographie).- J.-M. Valentin (Hg.), Jacob Balde und seine Zeit, 1986.- E. Schäfer, Deutscher Horaz, 1976. - Andreas Heider: Spolia vetvstatis : die Verwandlung der heidnisch-antiken Tradition in Jakob Baldes marianischen Wallfahrten: Parthenia, Silvae II 3 (1643), München 1999 (= Münchner Balde-Studien Bd. 1). - Veronika Lukas, Batrachomyomachia : Homers Froschmäusekrieg auf römischer Trompete geblasen von Jacob Balde S.J. (1637/1647) ; mit kritischer Ausgabe des ersten Buches, Übersetzung und Kommentar. - München 2001 (= Münchner Balde-Studien Bd. 2). - Eckard Lefèvre u. a. (Hg.), Balde und Horaz, Tübingen 2002 (= NeoLatina 3). - Heidrun Führer, Studien zu Jacob Baldes 'Jephtias' : ein jesuitisches Meditationsdrama aus der Zeit der Gegenreformation, Lund 2003. -

Zur vorliegenden Edition: Die hier reproduzierte vierbändige Kölner Ausgabe von 1660 bezeichnet G. Dünnhaupt (Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, 1990-1993, hier: Bd. 1, S. 378-400) als "Gesamtausgabe letzter Hand, unvollständig, doch zuverlässiger als die 8-bändige Gesamtausgabe von 1729". In CAMENA wird sie ergänzt durch die beiden nach 1660 erschienenen Erstausgaben Solatium podagricorum (1661; Dünnhaupt bezeichnet dieses Werk fälschlich als "Auszug aus: J.B., Medicinae gloria, 1643") und Urania Victrix (1663). Die postume Gesamtausgabe von 1729 ist zwar weniger sorgfältig gedruckt als die in CAMENA reproduzierten Editionen, doch unverzichtbar wegen der in ihr enthaltenen Autorenkorrekturen und zusätzlichen Texte aus Baldes Nachlaß.

Aspekte des poetischen Werks: Das ungemein umfangreiche und vielgestaltige Werk des größten lateinischen Dichters deutscher Nation kann hier auch nicht andeutungsweise charakterisiert werden. Wir verweisen zur ersten Information auf den Balde-Artikel in W. Killy (Hg.), Literaturlexikon, Bd. 1 (1988), S. 296-298 (W. Kühlmann).



Balticus, Martin(auch Belte oder Bellicus) (ca.1532-1601)

Biographischer Abriß:

- geb. ca.1532 in München
- stammte aus armen Verhältnissen
- Latein- und Griechischunterricht bei Pfarrer Zacharias Weichsner
- weitere Ausbildung bei Johannes Mathesius in Joachimsthal, dann in Wittenberg bei Melanchthon
- 1553 Nachfolger von Hieronymus Ziegler an der Lateinschule in München; Anregung zum dramatischen Wirken durch Ziegler
- verließ 1559 wegen seines Bekenntnisses zum Protestantismus München
- 1559-1592 Leiter der Lateinschule in Ulm
- gest. 1601 in Ulm


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Dramen: Adelphopolae (Augsburg 1556), Daniel (Augsburg 1558), Tobias (1558, verloren); 1590 schrieb er in Ulm das Drama Senacheribus (nach 2 Reg 18f, 2 Cher 32), Balticus macht darin einen Bösewicht zum Helden (vorher nur bei Naogeorg in Pyropolimices, Hamas und Judas Iscariotes)
- Poematum libri tres, Augsburg 1560


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, S.32-33 (Scherer), - Ersch/Gruber R.I, Bd. 7, S.281 (Baur), - Killy Bd.1, S.302ff (Michael), - Neue Deutsche Biographie Bd.1, S.568f (Thürauf)



Barth, Caspar von (auch Tarraeus Hebius) (1587-1658)

Biographischer Abriß:

- geb. 1587 in Küstrin
- aus urspr. süddeutscher Adelsfamilie in brandenburgischen Diensten (Vater war Kanzler der Neumark)
- Schulbesuch in Eisenach und Gotha
- ab 1607 Studium in Wittenberg; Förderung durch Friedrich Taubmann
- in Jena
- 1609-1618/19 Bildungsreise durch die Niederlanden, Italien, Frankreich, wohl auch England und Spanien
- Freundschaften mit Isaak Casaubonus, Joseph Scaliger, Daniel Heinsius; Kontakte zu Jesuiten, oberrheinischen Gelehrtenzirkeln, Melchior Goldast und August Buchner, zeitweise Martin Opitz
- gest. 1658 in Sellershausen bei Leipzig


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 1, S.413, - Karlsruher Virtueller Katalog

- Ausgaben zahlreicher lat. Autoren, z.B. ps.-verg. Circis (Amberg 1608), Werke Claudians, des Statius, Nemesian, Calpurnius
- Kommentare zum Satyricon des Petronius (Ffm.1610), u.a.
- lat. Übersetztungen antiker und moderner Werke (z.B. der Ragionamenti des Pietro Aretino: lat. erschienen unter dem Titel Pornodidascalus, Ffm.1623)
- sprachtheoretische Epistola de lingua latina (o.O.1608)
- in seiner Lyrik stilistische und inhaltliche Abkehr vom Schulklassizismus, extensive, aus der gesamten Latinität geschöpfte Lexik; neben Lyrik auch Panegyrik, Satire, Invektiven (gegen Caspar Schoppe), Elegien, Oden, jamb. Gedichte, anakreont. Gedichte, christl. Parodien (Anacreon Christianus), moral. Gedichte (Zodiacus vitae Christianae, Ffm.1623), religiöse Meditationen (Soliloquia rerum divinarum, Ffm.1623)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, S.101-102 (Eckstein), - Dünnhaupt Bd.1, S.253-273 , - Ersch/Gruber R.I, Bd.7, S.440-442 (o.Verf.), - Killy Bd.1, S.321ff (Kühlmann), - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1484-1490 , - Neue Deutsche Biographie Bd.1, S.605 (Wentzlaff-Eggebert), - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.745*.



Barzaeus, Johannes (1592(?)-1660)

Biographischer Abriß:

- geb. 1592 oder nach 1595 in Sursee
- aus dem Bärtschi-Geschlecht aus Luzern
- Sohn eines Klosterschulmeisters und ludi magister in St. Urban; Vater schrieb unter dem Pseudonym Johannes Bargtius Gedichte in Latein
- 1622-1625 Studium in Dillingen
- 1625 Magister
- 1625-1627 Provisor an der Stiftsschule in Solothurn
- 1627-1628 Studium der Theologie in Freiburg i. Br.
- 1628-1634 Priester in Gemeinden von Solothurn und Luzern
- 1634 Lateinlehrer und ludi moderator in Solothurn
- von 1639 bis an sein Lebensende Chorherr im Stift Schönenwerd
- gest. 1660 in Schönenwerd


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- Hauptwerk: Heroum Helvetiorum Epistolae (Freiburg/Schweiz 1657), eine Darstellung der Schweizer Geschichte nach volkssprachl. Quellen in Hexametern und Distichen


Sekundärliteratur: Ersch/Gruber R.I, Bd.7,S.472 (v.Knonau), - Killy Bd.1, S.333ff (Thomke)



Bebel, Heinrich (ca. 1472-1518)

Biographischer Abriß:

- geb. ca.1472 auf Gut Bewinden bei Justingen
- Sohn eines Bauern und Schultheißen aus Oberschwaben
- Besuch einer Lateinschule in Scheckingen
- mit 16 Jahren akademische Wanderschaft
- 1492 an der Universität in Krakau
- 1495 in Basel; sorgt im Auftrag Laurentius Corvinus' für die Veröffentlichung von dessen Cosmographia dans manductionem in tabulas Ptolemaeo
- 1495/96 in Tübingen; Lektor 'in oratoria moralibus oder poetrii'
- gest. 1518 in Tübingen


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: IKDB: http://www.ub.uni-tuebingen.de/pro/kata/inka.php, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- setzte sich ein für die Erneuerung des Lateins am Vorbild der Klassiker und Humanisten
- Traktate: Commentaria de abusione linguae latinae apud Germanos, Straßburg 1500; Qui autores legendi sint ad comparandam eloquentiam 1503, u.a.
- Contra vituperatores poetarum, Straßburg 1509, ein Dialog in Hexametern
- Reden: Oratio de utiliate latinitatis, Pforzheim 1504, u.a.
- Comedia de optimo studio iuvenum (Pforzheim 1504)
- Liber hymnorum in metra noviter redactorum (Tübingen 1501)
- Facetiae (Teile 1-2 Straßburg 1508, Teil 3 Straßburg 1512), ca.450 Anekdoten, in denen die Laster der Gesellschaft satirisch darstellt werden


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, S.195-199 (Geiger), - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.11, S.793 Korrektur, - Ersch/Gruber R.I, Bd.8, S.274-280 (Conz), - Füssel S.282-295 (Graf), 125, 168, 360, 385, 430, 618, - Killy Bd.1, S.360ff (Kiesel), - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1065-1069 , - Neue Deutsche Biographie Bd.1, S.685f (Grimm), - Schmidt, Humanismus im deutschen Südwesten S.179-194 (Graf)

Schriftenreihe: Hamburger Beiträge zur neulateinischen Philologie ; 4



Bersmann, Gregor (1538-1611)

Leben: Geboren am 10.3.1538 in Annaberg (Erzgebirge); an der Fürstenschule zu Meißen Schüler von Georg Fabricius; an der Universität Leipzig Schüler von Joachim Camerarius d.Ä.; 1561 Magister Artium. Nach Studienaufenthalten in Straßburg, Frankreich und Italien - hier schloß er Freundschaft mit dem Dichter und Arzt Johannes Posthius (1537-1597) - lehrte G.B. an der Fürstenschule zu Pforta (1565-1568) und den Universitäten zu Wittenberg (1568-1571) und Leipzig (1571-1580). Als "Kryptocalvinist" 1580 amtsenthoben, wurde er 1582 Gründungsrektor des Gymnasium illustre zu Zerbst, das er zu hohem Ansehen brachte. In Zerbst starb G.B. am 5.10.1611. - G.B. schuf vielbenutzte Lehrbücher und Ausgaben lateinischer Schulautoren. In zahlreichen Schul- und Universitätsreden warb er für die humanistische Bildung, besonders auch für das Studium der antiken Dichter. Sein poetisches Oeuvre reicht von der Psalmenparaphrase über Gedichte auf Kirchenfeste und poetische Unterweisungen in Religion und Moral bis zur humanistischen Gelegenheitsdichtung. Welch hohes Ansehen er als Dichter genoß, ist aus den seinen Gedichtsammlungen beigefügten Briefen bedeutender Gelehrter und aus den poetischen Glückwünschen abzulesen, die ihm zu seiner Hochzeit (1575) gewidmet wurden (4. Buch der Abteilung Epithalamia).

Werke (in Auswahl): De dignitate atque praestantia poetices, 1576 (Rede).- Orationes duae, una, De cura loquendi [...], altera, De fructu et utilitate philosophiae moralis, 1576.- Poematum [...] in partes duas tributorum ed. secunda, 1591. 2 Bde.- Erotemata dialectices, 1593.- Psalterii Davidis [...] paraphrasis poetica, 1598 u.ö.- In [...] Ciceronis [...] orationes [...] commentarii [...], 1611.

Literatur (in Auswahl): Ersch-Gruber R. I, Bd. 9, S. 230-232.- Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 2, 507f. .- Ellinger Bd. 2, S. 255-257.- Killy Bd. 1, S. 473.

Zur vorliegenden Edition: Da die 2. Sammlung der Bersmann'schen Poemata (1591) in der UB Mannheim nicht vorhanden ist, haben wir zunächst die Poemata von 1576 und die Auctaria von 1581 reproduziert. Die Ausgabe von 1591 gibt in ihrem ersten Teil die Sammlung von 1576 mit ganz wenigen, geringfügigen Änderungen und einem erheblich vermehrten Briefanhang wieder. Im 2. Teil bringt sie neben den Auctaria von 1581 sieben weitere poetische Bücher: 2 Bücher Paralipomena (1. Vota nuptialia, Buch 2; 2. Miscellanea), 2 Bücher Annales (1. Illustria, 2. Varia), 2 Bücher Poematia (1. Meditationes sacrae, 2. Symmicta) und ein Buch Apologetica.

Aspekte des poetischen Werks: G.B. handhabt die verschiedensten Gattungen und Formen der lateinischen Lyrik mit großer Gewandtheit. So verwendet er in seiner Nachdichtung der Psalmen 58 verschiedene Gedichtformen. Sein lebhaftes, offenes Wesen gewann ihm nicht nur treue Freunde, sondern auch viele Feinde. Von diesen Beziehungen zeugen seine zahlreichen Gelegenheitsgedichte.

Primärliteratur: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.1, S.424, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, S.507-508 (Eckstein), - Ersch/Gruber R.I, Bd.9, S.230-232 (de Marées)



Bidermann, Jakob SJ (1578-1639)

Biographischer Abriß:

- geb. 1578 in Ehingen/Schwaben
- bedeutendster jesuitischer Dramatiker
- ab 1586-1593 Jesuitengymnasium in Augsburg (bei Jacobus Pontanus und Matthäus Rader)
- 1594-1596 Noviziat in Landsberg
- 1596 Aufnahme in den Jesuitenorden
- 1597-1600 Studium in Ingolstadt (Philosophie); Leiter des dortigen Schultheaters
- 1600-1602 Lehrer der Humaniora am Gymnasium in Augsburg
- 1603-1606 Studium der Theologie in Ingolstadt
- 1606-1614 Lehrer für Rhetorik und Poetik am Jesuitenkolleg in München
- 1615-1626 Professor für Philosophie und Theologie in Dillingen
- ab 1619 in Rom als Ordenszensor
- gest. 1639 in Rom


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- Dramen: Cenodoxus, Sanctus Adrianus Martyr, Macarius Romanus, Josephus Aegypti Prorex, Johann Calybita, Josephatus, Philemon et Apollonius Martyres (veröff.1707), die Comico-Tragoedia De Belisario Duce Christiano [...]; seine meisten Dramen erschienen postum 1666 in München
- daneben verfaßte er das Epos Herodias, eine Utopie, die Biographie des Ignatius v.Loyola, ein Logiklehrwerk (Corollaria tria ex principio logico ductu, Dillingen 1617)
- in den Epigrammatum libri tres (Antwerpen 1620, zw. 1620 und 1733 über 25 Auflagen) widmet der Autor jeweils ein Buch Christus, der Gottesmutter und dem Ordensgründer Ignatius v.Loyola
- in Anklang an Ovid schrieb er die Heroum et Heroidum Epistulae (Rom 1633), die antike Form des heroischen Briefs wird hier auf christliche Figuren angewendet
- bereits zu Lebzeiten europaweite Anerkennung seiner Werke

Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, S.617-618 (Westermeyer), - de Backer/Sommervogel Bd.1, Sp.1443-1456 , Nachtrag Bd.1 S.XI, - Dünnhaupt Bd.1, S.297-321, - Killy (Sieveke), - Neue Deutsche Biographie Bd.2, S.218f (Flemming), - Insa Söhrnsen, 'Hochmut' und 'verfälschter Wahn' : vergleichende Untersuchung zur Darstellung von Leidenschaft in Bidermanns 'Cenodoxus' und Gryphius' 'Cardenio und Celinde', Magisterarbeit Kiel 1991.



Birck, Sixt (lat. Xystus Betuleius/Betulius) (1501-1554)

Biographischer Abriß:

- geb. 1501 in Augsburg
- Sohn des Tuchwebers Ulrich Birck
- Besuch der Domschule; niedere Weihen; schloß sich der protestantischen Reformbewegung an
- 1520/21 Studium in Erfurt (bei Eobanus Hessus, Euricius Cordus, Justus Jonas)
- 1522 Wechsel nach Tübingen
- 1523 Baccalaureat in Tübingen
- 1523 Studium von Theologie, Jura, hebr. und griech. Philologie in Basel (u. a. bei Johannes Oekolampad)
- Korrektor bei den Druckereien Cratander, Froben und Bebel
- ab 1530 Schulmeister in Klein-Basel
- 1534 Rektor des Pädagogiums im ehem. Dominikanerkloster in Basel
- 1536 Magister
- 1536 Rektor des St.-Anna-Gymnasiums in Augsburg
- gest. 1554 in Augsburg


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, VD 16

- bedeutender dt.-lat. Dramatiker der Reformationszeit, Verfasser geistlicher Lieder
- sechs Basler Theaterstücken in dt. Sprache (Ezechias, gedr.1530; Zorobabel, gedr.1531; Susanna, gedr.1532; Judith, 1534; Joseph, gedr.1535; Beel, 1535/36), dramatisierte darin Stoffe des Alten Testaments im vierhebigen Reimpaarvers
- ab 1536 fünf lat. Dramen (Judith und Susanna: Übersetzungen der dt. Vorlage; Prosadialog: De vera nobilitate und die Versdramen: Eva und Sapientia Salomonis)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, S.656 (Scherer), - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.33, S.795 Korrektur, - Ersch/Gruber R.I, Bd.9, S.352f. (s.v. Betulejus; Erhard), - Killy Bd.1, S.514ff (Ukena-Best), - Neue Deutsche Biographie Bd.2, S.256 (Hartmann), - Neue Deutsche Biographie Bd.4, S.XV Korrektur



Bisselius, Johannes SJ (1601-1682)

Biographischer Abriß:

- geb. 1601 in Babenhausen/Schwaben
- Schulausbildung
- 1621 Eintritt in den Jesuitenorden
- Lehrer für Rhetorik, Philosophie und Kontroverstheologie in Ingolstadt
- 1652-1682 Prediger in Dillingen/Schwaben
- gest. 1682 in Amberg


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- Predigtensammlungen: De pestiferis peccatorum mortalium fructibus exempla tragica exposita, Dillingen 1652, u.a.
- religiöse Lyrik: Cliens Marianus Elegidiis [=Elegiis] descriptus. Editio altera et auctior (Ingolstadt 1625); Elegiae seu deliciae veris (Ingolstadt 1638)
- Geschichte der Oberpfalz: Icaria (Ingolstadt 1637)
- Weltgeschichte: Illustrium ab orbe conditio ruinarum Deca[des] (Amberg u.a. 1656-1665) und Reipublicae Romanae veteris ortus, et interitus (Dillingen 1664)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, S.682 (Westermeyer), - de Backer/Sommervogel Bd.1, Sp.1513-1517 , Nachtrag Bd.1, S.XI, - Killy (s.v. Bissel; Sieveke)



Buchner, August (1591-1661)

Biographischer Abriß:

- geb. 1591 in Dresden
- Sohn eines Baumeisters aus Sachsen
- Besuch der Schule in Dresden
- am Landesgymnasium in Pforta
- Studium in Wittenberg
- 1616 Magister
- 1616 Professor für Poesie in Wittenberg
- 1632 auch Professor für Rhetorik in Wittenberg
- seit 1641 Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (Beiname 'Der Genossene')
- gest. 1661 in Pollensdorf bei Wittenberg

Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- Anleitung zur Deutschen Poeterey (Wittenberg 1665), darin verteidigte er die Dichtung und empfiehlt als erster die Verwendung des Daktylus und des Anapäst in der dt. Sprache
- Text für die Balletoper Orpheo und Eurydice Johann Heinrich Schütz
- Ausgaben von Plautus, Plinius u.a.
- verfaßte akademische Reden, panegyrische Deklamationen, Nachrufe
- postum erschienen 1679 in Dresden seine Epistolae


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.3, S.485-487 (Palm), - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.13, S.792 Korrektur, - Dünnhaupt Bd.1, S.473-508 , - Killy Bd.2, S.281ff (Kühlmann), - Neue Deutsche Biographie Bd.2, S.703 Familienart., 703f, 704*. (Borcherdt), - Neue Deutsche Biographie Bd.12, S.40*.



Calaminus, Georgius (eigentl. Röhrich<t>) (1549-1595)

Biographischer Abriß:

- geb. 1549 in Silberberg/Schlesien
- stammt aus bescheidenen Verhältnissen
- Ausbildung zum Seifensieder (beim Vater)
- 1566 Besuch der Schule in Glatz
- Besuch des Elisabethen-Gymnasiums in Breslau
- seit ca.1572 Privatlehrer in Straßburg
- 1575 Magister
- ab 1578 Konrektor der Landschaftsschule in Linz
- 1595 von Rudolf II. (für seinen Rudolphottocarus) zum poeta laureatus gekrönt
- gest. 1595 in Wien


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- lat. Kasualgedichte
- Gedicht auf den Mediziner Johann Winther von Andernach
- Rudolphottocarus. Austriaca tragoedia (Straßburg 1594), historisches Drama über die Kämpfe zwischen Rudolf I. von Habsburg und Ottokar von Böhmen

Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.3, S.692 (Schimmelpfennig), - Killy Bd.2, S.343ff (Kühlmann), - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.91f (Newald)



Camerarius, Joachim (eigentl. Kammermeister) (1500-1574)

Biographischer Abriß:

- geb. 1500 in Bamberg
- aus einer bischöflichen Ministerialfamilie stammend
- ab 1512 Studium in Leipzig
- 1514 Baccalaureus artium
- 1518 in Erfurt (bei Euricius Cordus und Eobanus Hessus)
- 1521 Magister
- ab 1521 in Wittenberg
- ab 1526 Latein- und Griechischlehrer am Ägidiengymnasium in Nürnberg (dank der Vermittlung von Melanchthon)
- lat. Übersetzung von Dürers Proportionenlehre
- die Universität Tübingen wird protestantisch: auf Vermittlung von Simon Grynäus wird Camerarius 1535 dort Lehrer
- 1541 Universitätslehrer in Leipzig, daneben Organisator der Universitätsreform und Ratgeber der sächsischen Regenten
- Begründer des Studiums der griechischen Literatur in Deutschland
- gest. 1574 in Leipzig


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.2, S.1, - Karlsruher Virtueller Katalog, VD 16

- Ausgaben griech. Autoren (z.B. Theokrit, Sophokles, Homer)
- lat. Übersetzungen u. a. der Elemente des Euklid (Buch I-VI) und der Fabeln des Äsop
- Ausgaben lat. Autoren (z.B. Plautus, Terenz)
- Kommentare zu Werken Ciceros
- in den Eklogen (Leipzig 1568) allegor. verschlüsselte Stellungnahme zu aktuellen Problemen (Bauernkrieg, Laienkelch)
- biographische Portäts (von Dürer, Hessus, Melanchthon)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.3, S.720-724 (Horawitz), - Ersch/Gruber R.I, Bd.15, S.15-17 (Erhard), - Füssel S.267, 277f, 429, 452, 530f, 537, 547, - Wiegand, Hodoeporica, - Killy Bd.2, S.349ff (Bokeloh), - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.104f (Stählin), - Neue Deutsche Biographie Bd.10, S.683*, - Rainer Kößling, Günther Wartenberg (Hg.): Joachim Camerarius, Tübingen 2003 (= Leipziger Studien zur klassischen Philologie 1), - Stephan Kunkler, Zwischen Humanismus und Reformation : der Humanist Joachim Camerarius (1500 - 1574) im Wechselspiel von pädagogischem Pathos und theologischem Ethos, Hildesheim [u.a.] 2000 (= Theologische Texte und Studien Bd. 8), Diss. Frankfurt (Main) 1998.



Celtis, Conradus (eigentl. Bickel; Beiname Protucius) (1459-1508)

Biographischer Abriß:

- geb. 1459 in Wipfeld bei Steinfurt
- Sohn eines Winzers
- Studium in Köln, zunächst Artes liberales (Baccalaureat 1479)
- bis 1480/81 Studium der Theologie (ohne Abschlußexamen)
- 1482 Bildungsreise nach Buda
- 1484 Wiederaufnahme des Studiums in Heidelberg (u.a. bei Agricola); Ausbildung in Griechisch und Hebräisch
- 1485 Magister
- bis 1487 Lehrer für Poetik an den Universitäten Erfurt, Rostock und Leipzig
- am 18.April 1487 von Kaiser Friedrich III. in Nürnberg als erster Deutscher zum poeta laureatus gekrönt
- ab 1489 zweite Bildungsreise nach Italien (trifft Marsilio Ficino), Dalmatien, Kroatien, Ungarn, Polen
- Mathematik- und Astronomiestudium an der Universität in Krakau
- ab 1491/92 Professor für Rhetorik und Poetik in Ingolstadt
- 1492/93 Leiter der Domschule in Regensburg
- 1495/96 Lehrer der Söhne des Kurfürsten Philipp von der Pfalz in Heidelberg
- ab 1497 Professor an der Universität Wien
- Oktober 1501: Berufung zum Vorstand des neugegründeten Collegium poetarum et mathematicorum
- gest. 1508 in Wien


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.2, S.243, - IKDB: http://www.ub.uni-tuebingen.de/pro/kata/inka.php, - Karlsruher Virtueller Katalog, VD 16

- Ars versificandi et carminum (Leipzig 1486)
- Epitoma in utramque Ciceronis rhetoricam cum arte memorativa nova et modo epistolandi utilissimo (Ingolstadt 1492)
- Ausgaben: zwei Tragödien Senecas (Leipzig 1487), die Germania des Tacitus (Wien 1500), Werke der Hrotsvith von Gandersheim (Nürnberg 1501)
- eine Auswahl der Poemata Celtis erschien 1502 in Nürnberg, sie umfaßte die Amores (Elegien), die Germania generalis, die Norinberga, die Ode auf St.Sebald, das Festspiel Ludus dianae, u.a.
- seine Oden und Epoden wurden erst postum 1513 in Straßburg gedruckt, die Epigramme und Briefe erst im 19. und 20.Jh.


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.4, S.82-88 (Huemer), - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.5, S.795 Korrektur, - Ersch/Gruber R.I, Bd.21, S.135-140 (Erhard), - Füssel S.173-199 (Wuttke), 13, 16f, 20, 22, 24f, 27, 29f, 33, 96, 144, 147, 200-202, 207f, 260-262, 281, 191, 311f, 314, 245f, 348, 351-353, 360, 363, 429, 533, 545f, - Wiegand, Hodoeporica, - Killy Bd.2, S.395ff (Wuttke), - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.920-931, - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.181-183 (Rupprich), - Neue Deutsche Biographie Bd.20, S.50 in Familienart. Pappenheim, 474 in Art. Pirckheimer - Jörg Robert: Konrad Celtis und das Projekt der deutschen Dichtung : Studien zur humanistischen Konstitution von Poetik, Philosophie, Nation und Ich, Tübingen 2003 (= Frühe Neuzeit 76), - Peter Luh, Der "allegorische Reichsadler" von Conrad Celtis und Hans Burgkmair : ein Werbeblatt für das Collegium Poetarum et Mathematicorum in Wien, Frankfurt am Main [u. a.] 2002 (= Europäische Hochschulschriften : Reihe 28, Kunstgeschichte 390), - Claudia Wiener (Hg.), Amor als Topograph : 500 Jahre 'Amores' des Conrad Celtis ; ein Manifest des deutschen Humanismus ; Kabinettausstellung, 7. April - 30. Juni 2002, Schweinfurt 2002 (= Ausstellungskatalog Bibliothek Otto Schäfer 18) - Edgar Bierende: Lucas Cranach d. Ä. und der deutsche Humanismus : Tafelmalerei im Kontext von Rhetorik, Chroniken und Fürstenspiegeln, (Diss. Basel 1998), München [u.a.] 2002 (= Kunstwissenschaftliche Studien 94), - Gernot M. Müller, Die "Germania generalis" des Conrad Celtis : Studien mit Edition, Übersetzung und Kommentar, Tübingen 2001 (= Frühe Neuzeit 67), - Peter Luh, Die unvollendete Werkausgabe des Conrad Celtis und ihre Holzschnitte : Kaiser Maximilian gewidmet, Frankfurt am Main [u.a.] 2001 (= Europäische Hochschulschriften : Reihe 28, Kunstgeschichte 377), - Ulrike Auhagen u. a. (Hrsg.), Horaz und Celtis, Tübingen 2000 (= NeoLatina 1).



Christ, Johann Friedrich (1700-1756)

Biographischer Abriß:

- geb. 1700 in Coburg
- Sohn eines Coburger Konsistorialrats und Schuldirektors
- 1720 Studium in Jena (Philosophie, Geschichte, Jura)
- Hofmeister und Geheimer Kabinettssekretär in Meiningen
- 1726 Fortsetzung des Studiums in Halle
- 1728 Magister
- 1731 a.o. Professors für Geschichte in Leipzig
- 1733 und 1735 Reisen durch Europa
- 1739 Professor für Dichtkunst in Leipzig
- Begründer des kunstarchäologischen Studiums an den Universitäten
- zu seinen Schülern zählten Christian Gottlob Heyne, Gotthold Ephraim Lessing
- gest. 1756 in Leipzig


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- aus den Mitschriften seines Kollegiums sind hervorgegangen u.a. die Abhandlungen über die Litteratur und Kunstwerke vornehmlich des Althertums (Leipzig 1776)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.4, S.140-142 (Bursian), - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.8, S.794 Korrektur, - Ersch/Gruber R.I, Bd.17, S.65f (Gruber), - Killy Bd.2, S.441ff (Fischer), - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.216f (Schauenburg), - Neue Deutsche Biographie Bd.7, S.225*.



Chytraeus, Nathan (1543-1598)

Leben: Geboren am 15.3.1543 in Menzingen/Kraichgau, 1553-1555 am Straßburger Gymnasium, dann bei seinem Bruder David (1530-1600, Professor der Theologie) in Rostock; 1565-1567 Bildungsreise durch die Niederlande, Frankreich, England, Italien und die Schweiz; 1568 Professor der Poesie in Rostock, 1580 Rektor der neugegründeten Stadtschule ebenda; ab 1590 des Calvinismus verdächtigt und angegriffen, wechselte er 1593 an die Stadtschule zu Bremen, wo er am 25.2.1598 starb.

Werke (in Auswahl): Hodoeporicon, 1568.- Carminum nuptialium et epitaphiorum libri III, 1576.- Nomenclator Latinosaxonicus, 1582 (ND 1974).- Christliche und richtige Glaubens bekendnus, 1592.- Fastorum ecclesiae Christianae libri duodecim, 1594.- Carmina et epigrammata sacra, 1595.- Io. Casae Galateus Das ist das Buechlein von erbarn hoeflichen und holdseligen Sitten, 1597 (ND 1984); vgl. außerdem: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.2, S.284, - Karlsruher Virtueller Katalog, VD 16

Literatur (in Auswahl): Allgemeine Deutsche Biographie 4, 256. - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.18, S.794 Korrektur, - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.254*. (o.Verf.), - Ersch/Gruber R.I, Bd.17, S.181 (Baur), - Wiegand, Hodoeporica. - Killy 2, 417f.- - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1356-1358, - Th. Elsmann (Hg.): Nathan Chytraeus 1543-1598, 1991.- K.-H. Glaser, H. Leitz, S. Rhein (Hg.): David und Nathan Chytraeus, 1993.

Zur vorliegenden Edition: Die vom Autor 1579 veranstaltete Ausgabe seiner weltlichen Gedichte wurde nicht wiederholt. Die beiden oben angeführten Ausgaben geistlicher Dichtung (von 1594 und 1595) sollen später in CAMENA aufgenommen werden.

Aspekte des poetischen Werks: N. Chytraeus schuf eine Fülle von Gelegenheitsgedichten; er schilderte und beurteilte seine Umwelt in Epigrammen, Satiren und poetischen Reisebeschreibungen; er besang, anders als die römischen Elegiker, die eheliche Liebe, dichtete fromm Erbauliches und stellte kirchliche Bräuche historisch dar. Er gilt als bedeutendster Dichter des norddeutschen Späthumanismus.



Cisnerus, Nicolaus (eigentl. Kistner) (1529-1583)

Biographischer Abriß:

- geb. 1529 in Mosbach
- ab 1544 Studium in Heidelberg (Artes liberales, alte Sprachen)
- 1547 Magister
- Studienaufenthalt in Straßburg (bei Martin Bucer) und Wittenberg (bei Philipp Melanchthon)
- 1552 Ethikprofessor in Heidelberg
- Jurastudium in Bourges und in Italien
- 1559 Dr. jur. in Pisa
- seit 1559 Juradozent (seit 1561 über die Pandekten) in Heidelberg, Beisitzer (Assessor) am Reichskammergericht in Speyer, kurfürstl. Ratgeber und Vizehofrichter
- gest. 1583 in Heidelberg


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.2, S.411 , - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- zahlreiche Studien und Commentarii zu den römischen Institutionen und Pandekten
- Opuscula historica et politico-philologica (Ffm.1611), kleine Schriften zur deutschen Verfassunsgeschichte


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.4, S.267-268 (Stintzing), - Ersch/Gruber R.I, Bd.17, S.300 , - Killy Bd.2, S.419ff. (s.v. Cisner; Düchting), - Neue Deutsche Biographie Bd.8, S.5*. (Dickel), - Neue Deutsche Biographie Bd.11, S.690f



Conring, Hermann (auch Irenaeus Eubolos, Hector Johann Mithobius, Ludwig de Monte Sperato, Cyriacus Thrasymachus, Eberhard Wassenbergius) (1606-1681)

Biographischer Abriß:

- geb. 1606 in Norden/Ostfriesland
- Sohn eines luther. Pastors in Norden
- ab 1620 Studium an der Universität Helmstedt (Förderung durch Cornelius Martini)
- 1623/24 Abbruch des Studiums wg. Kriegswirren
- 1625-1631 Studium in Leiden (Medizin, Naturwiss., Staatskunde)
- 1631/32 Privatlehrer in Braunschweig
- 1632 Professor für Naturphilosophie in Helmstedt
- 1636 Doktor der Medizin und Philosophie
- 1637 Professor für Medizin, ab 1650 auch der Politik in Helmstedt
- Leibarzt der Christina von Schweden
- Fürstenberater (1663-1673 Berater Ludwigs XIV.; Berater Herzog August d.J. von Braunschweig in Angelegenheiten der Bibliothek von Wolfenbüttel)
- noch vor Mabillon erprobte er eine kritische Urkundenlehre (Diplomatie)
- gest. 1681 in Helmstedt


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- staatstheoretische Werke: De civili prudentia (Helmstedt 1662); Propolitica sive brevis introductio in civilem philosophiam (Helmstedt 1663)
- historische Werke: De Germanorum imperio Romano (Helmstedt 1644); De finibus imperii Germanici (Helmstedt 1654); De origine iuris Germanici commentarius historicus (Helmstedt 1643)
- De Bibliotheca Augusta (Helmstedt 1661)

Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.4, S.446-451 (Breßlau), - Ersch/Gruber R.I, Bd.19, S.107-109 (Ebert), - Killy (Jaumann), - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.342f (Döhring) - Constantin Fasolt, The limits of history, Chicago, Ill. [u.a.] 2004, Elektron. Referenz: [Table of contents] - William Ashford Kelly: Hermann Conring (1606-1681) : a study in versatility, East Linton 1993. A revised version of the second chapter of the thesis submitted ... to the Library Association for its Fellowship in 1982. Maschinenschr. vervielf. - Michael Stolleis: Hermann Conring : (1606 - 1681) ; Beiträge zu Leben und Werk ; [Symposion der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel vom 9. - 12. Dezember 1981], Berlin 1983 (= Historische Forschungen 23).



Cordus, Euricius (1486-1535)

Leben: Geboren 1486 in Simtshausen bei Marburg; studierte in Erfurt; ab 1509 Lehrer, Rentschreiber, um 1512 Eheschließung; ab 1513 wieder in Erfurt; Freundschaft mit Eobanus Hessus, Mutianus Rufus und Joachim Camerarius; 1516 Magister Artium; 1517 Rektor der Domstiftsschule zu Erfurt; seit 1520 Anhänger Luthers; von dem Patrizier Georg Sturz unterstützt, erwarb der Dichter, um seine kinderreiche Familie besser ernähren zu können, 1521 in Ferrara den medizinischen Doktorgrad; 1523 Stadtarzt in Braunschweig; 1527 Professor der Medizin in Marburg; 1534 Lehrer am Gymnasium zu Bremen; gestorben 24.12.(?) 1535 ebenda.

Ausgaben (in Auswahl): Bucolicon, 1514.- Überarbeitete Fassung u.d.T. Bucolicum ludicrum, 1518.- Epigrammatum libri duo, 1517.- Epigrammatum libri IX, 1529.- Ad [...] imperatorem Carolum Quintum [...] exhortatio, 1525.- (Aufforderung an den Kaiser, die Reformation Luthers zu unterstützen, in Hexametern).- Antilutheromastix, 1525 (An Herzog Johann Friedrich von Sachsen gerichtete Verteidigung Luthers gegen seine Gegner, in Hexametern).- Botanologicon, 1534 (wissenschaftliche Botanik in Dialogform).- Mehrere medizinische Schriften in deutscher Prosa.
Vgl. auch: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.2, S.638, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16.

Literatur (in Auswahl): Allgemeine Deutsche Biographie Bd.4, S.476-479 (Horawitz), - Ersch/Gruber R.I, Bd.19, S.285-291 (Erhard), - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1080-1086 , - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.358f (Dolezal), - Neue Deutsche Biographie Bd.15, S.XIV Korrektur, - Wiegand, Hodoeporica, - Humanistische Lyrik des 16. Jahrhunderts, hrsg. v. W. Kühlmann, R. Seidel u. H. Wiegand, 1997, S. 221-245 u. 1080-1096 (mit umfassender Bibliographie).- J. IJsewijn, Euricius Cordus als Epigrammatiker, in: "Der Buchstab tödt - der Geist macht lebendig", Festschrift für H.-G- Roloff, 1992, S. 1047-1065, - Armgard Müller, Das Bucolicon des Euricius Cordus und die Tradition der Gattung : Text, Übersetzung, Interpretationen, Trier 1997 (= Bochumer altertumswissenschaftliches Colloquium 27)).

Zur vorliegenden Ausgabe: Die um 1550 vermutlich von Valentin Bapst in Leipzig gedruckte erste Gesamtausgabe des poetischen Werks ist durch die Helmstedter Ausgaben von 1614 und 1616 keineswegs überholt worden, da diese über den Text jener Ausgabe hinaus lediglich eine Biographie des Dichters aus der Feder des Herausgebers Heinrich Meibom bieten. Bei der 1564 von Egenolff in Frankfurt/Main gedruckten Ausgabe, die wir nicht eingesehen haben, scheint es sich um einen seitengleichen Nachdruck der Erstausgabe zu handeln.

Aspekte des poetischen Werks: E.C. ist als witziger Epigrammatiker und scharfsichtiger Beobachter seiner Umwelt berühmt geworden. In sozialen, religiösen und medizinischen Fragen vertrat er gegen Traditionen, die nicht mehr zu begründen waren, entschieden die Neuerung.



Corvinus, Elias (Beiname Joachimicus) (erwähnt 1558-1598)

Biographischer Abriß:

- stammt aus Joachimsthal/ Böhmen
- Dichter, Kandidat zu Superintendenten
- vielleicht Schüler Melanchthons
- wirkte unter Maximilian II. in Wien
- in Wien von Maximilian II. zum poeta laureatus gekrönt


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum GermanorumBd.2, S.932, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

Sekundärliteratur: Deutsches Biographisches Archiv I 203,151
- Ellinger 2, 261-264.



Crocus, Cornelius (eigentl. Kroock) (ca.1500-1550)

Biographischer Abriß:

- geb. ca.1500 in Amsterdam
- Studium in Löwen am Collegium Buslidianum (bei Hadrianus Barlandus)
- niedere Weihen (wohl in England)
- ab 1528 Lehrer in Amsterdam
- nahm 1587 den Ruf an die Universität in Coimbra nicht an
- 1544 Rektor der Stadtschule in Amsterdam; Zwistigkeiten mit dem Stadtrat
- 1549 Reise zu Fuß nach Rom
- unter Ignatius v.Loyola Eintritt in den Jesuitenorden (Sommer 1550)
- stirbt wenige Tage danach in Rom


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Dramen; Schriften zur Verteidigung der katholischen Lehre


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.47, S.562-563 (Bolte), - de Backer/Sommervogel Bd.2, Sp.1660-1661, - Ersch/Gruber R.I, Bd.20, S.167



Dedekind, Friedrich (1524-1598)

Biographischer Abriß:

- geb. um 1525 in Neustadt am Rübenberge
- Sohn eines Fleischers
- Studium in Marburg und Wittenberg
- 1550 Magister
- ab 1553 Pastor in Neustadt am Rübenberge
- ab 1576 Pastor in Lüneburg und Inspektor der luth. Kirchen in den Bistümern Lübeck und Verden (Berufung durch Bischof Eberhard von Holle)
- gest. 27. 2. 1598 in Lüneburg

Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.2, S.1082, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- schrieb De morum simplicitate libri duo (=Grobianus; Ffm.1549) in lat. Distichen, eine der wirkungsvollsten Satiren des 16.Jhs.; darin prangert der Autor die Unsitten der Zeitgenossen, ihre rusticitas morum, an


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.5, S.12-15 (Scherer), - Ersch/Gruber R.I, Bd.23; S.313 (Döring), - Füssel S.162,591, - Killy Bd.3, S.11ff (Könneker), - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.358* , 551f (Flemming), 550 Familienartikel - Barbara Correll, The end of conduct : 'Grobianus' and the Renaissance text of the subject, Ithaca, N.Y [u.a.] 1996, - Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XX, Nordhausen 2002, Sp. 373-379 (E. Doll).



Delius, Matthaeus (1523-1544)

Biographischer Abriß:

- geb. 1523 in Witttenberg
- Sohn des gleichnamigen Schulmeisters und Dichters
- 1528 ging der Vater nach Hamburg; Matthaeus und sein jüngerer Bruder Johannes blieben in Wittenberg
- 1532 Immatrikulation beider Brüder an der Universität Wittenberg
- ab 1539 theologische Studien in Wittenberg
- gest. 1544 in Wittenberg an der Schwindsucht


Schriftstellerische Tätigkeit:

-zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- gehörte dem Wittenberger Dichterkreis an
- Lehrgedicht Libri IV de arte iocandi erhalten; von Melanchthon aus dem Nachlaß 1555 in Wittenberg ediert; in einer Zuschrift zu diesem Werk an Vater Delius Bericht Melanchthons über Studien, Charakter und Krakheit des Sohnes
- andere Arbeiten Delius' unvollendet und verschollen


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.5,S.42-43 Familienartikel, - Deutsches Biographisches Archiv I 228, 83-87



Denis, Michael (auch Sined der Barde) (1729-1800)

Biographischer Abriß:

- geb. 1729 in Schärding/Oberösterreich
- Sohn eines Juristen
- 1739-1747 Besuch des Jesuitengymnasiums in Passau
- 1747 in Wien Eintritt in den Jesuitenorden
- 1757 Priesterweihe
- Lehrer der Schönen Wissenschaften und der Rhetorik in Graz, Klagenfurt und Preßburg
- 1759 Lehrer an der Theresianischen Akademie in Wien
- nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 zunächst Lehrer und Aufseher der Garellischen Bibliothek am Theresianum
- 1784 Kustos an der Hofbibliothek in Wien
- 1791 'Wirklicher Kaiserlich Königlicher Hofrath'
- gest. 1800 in Wien


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- lat. Schuldramen
- didakt. Hexameterepos Palatium Rhetoricae (1763)
- Carmina quaedam (Wien 1794)
- Autobiographie in lat. Sprache: Commentarii de vita sua (1801)
- erste vollständige dt. Übersetzung des Ossiander (1768/69)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.5, S.51-53 (Weiß), - Ersch/Gruber R.I, Bd.24, S.134-137 (Rese), - Killy Bd.3, S.26ff (Kriegleder), - Neue Deutsche Biographie Bd.3, S.598f (Bietak)



Diether, Andreas (gest.1561)

Biographischer Abriß:

- geb. in Augsburg
- Studium in Straßburg (bei Michael Dellius) und Wittenberg
- Pädagoge, Dramatiker
- ab ca. 1536 Lehrer im St.-Anna-Gymnasium in Augsburg
- ab 1554 in Ingolstadt
- gest. 1561 in Ingolstadt


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Dramen: Historia sacra Joseph (Augsburg 1544), auf Grundlage der Concordia sacra von Crocus (1586) gearbeitet, doch erzählt Diether die ganze Geschichte Josephs und seiner Brüder; Cinversio Pauli. Comoedia (Basel 1553); Vincula Petri. Comoedia (Basel 1553)
- mit Birck dt. Übersetzung des zweiten und dritten Cortés Briefes an Karl V., ergänzte die Edition der Übersetzung um Nachrichten über die Kanarischen Inseln, Venezuela und den Bericht über die Expedition Pizarros zur Entdeckung von Zinnamon; die Übersetzung basiert auf der lat. Übersetzung des spanischen Originaltextes durch Savorgnan; als Teil der Historia des Xystus Betulejus erschienen (Augsburg 1550)
- Thesaurus contexendum epistolarum formaeque linguae ad imitationem ciceronianae dictionis locuplentissimus, Augsburg 1544
- Flores seu sententiae morales ex Ovidii Nasonis operibus congestae (...), Augsburg 1548
- Carmen quinquaginta duo versuum in Joan. Bocatii Librum de Casibus Virorum illustrium ab Hieron. Zieglero, Aug. Vind. 1544


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.5, S.164 (Scherer), - Deutsches Biographisches Archiv I 136, 331-334, - Kobolt, Anton Maria: Baierisches Gelehrten-Lexikon, Landshut 1795, 153-154



Fabricius, Georg (eigentl. Goldschmidt) (1516-1571)

Biographischer Abriß:

- geb. in Chemnitz
- bis 1534 Besuch der Lateinschule in Chemnitz, dann in Annaberg
- seit 1538 Studium in Leipzig (bei u.a. Kaspar Borner)
- Lehrer in Chemnitz; Korrektor in Freiberg/Sachsen
- 1539-1543 Italienreise mit Wolfgang von Werthern (u.a. nach Padua, Bologna, Venedig, Rom und Neapel)
- 1544 Hauslehrer in Straßburg und auf Schloß Beichlingen bei seinen Gönnern von Werthern
- ab 1546 Rektor der Fürstenschule St.Afra in Meißen
- 1570 auf dem Reichstag zu Speyer von Kaiser Maximilian II. zum poeta laureatus gekrönt
- mit Melanchthon, Camerarius, Chytraeus und Agricola in Kontakt
- gest. 1571 in Meißen


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.3, S.1 - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Lehrwerke: Libri III Partitionum Grammaticarum, Basel 1560, u.a.
- Ausgabe spätantiker christlich-lateinischer Dichtung (Poetarum Veterum Ecclesiasticorum Opera Christiana, et Operum reliquiae atque fragmenta, Basel 1564)
- De re poetica libri VII (Leipzig 1574)
- sächsische Geschichtsschreibung (Rerum Misnicarum libri VII, Jena 1598; - Saxoniae illustratae libri IX, Straßburg 1606; - Rerum Germaniae Magnae et Saxoniae universae memorabilium ... libri II, Leipzig 1609)
- sein Itinerarum liber unus (Leipzig 1547) war bis ins 17.Jh. ein weitverbreitetes Reisehandbuch
- seine eigenen, überwiegend christlichen Dichtungen (Poematum Sacrorum libri XXV, Basel 1567) an Prudentius, Horaz und Ovid orientiert
- in den Elegien kontrastiert der Autor pagane Liebe mit dem amor divinus
- in den Oden sind ethische, politische und religiöse Themen prägend
- Erneuerer einer formal an Horaz und den christlichen Dichtern der Spätantike orientierten (christlichen) Dichtung

Sekundärliteratur: Ersch/Gruber R.I, Bd.40, S.58-60 (Wachter), - Füssel S. 532, - Wiegand, Hodoeporica, - Killy Bd.3, S.320f (Wiegand), - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1311-1315 - Walter Ludwig, Christliche Dichtung des 16. Jahrhunderts: die "Poemata sacra" des Georg Fabricius, Göttingen 2001 (= Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen: 1, Philologisch-Historische Klasse 2001,4)



Fabricius, Vincentius (eigentl. Schmid) (1612-1667)

Biographischer Abriß:

- geb. 1612 in Hamburg
- Sohn eines Kaufmanns
- Besuch des Johanneums in Hamburg
- ab 1628 Besuch der Schule in Lüneburg
- Studium der Medizin und Jurisprudenz in Leiden
- Hauslehrer bei Janus Dousa in Noordwijk
- Studienreise nach Köln (1636), Belgien, England (1639), Frankreich und Italien
- ab 1640 Sekretär des Diplomaten Claude Meme d'Avaux in Hamburg
- in Danzig auf Empfehlung des Claude Meme d'Avaux 1644 Syndicus, 1666 Bürgermeister
- 1667 auf einer Gesandtschaftsreise in Warschau gestorben


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- Amores Nordwicenses (gedruckt in der Erstausgabe der Poemata Juvenilia, Leiden 1633)
- 1632 Rede zur Befreiung Leidens von den Spaniern (Oratio de Obsidione et Liberatione Civitatis Leidensis)
- Poematum editio secunda [...] Accessit Pransus paratus, seu Satira in Poetas et eorum contemptores, Amsterdam 1638
- sein Briefwechsel liegt zum großen Teil unediert im Fabricius-Nachlaß in der Stadtbibliothek in Danzig


Literatur: Ersch/Gruber R.I, Bd.40, S.60 (Grässe), - Killy Bd.3, S.325ff (Kühlmann)



Fleming, Paul (1609-1640)

Biographischer Abriß:

- geb. 1609 in Hartenstein/Sachsen
- Sohn des Pfarrers Abraham Fleming
- Besuch der Stadtschule in Mittweida
- 1623-1628 Besuch die Thomasschule in Leipzig (u.a. bei Johann Hermann Schein)
- 1628-1633 Besuch der Universität in Leipzig; nach Abschluß der Ausbildung in der Artistenfakultät Aufnahme eines Medizinstudiums
- 1633 Magister
- 1633-1639 Teilnahme an einer Expedition der Holsteinischen Gesandtschaft zur Auskundschaftung einer neuen Handelsrute durch Rußland und Persien
- 1639 Verlobung mit Anna Niehusen in Reval
- 1640 medizinische Promotion in Leiden
- auf der Reise nach Reval, wo er sich als Arzt niederlassen wollte, starb Fleming am 2.April 1640 in Hamburg


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- postum 1646 Ausgabe seiner Teütschen Poemata, 1649 der Epigrammata Latina durch Adam Olearius
- hauptsächlich Gelegenheitsgedichte: Hochzeits-, Trauer- und Gratulationsgedichte; religiöse und patriotische Texte, in denen die Situation des 30jährigen Krieges zum Ausdruck kommt


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.7, S.115-117 (Kolde), - Dünnhaupt Bd.1, S.611-627, - Heinz Entner: Paul Fleming. Ein deutscher Dichter im Dreißigjährigen Krieg, Leipzig 1989, - Ersch/Gruber R.I, Bd.45, S.185-191 (s.v.Flemming; H.Döring), - Killy (Meid), - Neue Deutsche Biographie Bd.5, S.238f (s.v. Flemming), - Neue Deutsche Biographie Bd.19, S.517 in Art. Olearius, Adam, - Barbara Sturzenegger, Kürbishütte und Caspische See : Simon Dach und Paul Fleming: Topoi der Freundschaft im 17. Jahrhundert, Bern [u.a.] 1996 (= Deutsche Literatur von den Anfängen bis 1700 ; 24), - Maria Cäcilie Pohl: Paul Fleming : Ich-Darstellung, Übersetzungen, Reisegedichte, Münster [u.a.] 1993 (= Zeit und Text ; 1), - Pasquale Gallo, L' orso danzante : un'immagine circense in: Paul Fleming, Gotthold Ephraim Lessing, Heinrich Heine..., Fasano 1992 (= Biblioteca della ricerca : 2, Cultura straniera ; 45), - Dietmar Schubert: Paul Fleming : Dichter aus Hartenstein : 5. Oktober 1609 - 2. April 1640, Hartenstein [ca. 1990], - Karlheinz Hengst, Dietmar Schubert: Paul Fleming in Russland, Zwickau 1990, - Marian R. Sperberg-M[a]cQueen, The German poetry of Paul Fleming : studies in genre and history, Chapel Hill, N.C. u.a. 1990 (= University of North Carolina studies in the Germanic languages and literatures ; 110) - Heinz Entner: Paul Fleming : ein dt. Dichter im 30jähr. Krieg, Leipzig 1989 (= Reclams Universal-Bibliothek ; 1316 : Biografien) - Dietmar Schubert (Hg.): Paul Fleming : Werk und Wirkung ; wissenschaftliches Kolloquium anläßlich des 375. Geburtstages des Dichters am 5. Oktober 1984 auf Schloß Stein in Hartenstein/Erzgeb., Zwickau, 1986.



Flittner, Johann (1618-1678)

Biographischer Abriß:

- geb. 1618 in Suchla im Hennebergischen
- Vater Gewehr- und Eisenhändler
- Studium in Schleusingen, Leipzig, Rostock
- 1644 Kantor in Grimmew (bei Greifswald), ab 1646 Diakon
- gest. 1678 an der weißen Ruhr bei Stralsund im Exil


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog


Sekundärliteratur: Zedler, Universal-Lexicon (s.v. Flitner)



Frischlin, Nikodemus (1547-1590)

Leben: Geboren am 22.9.1547 in Balingen/Württemberg; Schüler evangelischer Klosterschulen und Stipendiat des Tübinger Stifts. 1568 Professor der Poetik und Geschichte in Tübingen und Eheschließung mit Margarethe Brenz. Feindschaft mit Tübinger Kollegen, vor allem dem Gräzisten Martin Crusius; von Herzog Ludwig von Württemberg anerkannt und von Kaiser Rudolph II. geehrt (1576 Poeta laureatus, 1577 Comes Palatinus). Wegen einer adelskritischen lateinischen Rede (gedruckt 1580) angegriffen, ging F. 1582 als Schulrektor nach Laibach (Ljubljana, Slowenien). 1584/85 zur Herausgabe seiner Werke in Straßburg. Nach Wiederannäherung an den Stuttgarter Hof und die Tübinger Universität 1586 endgültiger Bruch. Der schon berühmte Autor kann nirgends Fuß fassen, weil er überall Konflikte erregt. 1590 wegen einer gegen den württembergischen Hof gerichteten Streitschrift verhaftet, stürzte er bei einem nächtlichen Fluchtversuch auf der Feste Hohenurach am 29.11.1590 zu Tode.

Werke (in Auswahl): Rebecca comoedia, Uraufführung und Erstausgabe 1576.- Susanna comoedia, Urauff. 1577, EA. 1578.- Priscianus vapulans, Urauff. 1578, EA. 1580.- Hildegardis Magna, Urauff. u. EA. 1579.- Phasma, Urauff. 1580, EA. 1592.- Dido tragoedia, Urauff. u. EA. 1581.- Venus tragoedia, Urauff. 1584.- Julius redivivus, Urauff. 1584, EA. 1585.- Operum poeticorum pars scenica, 1585 (²1587, ³1589, 14 postume Ausgaben).- Helvetio-Germani, 1589.- Operum poeticorum pars epica, 1598.- Operum poeticorum pars elegiaca, 1601.- Operum poeticorum pars paraphrastica, 1602.- Operum poeticorum paralipomena, 1610.- Außerdem lateinische Fazetien, Reden, Lehrbücher und Übersetzungen aus dem Griechischen, auch einige deutsche Dichtungen; vgl. außerdem: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.3, S.342, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16.

Literatur (in Auswahl): Allgemeine Deutsche Biographie Bd.8, S.96-104 (Scherer), - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.12, S.795 Korrektur, - Ersch/Gruber R.I, Bd.50, S.225-244 (Zacher), - Füssel S.613-625 (Schade), 577, - Neue Deutsche Biographie Bd.5, S.620f (Bebermeyer), - Killy Bd. 4, S. 37-39, - Füssel S. 613-625 (R.E. Schade), - P.G. Schmidt, Humanismus im deutschen Südwesten S. 265-288 (W. Kühlmann), - H. Röckelein, Casimir Bumiller: Nikodemus Frischlin : ... ein unruhig Poet ; 1547-1590, Balingen 1990 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Balingen 2), - S. Holtz (Hg.): Nicodemus Frischlin (1547 - 1590); poetische und prosaische Praxis unter den Bedingungen des konfessionellen Zeitalters, 1999.

Zur vorliegenden Edition: Für das dramatische Werk Frischlins legen wir die erste Sammelausgabe (1585) zugrunde, die durch die Erstdrucke von Helvetio-Germani (1589) und Phasma (1592) ergänzt wird. Elschenbroich (N. Frischlin: Sämtliche Werke, hg. von A. Elschenbroich, red. bearb. von L. Mundt. Bd. 1, Teil 1, 1992) hat die Ausgabe von 1589 vorgezogen, was Kaminski zu Recht kritisiert. Daß Kaminski ihrerseits (N. Frischlin: Historisch-kritische Edition, Übersetzung, Kommentar. Hrsg., übers. u. komm. von N. Kaminski. Bd. 1, 1995) nicht die vom Autor überarbeitete und im Druck korrigierte Sammelausgabe von 1585, sondern die Erstausgaben der einzelnen Dramen zugrundelegt, überzeugt uns hingegen nicht. - Für die Werkteile Pars elegiaca und Pars epica wurde jeweils die erste Sammelausgabe benutzt, für das auf der Feste Hohenurach entstandene Epos Hebraeis die Erstausgabe.

Aspekte des poetischen Werks: Von Frischlins weitgespannter Produktion wurden bisher neben den für die Konflikte seines Lebens entscheidenden Schriften vor allem seine Dramen rezipiert, die als Schullektüre weite Verbreitung fanden. Sein dramatischer Stil folgt hauptsächlich dem Schulautor Terenz. Nach zwei biblischen Frauengestalten (Rebecca, Susanna) stellte er in Hildegardis Magna die zu Unrecht der Untreue verdächtigte Gemahlin Karls d. Gr. auf die Bühne. Auf das Lateinstudium sind die Komödie vom mißhandelten Grammatiklehrer (Priscianus vapulans) und die Dramatisierung klassischer epischer und historiographischer Texte (Tragödien Dido und Venus nach Vergils Aeneis, Helvetio-Germani nach Cäsars Bellum Gallicum, Buch 1) bezogen. Zeitgeschichtliche Thematik dominiert in den Komödien Phasma (über Religionsstreitigkeiten) und Julius redivivus (über den hohen Stand der Zivilisation in Deutschland). In den noch wenig erforschten epischen und elegischen Werkteilen dürften die biographischen und zeitgeschichtlichen Bezüge (Gelegenheitsgedichte, darunter umfangreiche Festdichtungen für den württembergischen Hof) sowie die kontroverstheologischen und konfessionspolitischen Positionen besonderes Interesse finden.



Fürstenberg, Ferdinand von (1626-1683)

Leben: Geboren am 21.10.1626 auf Schloß Bilstein (Sauerland). Nach philosophischen, theologischen und juristischen Studien folgte er 1652 dem Apostolischen Nuntius Fabio Chigi, dem späteren Papst Alexander VII. (1655-1667), nach Rom und widmete sich dort gelehrten Arbeiten. 1655 Päpstlicher Kammerherr. Seit 1661 Fürstbischof von Paderborn, seit 1678 auch von Münster, leistete er in Seelsorge, Verwaltung, Förderung von Erziehung, Kirchenbau und Wissenschaft Vorbildliches. Er erforschte selbst die Geschichte seines Territoriums und unterhielt eine weitgespannte gelehrte Korrespondenz.

Hauptwerk: Monumenta Paderbornensia ex historia Romana, Francica, Saxonica eruta et notis illustrata, Paderborn 1669; 2., vermehrte und mit vielen Kupfern versehene Ausgabe Amsterdam 1672.

Literatur (in Auswahl): Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 6, S. 702-709.- Neue Deutsche Biographie Bd. 5, S. 93f.- G.J. Bessen, Geschichte des Bistums Paderborn, 1820 (ND 1977), Bd. 2, S. 231-409, - Hermann-Josef Schmalor: Ferdinand von Fürstenberg und seine Bücher : Fürstbischof von Paderborn 1661 bis 1683 ; Dokumentation einer Ausstellung der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn in der Volksbank Paderborn vom 8. bis 29. Dezember 1995, [Paderborn] : [Erzbischöfliche Akademische Bibliothek], 1995.

Zur vorliegenden Edition: Die erste Sammlung von Gedichten Fürstenbergs findet sich, zusammen mit Gedichten aus seinem Freundeskreis, in: Septem illustrium virorum poemata, Antwerpen: Moretus, 1662. Dieses Sammelwerk brachte der Amsterdamer Drucker Daniel Elzevier 1672 in neuer, vermehrter Ausgabe heraus. Bereits 1671 hatte er einen großen Teil derselben Texte unter dem Namen Fürstenbergs erscheinen lassen: "Poemata Ferdinandi Lib. Baronis de Furstenberg. Accedunt Adoptivorum carminum libri II." Der Herausgeber Christian Theodor von Plettenberg, ein Neffe des Fürstbischofs, schrieb dazu das Vorwort und überwachte den Druck. Dem Brauch der Zeit entsprechend folgen hier die Gedichte, die andere an Fürstenberg gerichtet hatten, als "Carmina adoptiva" dessen eigenen Gedichten. Sie übertreffen diese an Umfang bei weitem und spiegeln die Wertschätzung, die Fürstenberg in der europäischen Gelehrtenrepublik genoß.

Aspekte des poetischen Werks: Fürstenbergs Gedichte sind Dokumente seines Umgangs mit gelehrten und hochgestellten Persönlichkeiten, Zeugnisse eines liebenswürdigen Charakters und Beweise einer humanistischen Kompetenz, welche die Gelehrten in Rom so sehr überzeugte, daß sie ihn zum Präsidenten ihrer Akademie wählten. Zusammen mit den Carmina adoptiva bilden sie ein Ensemble, das Einblicke in eine vom christlichen Humanismus geprägte Sphäre literarischer Kommunikation eröffnet.

Sekundärliteratur: Ersch/Gruber III 9, S.91 (s.v. Paderborn, Bistum)



Gentili, Scipione (1563-1616)

Biographischer Abriß:

- geb. 1563 in Castello San Genesio/Marche
- jüngster Sohn des Artytes Matthäus Gentili; Bruder Juraprofessor in Oxford
- die evang. Familie wandert nach Deutschland aus
- Aufenthalt in Krain
- Studium in Tübingen, Wittenberg, Leiden (bei Lipsius und Donatellus)
- 1587 Fortsetzung des Jurastudiums in Heidelberg
- Dozent in Heidelberg
- dort Intrigen gegen ihn
- wechselt an die Universität Basel
- 1589 Doktor iuris in Basel
- mehrere Gesandtenreisen
- 1590 in Nürnberg und Altdorf
- 1598 Professor der Rechte in Altdorf; Konsulent des Nürnberger Rats
- gest. 1616 in Altorf


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.8, S.576-577 (Stintzing), - Ersch/Gruber R.I, Bd.58, S.292-296 (Baehr)



Gesner, Johann Matthias (1691-1761)

Leben: Geboren 1691 in Roth bei Nürnberg; nach Studium in Jena 1715-1729 Konrektor und Hofbibliothekar in Weimar; 1730-1734 Rektor der Leipziger Thomasschule, wo er eine umfassende Reform des Unterrichts durchführte; ab 1734 Professor der Poesie und Beredsamkeit sowie Bibliothekar der neugegründeten Universität Göttingen; gründete hier das erste Philologische Seminar Deutschlands und schuf einen eigenständigen Studiengang für das Gymnasiallehramt. Wegbereiter des "Neuhumanismus", der die Alten nicht mehr imitieren, sondern zur Ausbildung des eigenen Geistes ("ut sapere discamus") und der eigenen Sprache studieren wollte. Gründer der "Teutschen Gesellschaft zu Göttingen" (1738), seit 1753 alternierender Direktor der Göttinger Akademie der Wissenschaften.

Werke (in Auswahl):- Novus linguae et eruditionis Latinae thesaurus, 1749.- Kleine deutsche Schriften, 1756.- Primae lineae isagoges in eruditionem universalem, 1756; ²1784.- Thesaurus epistolicus Gesnerianus, coll. C.A. Klotz, 1768-1770; vgl. außerdem: Karlsruher Virtueller Katalog.

Literatur (in Auswahl): Allgemeine Deutsche Biographie IX, 97-103.- Neue Deutsche Biographie VI, 348f.; Ersch-Gruber 64, 271-279; F. Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts, Bd. 2, ³1921, S. 16-31, - R. Friedrich: Johann Matthias Gesner : sein Leben und sein Werk, Roth 1991 (= Rother Miniaturen 2).

Zur vorliegenden Edition: Sie blieb die einzige Ausgabe von Gedichten Gesners.

Aspekte des poetischen Werks: Gesner hat die lateinische Poesie unter gewissen Vorbehalten (siehe das selbstironische Vorwort) und in gewissen Grenzen selbst kultiviert, obwohl er als Pädagoge der imitatio der Alten eine Absage erteilte. In dem schmalen Band finden sich fast nur Casualcarmina, wie sie bei bestimmten Gelegenheiten von dem Lehrer der lateinischen Poesie erwartet wurden. Teils sind sie an persönliche Gönner gerichtet, teils zu festlichen Anlässen der Universität Göttingen gedichtet, die trotz ihrer Modernität offenbar nicht auf die altehrwürdige Zier lateinischer Dichtung verzichten mochte.



Gruterus, Janus (eigentl. de Gruyetere) (1560-1627)

Biographischer Abriß:

- geb. 1560 in Antwerpen
- Sohn eines Kaufmanns
- Flucht vor den Wirren des niederländischen Befreiungskampfes nach England
- ab 1577 Studium in Cambridge
- seit 1578 Studium in Leiden: Jura (v.a. bei Hugo Donatellus), Philologie und Geschichte (Janus Dousa, Justus Lipsius)
- 1584 Doktor jur. utr.
- 1584 Rückkehr nach Antwerpen
- 1585 Flucht aus konfessionellen Gründen (bis 1586 wechselnde Aufenthaltsorte in Frankreich, Schweiz, Italien)
- 1586 Immatrikulation in Rostock
- kann Professur in Rostock wegen seiner Weigerung, die luther. Konkordienformel zu unterschreiben, nicht antreten
- ab 1590 Studium in Wittenberg
- seit 1590 Professor für Geschichte an der Art. Fak. in Wittenberg
- 1592 Entlassung aus konfessionellen Gründen
- 1592 Immatrikulation an der Universität in Heidelberg
- ab 1595 a.o. Professur für Geschichte in Heidelberg
- ab 1602 Leiter der Bibliotheca Palatina (Nachfolger von Paul Schede Melissus)
- Einfall Spinolas in die Kurpfalz; Flucht Gruters nach Tübingen
- die letzten Lebensjahre in Bretten und Heidelberg (auf dem Bierhelder Hof)
- gest. 1627 auf dem Bierhelder Hof, begraben in der Peterskirche in Heidelberg


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- zahlreiche Ausgaben des klassischen, besonders römischen Altertums (wobei er sich z.B. bei der Plautus-Edition von 1621 erstmals auf die Manuskripte der Bibl.Pal. stützte)
- publizierte um 1603 in Heidelberg die Inscriptiones antiquae totius orbis Romani
- in der Sammlung Deliciae Poetarum Germanorum brachte er die besten Gedichte neulateinischer Dichter Italiens (Ffm.1608), Frankreichs (Ffm.1609) und Deutschlands (Ffm.1614) (Gedichte von 645 Dichtern Westeuropas, darunter von 211 Deutschen) zum Druck
- seine eigenen Jugendgedichte sind in zwei Sammlungen erschienen (Pericula, id est Elegiarum libri IV, Heidelberg 1587; Numerius, hoc est Elegiarum liber V, Heidelberg 1587), darunter zahlreiche Huldigungs- und Freundschaftsgedichte


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.10, S.68-71 (s.v. Gruter), - Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1386-1651, Berlin u.a.2002, S.194-195 (s.v. Gruter), - Ersch/Gruber R.I, Bd.95, S.356-363 (Eckstein), - Füssel S.557, - Killy (Wiegand), - Neue Deutsche Biographie Bd.7, S.238-240 (Fuchs), - Neue Deutsche Biographie Bd.11, S.609*



Gwalther, Rudolf (eigentl. Walther, auch Dynaterus Eubulus) (1519-1586)

Biographischer Abriß:

- geb. 1519 in Zürich
- früh verwaist, Aufnahme in die Familie Bullingers
- 1537 Bullingers Bote in England
- Studium in Basel, Straßburg, Lausanne und Magdeburg
- Schüler von Eobanus Hessus
- Lehrer an der Großmünsterschule in Zürich
- 1542 Pfarrer in St. Peter (Nachfolge Leo Juds)
- 1575-1584 Nachfolger Bullingers am Großmünster
- gest. 1586 in Zürich


Schriftstellerische Tätigkeit:

- Monomachia Davidis et Goliae (Zürich 1541), eine Gedichtsammlung mit u.a. Epicedien auf Eobanus Hessus und Zwingli
- Revision des NT und Verfassen der Argumenta capitum elegiaco carmine conscripta für die lat. Zürcher Bibel (1543)
- lat. Übersetzung der Werke Zwinglis (Opera Zwingli, 4 Bde., Zürich 1544/45)
- bibl. Drama: Comoedia sacra Nabal (Zürich 1549)
- ca.500 zumeist lat. Gedichte (v.a. handschriftlich überliefert)

siehe auch: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.3, S.432, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.10, S.239-240 (Wyß), - Ersch/Gruber R.I, Bd.98, S.290f (Escher), - Füssel S.378-596, - Wiegand, Hodoeporica, - Killy (Rüetschi), - Neue Deutsche Biographie Bd.7, S.360f (Guggisberg) - Hans Ulrich Bächtold, Rainer Henrich, Kurt Jakob Rüetschi, Vom Beten, vom Verketzern, vom Predigen : Beiträge zum Zeitalter Heinrich Bullingers und Rudolf Gwalthers; FS Alfred Schindler, Zug [1999] (= Studien und Texte zur Bullingerzeit 1), - Maria Witkowska, Das neulateinische Schuldrama "Nabal" von Rudolf Gwalther und seine deutschen Fassungen, Bern [u.a.] 1987 (= Zürcher Beiträge zur Reformationsgeschichte ; 13).



Hayneccius, Martin (eigentl. Heinecke) (1545-1611)

Biographischer Abriß:

- geb. 1545 in Borna
- Besuch der Grimmaer Fürstenschule
- 1562-1570 Studium in Leipzig
- Lehrer in Chemnitz, Amberg und Braunschweig
- 1580-1610 Rektor der Fürstenschule zu Grimma
- wirkte als Pädagoge und Dramatiker
- gest. 1611


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Dramen: Almansor (Leipzig 1578), Hansoframa sive Momoscopus (Leipzig 1582)
- Übersetzungen ins Dt.: seine beiden eigenen Dramen und die Captivi von Plautus (Der Gefangenen Leute Treu, Leipzig 1582)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.11, S.163-164 (Franck), - Killy (Michael), - Neue Deutsche Biographie Bd.8, S.157 (Tarot)



Hessus, Eobanus (1488-1540)

Leben: Geboren am 6.1.1488 in dem Dorf Halgehausen bei Frankenberg/Hessen; studierte ab 1504 in Erfurt, wo er sich dem Humanistenkreis um Mutianus Rufus anschloß. 1509 Magister. 1509-1513 in Ostpreußen. Ab 1514 wieder in Erfurt. 1518 Professor der lateinischen Sprache ebenda. 1526 Lehrer der Poetik am Aegidiengymnasium in Nürnberg, wo er mit J. Camerarius d.Ä., Dürer und W. Pirckheimer verkehrte. 1533 wieder Professor in Erfurt und 1536 in Marburg, wo er am 4.10.1540 starb. Hessus, der Erasmus verehrte und die "Dunkelmännerbriefe" begrüßte, begeisterte sich früh für Luther, der ihn seinerseits hoch schätzte. Von Erscheinen seiner 'Briefe christlicher Heroinen' (1514) an galt Hessus als führender Vertreter der humanistischen Dichtung in Deutschland.

Werke (in Auswahl): Bucolicon, 1509; überarb. u. erw. Ausg. 1528.- Heroidum Christianarum epistolae, 1514; überarb. Ausg. 1532.- Hodoeporicon, 1519 (über seine Wallfahrt zu Erasmus in Löwen).- In Evangelici Doctoris Martini Lutheri laudem defensionemque, 1521.- De non contemnendis studiis humanioribus, 1523 (mit Beiträgen von Luther, Melanchthon u.a.).- Bonae valetudinis conservandae praecepta, 1524; rev. Ausg. 1531 (der Ertrag eines nicht vollendeten Medizinstudiums; oft gedruckt und auch ins Deutsche übersetzt).- De tumultibus horum temporum querela, 1528 (u.a. über den Bauernkrieg).- Urbs Noriberga illustrata, 1532.- Lateinische Versübersetzungen des Psalters (1537) und der Ilias (1540); vgl. außerdem: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.2, S.1283, - Karlsruher Virtueller Katalog.

Literatur (in Auswahl): Ersch/Gruber R. II, Bd. 7, 206-214.- Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 12, 316-319.- Ellinger Bd. 2, 3-23.- Wiegand 58-63, 495f.- Killy Bd. 5, 282-284.- Neue Deutsche Biographie Bd. 4, 543-545.- Hum. Lyr. 247-337, 1097-1143.- Carl Krause: H.E.H., 1879, 2 Bde. (ND 1963).- W. Trillitzsch: Humanismus und Reformation. Der Erfurter Humanist und Dichterkönig H.E.H. In: Wissenschaftl. Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Gesellschaftswiss. Reihe 33 (1984), S. 343-357.- E. Schäfer: Der deutsche Bauernkrieg in der neulatein. Literatur. In: Daphnis 9 (1980), S. 1-31.- H. Vredeveld: Der heroische Brief der ,Maria Magdalena Iesu Christo' aus den 'Heroidum libri tres' des H.E.H. In: Daphnis 6 (1977), S. 65-90.- H. Vredeveld: A Neo-Latin Satire on Love-Madness. In: Daphnis 14 (1985), S. 673-719.- I. Gräßer: Die Epicedien-Dichtung des H.E.H.: Lyrische Totenklage zur Zeit des Humanismus und der Reformation, 1994. - G. Burkard: J. Camerarius, Narratio de Helio Eobano Hesso : comprehendens mentionem de compluribus illius aetatis doctis & eruditis viris (1553) ; lateinisch und deutsch = Das Leben des Dichters Helius Eobanus Hessus, Heidelberg 2003,(= Bibliotheca neolatina 10). - I. Keck, Die "Noriberga illustrata" des Helius Eobanus Hessus : Kommentar, Frankfurt am Main [u.a.] 1999 (= Europäische Hochschulschriften : Reihe 15, Klassische Sprachen und Literaturen Bd. 78), - I. Gräßer, Die Epicedien-Dichtung des Helius Eobanus Hessus : lyrische Totenklage zur Zeit des Humanismus und der Reformation, Frankfurt am Main [u.a.] 1994 (= Bochumer Schriften zur deutschen Literatur 40), - I. Gräßer-Eberbach: Helius Eobanus Hessus : der Poet des Erfurter Humanistenkreises, Erfurt 1993.

Zur vorliegenden Edition: Die vom Autor selbst besorgte, unter dem Titel ,Operum farragines duae' 1539 in Schwäbisch Hall erschienene Sammelausgabe seiner bedeutendsten Dichtungen (1549 und 1564 in Frankfurt/Main wieder aufgelegt) ist bis heute die einzige abgeschlossene Werkausgabe geblieben. Eine historisch-kritische Ausgabe ist im Erscheinen begriffen: H.E.H.: Dichtungen. Hg. v. Harry Vredeveld. Bd. 3: Dichtungen der Jahre 1528-1537. Bern 1990 (mehr nicht erschienen). – The Poetic Works of Helius Eobanus Hessus. Hg. v. Harry Vredeveld. Bd. 1: Student Years at Erfurt, 1504–1509. Renaissance Text Series 18; Medieval and Renaissance Texts and Studies 215. Tempe 2004). – Bd. 2: Journeyman Years, 1509–1514. Renaissance Text Series 20; Medieval and Renaissance Texts and Studies 333 (Tempe 2008). – Bd. 3: King of Poets, 1514-1517 (in Vorbereitung).

Aspekte des poetischen Werks: Hessus verbindet ursprüngliche Kraft und Fülle der Erfindung und des Ausdrucks mit gelehrter ,imitatio' der Alten. Zu Fragen der Kirchenreform und der humanistischen Bildung ergreift er engagiert das Wort. Er bevorzugt die verschiedenen Gattungen der Kasualpoesie, hat aber auch die antiken Gattungen der bukolischen Dichtung und des heroischen Briefs in Deutschland heimisch gemacht. Mit seinem medizinischen Lehrgedicht und seiner Versübersetzung des Psalters hat er Leitlinien persönlicher Lebensführung formuliert, mit weiteren Werken und Übersetzungen auf den Schulbetrieb gewirkt. Daß sein OEuvre schon früh als klassisch galt, zeigt die von Christophorus Aulaeus unter dem Titel "Helii Eobani Hessi ... Operum flores, ac sententiae insigniores" 1551 in Frankfurt/M. herausgebrachte Anthologie memorierwürdiger Zitate aus seinen Dichtungen (2. Aufl. ebenda 1560).

Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.12, S.316-319 (Geiger), - Ersch/Gruber R.II, Bd.7, S.206-214 (Rommel und Erhard), - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1097-1101, - Neue Deutsche Biographie Bd.4, S.543-545 (Rupprich)



Hirtzwig, Heinrich (ca. 1587-1635)

Biographischer Abriß:

- geb. ca.1587 in Hanna/Hessen
- lat. Dramatiker
- 1613 Rektor in Speyer
- 1617 Rektor des Gymnasiums in Frankfurt/M.
- gest. 1635


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- bekannt als Dramatiker: Jesulus (1613), Belsasar (1615), Lutherus (1617)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.12, S.482-483 (Scherer), - Neue Deutsche Biographie Bd.9, S.243 (Roloff)



Hutten, Ulrich von (1488-1523)

Biographischer Abriß:

- geb. 1488 auf Burg Steckelberg bei Schlüchtern
- ältester Sohn des Reichsritters Hans von Hutten
- 1499 Eintritt in das Benediktinerkloster in Fulda
- (spätestens) 1505 Austritt aus dem Kloster
- Besuch der Universitäten in Mainz, Köln, Erfurt, Frankfurt/O., Leipzig, Greifswald und Rostock
- 1511-1513 Jurastudium in Italien (Pavia und Bologna)
- 1513 viermonatiger Solddienst im Heer Kaiser Maximilians I.
- wieder in Deutschland
- trifft 1514 Erasmus
- 1515-1517 zweite Italienreise (Rom und Bologna)
- 1517 in Augsburg von Kaiser Maximilian zum Dichter gekrönt
- im Dienst des Mainzer Erzbischofs Albrecht von Brandenburg
- Entlassung nach der Veröffentlichung seiner papst- und romfeindlichen Dialogi (Mainz 1520)
- bei Franz v.Sickingen auf der Ebernburg
- nach dem gescheiterten Feldzug Sickingens gegen den Erzbischof von Trier (1522/23) Flucht Huttens in die Schweiz
- in Basel verweigert Erasmus Hutten ein Zusammentreffen
- Asyl bei Zwingli auf der Ufenau im Zürchersee
- 1523 dort an den Folgen der Syphillis gestorben


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.3, S.635, - Karlsruher Virtueller Katalog, VD 16

- Querelae (Lötzeklagen, Frankfurt/O. 1510), elegische Klagen gege die Kaufmannsfamilie Lötz in Rostock
- Dialoge: Nemo (1510), Arminius (1529)
- 1511 De arte versificandi
- 1519 Ausgabe seiner Epigramme in Augsburg (Kaiser Maximilian gewidmet)
- schrieb ca. 60 Beiträge für die Epistolae Obscurorum Virorum (2.Teil)
- postume Ausgabe der Opera poetica Huttens ([Frankfurt am Main] 1538).
- großteils politische Dichtungen (Ablehnung gegen den Papst und die römische Kurie)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.13, S.464-475 (Ulmann), - Ersch/Gruber R.II, Bd.12, S.225-243 (Herzog), - Füssel S.359-376 (Honemann), 14, 96, 139, 141, 244f, 248f, 252, 258, 299, 317, 540, 545, - Wiegand, Hodoeporica, - Killy Bd.6, S.27-30 (Könneker), - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1033-1038 , - Neue Deutsche Biographie Bd.10, S.99-102 (Grimm), - Neue Deutsche Biographie Bd.20, S.61 in Art. Paracelsus, 451-453, 311 in Art. Pfefferkorn, Johannes - Georg-Wilhelm Hanna, Mänade, Malefiz und Machtverlust : Herzog Ulrich von Württemberg und Hans von Hutten ; politische Folgen eines Mordfalles, Köngen 2003, - Heino Ackermann u. a.: Ulrich von Hutten und seine Zeit : seine literarische und politische Bedeutung an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit ; Texte zu Motiven einer Lichtbildreihe der Staatlichen Landesbildstelle Hessen (U.v.H. I, 10 481118) / Hessisches Institut für Lehrerfortbildung, Außenstelle Bruchköbel ..., Fuldatal [u.a.] 1996 - Jean-Luc Hee: Ulrich von Hutten dans les écrits de langue allemande de 1848 à 1920 : études d'un mythe, [Mikrofiche-Ausg.] 1992.



Kaldenbach, Christoph (1613-1698)

Biographischer Abriß:

- geb. 1613 in Schwiebus
- Sohn eines Zunftmeisters, königlichen Richters und Bürgermeisters von Schwiebus
- zunächst Ausbildung beim Vater
- ab 1622 Ausbildung bei einem Verwandten in Frankfurt/O.
- 1631 Studium an der Universität Königsberg
- 1639 Konrektor der Altstädtischen Lateinschule in Königsberg
- Beförderung zum Prorektor
- 1647 Magister
- 1651 Griechischprofessor an der Hochschule in Königsberg
- 1656 Professor für Geschichte, Dichtung und Beredsamkeit an der Universität in Tübingen
- gest. 1698 in Tübingen


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- wirkte im Königsberger Dichterkreis um Roberthin und Dach
- weltl. und rel. Lyrik, Liedertexte, Gelegenheitsgedichte; Auftragsgedichte in dt., lat., griech., hebr. und poln. Sprache
- ca.100 Einzeldrucke und über 20 Buchpublikationen zu Lebzeiten


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.15, S.21-22, - Killy Bd.6, S.197ff (Maché), - Neue Deutsche Biographie Bd.11, S.53f (Ukena), - Neue Deutsche Biographie Bd.21, S.680 in Art. Roberthin, Robert



Klotz, Christian Adolph (1738-1771)

Biographischer Abriß:

- geb. 1738 in Bischofswerda/Lausitz
- Sohn eines Superintendenten
- Besuch der Universitäten Leipzig und Jena
- 1762 Ruf nach Göttingen
- 1763 Ernennung zum Professor
- 1765 Professor für Philosophie und Beredsamkeit an der Universität in Halle
- gest. 1771 in Halle


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog

- Herausgeber der Zeitschriften: Acta litteraria (1764-72), Neue hallische gelehrte Zeitungen (1766-71), Deutsche Bibliothek der Schönen Wissenschaften (1761-71)
- wegen seiner Polemik gegen Lessings Laokoon (in: Über den Nutzen und Gebrauch der alten geschnittenen Steine, Altenburg 1768) als Wissenschaftler verschmäht


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.16, S.228-231 (Bursian), - Ersch/Gruber R.II, Bd.37, S.234-240 (Eckstein), - Killy Bd.6, S.401ff (s.v., Häntzschel)



Lauterbach, Johann (1531-1593)

Biographischer Abriß:

- geb. 1531 in Löbau/Oberlausitz
- Studium in Wittenberg bei Melanchthon
- Hofmeisterjahre im Hohenloher Land
- 1567 Schulrektor in Heilbronn (im Heidelberger Gelehrten- und Literatenkreis)
- gest. 1593 in Heilbronn


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.3, S.948, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Psalmenparaphrasen, geistliche Lieder, histor. Zeitlyrik, Aenigmata, Amatoria, Epigrammata
- verfaßte zahlreiche Elogia für die Icones sive imagines virorum literis illustrium (Straßburg 1587) des Nikolas Reusner


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.18, S.75 (Eitner), - Killy Bd.7, S.179ff (Düchting)



Lemnius, Simon (auch Margadant, Mercatorius, Pisaeus) (ca.1511-1550)

Biographischer Abriß:

- geb. ca.1511 in Graubünden
- Studium in München, Ingolstadt
- 1534 Studium in Wittenberg (Schüler Melanchthons; 1538 wegen antiluther. Haltung relegiert)
- 1535 Magister artium
- ab 1535 Lateinlehrer in Chur
- 1542 Enlassung wg. seiner antiluther. Epigrammata
- 1543 in Bologna zum Dichter gekrönt, Aufnahme in die Academia Ermatena
- 1544 wieder an der Schule in Chur
- dort 1550 an der Pest gest.

Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.3, S.1035, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Übers. aus dem Griech. (z.B. Homers Odyssee, Basel 1549)
- die Rhaeteis über den Scheizerkrieg von 1499
- erotische Gedichte (Amorum libri IV, Basel 1542)
- Poemata libri duo (Wittenberg 1538) dem kath. Kurfürsten Albrecht von Mainz gewidmet; Luther leitete deshalb ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein
- Monachopornomachia (o.O.u.J. [1538]), der Mönchshurenkrieg, eine satirische Komödie, in der Luther als Lüstling und Gewaltherrscher darstellt wird


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.18, S.236-239 (Vetter), - Deutsches Biographisches Archiv I 752, 366-377, II 801, 192-200, - Ersch/Gruber R.II, Bd.43, S.69-71 (Koch), - Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexikon, 4 Bde., Hildesheim 1960-1961, hier: Bd.2, Sp.2359, - Wiegand, Hodoeporica, - Killy Bd.7, S.219ff (Bachorski - mit falschen Jahresangaben!), - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1276-1279 , - Neue Deutsche Biographie Bd.14, S.191 (Ukena)



Locher, Jakob (Beiname Philomusus) (1471-1528)

Biographischer Abriß:

- geb. 1471 in Ehingen an der Donau
- Besuch der Lateinschule in Ulm (bei Johannes Vetter)
- Studium in Basel (1487; bei Sebastian Brandt), Freiburg i.Br. (1488), Ingolstadt (1489; u. a. bei Konrad Celtis)
- 1492 in Tübingen
- ab 1493 Studienreise nach Italien (Bologna, Pavia, Padua)
- 1495 Lektor für Poesie in Freiburg
- 1497 von Maximilian I. zum Dichter gekrönt
- 1502 Ernennung zum Comes Palatinus
- 1498 Poesielehrer an der Universität in Ingolstadt
- 1503-1506 Lehrer in Freiburg
- 1506 bis zu seinem Tod wieder in Ingolstadt
- gest. 1528 in Ingolstadt


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: IKDB: http://www.ub.uni-tuebingen.de/pro/kata/inka.php, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- autobiographische, religiöse, politische und naturphilosophische Themen seiner Gedichte
- übernahm als einer der ersten Deutschen die erotische Elegie (Elegiae ad Panthiam)
- lat. Übersetzung des Narrenschiffs von Sebastian Brandt (Stultifera navis, Basel 1497)
- Kampfschrift Comparatio Sterilis Mulae ad Musam (Nürnberg 1506) zur Verteidigung der Dichter und der Poesie; von Wimpfeling mit Contra Turpem Libellum Philomusi Defensio (Straßburg 1510) scharf beantwortet
- erstes dt. Drama zeitgenössischen Inhalts: Historia de rege Franciae (Freiburg i.Br. 1495)
- Panegyrici ad regem Tragoedia de Turcis et Sultano (Straßburg 1498)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.19, S.59-63 (Hehle), - Füssel S.147, 161, 311, 464, - Killy Bd.7, S.317ff (Kühlmann), - Neue Deutsche Biographie Bd. 14, S.743f (Ukena), - Neue Deutsche Biographie Bd.21, S.385 in Art. Reisch, Gregor , - Schmidt, Humanismus im deutschen Südwesten S.151-178 (Coppel), - Nina Hartl, "Die Stultifera navis", 2 Bde., Münster [u.a.] 2001-2 (= Studien und Texte zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit 1, Internationale Hochschulschriften 353), - M. Rupp, "Narrenschiff" und "Stultifera navis" : deutsche und lateinische Moralsatire von Sebastian Brant und Jakob Locher in Basel 1494 - 1498, Münster [u.a.] 2002 (= Studien und Texte zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit 3).



Lorichius, Johannes (gest. 1569)

Biographischer Abriß:

- aus einer Gelehrtenfamilie aus Hadamar in Nassau stammend
- ca.1540 an der Universität Marburg tätig
- März 1541: Begleiter des Landgrafen Philipp von Hessen beim Regensburger Reichstag (Hodoeporicon, Marburg 1541)
- 1542 Lehrer an der Augsburger Schule Bircks
- 1543 Griechischdozent an der Universität in Ingolstadt
- konvertiert zum Katholizismus
- 1552 Aufenthalt in Litauen (?)
- Jurastudium in Orléans
- abermalige Konversion
- Rat Wilhelms von Oranien
- im Juli 1569 im Dienst Colignys gefallen

Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum GermanorumBd.3, S.1254, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Aenigmatum libri tres (Ffm.1545)
- Catalogus iureconsultorum veterum (Basel 1545), am Beispiel des Ausonius orientiert
- Drama: Jobus Patientiae Spectaculum (Marburg 1543)


Sekundärliteratur: Deutsches Biographisches Archiv I, 781, 280-281, - Wiegand, Hodoeporica, - Killy Bd.7, S.348ff (Wiegand)



Lotichius Secundus, Petrus (1528-1560)

Leben: Am 2. November 1528 in Niederzell bei Schlüchtern (Hessen) geboren, besuchte P.L.S. die von seinem Onkel Petrus Lotichius (Peter Lotz) gegründete Klosterschule in Schlüchtern. Schon früh wurde er von dem bedeutenden Gelehrten und Dichter Jacobus Micyllus in Frankfurt/M. zum lateinischen Dichten angeleitet. 1544 ging er zum Studium nach Marburg, bald darauf nach Leipzig zu Joachim Camerarius d.Ä. und von hier zu Melanchthon nach Wittenberg. Auch diese Lehrer erkannten sein außerordentliches poetisches Talent. Im Winter 1546/47 diente P.L.S. als Soldat der Schmalkaldischen Liga bei Magdeburg. 1548 Magister Artium in Wittenberg. 1550/51 als Reisebegleiter der Neffen des Würzburger Kanonikus Daniel Stibar in Paris. Ende 1551 begann P.L.S. in Montpellier ein Studium der Medizin und Botanik, das er Ende 1554 in Padua fortsetzte und 1556 in Bologna mit der Doktorpromotion abschloss. 1557 wurde er von Kurfürst Ottheinrich als Professor der Medizin und Botanik nach Heidelberg berufen, wo sich bald ein Kreis jüngerer Dichter um ihn scharte. Seit 1556 von periodischen Fieberanfällen heimgesucht, starb der größte deutsche Lyriker seiner Generation am 7. November 1560.

Werke (in Auswahl): Elegiarum liber; Carminum libellus. Paris, 1551.- Elegiarum liber secundus; Venator. Lyon, 1553.- Carminum libellus. Bologna, 1556.- Poemata. [Vorrede: J. Camerarius] Leipzig, 1563.- Opera omnia. [Mit Vita, verfaßt von Johannes Hagius] Leipzig, 1586.- Poemata omnia. Recensuit, notis et praefatione instruxit Petrus Burmannus Secundus. Amsterdam, 1754. 2 Bde. (ND Hildesheim, 1999). Vgl. außerdem: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.3, S.1297, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

Literatur (in Auswahl): Allgemeine Deutsche Biographie Bd.19, S.270-271 (Cuno), - Füssel S.529-544 (Coppel), 545, 548, 550f, - Neue Deutsche Biographie 15, S. 238-240.- DLL 9, Sp. 1693f.- Killy 7, S. 352-355.- Ellinger 2, S. 340-395.- Wiegand, Hodoeporica S. 203-214, 506f.- DDFN S. 529-544 (B. Coppel).- Hum. Lyr. S. 395-497, 1178-1239.- A. Schröter: Beiträge zur Geschichte der neulateinischen Poesie Deutschlands und Hollands. Berlin, 1909, S. 36-128.- W. Ludwig: P.L.S. and the Roman Elegists. In: R.R. Bolgar (Hg.): Classical Influences in European Culture A.D. 1500-1700. 1976, S. 171-190; auch in: Ludwig: Litterae neolatinae, 1989, S. 202-217.- B. Coppel: Bericht über Vorarbeiten zu einer neuen Lotichius-Edition. In: Daphnis 7 (1978), S. 55-106.- S Zon: P.L.S. Neo-Latin Poet. 1983.- B. Henneberg: Die Hirtengedichte des P.L.S. (1528-1560). Text - Übersetzung - Interpretation. Diss. Freiburg i.Br. 1985.- Unsere Heimat (Schlüchtern) 1 (1985), mit Beiträgen von B. Coppel, E. Schäfer, H. Wiegand u.a.- W. Kühlmann: Pagane Frömmigkeit und lyrische Erlebnisfiktion: Präsenz und Funktion des antiken Mythos in P.L.S. Elegie 'Ad Lunam'. Im Druck. - U. Auhagen, E. Schäfer (Hg.), Lotichius und die römische Elegie, [2. Freiburger Symposion zur Rezeption der Antike in der Neulateinischen Literatur], Tübingen 2001 (= NeoLatina ; 2).

Zur vorliegenden Edition: Der unmittelbar nach dem Tod des Dichters unter Mitwirkung seines Lehrers und Freundes J. Camerarius d.Ä. veranstalteten Sammelausgabe (Poemata. Leipzig: Vögelin, 1561. [14], 211, [4] S.) folgte schon 1563 eine vermehrte und verbesserte Ausgabe, die noch mehrmals aufgelegte sog. 'vulgata' ([6] Bl., 242 S.). Die 'Opera omnia' (Leipzig: Steinmann, 1586. [18], 583, [1] S.), von Johannes Hagius, einem Jugendfreund des Dichters, herausgegeben, enthalten zahlreiche weitere Gedichte und Prosatexte des Autors sowie seine Vita aus der Feder des Freundes. Wir reproduzieren ein in der Universitätsbibliothek Mannheim verfügbares Exemplar der Ausgabe von 1603, die der von 1586 entspricht. Noch Pieter Burman legte diesen Text seiner großen, kommentierten Ausgabe zugrunde (s.o.), wobei er Graphie und Interpunktion dem Usus seiner Zeit anpaßte.

Aspekte des poetischen Werks: Das Oeuvre des Lotichius ist als die bedeutendste Erlebnislyrik eines deutschen Autors vor Klopstock bezeichnet worden (G. Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands im 16. Jh., Bd. 2, 1929). Die 1551, 1553 und 1556 erschienenen Gedichtbücher spiegeln die leidvollen Erfahrungen des Dichters: Kriegsdienst, unglückliche Liebe, Bedrohung durch Räuber und die Inquisition, Krankheit. Zugleich aber zeugen sie von einer Kunst der 'imitatio', mit der L. als 'poeta doctus' sein Erleben im Werk antiker und neuzeitlicher Vorgänger (Tibull, Ovid, Pontano u.a.) spiegelt. Anders als die vielen didaktisch und konfessionell 'engagierten' neulateinischen Poeten schafft P.L.S. eine eigene Sphäre, in der sich Welt- und Selbsterfahrung und poetische Schöpfung durchdringen. Im Lauf seines kurzen Lebens hat P.L.S. die ersten Druckfassungen seiner Gedichte intensiv überarbeitet. Sein Kunstverstand erzielt mit einer klassischen Diktion und unauffälligen Stilmitteln große Wirkungen.



Lubinus, Eilhardus (eigentl. Eilert Lübben) (1565-1621)

Biographischer Abriß:

- geb. 1565 in Westerstede/Oldenburg
- 1588-1594 Studium in Leipzig, Köln, Helmstedt, Straßburg, Jena, Marburg und Rostock (Förderung durch Johann XVI. von Oldenburg)
- 1595 Dozent in Rostock
- 1596 Poesieprofessor in Rostock
- 1605 Theologieprofessor
- 1606 Dr. theol.
- 1621 als Rektor der Universität in Rostock gest.


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.3, S.1485, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- Ausgaben: Satiren des Persius und Juvenal (Hanau 1619), Horaz (Rostock 1599), NT Griech.-Lat.-Dt. (1611 o.O.)
- erste lat. Übersetzung des Anakreon im Versmaß (Rostock 1597)
- philosophische Werke: Phosphorus seu de natura mali. Tractatus hypermetaphysicus (1595), De caussa peccati tractatio theologica (Rostock 1607)
- Lehrwerke: Clavis Linguae Graecae (Rostock 1609)


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.19, S.331 (Mulzenbecher/Kruse), - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.20, S.748 Korrektur, - Allgemeine Deutsche Biographie Bd.21, S.796 Korrektur, - Killy (Schmidt-Biggemann), - Neue Deutsche Biographie Bd.15, S.263f (Schmidt-Biggemann) - Mieczyslaw Stelmach: Eilhardus Lubinus i jego wielka mapa Ksiestwa Pomorskiego = Eilhardus Lubinus und [seine] grosse Karte des Herzogtums Pommern. Wyd. II uzupelnione. Szczecin 2001, - A. Haas, Die große Lubinsche Karte von Pommern, - Nachdr. d. 1. Aufl. 1926, Woltersdorf : Jonas, 1999.



Lucius, Johannes (auch Lutzius) (gest.1626)

Biographischer Abriß:

- aus Dresden stammend
- Theologe
- 1602 in Dresden als Pfarrer bezeugt
- poeta laureatus


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.2, 834, 73



Major, Johannes (1533-1600)

Biographischer Abriß:

- geb. 1533 in Joachimsthal
- Schulbesuch in Joachimsthal
- Studium in Wittenberg bei Melanchthon
- 1556 Magister
- 1560 Poesieprofessor in Wittenberg
- 1574 Gefangennahme unter Kurfürst August (reg.1553-1586); Weigerung, die lutherische Konkordienformel zu unterschreiben
- 1586 Rehabilitation unter Christian I. von Sachsen
- 1591 nach dem Tod Christians I. in zweijähr. Haft
- nach Entlassung Weggang ins anhaltinische Zerbst (Calvinistenfluchtpunkt)
- Privatlehrer in Zerbst
- gest. 1600 in Zerbst


Schriftstellerische Tätigkeit:

- zur Primärliteratur vgl.: Delitiae Poetarum Germanorum Bd.4, S.2, - Karlsruher Virtueller Katalog, - VD 16

- akademischen Reden; Editionen; umfangreiches poetisches Werk, darunter polemisch-satirische Stücke gegen die Gegner des Philippismus


Sekundärliteratur: Allgemeine Deutsche Biographie Bd.20, S.111 (Tschackert), - Füssel S.561, - Kühlmann, Humanistische Lyrik S.1271-1273



Masenius, Jacobus (1606-1681) - Theologe, Poetiker, Historiker u. Dramatiker

Biographischer Abriß
- Geb. 1606 in Dalem/Herzogtum Jülich
- Besuch d. Dreikönigsgymnasium in Köln
- 1629 Eintritt in Jesuitenorden
- Lehre v. Poetik u. Rhetorik am Dreikönigsgymnasium in Köln
- 1648 Ablegung d. großen Gelübde
- Priester u. theolog. Schriftsteller in Köln, Paderborn u. Trier
- Gest. 1681 in Köln

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Speculum Imaginum Veritatis Occultae (Köln 1650) informiert über allegor. Figuren d. Barockdramas: Untersuchung über Geschichte u. Theorie d. Emblematik; Quelle für F. Langs Dissertatio de actione scenica (1727)
- poetolog. Hauptwerk Palaestra Eloquentiae ligatae (Tl. 1 u. 2 Köln1654; Tl. 3 1657): 1. Tl.: allg. Poetik, poet. Erfindung, Stilistik, Formgebung, Gattungsdefinition, Prosodie, Metrik m. vielen Beispielen; 2. Tl.: einzelne Gattungen, v.a. Elegie, Epos, Lyrik (Gedichte, die eng verbunden m. Musik sind); 3. Tl.: Drama (M. zählte zu poetol. Autoritäten d. Dramatheorie), Rückgriff auf Aristoteles, Schauspielpraxis seiner Zeit, Definition vorherrschender Formen (tragoedia, comoedia, tragicomoedia, comicotragoedia)
o typisch f. M.s Dramen: sprechende Namen, personifizierte Allegorien, vgl. Rusticus imperans; Kommentierung in allegor. scenae mutae
- dichtungstheoret. u. rhet. Schriften, z.B. Vertretung d. Argutia-Ideals u. d. Epigrammatik in Ars Nova Argutiarum Honestae Recreationis in tres Partes divisa (Köln 1649); ebenso Tesauros Cannocchiale Aristotelico (1654), Palaestra Oratoria (Köln 1659), Palaestra Styli Romani (Köln 1659), Übungsbuch m. Musterreden Exercitationes Oratoriae (Köln 1660)
- historische Studien, z.B. Bearbeitung d. unter C. Bower verfaßten Annalen u. d. Epitome Annalium Treverensium (Trier 1676)
- ökumen.-theolog. Schrift über Wiedervereinigung v. Katholiken u. Protestanten Methodus certa pacem religionis in Europa et veram fidei unitatem consequendi (Frankfurt 1652)
- Stil: präzise Analyse arguter Pointen mittels Fonteslehre, strenge u. differenzierte Systematik
- Ruf: bekannt als Kanzelredner u. Polemiker gegen protestantische Theologen

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1175, 236.
- Killy (Franz Günter Sieveke)
- Neue Deutsche Biographie



Melanchthon (eig. Schwartzerdt), Philipp (1497-1560)

Biographischer Abriß

- Geb. 1497 in Bretten
- ältester Sohn e. Heidelberger Waffenschmieds u. kurpfälz. Rüstmeisters
- Lateinunterricht bei Hauslehrer (Johannes Unger aus Pforzheim)
- 1508/9 Pforzheimer Lateinschule unter Leitung v. G. Simler; S. Grynaeus wurde hier M.s. engster Freund
- 1509 M.s Verwandter Reuchlin gab ihm Humanistennamen, 1531 zu "Melanchthon" vereinfacht
- 1509-12 Studium in Heidelberg (via antiqua), 1511 Baccalaureus artium
- 1512-18 Studium in Tübingen (via moderna), 1514 Magister artium u. Beginn d. Lehrtätigkeit
- Studium d. Literatur u. Philosophie, aber auch d. Mathematik, Astrologie u. Astronomie (Lehrer J. Stöffler)
- 1516 öffentliches Laudatio des Erasmus auf M.
- 1518 Empfehlung an sächs. Kurfürsten als Professor durch Reuchlin
- 1523/4 Rektorat der Universität Wittenberg
- 1525/6 Nürnberg, 1536 Tübingen, 1539 Leipzig, 1543 Bonn (Kölner Reformation verhindert v. Kaiser), 1547 Jena, 1557 Berater bei Schul-, Universitäts- u. Kirchenreformen
- Ratgeber im Bauernkrieg in seiner pfälz. Heimat (im Sinne Luthers für Reformen)
- Beteiligung am Aufbau d. Landeskirche Kursachsens, z.B. Visitator in Thüringen 1527/8
- Theolog. Berater d. Protestanten auf Reichstagen u. Religionsgesprächen, u.a. Speyer 1529
- 1530 in Augsburg Verfassung d. lat. u. dt. Bekenntnisses u. d. Apologie
- 1540/1 Religionsgespräche in Worms u. Regensburg: Kompromiß f. Rechtfertigungslehre
- nach 1547 (Niederlage d. Schmalkaldischen Bundes) im Dienst d. Moritz v. Sachsen
- 1560 Stipendiatenprüfung in Leipzig
- befreundet mit H. Baumgartner, A. Blarer, J. Brenz, M. Bucer, J. Camerarius, Heidelberger Rhetoriklehrer P. Günther, Th. Herlach, J. Lachmann, Luther, P. Mosellanus, J. Oekolampad, Reuchlin, E. Schnepf, P. Spangel ,Stättmeister J. Sturm, Wimpfeling
- Gest. 1560 in Wittenberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 4. 328-341; Karlsruher Virtueller Katalog

- lat. u. griech. Gedichte, Handhabung versch. klass. Metren, oft Gelegenheitsgedichte in klarer Sprache
- Hauptwerke: lat. Fachprosa, z.B. Terenzausgabe m. Einleitung ü. antike Komödie (Tübingen 1515), griech. (1518/29) u. lat. (1525) Grammatiken, Rhetorik (Tübingen 1519), Dialektik (Endfassung 1547)
- Confessio Augustana: M.s Mittelposition im Streit m. Erasmus um Willensfreiheit
- Confessio Saxonica (1551): geschrieben f. Trienter Konzil, zeigt Gipfel s. theolog. u. wissenschaftl. Einflusses im letzten Lebensjahrzehnt
- Kommentare zur Nikomachischen Ethik u. Philosophie (ab 1529), daraus entstand seine eigene Ethik Philosophiae moralis epitome
- Anthropologie De anima: Anatomie, Physiologie, christl. Psychologie (Unsterblichkeit d. Seele, Schwächung d. freien Willens durch d. Sünde)
- Initia doctrinae physicae (1549): All u. Himmelskörper, Ablehnung v. Kopernikus' Lehre
- Historisches: dt. Chronik d. Astrologen J. Carion (1532), Weltgeschichte in Chronicon Carionis latine expositum et auctum (1558/60)
- Akadem. Rede: M.s Wissenschaftsverständnis in De artibus liberalibus (Tübingen 1518), Wittenberger Antrittsrede De corrigendis adulescentiae studiis (propagierte humanist. Studienreform)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Bauer, B. "Phillip Melanchthon." In: Füssel.
- Deutsches Biographisches Archiv 823, 390-447 u. 824, 1-71.
- Hammer, W. Die Melanchthonforschung im Wandel d. Jahrhunderte. Ein beschreibendes Verzeichnis. 3 Bde. Gütersloh, 1967-81.
- Killy (Heinz Scheible)
- Neue Deutsche Biographie
- Scheible, H. "Philipp Melanchthon (1497-1560): Melanchthons Werdegang." In: Humanismus im deutschen Südwesten: Biographische Profile. Hg. v. P. G. Schmidt, Humanismus im deutschen Südwesten. Sigmaringen 1993.



Mencke, Johan Burkhard, auch: Philander v. d. Linde (1674-1732)

Biographischer Abriß
- Geb. 1674 in Leipzig
- Besuch d. Nicolaischule in Leipzig
- Ab 1691 Studium d. Philosophie in Leipzig
- 1694 Magister
- 1694-98 Studium d. Theologie
- 1697 Gründung d. Görlitzer poet. Gesellschaft, 1717 Erweiterung zur Deutschübenden poet. Gesellschaft, 1727 wurde Deutsche Gesellschaft
- 1698/9 Reise nach Holland u. England (traf spätere Briefpartner u. engl. Gelehrte)
- 1699 Geschichtsprofessor in Leipzig in Nachfolge A. Rechenbergs
- 1701 Promotion zum Dr. jur. in Halle
- 1702 Heirat mit Katharina M. Gleditsch, Tochter e. Leipziger Buchhändlers
- 1707 Übernahme d. Herausgabe d. Acta Eruditorum von seinem Vater; Rektor d. Leipziger Universität
- 1708 kgl. poln. u. kurfüstl. sächs. Hofhistoriograph
- 1715 Förderung d. Edition d. "Neuen Zeitungen v. gelehrten Sachen"
- Gest. 1732 in Leipzig

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Lyrik: fast alle lyr. Sparten, auch geistl. Lyrik, Gelegenheitsgedichte, Heldenbriefe in Nachahmung Hoffmanswaldaus, Satiren in Nachfolge Boileaus (Verspottung v. Lastern d. Gelehrten, v. Mißbrauch akad. Titel), Anakreonübersetzungen,
- Historische Werke: Quelleneditionen, v.a. spätmittelalterl. Quellen zur sächs. Geschichte (Scriptores rerum Germanicarum praecipue Saxonicarum. 3 Bde. Leipzig, 1728-30.), Biographie d. Röm. Kaisers Leopold I. (1707), geschichtstheoret. Fragen in Dissertationum academicarum decas (Hg. F.O. Mencke. Leipzig, 1734),
- Vorrede u. Beiträge zu biograph. Nachschlagewerk (Compendiöses Gelehrtenlexikon. Leipzig, 1715.), Vorliebe f. biograph. Geschichtsschreibung erklärt M.s Wertschätzung d. Historia literaria
- Berühmte Reden: De charlataneria eruditorum (Leipzig, 1715.): Verteidigung u. Kritik d. Gelehrtenrepublik
- Kleinere kulturgesch. u. ästhet. Abhandlungen: Sitten u. Umgangsformen

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 825, 339-346.
- Killy (Hanspeter Marti)
- Neue Deutsche Biographie



Micyllus (eig. Moltzer), Jacobus (1503-1558)

Biographischer Abriß
- Geb. 1503 in Straßburg
- 1518-22 Studium d. klass. Philologie in Erfurt, dann bis 1524 in Wittenberg
- befreundet mit Lehrern E. Hessus (jüngere Erfurter Poetenschule) u. P. Melanchthon
- ab 1526 Rektor der Lateinschule in Frankfurt
- 1533 Professur für griech. Philologie an der Universität Heidelberg
- 1537-1547 Rückkehr zu Frankfurter Posten (Schulreform, früher Reformpädagoge)
- 1547-1558 Professur für griech. Philologie an der Universität Heidelberg
- Gest. 1558 in Heidelberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 4. 515-832; Karlsruher Virtueller Katalog

- Zusammenstellung der meisten poet. Arbeiten durch M. Sohn in Silvarum libri quinque (Frankfurt, 1564)
- Überwiegend elegische Dichtung: Begebenheiten aus persönl. Umfeld u. kritisch kommentierte Zeitgeschichte, z. B. Huldigungsgedicht an Kaiser Karl V. in Silv. II (Hoffnung auf Frieden, Überwindung d. Glaubensspaltung), Epicedion: Verehrung f. Hessus (In: Silv. I), Hodoeporicon: Fahrt nach Frankfurt (In: Silv. III)
- Außergewöhnliche Gebrauchslyrik, z.B. Briefgedicht an Studienkollegen Camerarius schildert Brand d. Heidelberger Schlosses (Conflagratio arcis veteris Heidelbergensis. Erstdr. Tübingen, 1537. In: Silv. III), Toxeuticon beschreibt Schützenfest v. Kurfürst Friedrich 1554 (Certamen sagittariorum, celebratum Heidelbergae. Erstdr. Heidelberg, 1554. In: Silv. III), Trauergedicht (Epicedion in obitum Gertrudis uxoris suae. In: Silv. I)
- wissenschaftliche Arbeiten, z.B. De re metrica. 3 Bde. Frankfurt, 1539.
- Lehr- u. Übungsbücher; Editionen, Kommentare u. Übersetzungen ins Lateinische u. Dt.

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Neue Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 845, 134-137.
- Wiegand, Hodoeporica
- Killy (Jörg Köhler) - Kühlmann, Humanistische Lyrik.



Morhof, Daniel Georg (1639-1691)

Biographischer Abriß
- Geb. 1639 in Wismar
- Jurist, Polyhistor, Rhetoriker, Gelegenheitsdichter, Literaturhistoriker
- Vater (Jurist) unterrichtete ihn 3 Jahre in Latein
- Ab 1648 Gelehrtenschule in Wismar
- Ab 1655 Gymnasium in Stettin
- Ab 1657 Jurastudium in Rostock, zugleich Veranstaltungen in Rhetorik u. Poesie (bei Lauremberg u. Tscherning)
- Bildungsreise in die Niederlande u. nach England
- 1661 Doktor der Rechte
- ab 1665 Lehrstuhl für Eloquenz u. Poesie an der Universität Kiel
- 1670 2. Reise in die Niederlande u. nach England
- 1671 Hochzeit mit Margaretha, Tochter d. Lübecker Senators von Degingk
- ab 1673 zusätzliche Professur für Geschichte
- ab 1680 Leitung der Universitätsbibliothek
- 1687 früher Tod seiner Frau
- Gest. 1691 in Lübeck

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Gelegenheitsgedichte (v.a. Lobgedichte) u. Epigramme: z.T. in Miscellanea Poetica (Kiel 1666) u. in Opera Poetica (Lübeck 1697)
- medizinische, juristische, theolog. u. naturwissenschaftl. Disputationen: größtenteils in Dissertationes Academicae et Epistolicae (Hamburg 1699),
o auch in Dissertatio de Enthusiasmo seu Furore Poetico (Rostock 1661): Problem d. Renaissance- u. Barockpoetik
o Epistola De scypho vitreo per certum humanae Vocis sonum rupto (Kiel 1672. 2., erw. Aufl. 1682.): physikal. Untersuchung über das Zerspringen von Gläsern beim Singen bestimmter Noten
o De Metallorum Transmutatione [...] Epistola (Hamburg/Amsterdam 1671): alchemistische Aussagen zur Verwandlung von Metallen
o Dissertatio de Paradoxis Sensuum (Kiel 1676): Abhandlung über menschl. Sinne
- Bedeutung für Wissenschaftsgeschichte
o Von Der Teutschen Sprache und Poesie / deren Uhrsprung / Fortgang und Lehrsätzen [...] (Kiel 1682): kritische Literaturgeschichte
o Polyhistor sive De notitia auctorum et rerum commentarii (Lübeck 1688;. auch u. d. T. Polyhistor Literarius Philosophicus Et Practicus): Kompendium der gesamten Wissenschaften richtet sich gg. Vernachlässigung der allg. Studien

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 858, 119-136.
- Killy (Franz Günter Sieveke)
- Neue Deutsche Biographie
- Françoise Waquet (Hg.), Mapping the world of learning : the Polyhistor of Daniel Georg Morhof ; [proceedings of a conference in cooperation with the Foundation for Intellectuel History, London, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, September 10 - 11, 1998], Wiesbaden 2000 (= Wolfenbütteler Forschungen ; 91).



Moscherosch, Johann Michael, auch: Philander von Sittewalt, Der Träumende (1601-1669)

Biographischer Abriß
- Geb. 1601 in Willstätt
- aus Geschlecht von Handwerkern (in manchen Quellen auch: aus arragonischem Altadel)
- ältester Sohn e. Landwirts u. gräflich-hanauischen Kirchenschaffners
- ab 1612 Gymnasium in Straßburg
- ab 1621 Studium in der Straßburger Humanistenfakultät
- 1624 Magister
- Einfluß v. C. Brülow, J.P. Crusius, v.a. Lipsius
- 2jährige Studienreise nach Genf, Lyon, Bourges, Orléans, Angers
- ab 1626 Jurastudium in Straßburg, wg. Krieg kein Abschluß; Position d. Hofmeisters im elsässisch-lothring. Grenzraum, Entlassung vom Hofmeisteramt wg. Affektausbruch
- 1628 Heirat mit Juwelierstochter Esther Ackermann
- ab 1630 Hof- u. Rentmeister bei Graf Peter Ernst von Kriechingen
- 2. Ehe mit Barbara Paniel ("Phyllis" seiner Gedichte), die 1635 an der Pest starb
- ab 1636 Amtmann in Finstingen
- 1636 3. Ehe
- 1641 Verlust von Vieh u. Teil des Besitzes bei Raubüberfall
- 1642/3 Flucht nach Straßburg, Sekretär des schwedischen Residenten
- ab 1645 "Frevelvogt"(Fiskal) der Freien Reichsstadt, Verantwortung für "Policey-Ordnung"
- 1655 Fall; 1656 Verläßt Straßburg, Rat u. später Präsident d. Regierungskollegiums von Graf Friedrich Casimir von Hanau-Münzenberg
- ab 1660 Rat des Mainzer Kurfürsten, Sturz vom Regierungskollegium
- ab 1663 Amtmann des Grafen Johann Anton Cratz von Scharffenstein
- ab 1667 Dienst des Grafen Johann Ludwig von Salm-Dhaun
- Gest. 1669 in Worms

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- polit. u. satir. Epigramme, moralisch-philosophische Meditationen unter dem Leitwert der patientia
- Themen der Epigramme u. Gedichte: Kriegsereignisse, Plünderungen, Hungersnöte u. Epidemien
- Übersetzungen der Sueños des Francisco Gomez de Quevedo (1639/40)
- Insomnis Cura Parentum (Straßburg 1643): moraldidaktisches Werk entwirft Ehe- u. Erziehungslehre; Zusammenhang mit luth. Katechismuspredigten u. Hausväterbücher
- Einheit von Satire u. I.C.P.: Aufgabe des Satirikers, in Lobpreis u. Tadel Leit- u. Zerrbilder vorzubilden
- Catalogus Episcoporum Argentinensium: Wimpfelings Germania u. dessen Geschichte der Straßburger Bischöfe
- Epistola: Imago Rei publicae Argentinensis: auf die Verfassung Straßburgs bezügl. histor. Schrift des Erasmus, Argumentationshilfe für laufende diplomatische Verhandlungen d. Magistrats beim Friedensschluß
- Gelegenheitsgedichte
- Centuria Prima [-Sexta] Epigrammatum (Frankfurt 1665): Gesamtausgabe seiner Epigramme
o Pointierte Form d. Epigramme entsprach Stilideal der Umgangsformen absolutistischer Kabinettspolitik

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 860, 48-61.
- Killy (Walter E. Schäfer)
- Neue Deutsche Biographie - Wilhelm Kühlmann; Walter E. Schäfer: Literatur im Elsaß von Fischart bis Moscherosch : gesammelte Studien, Tübingen 2001, - Claudia Bubenik, "Ich bin, was man will" : Werte und Normen in Johann Michael Moscheroschs "Gesichten Philanders von Sittewald", Frankfurt am Main [u.a.] 2001 (= Mikrokosmos ; 63), - Walter E. Schäfer: Johann Michael Moscherosch : Staatsmann, Satiriker und Pädagoge im Barockzeitalter, Oberkirch [2001?], - Kenneth Graham Knight: Johann Michael Moscherosch : Satiriker und Moralist des siebzehnten Jahrhunderts. Aus dem Engl. übers. von Michael Amerstorfer, Stuttgart 2000 (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik ; 374) - Walter E. Schäfer: Johann Michael Moscherosch in Willstätt, Marbach am Neckar 1993 (= Spuren ; 23).



Naogeorg (eig. Kirchmair), Thomas (1508-1563)

Biographischer Abriß
- Geb. 1508 in Straubing
- entstammt Straubinger Bürgertum
- bis 1526 Regensburger Dominikanerkloster
- Ausbildungsstätten nicht eindeutig feststellbar, Zuwendung zur Reformation
- 1535 protest. Pfarrer in Mühltroff/ Vogtland, dann in Sulza/ Ilm
- ab 1542 Pfarramt in Kahla/ Saale
- ab 1546 Kampf gg. röm. Kirche, Wittenberger u. alle sich verengenden orthodoxen Kreise und für geistige Freiheit, soziale Unabhängigkeit u. uneingeschränkte Gültigkeit des Wortes Christi
- 1546 Flucht nach Augsburg (wg. Wittenberger Zensur, Streit mit Stadtrat von Kahla u. dem Superintendenten, Neigung zu Schweizern in Abendmahlsfrage u. Prädestinationslehre); dort: großer Freundeskreis meist kryptokalvinistischer Theologen u. Schulmeister
- Oktober 1546: Vermittlung nach Kaufbeuren; Anstellung in Augsburg unmöglich, da kursächsischer Hof N. nicht freigab
- 1548 nach Annahme des Interims Übersiedlung nach Kempten, Pfarrstelle bei St. Mang; nach Anfeindungen von kath. Seite
- ab März 1551 Rechtsstudium in Basel mittels eines Stipendiums v. Johann J. Fuger
- November 1551 Ruf nach Stuttgart durch Herzog Christoph von Württemberg
- 1561 Oberpfarrer der Reichsstadt Esslingen
- 1563 Entlassung, Ruf nach Wiesloch v. calvinistisch gesonnenem Kurfürsten Friedrich III.
- Gest. 1563 während Pestepidemie in Wiesloch

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 4. 997-1157; Vgl. vd16; Karlsruher Virtueller Katalog

- lat. Übersetzung griech. Autoren (fand dort Modelle eth. Argumentierens)
- Unterweisungs- u. Hilfsbüchern
- Agriculturae sacrae libri quinque (Basel 1550): Aufriß d. wahren christlichen Lebens, Musterbild d. christl. Seelsorgers (Verkörperung einer auf Kenntnis der hl. Sprachen basierende Synthese weltl. u. geistl. Wissens)
- Satyarum libri quinque (Basel 1555) Anknüpfung an moraldidakt. Zielsetzung der röm. Satire bei Horaz, Juvenal u. dem Italiener Philelphus; 3 Themekreise in breiter Varianz: Heilsgeschichte (projiziert auf Vorgänge der Weltgeschichte), Tugend, Lasterkritik (aus theolog. Bereich, z.B. Invektiven gg. Witttenberger)
- 6 Dramen waren erfolgreichste N.s Werke, z.T. mehrfache Übersetzung ins Deutsche; didakt. Intention: Ausrottung d. Übels der Welt, Lehre v. Frömmigkeit u. echtem Glauben (somit Vorläufer d. Jesuit. Ordenstheaters)
- 1. Drama Tragoedia Nova Pammachius (Wittenberg 1538): Verschmelzung v. Heilsgeschichtliche, Weltgeschichte u. aktueller antikurialer Polemik; Ende in Gegenwart mit Beginn d. Wittenberger Reformation, deren Träger als das Werkzeug Gottes zum Zweck d. Weltveränderung definiert wird; Erfolg im protestantischen Europa
- Mercator seu Iudicium (1539): Grundstruktur d. Jedermann-Moralität zur Darstellung d. reformatorischen Rechtfertigungslehre; Gegensätzlichkeit d. Heilsdoktrinen; viele satir. Elemente
- Schlüsseldrama Incendia seu Pyrgopolinices Tragoedia (Wittenberg 1541): Brandstiftungen in Kursachsen u. Hessen
- Hamanus (1543), Hieremias (Basel 1551): Stoff nach Bibeldramen; Anprangerung v. Gewalt; Hamanus: Angriff auf höf. Minister u. Rat, gg. Ehrgeiz u. Gesinnungslosigkeit; Hieremias: Mißachtung v. Prophet u. Prediger, bis es zu spät ist
- Iudas Iscariotes Tragoedia (Basel 1552): Verräter an d. evang. Sache, z.B. Melanchthon wg. Annahme d. Leipziger Interims, J. Agricola wg. Mitarbeit am Augsburger Interim, Moritz v. Sachsen wg. seines Doppelspiels zw. Protestanten u. Kaiser
- Regnum Papisticum (1553), u.a.

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv I 651, 333 u. 883, 340-355 (s.v. auch "Neogeorgus").
- Killy (H.-G. Roloff)
- Kühlmann
- Neue Deutsche Biographie
- Sieveke, F.G. "Thomas Naogeorg." In: Deutsche Dichter d. frühen Neuzeit. Hg. v. S. Füssel. 477-493.



Neumayr, Franciscus (1697-1765)

Biographischer Abriß
- Geb. 1698 in München
- Sohn eines Brauers
- Besuch d. Jesuitengymnasium seiner Vaterstadt
- ab 1712 Mitglied d. Jesuitenordens
- Lehramt d. Humaniora u. d. Philosophie in d. Schulen d. Ordens (Deutschland u. Schweiz)
- Missionstätigkeit in u. um Salzburg
- 1752-1763 Domprediger in Augsburg: hohes Ansehen auch außerhalb des kath. Lagers, bekannt durch Behandelung kontroverser Themen
- Gest. 1775 in Augsburg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Poetik (Idea Poeseos, Ingolstadt 1751), Rhetorik (Idea Rhetoricae, Augsburg 1748), Heilige Streitreden (3 Bde. seiner Predigtsammlung über Glaubensfragen, Augsburg 1764 f.)
- homiletische Apologie d. Probabilismus, übersetzt ins Lat. (1759), Teil d. Index librorum prohibitorum
- Meditationen u. Oratorien (Der heilige Augustinus in seiner Bekehrung, Augsburg 1758)
- Sammlung v. Schuldramen: Theatrum Politicum Sive Tragoediæ Ad Commendationem Virtutis Et Vitiorum Detestationem Olim Ludis Autumnalibus Nunc Typo Datae. (Augsburg, 1760)
- Ruf: Clement Alois Baader rühmt N.s Bedeutung als Prediger u. geistl. Schriftsteller, nennt in seiner Bibliographie 55 Titel N.s
- Zeigt anschaul. Duktus, steht am Ende d. barocken Predigttradition u. gehört zu den letzten Dramatikern seines Ordens

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 893, 221-224.
- Killy
- Neue Deutsche Biographie
- P. Th. van der Veldt: Franz Neumayr SJ (1697 - 1765) : Leben und Werk eines spätbarocken geistlichen Autors ; mit einer vollständigen Bibliographie seiner Schriften, Amsterdam [u.a.] 1992 (= Geistliche Literatur der Barockzeit : Sonderband ; 2)



Opitz, Martin (1597-1639)

Leben: Am 23.12.1597 in Bunzlau in Schlesien geboren, wurde M.O. zunächst vom Rektor der Lateinschule seiner Vaterstadt, Valentin Sänftleben, gefördert. Als Gymnasiast in Breslau und Beuthen (Schönaichianum) fand er Kontakt zu bedeutenden Gelehrten wie Caspar Cunrad und Caspar Dornau. Als O. im Frühjahr 1619 Schlesien verließ, um in Heidelberg, dem geistigen und politischen Zentrum des deutschen Calvinismus, zu studieren, hatte er in lateinischer Sprache bereits eine Rede vom Wert der deutschen Sprache und mehrere anspruchsvolle Gedichte veröffentlicht. In Heidelberg von dem Leiter der Bibliotheca Palatina, Jan Gruter, und dem einflußreichen Pfälzer Oberrat Georg Michael Lingelsheim freundlich aufgenommen, wurde er hier zum Mittelpunkt eines Kreises junger Dichter, die nach dem Muster der Renaissancedichtung lateinischer (Paul Schede Melissus), französischer (Pierre de Ronsard) und niederländischer (Daniel Heinsius) Sprache eine deutsche Kunstdichtung zu begründen suchten. Auf das böhmische Abenteuer des pfälzischen Kurfürsten setzten die den Hofdienst anstrebenden jungen Humanisten - neben O. die Pfälzer Julius Wilhelm Zincgref und Balthasar Venator und auch die fernen schlesischen Freunde Caspar Kirchner und Bernhard Wilhelm Nüßler - große Hoffnungen. Beim Herannahen der spanischen Truppen im Herbst 1620 verließ O. die Pfalz und begab sich nach Leiden zu Daniel Heinsius. Über Jütland kehrte er im Sommer 1621 nach Schlesien zurück. Da dort die Anhänger des Kaisers dominierten, folgte er 1622 dem Ruf des reformierten siebenbürgischen Fürsten Bethlen Gabor an das neu errichtete Gymnasium zu Weißenburg. Schon 1623 kehrte O. nach Schlesien zurück, wo er sich allmählich dem katholischen Präsidenten der schlesischen Kammer, Karl Hannibal von Dohna, zu empfehlen wußte. 1626 wurde er dessen Sekretär und Leiter seiner geheimen Kanzlei. Diplomatische Missionen führten ihn an die Höfe Mitteleuropas und 1630 nach Paris. Der Kaiser selbst verlieh ihm 1625 für ein improvisiertes lateinisches Panegyricum die Dichterkrone und 1627 sogar den Adel (M.O. von Boberfeld). 1629 folgte die Aufnahme in die Fruchtbringende Gesellschaft (Gesellschaftsname "der Gekrönte"). Nach der Einnahme Breslaus durch die Schweden kehrte O. an die Seite seiner frühen Förderer, der protestantischen schlesischen Herzöge von Liegnitz und Brieg, zurück. Mit ihnen zog er 1635 ins polnische Exil. Als Sekretär und Hofhistoriograph König Wladyslaws IV. starb O. am 20.8.1639 in Danzig an der Pest.

Werke (in Auswahl): Das umfangreiche deutsche Oeuvre kann hier nicht berücksichtigt werden, ebenso wenig die zahlreichen kleinen Drucke mit lateinischen Texten des Dichters. Soweit vor 1631 entstanden, sind die lateinischen Werke abgedruckt und kommentiert in: Gesammelte Werke - kritische Ausgabe. Hrsg. von George Schulz-Behrend. Stuttgart: Hiersemann. Bd. 1: Die Werke von 1614 bis 1621. 1968.- Bd. 2, Teil 1 u. 2: Die Werke von 1621 bis 1626. 1978-1979.- Bd. 4, Teil 1 u. 2: Die Werke von Ende 1626 bis 1630. 1989-1990.- An Einzelausgaben seien erwähnt: Strenarum libellus Val. Senftleben consecratus. [Görlitz, 1616].- Aristarchus sive De Contemptu Linguae Teutonicae. [Beuthen, ca. 1618]. [13] Bl. - Hipponax Ad Asterien puellam [...] amabilissimam. Görlitz: Rhamba, 1618. 10 Bl. Nachgedruckt in: Jugendschriften vor 1619. Hrsg. von Joerg-Ulrich Fechner. Faks.-Ausg. des Janus Gruter gewidmeten Sammelbandes. Stuttgart: Metzler, 1970.

Literatur (in Auswahl): Ersch-Gruber R. III, Bd. 4, S. 232-237.- Allgemeine Deutsche Biographie 24, S. 370-378.- Neue Deutsche Biographie 19, S. 552-554.- Killy 8, S. 504-509 (K. Garber).- Dünnhaupt IV, ²1991, S. 3005-3072.- M. Rubensohn: Der junge O., in: Euphorion 2 (1895), S. 57-99; 6 (1899), S. 24-67; 221-271 (zu "Asterie").- M. Szyrocki: M.O., ²1974.- K. Garber: M.O., "der Vater der deutschen Dichtung", 1976.- B. Becker-Cantarino (Hg.): M.O., 1982.- K. Garber: M.O., in: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts, 1984, S. 116-184.

Zur vorliegenden Edition: Die 1631 bei O.' Breslauer Verleger David Müller (das Impressum gibt den Messeort Frankfurt an) erschienene, von dem Schulfreund Bernhard Wilhelm Nüßler (1598-1643) herausgegebene Sammlung der lateinischen Gedichte stellt eine Auswahl dar. Nicht alle der zumeist in Gelegenheitsdrucken erschienenen Texte dürften Nüßler, der als fürstlicher Rat in Brieg lebte, erreichbar gewesen, manche ihm auch nicht der Aufnahme wert erschienen sein. Eine lückenlose Dokumentation auch des Frühen und Beiläufigen hätte sich mit dem hohen Rang des führenden deutschen Poeten und geadelten Politikers O. kaum vertragen. So enthält die kritische Ausgabe von G. Schulz-Behrend (s.o.) viele lateinische Gedichte, die sich bei Nüssler nicht finden. Da CAMENA nicht auf Vollständigkeit, sondern auf repräsentative Auswahl zielt und, wo möglich, zeitgenössische Ausgaben zugrundelegt, schien die Ausgabe von 1631 die beste Wahl zu sein. Ihr Text ist im allgemeinen sorgfältig gedruckt und stellenweise gegenüber den Erstausgaben verbessert. Auch nach 1630 - so weit reicht gegenwärtig die kritische Ausgabe - verfaßte O. immer wieder lateinische Gedichte (s. Dünnhaupt). Seine 1635 erschienene Sammlung 'Epigrammata' ist laut Dünnhaupt mit dem 'Epigrammatum liber' der Ausgabe von 1631 identisch. 1639 gab O. ein 'Florilegium variorum epigrammatum' antiker und neuzeitlicher Autoren mit von ihm selbst verfaßter deutscher Übersetzung heraus. Die Ausgabe von 1631 blieb die einzige Sammlung seiner lateinischen Gedichte. (Dünnhaupt gibt übrigens fälschlich an, daß ihr 3. Buch (= S. 60-96) aus Epigrammen Nüßlers bestehe!)

Aspekte des poetischen Werks in lateinischer Sprache: Die lateinischen Gedichte des "Vaters der deutschen Dichtung" werden oft als Iuvenilia - Fingerübungen des Schülers und Studenten - oder Casualia - konventionelle, nicht selten schnell hingeworfene Pflichtübungen - pauschal gering veranschlagt. (Wenn Nüßler in der vorliegenden Ausgabe S. 5 dieses Urteil auch O. selbst zuschreibt, dann wird doch aus dem Kontext klar, daß O. auf diese Weise nur die ungleich größere Bedeutung seiner deutschen Dichtung für die Literaturentwicklung hervorhebt.) Und doch fehlt es diesen kleinen Werken des frühreifen gelehrten Dichters und begabten Improvisators keineswegs an Reiz und Belang. Sie dokumentieren weit mehr als brave 'imitatio'. Nur die kurzen 'Epigrammata' des letzten Buchs sind als eher beiläufige Gelegenheitsgedichte anzusehen. Die drei Bücher 'Silvae' (Vermischte Gedichte) jedoch enthalten ernste Bekenntnisse und Reflexionen und hier und da auch übermütigen Witz. Sie repräsentieren das Denken des Autors nicht weniger authentisch als seine deutsche Dichtung. Zugleich geben sie einen Einblick in seinen vom Geist des Humanismus erfüllten Umgang mit Lehrern, Förderern und Freunden. - In der Wahl der Metren folgt O. humanistischem Brauch: Am häufigsten ist das elegische Distichon (in Buch 2 durchgängig, im letzten Buch vorherrschend); es folgen der Hexameter, der iambische Trimeter und der catullische Hendecasyllabus. Auch horazische Odenformen meistert O. - die sapphische Strophe (S. 13-15 und 61), die 3. asklepiadeische Strophe (S. 15) und die alkäische Strophe (S. 60f.). In dem längsten Gedicht (Hipponax ad Asterien, S. 86-96) setzt er den Hinkiambus, der durch die Schmähgedichte des archaischen griechischen Dichters Hipponax geprägt wurde, ähnlich wie vor ihm Catull wirkungsvoll ein. Dagegen verläßt O. die Bahnen klassizistischer 'imitatio' mit seiner oft ungewöhnlichen Wortwahl und der bis zur Dunkelheit kühnen und knappen Fügung (z.B. im 'Hipponax'). Die gelehrten Adressaten dieser Gedichte konnten das entschlüsseln. Daneben finden sich bei ihm jedoch auch Esprit und Eleganz klassischer Prägung (vgl. z.B. den heroischen Brief 'Opitius ad Asterien').



Opsopoeus, Vincentius, eig. Vinzenz Heidecker (?-1539)

Biographischer Abriß
- stammt aus Bayern
- Sohn eines Kochs
- Lehrer in Salzburg
- Studium in Wittenberg und 1524 in Leipzig
- Kontakte zu P. Melanchthon u. J. Camerarius
- Ab 1524 Studium in Wittenberg u. Leipzig
- 1524-7 Studium der griechischen Antike in Nürnberg, unterstützt von Willibald Pirckheimer
o Briefwechsel m. Camerarius u. Melanchthon
- ab 1528 Lehrer in Ansbach, zeitweilig Erziehung des Markgrafen Albrecht Alcibiades
- gehörte zum Kreis v. Willibald Pirkheimer
- ab 1548 Rektor in Ansbach, Einrichtung d. Gymnasiums
- Gest. 1539

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 4. 1202-1272; Karlsruher Virtueller Katalog

- zahlreiche Schriften zur Verbreitung v. Luthers Lehren, scherzhafte lat. Gedichte, Übertragung griech. Schriftsteller ins Lateinische
- Übersetzungen u. Editionen lutherischer Schriften, z.B. Epistel an die Galater. Lat. (Hagenau 1526), Lutheri Epistolarum farrago (Ebd. 1525), Lat. Edition: Lutheri Sermo [...] super sacramento (Ebd. 1527), Lat. Übers.: Lutheri Catechismus (Ebd. 1529)
- Ausgaben u. lat. Übersetzungen, z.B. Polybios (1530), Heliodor (Basel 1534), Lukian (u. a. Hermotimus. 1527), Homer (lat. Übers. von Buch II u. IX der Ilias. 1527), Briefe des Basilius u. Gregor von Nazianz (1528; von Erasmus getadelt)
- Lat. Teilübersetzung der Psalmen (Hagenau 1532)
- De arte bibendi libri tres (Nürnberg 1536, dt. Übers. v. Gregor Wickram. Freiburg 1537): bekanntestes Werk, an Ovid angelehntes Lehrgedicht, gehört zur sog. Trunkenheitsliteratur, liefert Rezepte u. Regeln d. feineren u. gröberen Geselligkeit
o J. Gruter nahm das Werk in seine Delitiae poetarum Germanorum auf (Bd. 4,2)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 919, 124.
- Ersch/Gruber R. III, Bd. 1, S. 232f. (s.v. Obsopoeus; K. Ed. Förstemann)
- Killy (Wilhelm Kühlmann)



Osius, Hieronymus (?-1575)

Biographischer Abriß
- Geb. Schlotheim/Thüringen
- 1552 Magister, anschließend Dozent in Wittenberg
- 1558 Krönung zum poeta laureatus durch König Christian III. von Dänemark in Kopenhagen
- ab 1560 Lehre in Jena
- 1565-7 Rektor des Gymnasiums in Regensburg
- Rückkehr nach Jena
- 1573/4 Begleitung v. David Chytraeus in die Steiermark
- Rektor der protestantischen Landschaftsschule in Graz
- Gest. 1575 in Graz (?)

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 4. 1273-1366; Karlsruher Virtueller Katalog

- Iter Stirium. In: Nikolaus Reusner: Hodoeporicorum [...] Libri VII (Basel 1580)
- Gelegenheitsgedichte u. lateinische Versifizierungen (u.a. Auftragsarbeiten Friedrichs II. von Dänemark u. Dank f. Dichterkrönung durch König Christian III.)
- Historia belli Ditmarsici (Wittenberg 1560): in der Tradition der antiken Heldenepik gegen die freie Bauernrepublik Dithmarschen gerichtet
o O. übertrug d. Gedicht verkürzt ins Deutsche (1560)
- Phrygis Aesopi Fabulae carmine elegiaco [...] Item pugna ranarum et murium Homeri (Wittenberg 1564): nlat. Fabelliteratur u. lat. Übertragung des Pseudohomerischen "Froschmäusekriegs", die Fabeldichtung wird mit Argumenten Melanchthons gerechtfertigt

Sekundärliteratur
- Deutsches Biographisches Archiv 921, 131-134.
- Elschenbroich, Adalbert. Die dt. u. lat. Fabel in der frühen Neuzeit. Tübingen, 1990. Bd.1: 278-281. Bd. 2: 269-271.
- Wiegand, Hermann. Hodoeporica: Studien zur nlat. Reisedichtung im 16. Jh. Baden-Baden, 1984.
- Killy (Hermann Wiegand)



Pareus, David (1548-1622)

Biographischer Abriß
- Geb. 1548 in Frankenhausen/ Oberschlesien
- Besuch d. Schule in Hirschberg u. d. Amberger Gymnasiums
- Alumnus d. Sapienzkollegs in Heidelberg unter Ursinus (Mitverfasser d. Heidelberger Katechismus), dort Studium d. Philologie u. Theologie
- 1571 Prediger in Schlettenbach bei Weißenburg
- Lehrer am Pädagogium in Heidelberg
- 1573 Hemsbach
- 1577 Oggersheim, dann Winzingen bei Neustadt an der Haardt
- 2. Lehrer u. später d. Sapienzkollegs Heidelberg, berufen durch Johann Casimir
- postulierte Consensus d. Lehre beider evangelischer Kirchengemeinschaften
- 1598 Professor d. Theologie
- 1621 Einfall d. Spanier vertrieb P. aus Heidelberg nach Annweiler
- Gest. 1622 in Heidelberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Bearbeitung d. sog. Neustädter Bibel (1587)
- Auslegungen in lat. Sprache d. Heidelberger Katechismus seines Lehrers Ursinus (1600)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv I 932,4-27; II 982,351-355,366-378
- Ersch/Gruber R. III, Bd. 12, S. 28-31 (F.A. Eckstein)
- Neue Deutsche Biographie



Pincier, Johann (1556-1624)

Biographischer Abriß
- Geb. 1556 in Wetter (Hessen)
- Neffe Johannes Pinciers (1538-92): hessischer Rat u. Amtmann; Reisen nach Italien, Spanien, Frankreich, England, Niederlande; Ruf nach Marburg, Amtmann in Eppstein
- Schulbildung in Wetter
- Studium d. Medizin u. Rechtswissenschaften in Marburg u. Heidelberg
- Reise nach Polen (evtl. mehrjährige Tätigkeit als Arzt e. poln. Magnaten)
- 1581 Rückkehr aus Polen, Reise nach Italien (Besuch v. Neustetter in Kornburg, Camerarius in Nürnberg)
- 1582 Rückkehr aus Italien, Promotion in Basel
- 1584 Lehre an hoher Schule von Herborn u. Leibarzt d. Grafen Johann v. Nassau-Dillenburg u. d. Grafen v. Solms-Braunfels
- 1591, 1594, 1603 Rektor d. hohen Schule
- 1594 Übersiedlung nach Siegen (wegen Pest), baldige Rückkehr nach Herborn
- 1607 Ruf nach Marburg
- Gest. 1624 in Marburg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 5. 78-84; Karlsruher Virtueller Katalog

- Johannes Pincier (1521-91) war mit Bucer in Straßburg befreundet u. durch einige theolog. Schriften bekannt
- beliebt wg. seines anregenden Vortrages
- scharfe Beobachtung u. gewandte Darstellung d. Natur in wissenschaftl. Arbeiten

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 959, 103-112.
- Schellenberg, F.W. "Die Gelehrten-Familie Pincier." In: Allg. Nass. Schulblatt. 1856. 321f.
- Strieder, F. Grundlage zu einer Hess. Gelehrten u. Schriftsteller Geschichte. Marburg, 1797. 91.
- Zedler, Universal-Lexicon



Pontanus (eig. Spanmüller), Jacobus (1542-1626)

Biographischer Abriß
- Geb. 1542 in Brüx/ Böhmen
- Bildung im Prager Jesuitenkolleg
- 1564 Eintritt in Jesuitenorden Prag gg. Widerstand seiner Familie
- Absolvierung d. Ordensstudien in Prag
- 1566 Lehrer d. Grammatik, Rhetorik u. Poesie in Bayern (z.B. Ingolstadt)
- Professor für Grammatik, Poesie u. Rhetorik in Prag u. ab 1581 in Augsburg
- 1599 Studienordnung des Jesuitenordens beeinflußt von P. (stellte sprachl.-rhetor. über philos. u. theolog. Ausbildung)
- Gest. 1626 in Augsburg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- theologische, v.a. aber philologische Schriften
- vertrat ein an Cicero u. Vergil orientiertes Stilideal, gg. modernistische Tendenzen jüngerer Ordensbrüder
- in kommentierter Ausgabe d. Epistolographie d. Rochus Perusinus, De scribenda et rescribenda Epistola liber (Dillingen 1578), empfiehlt P. e. schlichten Briefstil
- berühmtestes Werk Progymnasmatum latinitatis, sive dialogorum volumen primum [...] De rebus litterariis. Volumen secundum [...] De morum perfectione. Volumen tertium, pars prior [...] pars posterior: De variis rerum generibus [...] (Ingolstadt 1588-94): Einblick in damaligen Sprachunterricht, enzyklopäd. Informationen d. Schülerdialoge
- Poeticarum Institutionum libri III (Ingolstadt 1594): weitverbreitet, für Schulunterricht, Wirkung erst durch Masens Palaestra eloquentiae ligatae (1654-7);
o P. verfolgt hier Ausbildung d. Beredsamkeit, für die Tragödie eher als Komödie förderlich sei (bessere Verwirklichung d. ornatus u. d. Affekterregung)
o Oft Übereinstimmungen mit Scaliger u. Viperano
o Verwendung von Allegorien
o Verknüpfung v. Nutzen u. Vergnügen in d. Pädagogik

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Blum, P. "Jacobus Pontanus S.J." In: Deutsche Dichter d. frühen Neuzeit. Hg. v. S. Füssel. 626-636.
- Deutsches Biographisches Archiv 971, 381-399.
- Killy (Franz Günter Sieveke)
- Neue Deutsche Biographie



Porsius, Heinrich (1556-1610)

Biographischer Abriß
- Geb. 1556 in Friedberg/ Wetterau
- Studium in Marburg, Wittenberg u. an einigen italienischen Akademien, dann Wien
- Professor d. Poesie in Wien
- 1585 kaiserlicher Sekretär, ungarischer Kammerrat, Abgesandter an verschiedene Höfe
- Gest. 1610 in Wien

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 5. 110-121; Karlsruher Virtueller Katalog

- Reisebeschreibung nach Konstantinopel (Narratio belli Persici) u. andere Gedichte

Sekundärliteratur
- Deutsches Biographisches Archiv I 973, 40-42.
- Wiegand, Hodoeporica



Posthius, Johannes (1537-1597)

Biographischer Abriß
- Geb. 1537 in Germersheim
- Sohn e. begüterten Germersheimer Bürgers, früh Waise
- 1554 Immatrikulation an der Universität Heidelberg
- 1555 Aufnahme in d. v. Kurfürst Friedrich II. eingerichtete Sapienzkollegium
- 1556 Baccalaureus Artium
- 1558 Magister d. Philosophie
- ab 1560 Lehrer am neubegründeten Heidelberger Pädagogium (f. klass. Studien)
- 1563-68 Studienreisen mit Unterstützung von Erasmus Neustetter nach Italien u. Montepellier, dort auch Medizinstudium
- 1567 Doktor der Medizin in Valence
- Ärztliche Praxis in Antwerpen
- Feldarzt im Heer Herzog Albas
- Ab 1569 Leibarzt des Bischofs von Würzburg
- Ab 1582 Stadtarzt von Würzburg
- Ab 1585 leitender Arzt am kurpfälzischen Hof in Heidelberg
- 1596 Zog wg. Pestepidemie in Heidelberg nach Mosbach
- Schüler von P. Lotichius Secundus, Freund v. P. Melissus u. (nach Lotichius' Tod) E. Neustetter, beeinflußt v. J. Micyllus; wenig berührt v. kirchlichen u. konfessionellen Gegensätzen d. Zeit
- Gest. 1597 in Mosbach

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 5. 122-244; Karlsruher Virtueller Katalog

- Gelegenheitsgedichte, in denen er erstmals in Deutschland Einflüsse der frz. und niederländischen Spätrenaissancedichtung (Passerat, Douza, Baudius) aufnahm, u.a. Parerga Poetica (Würzburg 1580; vorher Einzeldrucke; 21595) in 3 Büchern Elegien u. 3 Büchern gemischter Gedichte (Silvae): Reise-, Freundschafts- u. Liebeserleben e. nlat. Poeten, Leichtigkeit d. Verses
- Poesie vertritt vor Folie d. röm. u. nlat. Liebeselegie (vgl. Tibull, Catull) ein bürgerl. Gelehrten- u. Familienideal; Neigung zur Idylle u. sparsame Verwendung d. antiken mythischen Apparats erinnert an Tibull
- Lat. u. dt. Vierzeiler wg. verlegerischen Bedürfnissen für Holzschnittillustrationen zu Ovids Metamorphosen v. Virgil Solis (Frankfurt 1563) u. zu einer Ausgabe Aesopischer Fabeln (Frankfurt 1566)
- Collegii Posthimelissaei votum, hoc est ebrietatis detestatio (Frankfurt 1573)
- Evangelienperikopen in dt. Versen, inspiriert v. frz. Calvinismus
- Observationes anatomicae (1590): medizinische Schrift enthält u.a. Beschreibung der Venenklappen

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 974, 212-216.
- Wiegand, Hodoeporica
- Killy (Hermann Wiegand)
- Kühlmann, Wilhelm; Wiegand, Herrmann (Hg.). Parnassus Palatinus. Heidelberg, 1989. 71-79; 286-288.
- Neue Deutsche Biographie
- Wegele-Holstein. "Posthius." In: Allgemeine Deutsche Biographie 26: 473-7; 29: 776.
- Klaus Karrer: Johannes Posthius : (1537 - 1597) ; Verz. der Briefe und Werke mit Regesten und Posthius-Biographie, Wiesbaden 1993 (= Gratia ; 23)



Rettenpacher, Simon (1634-1706)

Biographischer Abriß
- Geb. 1634 in Aigen bei Salzburg
- Theologe aus Benediktinerorden, Dramatiker, Polyhistor, Orientalist
- Studium der Artes u. der Rechtswissenschaften in Salzburg, Rom u. Padua (Spezialisierung in Feudalrecht, auch Zuwendung zu Philosophie u. modernen Sprachen)
- 1660 Eintritt in Benediktinerorden bei Rückkehr nach Salzburg (gg. Willen v. Verwandten)
- 1661 Ordensgelübde in Kremsmünster
- 1664 Priesterweihe nach Theologiestudium in Salzburg
- Erlernen der orientalischen Sprachen, v. a. Hebräisch u. Arabisch in Rom
- Ab 1667 Leitung des Gymnasiums in Kremsmünster
- Ab 1671 Lehre von Geschichte u. Ethik u. Leitung d. Theaters als pater comicus an der Universität Salzburg
- 1676 Vorsteher der Stiftsbibliothek, Professor für biblische Sprachen u. Theaterleiter in Kremsmünster
- 1689-1705 Pfarrer von Fischlham
- Gest. 1706 in Kremsmünster

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Benediktinerdrama: Fehlen d. militanten Agitation (im Ggs. zum Jesuitendrama), Lokalkolorit
o Themen: Sünder, Sehnsucht nach Gott, verzeihender Vater
o Komische Interludien in Dramen
- Dramen: allg. menschliche Probleme, volkstümliche Elemente; Architektur, Bühnentechnik, Tanz u. Musik in Aufführungen; großer Personenapparat
- R.'s 1. erhaltenes u. gedrucktes Drama Innocentia dolo circumventa seu Demetrius (Salzburg 1672): Ehrgeiz treibt Perseus zum Mord an Bruder Demetrius; Spiegelbild d. realen Welt
- Fortsetzung Perfidia punita seu Perseus (Salzburg 1674): Strafe u. Sühne folgen konsequent aus d. Tat; Tod ist auch Chance zur Rettung (nicht nur Strafe wie bei Jesuiten)
- Spätere Dramen, wie Prudentia victrix, sive Ulysseus […] in patriam redux (Salzburg 1680): komplizierte Bühnenmaschinerie
- Hauptwerk: Jubiläumsschrift Annales monasterii Cremifanensis (Salzburg 1677) zum 900jährigen Bestehen seines Klosters, 1. wissenschaftl. Geschichte Österreichs
o 1793 Übersetzung ins Deutsche
- als Lyriker: Vorliebe f. Satire stellte ihn in Horaz-Nachfolge
o Oden: religiöser oder politischer Inhalt, z.B. Türkenkriege

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1024, 225-231.
- Killy (Franz Günter Sieveke)
- Lehner, T. Simon Rettenpacher. Wien, 1905.
- Neue Deutsche Biographie



Reusner, Nikolaus von (1545-1602)

Biographischer Abriß
- Geb. 1545 in Löwenberg/Schlesien
- Jurist, Polyhistor, Neulateinischer Dichter
- Stammt aus geachteter Gelehrtenfamilie
- Humanst. Schulbildung in Goldberg und auf dem Elisabeth-Gymnasium in Breslau
- ab 1560 medizinische, philosoph., philolog. u. mathemat. Studien in Wittenberg
- ab 1563 (v.a. juristische) Studien in Leipzig
- 1564 Rechtsstudien in Wittenberg
- 1565 Augsburger Reichstag: R. erlangt Aufmerksamkeit Kaiser Maximilians II. durch seine lat. Gedichte
- 1566 Ruf an Kaiser Maximilians II. Gymnasium Lauingen
- 1572 Rektor des Gymnasiums u. Lehrstuhl f. Jurisprudenz Lauingen
- 1582 Augsburger Reichstag
- 1583 Dr. jur. in Basel, Professor der Rechte in Straßburg
- 1589 Juristischer Lehrstuhl an der Universität Jena (zweimaliger Rektor), Beisitzer d. Hofgerichts
- 1594 Ernennung zum comes Palatinus durch Kaiser Rudolf II., Erneuerung d. Erbadels
- 1595 Entsendung an König Sigismund III. nach Krakau (Ziel: Abordnung poln. Hilfstruppen gg. d. Türken)
- Vertreter d. schlesische Gelehrtenpolitik (Silesia togata), humanistisch-gelehrter Sammler
- Austausch v. Gedichten mit Koryphäen d. internationalen Gelehrtenrepublik wie M. Schede
- Gest. 1602 in Jena

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 5. 581-818; Karlsruher Virtueller Katalog

- jurist., poet., biograph., geschichtl., rhetor., philosoph. u. naturwiss. Schriften, gekennzeichnet durch Klarheit u. Methodik
- Editionen d. humanist. Wissenskanons (willkürliche Textgestaltung): nlat. Reisedichtung(Hodoeporicorum [...] libri VII. Basel 1580.), versifizierte Rätsel (Aenigmatographia. Ffm. 1599), Kommentare zu den Devisen der röm. Kaiser (Symbolorum imperatoriorum. Ffm. 1588)
- Eigene Dichtung gesammelt in Operum pars prima […] - pars quarta (Jena 1593/4): alle Gattungen d. zeitgenössischen Gelehrtendichtung (Elegien in lat. u. griech. Sprache, griech. geistl. Heroiden im Gefolge von E. Hessus, Episches, Oden u. Epoden, »Sylvae«, Hymnen, Hendekasyllaben, Anagramme, panegyrische Gedichte, u.a.)
- Icones sive imagines virorum literis illustrium (Straßburg 1587; Neu hg. von Manfred Lemmer. Lpz. u. Gütersloh 1973): bedeutend für Gelehrtenbiographik d. Humanismus

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1025, 324-383.
- Killy (Hermann Wiegand)
- Wiegand, Hermann. Hodoeporica. Studien zur nlat. Reisedichtung […] im 16. Jh. Baden-Baden, 1984. 13-21.



Rhumel, Johann Conrad (1574-1630)

Biographischer Abriß
- Geb. 1574 in Neumark/ Oberpfalz
- Sohn d. Priesters von Nördlingen
- Besuch d. Schule in Neumark
- 1587 Studium an der Universität in Straßburg
- 1591 Magister in Jena
- 1593 Dr. med. in Tübingen; Tätigkeit als Arzt in Nördlingen
- 1595 pfälzischer Physikus in Neumark
- 1628 Nürnberg
- Gest. 1630 in Nürnberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Deutsches Biographisches Archiv 1029, 259ff.; Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 5. 837-840; Karlsruher Virtueller Katalog

Sekundärliteratur
- Deutsches Biographisches Archiv I 1029, 258-262.
- Zedler, Universal-Lexicon



Rittershausen, Konrad (1560-1613)

Biographischer Abriß
- Geb. 1560 in Braunschweig
- erster humanist. Unterricht in Braunschweig
- 1574 Errettung vor Ertrinken
- ab 1580 Studium d. Philologie u. anschließend d. Rechtswissenschaften in Helmstedt
- ab 1584 Studium in Altdorf/Nürnberg, wurde hier Anhänger d. Giphanius
- Studienreisen nach Franken, Hessen, Böhmen, Österreich, Ungarn
- 1587 wiederum in Todesgefahr bei Mainfahrt nach Frankfurt
- 1590 Übersiedlung nach Ingolstadt (folgte Giphanius)
- 1591 Promotion zum Dr. jur. in Basel und Lehre in Altdorf
- 1593 1. Heirat m. Helena Staudner, Tochter d. verstorbenen Pfarrers v. Sulzbach
- 1598 Professor der Pandekten u. reichstädtischer Ratskonsul
- 1607 Helena stirbt nach glücklicher Ehe
- 1609 2. Heirat m. Katharina Holzschuch, Tochter e. Anwalts in Bamberg
- Gest. 1613 in Altdorf bei Nürnberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 5. 843-883; Karlsruher Virtueller Katalog

- philosophische, philologische u. juristische Schriften
- Hauptwerk Ius Iustianum h.e. Novellarum expositio methodica (1605): gründlichste Darstellung d. Novellenrechts, 15 Teile, systemat. Übersicht zu jeder Materie
- außerdem Partitiones iuris feudalis (1603), Collatio legum Atticarum et Romanarum (1608)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1043, 69-117.
- Neue Deutsche Biographie



Sabinus (eig. Schuler), Georg (1508-1560)

Biographischer Abriß
- Geb. 1508 in Brandenburg
- Sohn d. angesehenen Bürgers Balthasar Schuler
- Besuch d. örtlichen Gymnasiums
- seit 1523/4 mit Melanchthon in Wittenberg befreundet
- seit 1528 Humanistenname "Sabinus" nach Ovids Freund, Amores II, 18 u. Ex Ponto IV, 16
- Reise mit Melanchthon zu Reichstagen in Speyer (1529), Augsburg (1530) u. Regensburg (1541)
- Mittelpunkt des älteren Wittenberger Dichterkreises
- 1533/4 Reise nach Italien, Dichterlorbeer, Freundschaft m. Historiker, Poet u. Philosoph Pietro Bembo
- 1536 Heirat mit Anna (14-jährige Tochter Melanchthons)
- 1538-43 Lehre der Rhetorik in Frankfurt/O.
- 1544 1. Rector perpetuus der Universität Königsberg, ernannt durch Herzog Albrecht v. Preußen
- 1547 Anna stirbt nach unglücklicher Ehe
- 1550 2. Heirat
- 1555 Rückkehr nach Frankfurt/O., da Osiandrismus-Streit u. Intoleranz in Königsberg; Professor u. kurfürstl. Rat
- 1556-9 Anteil an Verhandlungen d. Brandenburger Hohenzollern m. d. poln. Krone
- Gest. 1560 auf Rückreise aus Italien, beigesetzt in Frankfurt/O.

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 5. 920-1175; Karlsruher Virtueller Katalog

- Hodoeporicon itineris Italici (1535): Beschreibung seiner 1. Italienreise
- Breites Œuvre an Elegien, Epigrammen, Eklogen u. Hendekasyllaben: Im Mittelpunkt steht oft das Ich des Dichters
- Poemata (1558 Leipzig): großes Reisegedicht (s.o.: Sehenswürdigkeiten, Erlebnisse), Zeitgeschichtliches (z.B. ad Turcas, Karl V., nationale Allegorik, Academica), 2 Bücher Caesares Germanici
- Elegia: 6 Bücher seit 1530 (ad Petrum Bembum; Amatoria an Anna; Lobgedichte an vornehme Gönner; Zeitereignisse, z.B. Türkenkrieg)
- Epigramme: Grabinschriften, Sinnsprüche, Wortwitze
- Poet. Normen in De carminibus ad veterum imitationem artificiose componendis praecepta bona et utilia (1551): Ermahnung zu Überlegung u. Sorgfalt, Bestimmung der in d. Poesie zu vermeidenden Wortarten u. Wendungen
- 6 Elegien-Bücher, Epigrammata u. Hendecasyllabi in Gruters Delitiae poetarum Germanorum (Bd. 5, Ffm., S. 920-1176)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1072, 174-177.
- Wiegand, Hodoeporica
- Killy (Reinhard Düchting)
- Kühlmann
- Neue Deutsche Biographie



Schede, Paulus Melissus (1539-1602)

Leben: Geboren am 20.12.1539 in Mellrichstadt (Unterfranken); als Dichter nannte Paul Schede sich Melissus; Studium in Jena, 1559 Kantor in Königsberg/Ufr., 1561-1567 in Wien, wo er 1564 durch Kaiser Ferdinand I. zum Poeta laureatus gekrönt wurde. Es folgten längere Aufenthalte in Frankreich (1567/68), Genf (1568-1571, dort durch den Calvinismus geprägt), Heidelberg (1571-1577, Übersetzung des Hugenottenpsalters), Italien (1577-1580, 1579 Ernennung zum Comes Palatinus mit der Berechtigung, Dichterkrönungen vorzunehmen), Nürnberg (1580-1584), wieder Paris (1584/85) und London (1585/86). Ab 1586 Leiter der Bibliotheca Palatina in Heidelberg. 1593 Eheschließung. Galt um 1600 als führender lateinischer Dichter Deutschlands. Gestorben am 3.2.1602 in Heidelberg.

Werke (in Auswahl): Di Psalmen Davids in Teutische gesangreymen ... gebracht, 1572.- Schediasmata poetica, 1574.- Schediasmatum reliquiae, 1575.- Schediasmata poetica, secundo edita multo auctiora. Pars 1-3, 1586.- Odae Palatinae, 1588.- Meletematum piorum libri 8 [u.a.], 1595.

Literatur (in Auswahl): Killy 10, S. 167-169.- Humanismus im deutschen Südwesten, S. 239-263 (E. Schäfer).- Füssel (Hg.), S. 545-560 (E. Schäfer).- Parnassus Palatinus, S. 82-105.- Humanistische Lyrik, S. 753-861, 1395-1483.- E. Schäfer: Deutscher Horaz, 1976.- E. Schäfer: Die "Dornen" des Paulus Melissus, in: Humanistica Lovaniensia 22 (1973), S. 217-255, - Ole Kongsted, Kronborg motetterne : tilegnet Frederik II og Dronning Sophie 1582 ; udgivet i anledning af Hendes Majestaet Dronning Margrethe II's halvtredsºarsdag 16.4.1990 / [de tre anonyme motetter med Joachim Pömers tekst er udg. i facs. med transskription og efterskrift af Ole Kongsted], [Kopenhagen] 1990 (Ermittelter Textverf.: Paul Schede).

Zur vorliegenden Edition: Mit der zweiten, erweiterten Ausgabe der Schediasmata poetica (Paris, 1586) und der Edition der Meletemata pia (nebst kleineren Werkgruppen; Frankfurt/M., 1595) geben wir die vom Autor selbst besorgten, so gut wie fehlerfrei gedruckten Sammelausgaben seiner Gedichte wieder.

Aspekte des poetischen Werks: Melissus ist einer der wenigen Humanisten, die sich der Poesie nicht nur in ihrer Jugend und danach in ihren "Nebenstunden" widmeten, sondern sie zu ihrem Beruf machten. Er vereinte große Formkunst mit gelehrtem Wissen und verband den poetischen Lobpreis der Großen der politischen und gelehrten Welt mit dem Ausdruck einer eigenwilligen, selbstbewußten Dichterpersönlichkeit. Obwohl entschiedener Calvinist, vermied er konfessionelle Polemik. Er orientierte sich nicht nur an lateinischen Vorbildern, sondern auch an der italienischen (Petrarkismus) und französischen (Pléiade) Lyrik. Die Schediasmata poetica (²1586, drei Teile: Oden, Elegien, Epigramme) präsentieren die zumeist an namhafte Personen gerichteten Gedichte in chronologischer Folge und spiegeln so die Peregrinatio des Dichters durch europäische Kulturzentren wider. Mit den Meletemata pia von 1595 wollte Melissus den Anfang einer mehrbändigen Publikation seiner noch nicht erschienenen Gedichte machen. Dazu ist es jedoch nicht gekommen. Die dritte von ihm vorbereitete Sammlung, "Acanthae" (Dornen) in 36 (!) Büchern, ist als druckfertiges Manuskript verlorengegangen. Nur wenige Einzelstücke davon sind in autographer Zweitschrift erhalten.

 



Schöpper, Jakob (1512/16-1554)

Biographischer Abriß
- Geb. 1512/16 in Dortmunder Patriziertum
- einflußreicher Prediger an St. Peter u. St. Marien in Dortmund (mind. seit 1544)
- (Religions-) Lehrer u. Seelsorger am Archigymnasium Dortmund
- Gest. 1554 in Dortmund

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- rege Nachwirkung d. lat. Dramen (1544-53), Erstlingswerk Ectrachelistes sive Ioannes decollatus (1546 gedruckt) m. lebhaftem Dialog u. guter Charakteristik
- 6 biblische Schuldramen, geschrieben für seine Schüler, z.B. Voluptatis ac virtutis pugna (1546), Tentatus Abrahamus (1551)
- Vorbilder: Plautus, Terenz, humanist. Dramatiker Oberdeutschlands u. d. Niederlande (v.a. Makropedius u. S. Birck); Talent f. Schauspieldichtung, aber Mißverhältnis zw. Kunstgattung u. Schulzweck;
- Stil: gutes u. rhetorisch ambitioniertes Latein (zu Lasten v. Metrik u. dramat. Dialog)
- außerdem: Catechismus brevis et catholicus (1548, 21549, dt. 1562); Katechismuspredigten in Institutio christiana (Hg. V. Lambach. Köln, 1561)
- Dt. Synonymik (Synonyma. Dortmund, 1550.)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1135, 110.
- Killy (Robert Stupperich)
- Ursula Olschewski, Erneuerung der Kirche durch Bildung und Belehrung des Volkes : der Beitrag des Dortmunder Humanisten Jacob Schoepper zur Formung der Frömmigkeit in der frühen Neuzeit, Münster 1999 (= Reformationsgeschichtliche Studien und Texte ; 141).



Schopper, Hartmann (1542 - nach 1595)

Biographischer Abriß
- Geb. 1542 in Neumarkt/Oberpfalz (nennt sich selbst "Novoforensis Noricus")
- wenig Kenntnis von seinem weiteren Leben
- ca. 1547 bereits Verfassung v. elegischen Gedichten
- 1563 Frankfurt: Kontakt mit Drucker S. Feyerabend
- ab Frühjahr 1566 Teilnahme am Krieg gg. die Türken, lernt Kaiser Maximilian II. kennen
- Spätherbst 1566 Rückkehr nach Frankfurt wg. Krankheit
- Gest. nach 1595

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 5. 1437-1662; Karlsruher Virtueller Katalog

- Übertragung dt. Werke in die Gelehrtensprache Latein
- Opus poeticum de admirabili fallacia et astutia vulpeculae Reinikes (Frankfurt/M. 1567, unter Speculum vitae aulicae; de admirabili fallacia et astutia vulpeculae Reinikes libri quatuor; nunc primum ex idiomate Germanico Latinitate donati ... auctore Hartmanno Schoppero. 1574/5/9, 1584, 1595): Reinike Fuchs in 4-hebigen Jamben mit S.s Argumenta u. Commentaria für jedes Kapitel, auch moral. Betrachtungen und Kritik an kath. Kirche; gewidmet dem protestantenfreundl. Kaiser Maximilian II.
o Technae aulicae: lat.-dt. Kurzfassung (Frankfurt/M. 1588) mit ausschließlich S.s argumenta
o Text ohne Kommentar in Gruters Delitiae poetarum Germanorum (Bd. 5, Frankfurt/M. 1612); engl. Übertragung der S.schen Fassun in Reinard the Forx. The crafty courtier (London 1706)
- Außerdem: Panoplia, omnium illiberalium, mechanicarum aut sedentariarum artium genera continens (gedr. 1568/74), Carminum liber unus (Frankfurt/M. 1568), Tractatus de artibus mechanicis, Übersetzung d. Sprüche Salomonis in lat. Versen

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1135, 106-109.
- Killy (Christine Mundhenk)



Schurtzfleisch, Konrad Samuel; auch Sarcmasius, Eubulus Theodatus, Labro a Verasio (1641-1708)

Biographischer Abriß
- Geb. 1641 in Korbach
- Sohn eines Schulrektors
- Studium der Theologie und der Artes in Gießen
- Ab 1661 Studium in Wittenberg
- 1664 Magister d. Philosophie
- Lehre an der Universität
- 1666 Übernahme des Rektorats seines Vaters, aber erzwungener Rücktritt wg. Heterodoxie
- 1667 als Hofmeister mit Schülern in Leipzig
- mehrere Professuren in Wittenberg
- 1680 Professur d. Eloquenz
- 1680/1 wg. Pest Bibliothekreisen nach Holland, England, Italien u. Wien; seine reichhaltige Bibliothek gelangte nach Weimar
- 1691 2. Reise nach Italien
- Gest. 1708 in Wittenberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Geschichtswerke nehmen d. 1. Platz seiner literarischen Tätigkeit ein, z.B. Fortsetzung d. Sleidan (1669-76), Untersuchungen d. alten u. christl. Zeit (1699)
- Iudicia de novissimis prudentiae civilis scriptoribus (Wittenberg 1669): satir. Kritik von 15 berühmten Autoren der Jurisprudenz u. Politik (z.B. Conring, Boecler, Cyriacus Lentulus, u.a.), Stellungnahme für Pufendorf

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1155, 267-290.
- Killy (Herbert Jaumann)



Schwalbach, Johann Georg (? - nach 1637)

Biographischer Abriß
- stammt aus Würzburg
- 1614-18 Lehrer am Gymnasium in Speyer, dann Konrektor in Oettingen
- 1625 Konrektor d. Gymnasiums Speyer
- 1634 Rektor in Worms
- Gest. in Worms nach 1637

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Antipater. Tragoedia nova desumpta ex Josephi Antiquitatum Judaicarum libr. 16 et 17 (1617): lat. Schuldrama, beeinflußt v. Straßburger akadem. Theater
- Pelecanographia : epos sacrum de incarnato et circumciso verbo divino. (1614): Epos über d. Geburt Christi
- Tractatus de ciconiis, gruibus et hirundinibus eorumque hybernaculis (1630)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1157, 307-308.
- Jäger, G. Schulprogramm von Speyer. 1835.
- Remling, F. Der Retscher in Speyer. 1859. 29.



Seckerwitz, Johannes (um 1530-1583)

Biographischer Abriß
- Geb. um 1530 in Breslau
- Studien in Wittenberg
- 1556-8 Professor der Poetik u. Geschichte in Tübingen, Günstling d. württembergischen Herzogs
- erzwungener Rücktritt nach Übergriff gg. einen Studenten
- 1574 Professor der Poetik an der Universität Greifswald
- Gest. 1583 in Greifswald

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 6. 79-111; Karlsruher Virtueller Katalog

- elegische Dichtungen in lat. Sprache: Stoffe d. AT
- Kasualgedichte, Danaidum libri IV (Stettin 1581) mit Huldigungsgedichten an Frederik II. von Dänemark, dän. Staatsmänner u. Gelehrte, wie Tycho Brahe; Kenntnis d. dän. Zustände
- Pomeraneidum libri quinque (Greifswald 1582) in Hexametern u. Distichen (Feier pommerscher Fürsten u. Angehöriger der Ritterschaft), Höhepunkt: epische Schilderung d. Pilgerfahrt Herzog Bogislaws X. ins Heilige Land von 1497
- Ephemeris Christiana piarum precum in singulos dies hebdomadae distributarum (Stettin 1583): Versifizierung von Gebeten J. Avenarius'
- Querela Germaniae de bellis civilibus (1533)
o Wurde neben anderen Gedichten in Gruters Delitiae poetarum Germanorum (Bd. 6, Frankfurt/M. 1612) aufgenommen

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie (s.v. "Seckervitz")
- Deutsches Biographisches Archiv I 1167, 460-464.
- Killy (Hermann Wiegand)



Selnecker, Nikolaus (1530-1592)

Biographischer Abriß
- Geb. 1530 in Hersbruck
- Sohn des Hersbrucker Stadtschreibers
- Ab 1542 Organist in Burgkapelle zu Nürnberg
- Ab 1549 Studium d. Theologie in Wittenberg
- 1558-62 zweiter Hofprediger in Dresden auf Empfehlung seines Lehrers Melanchthon
- 1562 Professur in Jena
- 1564 Entlassung
- 1565 Professor der Theologie in Jena, verläßt die Stelle aber nach 2 Jahren wg. theologischer Auseinandersetzungen
- 1568 Professur, Pfarrstelle und Position des Superintendenten an Thomaskirche in Leipzig, übertragen durch Kurfürst August von Sachsen
- 1570 Hofprediger u. Kirchenreformator in Braunschweig u. Oldenburg, Leiter d. Leipziger Thomanerchores
- 1571 Beteiligung an d. Gründung d. Universität Helmstedt, Beurlaubung nach Braunschweig-Wolfenbüttel
- 1573 Einführung einer lutherischen Kirchenordnung in Oldenburg
- 1574 Rückkehr nach Leipzig, Mitglied d. Torgauer Glaubensgerichtes
- 1576 Beteiligung am Theologenkonvent Torgau, Herausgabe d. "Torgischen Buches"
- 1577 Reise durch sächs.-ernestinischen Fürstentümer, um Unterzeichnung d. neuen Lehrform zu erzwingen)
- 1580 Durchsetzung d. Entlassung d. Amtsbruders u. Nebenbuhlers J. Andrea
- 1589 Superintendent in Hildesheim
- ab 1591 Leipzig
- Gest. 1592 in Leipzig

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- (175) theologisch-polemische Schriften auf Dt. u. Lt., auch Gesangbuchtexte: Beiträge zu seiner Lebensgeschichte u. Charakteristik, Schilderungen d. Zeitverhältnisse, d. Zustände d. Volkes u. d. protest. Kirche, z.B. Commentarius in Genesin (Leipzig 1569), Formula concordiae (Leipzig 1582)
- Mitverfasser der Konkordienformel
- Lat. Schuldrama: Teophania: comoedia nova de primorum parentum conditione (Wittenberg 1560)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1175, 87-131.
- Killy
- Neue Deutsche Biographie
- Guido Fuchs, Psalmdeutung im Lied : die Interpretation der "Feinde" bei Nikolaus Selnecker (1530 - 1592), Göttingen 1993 (= Veröffentlichungen zur Liturgik, Hymnologie und theologischen Kirchenmusikforschung ; 25).



Siber, Adam (1516-1584):

Biographischer Abriß
- Geb. 1516 in Schönau bei Zwickau
- aus Familie Böhmischer Brüder, früh Waise
- Besuch d. Zwickauer Gymnasiums
- Studium und Lehre in Sachsen (Zwickau, ab 1527 Annaberg, Kantor in Schneeberg)
- Ab 1536 Studien in Wittenberg: trifft Jonas, Bugenhagen, Cruciger, Luther u. Melanchthon
- Ab 1537 Schuldienst in Freiberg
- Ab 1539 Konrektor, ab 1541 Leitung d. lateinischen Schule, daneben philosophische u. naturwissenschaftliche Studien
- Fortführung d. Studien in Leipzig
- 1540 Heirat mit Anna Heinemann, Stieftochter seines Freundes Valentin Hertel
- Arbeiten im Dienste Agricolas in Chemnitz
- Rektor der Parochialschule in Halle
- Rektor d. lateinischen Schule in Chemnitz
- 1550 1. Rektor an der 3. sächsischen Fürstenschule zu Grimma
- Einfluß auf Kirchen- u. Schulordnung d. Kurfürstentums Sachsen (S.s Chemnitzer Schulordnung wurde Grundlage für Kirchenordnung bzgl. d. Fürstenschulen)
- 1555 Heirat mit Anna Fues, Tochter d. Chemnitzer Superintendenten
- 1579 Teilnahme am Torgauer Reformationstag
- Lehrer und Freund Georg Fabricius
- Gest. 1584 Grimma

Schriftstellerische Tätigkeit
- Vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 6. 117-186; Vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Lyrik in Proseuchon, Eucharistion, Epinicion, Aeolostichon u. Hierostichon (über Loci u. Historien des AT u. NT); Poemata sacra enthalten auch eine poetische Version des Hohenlieds in acht Cantica.
- Elogia auf zeitgenöss. Gelehrte in Icones sive Imagines virorum literis illustrium (Straßburg 1587) des Nikolaus Reusner
- Poemata: am umfangreichsten; enthalten Widmungen an Freunde u. fürstl. Gönner, bibl. Stoffe, Wiederspiegelung v. Empfindungen, Ereignisse in engerem u. weiterem Vaterlande, in Kirche u. Schule; Erlebnisse im Amt, in der Familie u. im Freundeskreis
- Herausgabe d. Gedichte d. J. Stigelius (Jena 1577), sächs. Herzögen gewidmet
- Schriften über Erziehung u. Unterricht geben Einblick in seine pädagogischen Anschauungen u. damalige Praxis, z.B. Libellus Scholasticus (Leipzig 1572)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1181, 157-159.
- Killy (Reinhard Düchting) - Bärbel Schäfer: Johannes Stigelius' poetische Invektiven gegen Vertreter der römischen Kirche, Magisterarb. Marburg 1994.



Sommersberg, Friedrich Wilhelm v. (1698-1756)

Biographischer Abriß
- Geb. 1698 in Breslau
- Sohn e. Kaufmanns
- Besuch d. Elisabeth-Gymnasiums Breslau
- 1716-19 Studium in Leipzig
- 1719 Heirat mit Anna Katharina Schirr in Wien
- 1720 fürstl. ölsnischer Regierungsrat
- 1723 Mitglied d. Breslauer Rats
- 1725 Adelsprädikat
- 1740 Kämmerer v. Breslau
- 1747 Bürgermeister v. Breslau
- Gest. 1756 in Breslau

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Das glückselige Schlesien (1719): dt. Epos in Alexandrinern
- Silesia ante Piastum: Carmen epicum: elaboratum antea, iam recognitum et auctum (Vratislava 1720): versifizierte Urgeschichte Schlesiens v. Ariovist, Marbod, Arminius ausgehend; Verherrlichung d. Vereinigung d. Quaden u. Sklaven zu e. Volk; poln. Sagengeschichte v. Lech bis Popiel u. Piast in Claudianischer Manier
- Regnum Vannianum antiquam Silesiam complectens (1722): Urgeschichte Schlesiens
- Tabulae Genealogicae ducum Superioris et Inferioris Silesiae (1723)
- Hauptwerk Scriptorum rerum Silesiacarum (1729/30/32)
- Sammlung schlesischer Rechte (1750)
- Schlechter Ruf als Autor: lediglich gereimte Gedichte; flüchtige Geschichtswerke, aber Verdienst der Sammlungen

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1194, 117-121-
- Zedler, Universal-Lexicon (s.v. "Sommer v. Sommersberg")



Stigelius, Johannes (1515-1562)

Biographischer Abriß
- Protestantischer Neulateiner; neben G. Sabinus Mittelpunkt d. älteren Wittenberger Dichterkreises
- Geb. 1515 in Gotha (daher: Gothanus)
- Sohn e. Schulmeisters
- Besuch d. Gothaer Lateinschule
- Seit 1531 Studium in Wittenberg, angezogen vom Ruf Luthers u. Melanchthons
- 1535 m. Melanchthon u.a. Wittenbergern wg. Pest Übersiedlung nach Jena
- ab 1535 Briefwechsel mit Freund Melanchthon
- 1542 Magister in Wittenberg
- Altsprachliche Studien u. ab 1543 Professor poesis inWittenberg
o Daneben auch Studium d. Astronomie, Physik u. Medizin
- 1537 Besuch d. Schmalkaldener Konvents m. kursächs. Kanzler Franz Burckhardt
- 1539 Reise nach England mit kursächs. Kanzler Franz Burckhardt zur Begleitung d. Anna v. Kleve zu ihrer Hochzeit m. Heinrich VIII. v. England
- 1541 Regensburger Reichstag
- ab 1543 Professor für Poesie in Wittenberg
- ab 1548 Leitung d. neugegründeten Gymnasiums in Jena
- Gest. 1562 in Jena

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- 8 Bücher Poemata (hg. 1566-69), 9. Buch (1572): unvollständige Gedichtsammlung
- lit. Gattungen: Versifikationen v. Psalmen u. d. Kathechismus; christl. Eklogen u. Fasti; Übersetzungen u. interpretatio christiana antiker Mythen; Epitaphien, autobiograph. Bekenntnisse, Naturkundliches
- Rückgriff auf Erbe d. christl. Spätantike u. d. lat. Hymnentradition
- Stil: Bevorzugung von Distichen
- Themen: Kaiser Karl V. u. d. Reich, Schmalkalden u. d. Reformation

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1228, 217-220.
- Killy (Reinhard Düchting)
- Kühlmann, Humanistische Lyrik
- Schäfer, Bärbel. J.S.' poetische Invektiven gegen Vertreter der römischen Kirche. Magisterarbeit. Marburg, 1994.



Stymmelius (Stummel, Stumelius), Christopherus (1525-1588)

Biographischer Abriß
- Geb. 1525 in Frankfurt/O.
- Schuldramatiker
- 2. Sohn e. wohlhabenden Kaufmanns u. Senators
- 1546 Magister (Universität Frankfurt/O.)
- 1551-ca.53 Weitere Bildung in Wittenberg um Melanchthon
- Verschiedene Lehr- u. Pfarrstellen (Beeskow, Lübbenau, Crossen)
- 1555 Doktor d. Theologie
- 1556 Pastor an Marienkirche u. Professor d. kurfürstl. Pädagogiums Stettin
- 1561 Berater d. Räte v. Herzog Barnim XI.
- 1566 Rückkehr zu früherer Stellung in Stettin
o Als Prediger vertrat S. im Konflikt um Kryptocalvinismus luth. Standpunkt
- Gest. 1588 in Stettin

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 6. 609-613; Karlsruher Virtueller Katalog

- bedeutendstes Stück Studentes. Comoedia de vita studiosorum (1545 geschr., 1548 Frankfurt/O. gedruckt): dem Acolastus des Gnapheus nachgebildet, schildert Liederlichkeit d. damaligen Studentenlebens
- Themen: didakt. Panorama d. bürgerl. Arbeitsmoral (widersprechender Lebensführung im Freiraum d. Universität); Kämpfe m. Handwerksgesellen, d. Stadtwache u. d. Bürgerschaft
- Gattung: (realist. wirkende) Milieustudie, dramaturgische Elemente d. röm. Komödie (Chöre in Bibeldrama Isaac immolandus. Comoedia sacra (1576/7) )
- Zweites Werk Iudicium Paridis
- Letzte lat. Komödie De immolatione Isaac (1576/7): Anlehnung an bibl. Erzählung, derb-komische Stellen

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1247, 403-404.
- Killy (Wilhelm Kühlmann)



Taubmann, Friedrich (1565-1613)

Biographischer Abriß
- Geb. 1565 in Wonsees
- Neulateinischer Dichter, klassischer Philologe
- Sohn e. Schusters u. späteren Ortsvorstehers
- Ab 1578 Schulbildung in Kulmbach
- Ab 1582 Heilsbrunner Fürstenschule
- Verdienst des Lebensunterhaltes mehr und mehr durch lat. Gedichte
- Ab 1590 Gesellschafter auf fränkischen Adelsgütern
- 1592 Krönung zum Dichter durch M. Schede
- ab 1592 Lateinstudium in Wittenberg
- 1595 gg. Widerstände der Fakultät Professur für Poesie
- 1596 Heirat mit Elisabeth Matthäus
- 1601//12 Dekan
- 1608 Prorektor
- bedeutender Ruf als Lehrer, aber seine Editionen neulateinischer Autoren wurden kritisiert
- gg. strengen Ciceronianismus (wie auch Lipsius)
- Tätigkeit als "Kurzweiliger Rat" d. sächs. Hofes begründet seinen Nachruhm, aber auch Vorwurf, Würde seines Amtes als Universitätsprofessor verletzt zu haben
- Gest. 1613 in Wittenberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 6. 616-673; Karlsruher Virtueller Katalog

- Melodaesia sive Epulum Musaeum (Leipzig 1597) enthält Iuvenilia u. spätere Arbeiten; Gönnern F.W. v. Sachsen u. G.F. v. Brandenburg-Ansbach gewidmet
- Geistliches Epos Bellum Angelicum, satirische Kleinepen (z.B. Martinalia), ein Fastnachtsgedicht (Bacchanalia), eine Frauensatire (Gynaeceum poeticum)
- Schediasmata poetica (Wittenberg 1604): geistl., panegyr. u. epigrammat. Dichtungen
- Schediasmata poetica innovata (1610)
- Periodische Universitätsschriften, z.B. Programmata, zeigen T.s gewandtes Latein
- Gelegenheitsgedichte, Anekdoten, pointierte witzige Aussprüche, Scherzgedichte (z.B. in Taubmannia ab 1702)
- Stil: Archaismen, Neologismen, poet. Lizenzen (T.s Lieblingsautor war Plautus); abwechslungsreiche Metren (Hexameter, Distichen, horazische u. freiere Maße)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1257, 340-354.
- Killy (Hermann Wiegand)
- Kühlmann, Wilhelm. Gelehrtenrepublik und Fürstenstaat. Tübingen, 1982.



Taurellus, Nicolaus (1547-1606)

Biographischer Abriß
- Geb. 1547 in Mömpelgard
- Sohn des Stadtschreibers von Mömpelgard, protestantische Familie in bescheidenen Verhältnissen
- Name evtl. Latinisierung von "Öchslein"
- Studium der Theologie u. Philosophie in Tübingen, ermöglicht durch Unterstützung des Herzogs Christoph von Württemberg
- 1565 Magister der Philosophie
- 1570 Promotion des Medizinstudiums in Basel
- ab ca. 1572 Lehre der Medizin in Basel
- 1576 Lehrstuhl für Ethik in Basel
- vor 1578 Heirat mit Katharina Aeschenberger
- 1580 Professor der Medizin in Altdorf
- 1598 Tod der Ehefrau
- 1599 Heirat mit Ursula Haller von Hallerstein, Tochter des Nürnberger Senators
- Gest. 1606 an der Pest in Altdorf

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- zahlreiche philosophische Abhandlungen, z. B. Fortsetzung von Ansätzen Melanchthons in Philosophiae triumphus (1573), De Vita et Morte Libellus (1586), Auseinandersetzung mit der aristotelischen Metaphysik Synopsis Aristotelis Metaphysices ad normam Christianae religionis emendatae et completae (1596), biblisch fundierte Ethik in Emblemata physico-ethica (1595, 21602)
- Medicae Praedictionis Methodus (1581):medizinisches Werk, in dem er auch die Anhänger der duplex veritas angreift
- Alpes Caesae (1597): große Streitschrift gegen Caesalpins Quaestiones Peripateticae
- Kosmologia (1603): Auseinandersetzung mit Piccolomini
- Uranologia (1603)
- Hauptwerk De rerum aeternitate (1604)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1257, 448-457.
- Killy (Wolfgang Harms)
- Stefan Folaron, Listy Nikolaja Taurellusa : (1547 - 1606) ; czasy - ludzie - obyczaje, Wyd. 1. Cz¸estochowa 1993.



Velius (Vehelins), Caspar Ursinus (Bernhard?) (1493-1539)

Biographischer Abriß
- Geb. 1493 in Schweidnitz/ Schlesien
- "Velius" nach altröm. Stadtviertel Velia
- 1505 Immatrikulation in Krakau
- 1508 lehrte als Schüler v. Rhagius Aesticampianus in Leipzig
- 1511 mit Bischof Matthäus Lang nach Italien
- 1512-14 Rom im Literatenkreis d. Johannes Göritz (sodalitas Coritiana), Abschluß der Studien
- 1515 Preßburg-Wiener Fürstenkongreß, Mitglied d. Sodalitas Collimitiana
- 1517 Krönung zum Dichter durch Kaiser Maximilian I.
- 1518 Kanoniker in Breslau, Tätigkeit ermöglichte ihm Weiterstudium in Wien
- 1521 Verließ Wien wg. e. Pestepidemie, ging nach Basel u. traf Erasmus v. Rotterdam
- 1522 2. Romreise
- 1524 Rhetoriklehrstuhl in Wien
- ab 1526 Hofhistoriograph u. 1531 Prinzenerzieher bei König Ferdinand I.
- Gest. 1539 in Wien (evtl. Selbstmord wg. Querelen mit Ehefrau)

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 6. 992-1044; Karlsruher Virtueller Katalog

- Poematum libri quinque (Basel 1522, zuvor Einzeldrucke): panegyr. Gedichte (auf Gönner, habsburg. Kaiserhaus, Vorbilder wie Erasmus
o Sodalitatis Collimitianae Invitatio: Einblick in Freundeskreis d. Wiener Humanisten
o Religiöse Gedichte für Schutzheiligen Österreichs (hl. Leopold)
o Übertragung griech. Epigramme ins Lateinische
- Kleine Gedichtsammlung (Wien 1524): u.a. Beschreibung einer Reise von Basel nach Wien in Briefgedicht an Erasmus
- Historiographisches Hauptwerk: Geschichte Ferdinands I. (erst 1762 wurde ein Bruchteil davon in Wien gedruckt)
- Monosticha u. Disticha über Könige Roms, Helden d. republikan. Zeit, poet. Kaiserporträts bis in V.s Epoche

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie (s.v. "Ursinus, Kasper Velius")
- Deutsches Biographisches Archiv 1298, 249-250.
- Wiegand, Hodoeporica
- Killy (Hermann Wiegand)
- Kühlmann, Humanistische Lyrik



Virdung, Michael (1575-1637)

Biographischer Abriß
- Geb. 1575 in Kitzingen
- Sohn d. Ratsherren Matthäus Virdung zu Kitzingen
- Studium d. Rechts, d. Politik, Poesie u. Geschichte in Straßburg, Jena, evtl. Heidelberg
- 1597 Krönung zum poeta laureatus durch Jenaer Jurist u. Humanist N. Reusner
- Erzieher bei dem Freiherrn Sigismund v. Smirziz für 2 Jahre
- ab 1605 lehrte V. Beredsamkeit u. Geschichte, ab 1624 Politik in Altdorf
- 1606 Heirat mit Margaretha Lehner
- 1619 Rektor d. Universität Nürnberg
- Gest. 1637 in Altdorf

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 6. 895-915; Karlsruher Virtueller Katalog

- Dramen: Saulus (Jena 1595), Brutus (Jena 1596), Thrasea (in Tragoedia 1609)
- Vorbilder: griechische Tragiker u. Seneca (weniger Terenz)
- Handlung beschränkt auf max. 27 kleinformatige Seiten
- Themen v. Saulus u. Brutus: Monologe d. Feinde d. Helden, Selbstmord d. Helden nach verlorener Schlacht, versöhnlicher Schluß durch Edelmut d. triumphierenden Gegners
- Ausdruck: wirkt oft gesucht u. schwülstig
- Thrasea: Held (röm. Senator) widersetzt sich Nero, der ihn zum Tode verurteilt; Held begeht Selbstmord; enthält christliche Anschauungen über die Unsterblichkeit
- kleine poetische Epistel u. Epigramme zum Lob seiner Gönner u. Freunde, wie Reusner, P. Melissus, J. Gruter, u.a.
- außerdem: Oratio de concordia (Altdorf 1611), Alexander novantiquus (Altdorf 1633), Argentorati (1617)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1308, 400-412.
- Killy (Markus Mollitor)



Weitenauer, Ignaz Frhr. von, (1709-1783)

Biographischer Abriß
- Geb. 1709 in Ingolstadt
- entstammte einer vom Kurfürsten Max Josef von Bayern 1700 geadelten Familie
- Lehrer u. Dramendichter
- Erste Studien in Ingolstadt
- 1724 Eintritt in Jesuitenorden
- Lehre an verschiedenen bayrischen Kollegien
- 1753 Magister der Philosophie in Innsbruck
- 1754-1773 Professor für Griechisch und Hebräisch an der Universität Innsbruck
- 1773 Aufhebung des Jesuitenordens
- Sprachgenie
- Förderte die dt. Sprache an d. Jesuitenschulen in Süddeutschland
- Verfaßte Geschichtswerke zur oberdt. Ordensprovinz, übersetzte aus dem Frz.
- nach Aufhebung d. Ordens Bibliothekar in Salmansweiler (heute: Salem)
- Gest. 1798 in Salmansweiler

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- wichtige theolog. Werke, z.B. Bibellexikon, hebräisch-chaldäisch-syrisches Lexikon, Kommentare zur Hl. Schrift; eine lat. Bibel (Biblia sacra utriusque testamenti e linguis primaevis ad mentem vulgatae sensu literali dilucide explicata, 1773), Liber Psalmorum ex hebraicis graecisque fontibus ad mentem vulgatae et latini sermonis consuetudine explicatus (1787), eine dt. Bibel mit Anmerkungen (Biblia sacra oder die heilige Schrift mit Anmerkungen versehen, 1799)
- Hexaglotton geminum (2. Bde., Augsburg/Freiburg i. Br. 1762): legt Methode dar, andere Fremdsprachen leicht zu erschließen
- Subsidia eloquentiae sacrae (19 Bde., Augsburg 1764-9): Standardwerk der Homiletik
- Übersetzungen von AT u. NT (1778)
- Singspiele u. Dramen f. Schultheater

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1348, 151-174.
- Duhr, Bernhard. Geschichte d. Jesuiten […]. Bd. 4,2. München, 1928. 21f., 84, 120ff.
- Killy (Hans Pörnbacher)



Westonia, Elisabeth Johanna von, (1582-1612)

Bibliographischer Abriß
- Geb. 1582 in London
- enstammte angebl. altadligem Geschlecht der Grafschaft Surrey
- Familie hatte England Ende der 1580er Jahre unter Verlust des Eigentums wg. ungeklärter Affären des Vaters, evtl. auch wg. kath. Glaubens verlassen müssen; Auswanderung über Frankreich u. Italien nach Böhmen
- Protektion durch Rudolph Kaiser II., gelehrte Freunde u. Magnaten Peter Wok von Rosenberg
- bis 1597/8 Brüx, dann Prag
- Böhm. Späthumanismus
- Galt als "miraculum" ihrer Zeit: kultiviert, gelehrt, mehrsprachig erzogen
- Daher namhafte Freunde, wie J. Scaliger, J. Lipsius, P. Schede Melissus, O. Croll
- 1601 erhielt poetischen Lorbeerkranz durch Schede Melissus
- Gest. 1612 in Prag

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- gängiger Formenkanon: (bissige) Epigramme, Episteln, Oden, geistl. Elegien, äsopische Fabeln in Versen u. moral. Distichen
- autograph. Elemente (Vergleich ihres Lebens mit dem des exilierten Ovid)
- Parthenicôn Elisabethae Joannae Westoniae, Virginis nobilissimae, poetriae florentissimae, linguarum plurimarum peritissimae, opera ac studio G. Mart. À Baldhoven, Sil. collectus (1606): zumeist Distichen,
- Gedichte: Typogra[p]hia, De et pro Typographis, Meditatio cum gratiarum actione in diem natalium salvatoris nostri, De nomine Jesu

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Binns, J.W. Intellectual Culture in Elizabethan […] England. Liverpool, 1990. 110-114.
- Deutsches Biographisches Archiv 1358. 390-396.
- Killy (Wilhelm Kühlmann)



Wichgreve, Albert (um 1575-1619)

Biographischer Abriß
- Geb. um 1575 in Hamburg
- Sohn e. Predigers
- Ab 1691 Studium d. Theologie u. Philologie in Rostock, Helmstadt u. Wittenberg
- Magister d. Philosophie in Wittenberg
- Gekrönter Poet von Hamburg
- Ab 1597 Privatdozent in Rostock
- 1602 Rektor zu Pritzwalck/ Mark Brandenburg
- Heirat m. Elisabeth Chemnitz, Tochter e. Ratsherrn
- 1605 Pfarrer in Allermöhe bei Hamburg
- Gest. 1619 in Allermöhe

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Hauptwerk Komödie Cornelius relegatus (Rostock 1600; Übersetzung ins Deutsche 1603): Beobachtung d. akadem. Lebens; Vorbild für J. Schochs Prosakomödie (1657), f. Jakob v.d. Heyden u. Petrus Rollos
- alle Schriften bis auf e. niederdeutsche Predigt in lateinischer Sprache
- Vielzahl d. Werke lassen auf frühe Anerkennung schließen
- viele Leichen- u. Hochzeitsgedichte; weitere Themen: Sätze d. Aristoteles, Heiligenverehrung, Cäsars Leben
- vertraut m. antiker u. humanistischer Enkomienliteratur, zitiert deutsche Humoristen (Sachs, Wickram, Frey, etc.)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1362.175-181.
- Schmidt, E. Komödien vom Studentenleben. 1880. 10.
- Zedler, Universal-Lexicon (s.v. "Wichgrevius")



Widebram/ Widebrandus, Friedrich (1532-1585) - Protestantischer Theologe u. neulat. Dichter

Biographischer Abriß
- Geb. 1532 in Pößneck/Vogtland
- Protestantischer Theologe u. neulateinischer Dichter
- Schulbesuch in Pößneck, Naumburg u. Eisenach
- Studium in Jena u. Wittenberg
- 1555 Magister
- 1557 Gymnasialdirektor in Zerbst
- 1559 Gymnasialdirektor in Eisenach
- Ab 1563 Professor der lat. Sprache u. Dialektik in Jena
- 1569 Pfarrer, dann Generalsuperintendent in Wittenberg
- 1570 Doktor der Theologie
- 1574 auf Torgauer Konvent inhaftiert u. 3 Jahre verbannt wg. angebl. Kryptocalvinismus; Beteiligung an Reformation d. Grafschaft Katzenelnbogen
- 1577 Inspektor u. Pfarrer in Dietz, reformierte Dietz u. später Grafschaft v. Solms-Braunfels, entfernte "papistische" Reste aus Kirchen, setzte Schulen, Presbyterien u. Predigerkonvente ein
- 1579 Reise nach Bremen zur Schlichtung von Pastorenstreitigkeiten
- 1584 Ruf als kurfürstlicher Kirchenrat nach Heidelberg von Johann Casimir
- Gest. 1585 Heidelberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 6. 1065-1116; Karlsruher Virtueller Katalog

- frühere lat. Dichtung W.s bietet kulturhistorisch interessante Stoffe:
- Depositio Scholastica in lat. Hexametern (Wittenberg 1569): akadem. Brauch d. "Reinigung" d. akadem. Grünschnabels von Überresten des vorakadem. Lebens
- Palamaedia (u.a. in Caspar Dornaus Amphitheatrum sapientiae. Hanau, 1619): Lehrgedicht, Lob d. Strohs
- Febris (u.a. in Iohannes Dinckels De origine, causis ritus, qui depositio appellatur. Magdeburg, 1682): Beschreibung e. Schlaraffenlandes
- Hodoeporicon exilii: Reise von Naumburg nach Nürnberg zeigt W. als Gottesstreiter wider Satan
- Hauptwerk: Poematum liber primus (Heidelberg 1601): u.a. Elegien auf Christi Geburt, versifizierte Gebete u. Auseinandersetzungen mit Haft u. Verbannung

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1363.175-190 (auch Auszug aus Lebensskizzen Jenaer Professoren, Anhalt'schem Schriftsteller Lexikon 1830), Lebensbeschreibungen v. Wittenbergschen Theologen)
- Grynaeus, Iacob: Oratio de vita et morte […] Friderici Widebrami. Heidelberg, 1585.
- Wiegand, Hermann. Hodoeporica: Studien zur nlat. Reisedichtung im 16. Jh. Baden-Baden, 1984.

- Killy (Hermann Wiegand)



Widl, Adam SJ (1639-1710)

Biographischer Abriß
- Geb. 1639 in München
- Neulateinischer Dichter u. Hagiograph
- 1656 Eintritt in Gesellschaft Jesu
- Lehre an Jesuitengymnasium in Hall/Tirol (u.a. 1663) und Eichstätt
- 1676 Direktor d. Jesuitengymnasiums in Regensburg, 1680 in Konstanz
- Prediger v.a. in Altötting u. Ebersberg (17 Jahre lang)
- Habsburgtreuer Reichspatriot, der gg. Alamodewesen u. Ausländerei kämpfte
- Gest. 1710 in Ebersberg

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- poet. u. oratorische Kausalschriften
- Lyricorum libri III. Epodon liber unus: lat. Lyrik im Stil des Horaz, steht in Tradition d. antiken Lyrik u. der großen neulateinischen Jesuitendichter (der 1. Hälfte d. 17. Jh.)
- In Lyrik: Erziehungsprogramm für seine jugendl. Zöglinge
- Viele Gedichte sind Maria (Patronin Bayerns) oder Heiligen aus eigenem Orden gewidmet
- Vita B. Iddae Taggenburgicae (Konstanz 1685): Lebensbeschreibung der Ida v. Tockenburg in Prosa u. Versen
- Divus Sebastianus Ebersbergae Boiorum propitius (München 1688)

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv 1463, 175-190.
- Duhr, Bernhard. Geschichte d. Jesuiten. Bd. 3. München, 1921.
- Killy (Hermann Wiegand)



Ziegler, Hieronymus (um 1514-1562) - Humanist, Schuldramatiker

Biographischer Abriß
- Geb. 1514 in Rothenburg o. d. T.
- Studium in Ingolstadt, 1534 Magister
- 1535-40/ 1542-48 Lehrer am St.-Anna-Gymnasium in Augsburg
- 1540-42 Lehrer der Philosophie an der Universität Ingolstadt
- 1548 Rektor der Poetenschule in München in Nachfolge Christoph Brunos
- 1554 Professur für Dichtkunst an der Universität Ingolstadt
- Gest. 1562 in Ingolstadt

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Publikation zahlreicher Werke als Herausgeber, Übersetzer u. Dichter
- (Schul-) Dramen meist bibl. Inhalts; Rededramen
- Z.s Figuren sind oft Sprachrohr des Autors
- Aufführungsbedingungen nicht immer klar; nicht alle Dramen Z.s eigneten sich für die Schulaufführung
- Stil: meist gewandt, pathetischer Ausdruck u. rhetorische Gemeinplätze, aber auch ungeschickte Charakterzeichnung
- Einfluß d. allegorisierenden Niederländers Zovitius

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv I 1411.136-141.
- Killy (Markus Mollitor)



Zovitius, Jacobus (1512-?)

Biographischer Abriß
- Geb. 1512 in Drieschor auf d. Insel Schouwen
- Lehre in Hoogstraten
- 1539/40 Leiter d. lateinischen Schule in Breda
- Stätte d. akadem. Bildung unbekannt; sein Lehrer: Zacharus am Conventiculum Jesuanum in Zierikzee
- Bekennender Katholik
- Todesdatum unbekannt

Schriftstellerische Tätigkeit
- Zur Primärliteratur vgl. Karlsruher Virtueller Katalog

- Biblisches Schauspiel Ruth (1533)
- Vorbilder f. 3 lateinische
- Dramatisierung der neutestamentlichen Parabel vom guten Hirten: beeinflußte Jakob Schöpper u. Hieronymus Ziegler
- Heiteres Schauspiel Didaskalus: verfolgt Aufgabe, den verachteten Schulmeisterstand zu rechtfertigen

Sekundärliteratur
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Deutsches Biographisches Archiv I 1419, 13
- Zedler, Universal-Lexicon (s.v. "Zovitius, Jacob")



Zuber, Matthaeus (1570-1623)

Biographischer Abriß
- Geb. 1570 in Neuburg/Donau
- Empfehlung an Pfalzgraf Philipp Ludwig aufgrund besonderer Fähigkeiten
- Besuch d. Gymnasiums in Lauingen/Donau
- Stipendium von Pfalzgraf Philipp Ludwig für Studium in Wittenberg
- Reise nach Frankreich und in andere Länder
- Lehrer der Poesie am Gymnasium in Sulzbach
- 1619 Entlassung wegen Trunksucht
- Präceptor an der Bürgerschule zu Nürnberg
- Gest. 1623.

Schriftstellerische Tätigkeit
- Primärliteratur: vgl. Delitiae Poetarum Germanorum Bd. 6. 1202-1213; Karlsruher Virtueller Katalog

- Verfasste vor allem Epigramme, die an Personen seines Umfelds gerichtet sind

Sekundärliteratur
- Deutsches Biographisches Archiv 1419, 253-6.
- Zedler, Universal-Lexicon



Stand: Januar 2004

Allgemeines über die CAMENA-Kurzbiographien